Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Der Text in 50 Kapiteln
mit Vorrrede und Gebet Sirachs im Anhang (Kapitel 51)
Neue Übersetzung in der Lutherbibel von 2017
Der Text des Buchs Jesus Sirach wurde für die Ausgabe 2017 aus dem griechischen Quelltext neu übersetzt. Diese Übersetzung weicht von der bisherigen Textgestalt aller Lutherbibeln bis 2016 (letzte Revision 1984) ab.
Die roten Versnummern gelten für alle Ausgaben bis 2017.
Nr. | Textstelle alte Zählung | Textstelle neue Zählung | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel IIII. | |||
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1 - 4 |
I. WEISHEIT UND GOTTESFURCHT
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1 | 3,31-34 | 3,29-31 | |
2 | 4,12-22 | 4,11-19 | |
3 | 4,23-36 | 4,20-31 |
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Kapiteleinteilung nach der Ausgabe von 1545,
Angabe der Textstelle nach der alten Zählweise (bis 2017).
Vergleichend angegeben die neue Zählweise ab der Ausgabe 2017.
[181a]
331
Die Verse 3,31-34 bilden in dieser Ausgabe den Anfang des Kapitels IIII. (4).
EIn vernünfftig Menſch lernet Gottes wort gern / 32Vnd wer die Weisheit lieb hat / der höret gerne zu.
WIe das Waſſer ein brennend fewr leſſcht / Alſo tilget das Almoſen die Sünde / 34Vnd der oberſt Vergelter / wirds hernachmals gedencken / vnd wird jn im vnfal erhalten.
41
Beginn des Kapitels 4 nach heutiger Zählweise.
1LIebes Kind / Las den Armen nicht not leiden / Vnd ſey nicht hart gegen dem Dürfftigen. 2Verachte den Hungerigen nicht / vnd betrübe den Dürfftigen nicht in ſeiner armut. 3Einem betrübten Hertzen mache nicht mehr leides / Vnd verzeug die gabe dem Dürfftigen nicht. 4Die bitte des Elenden ſchlahe nicht ab / Vnd wende dein angeſichte nicht von dem Armen. 5Wende deine augen nicht von dem Dürfftigen / Auff das er nicht vber dich klage / 6Denn der jn gemacht hat / erhöret ſein Gebet / wenn er mit trawrigem hertzen vber dich klaget.
SEy nicht zenckiſch fur Gericht / vnd halte den Richter in ehren. 8Höre den Armen gerne / vnd antworte jm freundlich vnd ſanfft. 9Errette den / dem gewalt geſchicht / von dem / der jm vnrecht thut / Vnd ſey vnerſchrocken / wenn du vrteilen ſolt. 10Halt dich gegen die Waiſen wie ein Vater / vnd gegen jre Mutter wie ein Hausherr / 11So wirſtu ſein / wie ein Son des allerhöheſten / vnd er wird dich lieber haben / denn dich deine Mutter hat.
DIe Weisheit erhöhet jre kinder / vnd nimpt die auff / die ſie ſuchen. 13Wer ſie lieb hat / der hat das Leben lieb / Vnd wer ſie vleiſſig ſuchet / wird groſſe Freude haben. 14Wer feſt an jr helt / der wird groſſe Ehre erlangen / Vnd was er furnimpt / da wird der HERR glücke zu geben. 15Wer Gottes wort ehret / der thut den rechten Gottesdienſt / Vnd wer es lieb hat / den hat der HERR auch lieb. 16Wer der Weisheit gehorchet / der kan ander Leute leren / Vnd wer ſich zu jr helt / der wird ſicher wonen. 17Wer on falſch iſt / der wird ſie er-
Weisheit.
[181a | 181b]
Das Bucĥ C. IIII.
langen / Vnd ſeine Nachkomen werden gedeien. 18Vnd ob ſie zum erſten ſich anders gegen jm ſtellet / 19vnd macht jm angſt vnd bange / vnd prüfet jn mit jrer Ruten / vnd verſucht jn mit jrer Züchtigung / bis ſie befindet / das er on falſch ſey / 20So wird ſie denn wider zu jm komen auff dem rechten wege / vnd jn erfrewen / 21vnd wird jm offenbaren jr geheimnis. 22Wo er aber falſch befunden wird / wird ſie jn verlaſſen das er verderben mus.
LIebes Kind / Brauch der zeit / vnd hüte dich fur vnrechter Sache / 24Vnd ſcheme dich nicht fur deine Seele das Recht zu bekennen. 25Denn man kan ſich ſo ſchemen / das man ſünde dran thut / Vnd kan ſich auch alſo ſchemen / das man gnade vnd ehre dauon hat. 26Las dich keine Perſon bewegen dir zum ſchaden / noch erſchrecken dir zum verderben / 27Sondern bekenne das Recht frey / 28wenn man den Leuten helffen ſol / 29Denn durch bekentnis wird die Warheit vnd das Recht offenbar.
Man ſol dem Gerechten beyſtehen vnd kein fahr da fur ſchewen.
30REde nicht wider die a Warheit / ſondern las den hohn vber dich gehen / wo du in der ſachen gefeilet haſt / 31Scheme dich nicht zubekennen / wo du gefeilet haſt / vnd ſtrebe nicht wider den ſtrom.
32DIene einem Narren in ſeiner Sache nicht / vnd ſihe ſeine gewalt nicht an / 33Sondern verteidige die Warheit bis in tod / So wird Gott der HERR fur dich ſtreiten.
34SEy nicht wie die / ſo ſich mit hohen worten b erbieten / Vnd thun doch gar nichts dazu.
35SEy nicht ein Lew in deinem Hauſe / Vnd nicht ein Wüterich gegen dein Geſinde.
36DEine Hand ſol nicht auffgethan ſein / jmer zu nemen / Vnd zugeſchloſſen nimer c zu geben.
a
Das thun die nicht / ſo in jrem jrthum oder vnrecht vberwunden vmb ſchande willen nicht weichen wöllen / Sondern narren jmer fort / vnd dienet jmer ein Narr dem andern.
b
(Erbieten)
Zum erſten wöllen ſie dem Recht beyſtehen / mit leib etc. Aber hernach ſinds gute wort etc.
c
(Zu gehen)
Das ſind die kargen Hausherrn / die jr Geſinde vbertreiben / vnd wenig eſſen vnd Lohn geben.
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Die Verse 11,30-35 bilden in dieser Ausgabe den Anfang des Kapitels XII. (12).
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Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
Syrach. | Das Buch Jeſus Syrach.Biblia Vulgata:
Anm.: An vielen Stellen benutzt Luther die Abkürzung Eccl. gemäß den lateinischen Bibeln. | Das Buch Jesus Sirach Das Buch Jesus Sirach Ecclasiasticus | Sir Sir Sir |
Deut. | Das fünfte Buch Moſe. | Das fünfte Buch Moses (Deuteronomium) Deuteronomium 5. Buch Mose | 5. Mose Dtn 5Mos |
Tob. | Das Buch Tobie. | Das Buch Tobias Das Buch Tobit
| Tob Tob Tob |
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Eine ausführliche Übersicht zu den Apokryphen des Alten Testaments der Lutherbibel von 1545.