Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Der Text in 25 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel V. | ||
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2 - 10 |
VI. DIE GESCHEHNISSE ZUR ZEIT DES ELISA
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4,1 - 8,15 |
VI.3 Die Elisa-Geschichten
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5,1-27 |
VI.3.2 Elisa heilt den vom Aussatz befallenen aramäischen Feldhauptmann Naaman
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1 | 5,1 | Der aramäische Feldhauptmann Naaman ist vom Aussatz befallen |
2 | 5,2-6 | Der König der Aramäer schickt Naaman zum König von Israel, der Naamans Heilung betreiben soll |
3 | 5,7 | Der König von Israel sieht sich hilflos angesichts der Forderung des aramäischen Königs |
4 | 5,8 | Elisa erinnert den König daran, dass es in Israel Propheten Gottes gibt |
5 | 5,9-12 | |
6 | 5,13-14 | Naamans Diener überreden ihn, Elisas Weisung auszuführen, und Naaman wird geheilt |
7 | 5,15-19a | |
8 | 5,19b-25a | Gehasi erschleicht sich den Lohn für die Heilung, die Elisa abgelehnt hatte |
9 | 5,25b-27 |
[206b]
4,1-44
NAeman der Feldheubtman des königes zu Syrien / war ein trefflicher Man fur ſeinem Herrn / vnd hoch gehalten / Denn durch jn gab der HERR heil in Syrien / Vnd er war ein gewaltiger Man vnd auſſetzig.
DIe Kriegsleute aber in Syrien waren er aus gefallen / vnd hatten eine kleine Dirne weggefürt aus dem lande Iſrael / die war am dienſt des weibs Naeman / 3Die ſprach zu jrer Frawen / Ah / das mein Herr were bey dem Propheten zu Samaria / der würde jn von ſeinem Auſſatz los machen. 4Da gieng er hin ein zu ſeinem Herrn / vnd ſagets jm an / vnd ſprach / So vnd ſo hat die Dirne aus dem lande Iſrael geredt. 5Der König zu Syrien ſprach / So zeuch hin / Ich wil dem könige Iſrael einen brieff ſchreiben.
VND er zoch hin / vnd nam mit ſich zehen Centner ſilbers / vnd ſechs tauſent gülden / vnd zehen Feierkleider / 6vnd bracht den brieff dem könige Iſrael / der laut alſo / Wenn dieſer brieff zu dir kompt / Sihe / ſo wiſſe / Ich hab meinen knecht Naeman zu dir geſand / das du jn von ſeinem Auſſatz los machſt.
7Vnd da der könig Iſrael den brieff las / zureis er ſeine Kleider / vnd ſprach / Bin ich denn Gott / das ich tödten vnd lebendig machen kündte / das er zu mir ſchicket / das ich den Man von ſeinem Auſſatz los mache? Mercket vnd ſehet / wie ſucht er vrſach zu mir.
DA das Eliſa der man Gottes höret / das der könig Iſrael ſeine Kleider zuriſſen hatte / ſandte er zu jm / vnd lies jm ſagen / Warumb haſtu deine Kleider zuriſſen? Las jn zu mir komen / das er innen werde / das ein Prophet in Iſrael iſt.
9Alſo kam Naeman mit roſſen vnd wagen / vnd hielt fur der thür am hauſe Eliſa. 10Da ſandte Eliſa einen Boten zu jm / vnd lies jm ſagen / Gehe hin vnd waſſche dich ſieben mal im Jordan / So wird dir dein Fleiſch widerſtattet vnd rein werden. 11Da erzürnet Naeman / vnd zoch weg / vnd ſprach / Ich meinet / er ſolt zu mir er aus komen / vnd her tretten / vnd den Namen des HERRN ſeines Gottes anruffen / vnd mit ſeiner hand vber die ſtet faren / vnd den Auſſatz alſo abthun. 12Sind nicht die waſſer Amana vnd Pharphar zu Damaſcon beſſer / denn alle waſſer in Iſrael / das ich mich drinne wüſſche vnd rein würde? Vnd wand ſich / vnd zoch weg mit zorn.
