Luthers Vorreden, wie sie in der Lutherbibel von 1545 zu finden sind, fehlen in nahezu allen neueren Ausgaben der Lutherbibeln. In der Jubiläumsausgabe der Lutherbibel 2017 (erschienen im Herbst 2016) sind im Anhang einige wenige Zitate aus den zahlreichen Vorreden Luthers aufgeführt. Nur die Vorrede zum Neuen Testament ist dort vollständig abgedruckt, allerdings wurde sie in gegenwärtiges Deutsch übertragen. Wer Luthers Vorreden in Buchform ungekürzt lesen möchte, ist nach wie vor auf Nachdrucke der Lutherbibeln von 1534 und 1545 angewiesen.
Selbstverständlich: Die Vorreden gehören nicht zum Textumfang der Bibel. Sie sind »Sondergut« des Dr. Martin Luther.
Sie sind dazu gedacht, dem Leser kleine Einführungen zu bieten, die das Verständnis des Textes erleichtern sollen. Insbesondere geht es darum, den besprochenen Text in den evangelischen Glauben und in die christliche Lehre einzuordnen.
Dabei spiegeln sie natürlich Luthers Denkweise, seine Theologie und sein Verständnis von Evangelisch. Sie gehören in seine Zeit, was Wortwahl und Sachbezüge an etlichen Stellen belegen. Sie sollen die Leser des 16. Jahrhunderts ansprechen. Dennoch erscheinen viele Texte und Aussagen fast zeitlos und können dem heutigen Leser gut von Nutzen sein, wenn sie kritisch mit dem nötigen Abstand zur Zeit Luthers zu lesen sind.
Aus diesen Gründen erscheinen sie uns besonders interessant, zumal Luther trotz seiner nahezu unbändigen Schreibwut nie eigenständige, systematische Einführungen in die Bibel oder in Teilen daraus verfasst hatte.
Als eigenständige Gattung innerhalb der Lutherbibel von 1545 haben wir die Vorreden hier zusammengestellt (soweit sie bei uns publiziert sind), um dem Leser die Übersicht über die verfügbaren Texte und den schnellen Zugriff auf sie zu ermöglichen.
Luther erklärt die Bedeutung des Alten Testaments und der Gesetze Mose. Diese Schriften seien für Christen sehr nützlich zu lesen, nicht zuletzt deshalb, weil Jesus, Petrus und Paulus mehrfach daraus zitieren.
Luther schätzte den Psalter als Sammlung vieler Stücke, die beispielhaft von Glauben und vom Leben Gläubiger erzählen. Viele Stellen weisen auf Christus hin und prophezeien sein Kommen.
Luther widmet den Prophetenbüchern eine umfangreiche Vorrede. Diese Bücher seien reich an Predigten und Beispielen für christliches Leben, und sie weissagen die Ankunft Christi.
Luthers sieht als Thema des Buches Hiob das Gottesbild unter dem Eindruck von Leid, Schmerz und Trauer. Sind Zweifel an Gott, sind Unmut und Zorn gerechtfertigt?
Luther umreißt die Inhalte der drei Bücher Salomo: Das Buch der Sprüche (Proverbia) ist eine Sammlung von Stücken über gute Werke, das Buch Prediger (Kohelet) ist ein Trostbuch und das Buch Hohelied ein Lobgesang.
Für Luther ist das Buch Jesaja ein Werk voller tröstlicher und herzlicher Sprüche, das allerdings nicht leicht zu verstehen sei und aus seiner Zeit heraus interpretiert werden müsse.
Luther erklärt, wie Jeremia als Bote auftritt, der Strafe und Zorn, aber auch die Erlösung verkündet. Er weissage auch über Christus, den Erlöser.
Luthers Vorrede auf Daniel ist die umfangreichste Vorrede. Darin beschäftigt er sich mit den vier Weltreichen. Er sieht im letzten König vor der Wiederkunft Christi den Papst und erklärt ihn zum »Endechrist«.
