Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Der Text in 50 Kapiteln
mit Vorrrede und Gebet Sirachs im Anhang (Kapitel 51)
Neue Übersetzung in der Lutherbibel von 2017
Der Text des Buchs Jesus Sirach wurde für die Ausgabe 2017 aus dem griechischen Quelltext neu übersetzt. Diese Übersetzung weicht von der bisherigen Textgestalt aller Lutherbibeln bis 2016 (letzte Revision 1984) ab.
Die roten Versnummern gelten für alle Ausgaben bis 2017.
Nr. | Textstelle alte Zählung | Textstelle neue Zählung | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel XX. | |||
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5 - 23 |
II. WEISHEIT UND TORHEIT
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1 | 20,1-8 | 20,1-8 | |
2 | 20,9-12 | 20,9-12 | |
3 | 20,13-20 | 20,13-17 | |
4 | 20,21-22 | 20,18-20 | |
5 | 20,23-25 | 20,21-23 | |
6 | 20,26-28 | 20,24-26 | |
7 | 20,29-33 | 20,27-32 |
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Kapiteleinteilung nach der Ausgabe von 1545,
Angabe der Textstelle nach der alten Zählweise (bis 2017).
Vergleichend angegeben die neue Zählweise ab der Ausgabe 2017.
[187b]
201
ES ſtraffet einer offt ſeinen Neheſten / zur vnzeit / Vnd thet weislicher / das er ſchwiege.
2ES iſt beſſer frey ſtraffen / Denn heimlich haſs tragen / 3Vnd wers zu danck annimpt / dem bringets fromen.
4WEr gewalt vbet im Gericht / Der iſt eben als ein Hofemeiſter / der eine Jungfraw ſchendet / die er bewaren ſol.
5ETlicher ſchweiget / darumb / das er ſich nicht kan verantworten. 6Etlicher aber ſchweiget / vnd wartet ſeiner zeit. 7Ein weiſer Man ſchweiget / bis er ſeine zeit erſihet / Aber ein jecher Narr / kan der zeit nicht erharren.
8WEr viel plaudert / der macht ſich feindſelig / Vnd wer ſich viel gewalts anmaſſet / dem wird man gram.
9ES glückt manchem / in böſen ſachen / Aber es gedeiet jm zum verderben.
10ES gibt offt einer etwas / Das ers vbel anlegt / Dagegen / gibt einer / da ers ſeer wol anlegt.
11WEr ſeer pranget / Der verdirbt drüber / Wer ſich aber drücket / der kompt empor.
12MAncher keuffet am erſten wolfeil / Aber hernach / mus ers thewr gnug bezalen.
[187b | 188a]
Jeſus Syrácĥ. C. XX.
CLXXXVIII.
13EIn weiſer Man machet ſein Geſchenck werd / mit lieblichen worten / Aber was die Narren ſchencken / machen ſie ſelbs vnwerd.
14DEs Narren geſchenck wird dir nicht viel frumen / Denn mit einem auge gibt er / vnd mit ſieben augen ſihet er / was er dafur kriege. 15Er gibt wenig / vnd rücket einem viel auff / vnd ſchreiets aus / als ein Weinrüffer / 16Heute leihet er / morgen wil ers wider haben / Das ſind feindſelige Leute.
17DEr Narr klagt / Mir iſt niemand trewe / niemand danckt mir fur meine Wolthat / 18Auch die mein Brot eſſen / reden nichts guts von mir. 19O wie offt vnd von vielen wird er verſpottet / 20Er fellet fehrlicher / durch ſolche rede / denn ſo er vom Söller fiele. Alſo gehets den Böſen / das ſie doch zu letzt plötzlich fallen müſſen.
(Trewe)
Er kan ſeine wolthat nicht gros gnug achten.
21EIn grober vngezogen Menſch / plaudert vnfurſichtiglich / Vnd weſſcht jmer fort / wie es jm einfelt.
22WEnn ein Narr ſchon etwas guts redet / ſo taug es doch nicht / Denn er redets nicht zu rechter zeit.
23MAnchem wehret ſein armut / das er nichts vbels thut / Dauon hat er das vorteil / das er kein böſe Gewiſſen hat.
24MAncher thut lieber das ergeſte / Denn das er ſeine Ehre verliere / Vnd thuts vmb gottloſer Leute willen.
25MAncher dienet dem andern zu vnrechten Sachen / Vnd eben damit krieget er jn zum Feinde.
26DIe Lügen iſt ein heſslicher ſchandfleck / an einem Menſchen / Vnd iſt gemein bey vngezogen Leuten. 27Ein Dieb iſt nicht ſo böſe / als ein Menſch der ſich zu Lügen gewehnet / Aber zu letzt komen ſie beide an den Galgen.
28LIegen iſt dem Menſchen ein ſchendlich ding / Vnd er kan nimer mehr zu ehren komen.
29EIn weiſer Man bringet ſich ſelbs zu ehren / durch ſeine weiſe Rede / Vnd ein kluger Man / iſt lieb vnd werd bey Fürſten.
30WEr ſeinen Acker vleiſſig bawet / der macht ſeine Hauffen gros / Vnd wer bey Fürſten ſich helt / das er lieb vnd werd iſt / der kan viel böſes verkomen.
31GEſchenck vnd Gaben verblenden die Weiſen / Vnd legen jn einen Zaum ins maul / das ſie nicht ſtraffen können.
32EIn weiſer Man / der ſich nicht brauchen leſſt / vnd ein vergrabener Schatz / Wo zu ſind ſie beide nütze? 33Es iſt beſſer / das ſich der Vnweiſe verkrieche / denn der Weiſe.
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Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
Syrach. | Das Buch Jeſus Syrach.Biblia Vulgata:
Anm.: An vielen Stellen benutzt Luther die Abkürzung Eccl. gemäß den lateinischen Bibeln. | Das Buch Jesus Sirach Das Buch Jesus Sirach Ecclasiasticus | Sir Sir Sir |
Erläuterungen siehe Liste der Abkürzungen und Namen biblischer Bücher | |||
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