DA machten ſich ſeine Knechte zu jm / redten mit jm / vnd ſprachen / Lieber Vater / Wenn dich der Prophet etwas groſſes hette geheiſſen / ſolteſtu es nicht thun? Wie viel mehr / ſo er zu dir ſaget / Waſſche dich / ſo wirſtu rein. 14Da ſteig er ab / vnd teuffet ſich im Jordan ſieben mal / wie der man Gottes geredt hatte / vnd ſein Fleiſch ward widerſtattet / wie ein fleiſch eines jungen Knabens / vnd ward rein.
15VND er keret wider zu dem man Gottes / ſampt ſeinem gantzen Heer / Vnd da er hin ein kam / trat er fur jn / vnd ſprach / Sihe / Ich weis / das kein Gott iſt in allen Landen / on in Iſrael. So nim nu den Segen von deinem Knecht. 16Er aber ſprach / So war der HERR lebt / fur dem ich ſtehe / ich nems nicht. Vnd er nötiget jn das ers neme / Aber er wolt nicht. 17Da ſprach Naeman / Möcht denn deinem Knechte nicht gegeben werden dieſer erden eine Laſt / ſo viel zwey Meuler tragen? Denn dein Knecht wil nicht mehr andern Göttern
[206b | 207a]
Koniǵen. C․ V․VI․
CCVII.
Eliſa․
opffern / vnd Brandopffer thun / ſondern dem HERRN. 18Das der HERR deinem Knecht darinnen wolt gnedig ſein / wo ich anbete im hauſe Rimmon / wenn mein Herr ins haus Rimmon gehet / daſelbs an zu beten / vnd er ſich an meine * hand lehnet. 19aEr ſprach zu jm / Zeuch hin mit Frieden.
*
(Hand lehnen)
Das iſt Ebreiſch geredt / Wie wir Deudſchen ſagen / Er iſt mir zur hand / das iſt / Er iſt vmb mich / thut vnd richtet aus / was ich jm befelh / vnd ich mich auff jn verlaſſe.
VND als er von jm weg gezogen war ein feldwegs auff dem lande / 20gedacht Gehaſi der knabe Eliſa des mans Gottes / Sihe / mein Herr hat dieſem Syrer Naeman verſchonet / das er nichts von jm hat genomen / das er gebracht hat / So war der HERR lebt / Ich wil jm nachlauffen / vnd etwas von jm nemen. 21Alſo jaget Gehaſi dem Naeman nach. Vnd da Naeman ſahe / das er jm nachlieffe / ſteig er vom wagen jm entgegen / vnd ſprach / Gehet es recht zu? 22Er ſprach / Ja. Aber mein Herr hat mich geſand / vnd leſſt dir ſagen / Sihe / jtzt ſind zu mir komen vom gebirge Ephraim zween Knaben aus der Propheten kinder / Gib jnen ein Centner ſilbers / vnd zwey Feierkleider. 23Naeman ſprach / Lieber / nim zween Centner. Vnd er nötiget jn / vnd band zween Centner ſilbers in zween Beutel / vnd zwey Feierkleider / vnd gabs ſeinen zween Knaben / die trugens fur jm her. 24Vnd da er kam gen Ophel / nam ers von jren henden / vnd legts beiſeit im hauſe / vnd lies die Menner gehen / 25Vnd da ſie weg waren / trat er fur ſeinen Herrn.
VND Eliſa ſprach zu jm / Wo her Gehaſi? Er ſprach / Dein Knecht iſt wider hie her noch da her gegangen. 26Er aber ſprach zu jm / Wandelt nicht mein hertz / da der Man vmbkeret von ſeinem wagen dir entgegen? War das die zeit Silber vnd Kleider zu nemen / Olegarten / Weinberge / Schafe / Rinder / Knecht vnd Megde? 27Aber der Auſſatz Naeman wird dir anhangen vnd deinem Samen ewiglich. Da gieng er von jm hin aus Auſſetzig / wie ſchnee.
(Wandelt nicht)
Das iſt / Haſtu nirgend hin gewandelt / Wie gehets denn zu / das mein hertz wandelt / vnd war bey dem wagen etc.
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1) »Aussatz« meint die Krankheit, die heute als Lepra bekannt ist.