Luther erklärt, dass Hosea leidenschaftlich gegen die Abgötterei im Land predigt. Doch sein zweites großes Thema sind die Weissagungen über den kommenden Christus und sein Reich.
Joel sei ein klagender Prophet. Aus seiner Schrift zitierte Petrus am Pfingsttag in Jerusalem in seiner Predigt, die erste, die nach Jesu Tod in der christlichen Gemeinschaft gehalten wurde.
Amos richtet sich gegen Ungläubigkeit und Verderbtheit und weissagt am Ende des letzten Kapitels, so Luther, von Christus und seinem Reich.
Luther erläutert die Hintergründe, die Anlass für Obadjas Prophezeiungen waren. Er unterstreicht die Weissagung des kommenden Reichs Christi, die sich nicht auf Israel beschränkt, sondern alle Völker betrifft.
Luther ordnet die Person Jona abweichend von der Tradition der Kirche seit Hieronymus neu ein. Die Geschichte sei ein gutes Beispiel für Verkündigung, Glauben und Barmherzigkeit.
Luther sieht in Michas Reden einerseits die Ankündigung von Strafen für das Fehlverhalten des Volks, andererseits die Prophezeiung des kommenden Christus und dessen Reich.
Luther ordnet Nahum historisch in die Zeit um Jesaja ein. Der »Tröster« weissagt gegen Ninive, und er tröstet das Volk Israel, das unter den Assyrern Salmanasser und Sanherib zu leiden hatte.
Für Luther ist Habakuk ein Trostprophet, der mit seinen Weissagungen seine Hörer und Leser geradezu in die Arme nimmt und sie angesichts der schlimmen Zustände tröstet.
Luther sieht in Zefanja einen Propheten, der in der Zeit Jeremias wirkt und deutlich gegen Judäa und die Nachbarländer wettert. Aber Zefanja weissagt auch über Christus wie kaum ein anderer Prophet.
Luther sieht in Haggai einen der Propheten, die Christus, den jüngsten Tag, und das kommende Reich Christi weissagen.
Luther hält Sacharja für einen Propheten, der in der Zeit nach der Babyloni-schen Gefangenschaft viele tröstende Visionen sowie freundliche Aussprüche liefert.
Luther erläutert, wie Maleachi über Christus weissagt, wie er gegen die Knausrigkeit wettert, wie er Priester bekämpft, die ihr Amt missbrauchen, und wie er gegen Unterdrückung in der Ehe spricht.
Luther sieht in diesem Buch kein Geschichtswerk, sondern einen Roman bzw. ein Theaterstück.
Luther erklärt die Autorenschaft, den Inhalt und die Botschaften des Buchs. Es sei eine Auslegung des ersten Gebots und es appelliere an Gottesfurcht und Gottvertrauen.
Luther vermutet den Ursprung des Buchs in einem Schauspiel oder Theaterstück. Er stellt die Personen vor und erklärt ihre Rollen. Für Christen sieht er einen gewissen Nutzen.
Luther gibt dem Buch Ecclesiaticus den Namen Jesus Sirach. Es sei eine Sammlung von Inhalten aus Büchern, deren Ursprung zwischen Griechenland und Ägypten läge. Für Christen lesenswert.
Luther misst dem Buch des Propheten Baruch nur geringen Wert bei. Doch anders als bei den Büchern Esra 3 und Esra 4 entschloss er sich, Baruch in die Sammlung seiner Apokryphen aufzunehmen.
Luther erläutert, dass er diese Stücke, die im hebräischen Text der Bücher Esther und Daniel nicht vorkommen, aus den griechischen und lateinischen Ausgaben herausgelöst hat.
Luthers Vorrede zum Neuen Testament ist in neuen Bibelausgaben nicht mehr enthalten. Lesen Sie, was Luther seinen Lesern 1545 mit auf den Weg gegeben hatte.
