Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Alte Zählung: Sir 13,1-32; 14,1-2
Der Text in 50 Kapiteln
mit Vorrrede und Gebet Sirachs im Anhang (Kapitel 51)
Nr. | Textstelle alte Zählung | Textstelle neue Zählung | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel XIII. | |||
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5 - 23 |
II. WEISHEIT UND TORHEIT
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1 | 13,1-29 | 13,1-23 | |
2 | 13,30 - 14,2 | 13,24 - 14,2 |
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Kapiteleinteilung nach der Ausgabe von 1545 (römische Zahlen),
Angabe der Textstelle nach der alten Zählweise (bis 2017)
und der neuen Zählweise ab der Ausgabe der Lutherbibel von 2017.
[185a]
WEr Pech angreifft / der beſudelt ſich damit / Vnd wer ſich geſellet zum Hoffertigen / der lernet hoffart.
2 [2]GEſelle dich nicht zum Gewaltigen vnd Reichen / Du ledeſt ſonſt eine ſchwere Laſt auff dich. [3]Was ſol dir der jrdene Topff / bey dem ehrne Topff? Denn wo ſie an einander ſtoſſen / So zubricht er.
3 [4]DEr reiche thut vnrecht / Vnd trotzt noch dazu / Aber der Arme mus leiden / vnd da zu dancken. 4 [5]So lange du jm nütz biſt / brauchet er dein / Aber wenn du nicht mehr kanſt / ſo leſſt er dich faren. 5 [6]Weil du haſt / ſo zeret er mit dir / vnd bekümmert jn nichts / das du verdirbeſt. 6 [7]Wenn er dein bedarff / Kan er dich fein effen / vnd lechelt dich an / verheiſſt dir viel / vnd gibt dir die beſten wort / vnd ſpricht / bedarffſtu etwas? 7 [8]Vnd ledet dich ein mal oder drey zu gaſt betrieglich / Bis er dich vmb das deine bringe / vnd ſpotte dein zu letzt. [9]Vnd wenn er gleich deine Not ſihet / leſſt er dich doch faren / vnd ſchüttelt den Kopff vber dich. 8 [10]Darumb ſihe zu / das dich deine einfeltigkeit nicht betriege / [11]vnd in vnglück bringe.
9 [12]WEnn dich ein Gewaltiger wil zu ſich ziehen / ſo wegere dich / ſo wird er dich deſte mehr zu jm ziehen. 10 [13]Dringe dich nicht ſelbs zu jm / Das du nicht verſtoſſen werdeſt / Fleuchs auch nicht zu ſeer / das man dich zur not brauchen künde. 11 [14]Were dich nicht / ſo er dir etwas befilhet / Aber verlas dich nicht drauff das er dir ſeer gemein iſt. Denn er verſucht dich damit / vnd mit ſeinen freundlichen geberden holet er dich aus. 12 [15]Wenn er vngnedig wird / ſo bleibets nicht bey ſolchen freundlichen worten / [16]vnd ſchertzet nicht mit ſtraffen vnd gefengnis. 13 [17]Darumb hüte dich / vnd ſihe dich wol fur / [18]du lebeſt in groſſer fahr. 14-15+
16 [19]EJn jglich Thier helt ſich zu ſeines gleichen / [20]So ſol ein jglich Menſch ſich geſellen zu ſeines gleichen. 17 [21]Es iſt eben als wenn ſich der Wolff zum Schaf geſellet / wenn ein Gottloſer ſich zum Fromen geſellet. 18 [22]Wie Hyena mit dem Hunde ſich geſellet / Alſo auch der Reiche mit dem Armen. 19 [23]Wie der Lew das wild friſſt in der heide / So freſſen die Reichen die Armen. 20 [24]Wie dem Hoffertigen vnwerd iſt / was gering iſt / Alſo iſt der Arme dem Reichen auch vnwerd. 21 [25]Wenn der Reiche fallen wil / ſo helffen jm ſeine Freunde auff / Wenn der Arme fellet / ſtoſſen jn auch ſeine Freunde zu boden. 22 [26]Wenn ein Reicher nicht recht gethan hat / ſo ſind viel die jm vberhelffen / Wenn er ſich mit worten vergriffen hat / ſo mus mans laſſen recht ſein. [27]Wenn aber ein Armer nicht recht gethan hat / ſo kan mans auffmutzen / Vnd wenn er gleich weislich redet / So findets doch keine ſtat. 23 [28]Wenn der Reiche redet / ſo ſchweiget jederman / vnd ſein wort hebt man in den Himel / [29]Wenn aber der Arme redet / ſo ſpricht man / Wer iſt der? Vnd ſo er feilet / ſo mus er her halten.
Hyena iſt ein
Thier in Egypten das lernt einen Hund ruffen bey ſeinem namen / wie ein Menſch / vnd friſſet jn.
24 [30]REichthum iſt wol gut / wenn man es on ſünde brauchet / Aber armut des Gottloſen leret jn viel böſes reden.
[185a | 185b]
Das Bucĥ C․ XIIII.
25 [31]WAs einer im ſinn hat / das ſihet man jm an den augen an / es ſey guts oder böſes / 26 [32]Hat er guts im ſinn / ſo ſihet er frölich auff. Wer aber mit heimlichen tücken vmbgehet / Kan nicht ruge dafur haben.
14
Beginn des Kapitels 14 nach heutiger Zählweise!
1 [1]WOl dem / der nicht böſen Rat gibt / Vnd dauon nicht böſe Gewiſſen hat.
2 [2]WOl dem / der kein böſe Gewiſſen hat / Vnd ſeine zuuerſicht jm nicht empfallen iſt.
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Es liegen zwei verschiedene Verszählungen vor. Die erste Zahl ist die Versnummer, die dem Text in der Lutherbibel ab der Ausgabe 2017 entspricht.
Die zweite Zahl in eckigen Klammern [] zeigt die Verszählung in den Lutherbibeln bis 2017.
Für die Ausgabe der Lutherbibel 2017 wurden die Apokryphen völlig neu übersetzt, und zwar auf der Grundlage des Textes, der in altgriechischer Sprache geschriebenen Septuaginta (enthält den Text des Alten Testaments, entstanden in der Zeit zwischen ca. 250 v. Chr. und 100 n. Chr.)
Der hier vorliegende Text der Apokryphen aus der Lutherbibel 1545 wurde von Luthers Assistenten angefertigt. Sie nuzten dafür ausschließlich die lateinische Übersetzung des Alten Testaments, die der Kirchenvater Hieronymus (347 bis 420 n. Chr.) besorgt hatte. Dieser Text, die Vulgata, wurde ab 392 n. Chr. veröffentlicht.
Die Texte der apokryphen Schriften älterer Lutherbibeln und der Lutherbibel 2017 unterscheiden sich daher. Die Unterschiede fallen an vielen Stellen nur gering, an anderen hingegen sehr stark aus.
Dies beeinflußt unmittelbar auch die Zählung der Verse, die nun an die Zählung anderer moderner Bibelausgaben angepasst ist.
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Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
Syrach. | Das Buch Jeſus Syrach.Biblia Vulgata:
Anm.: An vielen Stellen benutzt Luther die Abkürzung Eccl. gemäß den lateinischen Bibeln. | Das Buch Jesus Sirach Das Buch Jesus Sirach Ecclasiasticus | Sir Sir Sir |
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Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
Eine ausführliche Übersicht zu den Apokryphen des Alten Testaments der Lutherbibel von 1545.