2) Die Erzählung ist eingebettet in die Chronologie eines namenlosen Königs von Israel und spielt in Samaria, dem Sitz des Könige Israels ab der Teilung Israels in das Nordreich (Israel mit der Hauptstadt Samaria) und in das Südreich (Juda mit der Hauptstadt Jerusalem).
Womöglich ist König Joram von Israel (Regierungszeit etwa von 852 bis 841 v. Chr.) anzunehmen. Die Geschichte kann aber auch in der Zeit Jehus (841 bis 814 v. Chr.) angesiedelt sein. Für die frühe Regierungszeit des Jehu spricht, dass dieser erst von Elisa darauf hingewiesen werden muss, dass es einen Propheten in Israel gäbe.
Mit dem namenlosen syrischen König wird Ben-Hadad in Verbindung gebracht, König von Aram-Damaskus, was aber umstritten ist.
Ein erster Ben-Hadad war König etwa von 890 bis 870 v. Chr., ein weiterer Ben-Hadad war der Sohn Hasaels. Beide sind außerbiblisch belegt, passen aber zeitlich nicht zu dieser Geschichte.
Es ist nach assyrischen Quellen wahrscheinlich, dass König Adad-Idri (Hadad-Eser) gemeint sei, ein Zeitgenosse des israelitischen Königs Ahab. Womöglich zeigt sich Adad-Idri in biblischen Texten als Ben-Hadad (II.) als Nachfolger des Ben-Hadad I., aber er ist in dieser Schreibweise in außerbiblischen Quellen nicht auszumachen.
3) Vers 1: »Denn durch jn gab der HERR heil in Syrien /«
Hier zeigt der universale Gott, der keineswegs nur seinem auserwählten Volk beisteht. In Aram-Damaskus war neben anderen Göttern Hadad (Rimmon) vorherrschende Gott (siehe Vers 18).
Dies ist ein wesentlicher Aspekt der Religion und der Christusbotschaft:
Der Gott der Christen kümmert sich auch um das Heil anderer Völker, die nicht an den Gott der christlichen Bibel glauben.
Oder universal ausgedrückt: Gott ist der Gott aller Menschen, unabhängig von Religionen, Völkern, Nationen, Weltbildern, ethnischer Herkunft, Geschlecht, Selbstverständnis usw.
4) Vers 14: »Da ſteig er ab / vnd teuffet ſich im Jordan ſieben mal /«
Neue Übersetzung (Luther 2017) von Vers 14: »Da stieg er ab und tauchte unter im Jordan siebenmal«.
Luthers Übersetzung von 1545 stützt sich in Vers 14 auf die Septuaginta (altgriechischer Text des Alten Testaments). Dort wird für das Wort »untertauchen« das griechische Wort βαπτιζω (baptizo) gebraucht, das auch rituelle Bedeutung hat und im Neuen Testament an vielen Stellen für »taufen« gebraucht wird.
In dieser Geschichte wird deshalb sehr oft die alttestamentliche Grundlage für den neutestamentlichen Auftrag gesehen, die Heidenvölker im christlichen Sinne zu taufen.
Jesus greift in Lk 4,27 die Geschichte des Aramäers Naaman auf, um aufzuzeigen, dass der Glaube an Gott und seine Propheten nicht abhängig sei von der Zugehörigkeit zum Volk Israel oder gar vom Land Israel, sondern nur vom Glauben an Gott.
Die Geschichte des Naaman wird daher nicht selten als Zeuge für die Universalität Gottes verstanden, die alle Völker einschließt, unabhängig von ihrer praktizierten Religion.
5) »Rimmon«
Rimmon (anderer Name: Hadad) war die Hauptgottheit in Damaskus.
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Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
4. Reg. | 2. Buch von den Königen. | Das zweite Buch der Könige Das 2. Buch der Könige | 2. Kön 2 Kön 2Kon |
Luce. | Euangelium S. Lucas.Biblia Vulgata: | Das Evangelium nach Lukas Lukasevangelium | Lk Lk Lk |
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Luther erklärt die Bedeutung des Alten Testaments und der Gesetze Mose. Diese Schriften seien für Christen sehr nützlich zu lesen, nicht zuletzt deshalb, weil Jesus, Petrus und Paulus mehrfach daraus zitieren.