Luther sieht in der Apostelgeschichte ein Lehrstück darüber, wie Christen gerecht werden allein durch den Glauben, ohne Hilfe durch das Gesetz Mose, und ohne dabei an guten Werken Maß zu nehmen.
Luther erläutert, warum er den Römerbrief für das bedeutendste Schriftstück des Neuen Testaments hält. Ein Christenmensch solle ihn auswendig können und sein Leben daran ausrichten.
In seiner Vorrede fasst Luther zunächst die wesentlichen Inhalte des Briefs zusammen, bevor er kapitelweise durch den Brief geht und den Nutzen für heutige Christen erläutert.
Nachdem Paulus im ersten Brief mit den Korinthern hart zur Sache gegangen ist, sieht Luther im zweiten Brief ein Schreiben der Versöhnung. Letztendlich solle ein Apostel ein tröstlicher Prediger sein.
Luther schildert die Situation der Galater, die den Brief begründete. Die Galater glaubten, sie könnten nur durch das Gesetz selig werden. Doch das Gesetz bringe viel mehr Sünde und Versuchung als Gerechtigkeit.
In diesem Brief lehre Paulus, was das Evangelium sei, und das alle, die daran glauben, gerecht, fromm, lebendig, selig und von Gesetz, Sünde und Tod frei werden. Das Ziel sei es, Glauben zu üben und zu beweisen.
Luther erklärt in knapp die wesentlichen Inhalte des Briefs an die Philipper. Es gehe darum, falsche Apostel zu meiden. Es gehe um festen Glauben und um uneingeschränkte Liebe untereinander.
Wie schon der Brief an die Galater, so stütze sich auch der Brief an die Kolosser auf den Römerbrief und gebe mit knappen Worten denselben Inhalt wieder.
Dieser Brief solle allen Bischöfen zum Vorbild dienen. Er beschreibe, was zu lehren und wie zu regieren sei. Und so gäbe es keine Not, aus der eigenen, menschlichen Überheblichkeit heraus das Amt zu führen.
Der letzte Brief des Paulus ist ein Mahnschreiben an Timotheus. Doch Luther weist auch hin auf die Prophezeiungen des Paulus vom Ende der Zeit. Er stellt fest, dass sie bereits »allzu reichlich erfüllet werden«.
Luther sieht in diesem Brief ein Muster christlicher Lehre, in dem alles geradezu meisterlich verfasst sei, was ein Christ wissen müsse, und wie ein Christ zu leben habe.
Luther sieht in diesem Brief ein formuliertes, meisterliches Beispiel christlicher Liebe. Es betrifft uns alle, denn unser Verhältnis zu Christus gleiche dem des Onesimus zu seinem Herrn.
Luther ordnet die beiden Briefe als späte Werke ein und misst ihnen wenig Bedeutung zu. Für ihn widerspricht der Jakobusbrief dem Grundsatz »allein aus Glauben«.
Luther hält den Brief für eine Komposition aus unterschiedlichen Quellen. Seine Besonderheit läge in der meisterlichen Auslegung der alttestamentlichen Quellen.
Luther gibt einen kurzen Einblick: Der Brief richte sich an Heiden, also an Christen, die nicht jüdischer Abstammung sind. Petrus ermahne sie, im Glauben beständig zu sein.
Luther erklärt, dass sich dieser Brief gegen jene richte, die der Meinung seien, der christliche Glaube käme ohne gute Werke aus. Doch gute Werke sind Ausdruck des Glaubens.
In der knappen Vorrede behandelt Luther gleichzeitig alle drei Briefe des Johannes. Er bewundert darin vor allem den apostolischen Geist, in dem sie verfasst sind.
Luthers erklärt mühsam den möglichen Nutzen der Offenbarung. Ihr Wert sei darin zu finden, dass das christliche Leben vom Glauben an himmlische Mächte getragen wird.
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.