Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Der Text in 50 Kapiteln
mit Vorrrede und Gebet Sirachs im Anhang (Kapitel 51)
Neue Übersetzung in der Lutherbibel von 2017
Der Text des Buchs Jesus Sirach wurde für die Ausgabe 2017 aus dem griechischen Quelltext neu übersetzt. Diese Übersetzung weicht von der bisherigen Textgestalt aller Lutherbibeln bis 2016 (letzte Revision 1984) ab.
Die roten Versnummern gelten für alle Ausgaben bis 2017.
Nr. | Textstelle alte Zählung | Textstelle neue Zählung | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel X. | |||
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5 - 23 |
II. WEISHEIT UND TORHEIT
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1 | 9,24-25 | 10,1-23 | |
2 | 10,6-22 | 10,6-18 | |
3 | 10,23-34 | 10,19-31 | |
4 | 11,7-9 | 11,7-9 |
🕮
Kapiteleinteilung nach der Ausgabe von 1545,
Angabe der Textstelle nach der alten Zählweise (bis 2017).
Vergleichend angegeben die neue Zählweise ab der Ausgabe 2017.
[183b]
924
Die Verse 9,24-25 bilden in dieser Ausgabe den Anfang des Kapitels X. (10).
DAs werck lobet den Meiſter / vnd einen weiſen Fürſten ſeine Hendel. 25Es iſt ein fehrlich ding mit einem Regiment / vmb einen Schwetzer / Vnd ein jecher Weſſcher wird zu ſchanden.
(Jecher)
Der vol ratens / klügels vnd ſchreiens iſt / vnd alles geweſch ſein mus ſein.
101
Beginn des Kapitels 10 nach heutiger Zählweise!
1EIn weiſer Regent iſt ſtrenge / vnd wo ein verſtendige Oberkeit iſt / da gehet es ordenlich zu. 2Wie der Regent iſt / ſo ſind auch ſeine Amptleute. Wie der Rat iſt / ſo ſind auch die Bürger. 3Ein wüſter König / verderbet Land vnd Leute / Wenn aber die Gewaltigen klug ſind / ſo gedeiet die Stad.
4DAs Regiment auff Erden / ſtehet in Gottes handen / der ſelbige gibt jr zu zeiten einen tüchtigen Regenten. 5Es ſtehet in Gottes handen / das einem Regenten gerate / der ſelbe gibt jm einen löblichen * Cantzler.
REche nicht zu genaw alle miſſethat / vnd küle dein mütlin nicht / wenn du ſtraffen ſolt. 7Den Hoffertigen iſt beide Gott vnd die Welt feind / Denn ſie handeln fur allen beiden vnecht.
8VMb gewalt / vnrecht vnd Geitzes willen / kompt ein Königreich von einem Volck auffs ander.
9WAs erhebet ſich die arme Erde vnd Aſſche? 10Iſt er doch ein eitel ſchendlicher Kot / weil er noch lebet. 11Vnd wenn der Artzt ſchon lange dran flickt / 12ſo gehets doch entlich alſo / Heute König / morgen Tod. 13Vnd wenn der Menſch tod iſt / ſo freſſen jn die Schlangen vnd Würme.
14DA kompt alle Hoffart her / wenn ein Menſch von Gott abfellet / vnd ſein Hertz von ſeinem Schepffer weichet. 15Vnd hoffart treibet zu allen ſünden / Vnd wer darin ſteckt / der richtet viel grewel an.
(Abfellet)
Das iſt / Gottes wort veracht.
16DArumb hat der HERR allezeit den Hohmut geſchendet / vnd endlich geſtürtzet. 17Gott hat die hoffertigen Fürſten vom Stuel herunter geworffen / vnd Demütige drauff geſetzt. 18Gott hat der ſtoltzen Heiden wurtzel ausgerot / vnd Demütige an jre ſtet gepflantzet. 19Gott hat der Heiden land vmbkeret / vnd zu grund verderbet / 20Er hat ſie verdorren laſſen / vnd verſtöret / vnd jren Namen vertilget auff Erden.
21DAs die Leute hoffertig vnd grimmig ſind / das iſt von Gott nicht ge-
[183b | 184a]
Jeſus Syracĥ. C. X.
CLXXXIIII.
ſchaffen. 22Der Menſch iſt nicht böſe geſchaffen /
23Sondern welcher Gott fürchtet der wird mit ehren beſtehen. Welcher aber Gottes Gebot vbertrit / Der wird zu ſchanden.
24VNd die ſo Gott fürchten / halten jren Regenten in ehren / Darumb behütet er ſie.
25ES ſol ſich beide der Reiche vnd Arme / der Groſſe vnd Kleine keines andern rhümen / denn das ſie Gott fürchten.
26ES taug gar nichts / Das man einen Armen verſtendigen verſchmehe / Vnd einen reichen Gottloſen ehre.
27FVrſten / Herrn vnd Regenten ſind in groſſen ehren / Aber ſo gros ſind ſie nicht / als der ſo Gott fürchtet.
28EInem weiſen Knecht mus der Herr dienen / Vnd ein vernünfftiger Herr murret nicht drumb.
29STehe nicht auff deinem eigen Kopff / in deinem Ampt / Vnd mache dich nicht Stoltz / wenn man dein darff.
30ES iſt beſſer / das einer ſeines Thuns warte / dabey er gedeiet / Denn ſich viel vermeſſen / vnd dabey ein Betler bleibe.
31MEin Kind / In widerwertigkeit ſey getroſt / vnd trotze auff dein Ampt / 32Denn wer an ſeinem ampt verzagt / wer wil dem helffen? Vnd wer wil den bey ehren erhalten / der ſein Ampt ſelbs vnehret?
33DEr Arme wird geehret vmb ſeiner Klugheit willen / vnd der Reiche vmb ſeiner Güter willen. 34Iſt aber die Klugheit löblich an einem Armen / Wie viel mehr an einem reichen? Vnd was einem Reichen vbel anſtehet / das ſtehet viel mehr dem Armen vbel an.
111
Beginn des Kapitels 11 nach heutiger Zählweise!
Pſal. 113.
1DIe Weisheit des geringen bringet jn zu ehren / Vnd ſetzet jn bey die Fürſten.
2DV ſolt niemand rhümen vmb ſeines groſſen Anſehens willen / Noch jemand verachten / vmb ſeines geringen Anſehens willen. 3Denn die Biene iſt ein kleins Vögelin / vnd gibt doch die allerſüſſeſte Frucht.
4ERheb dich nicht deiner Kleider / vnd ſey nicht ſtoltz in deinen ehren / Denn der HERR iſt wünderbarlich in ſeinen wercken / vnd niemand weis / was er thun wil. 5Viel Tyrannen haben müſſen herunter auff die Erden ſitzen / Vnd iſt dem die Kron auffgeſetzt / auff den man nicht gedacht hette. 6Viel groſſer Herrn ſind zu boden gangen / vnd gewaltige Könige ſind andern in die hende komen.
(Ehren)
Wenn du in deiner Maieſtet vnd Gewalt prangen muſt.
7VErdamne niemand / ehe du die Sache zuuor erkenneſt / Erkenne es zuuor / vnd ſtraffe es denn.
8DV ſolt nicht vrteilen / ehe du die Sache höreſt / Vnd las die Leute zuuor ausreden.
9MEnge dich nicht in frembde Sache / Vnd ſitze nicht bey vnrechtem vrteil.
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Syrach. | Das Buch Jeſus Syrach.Biblia Vulgata:
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