Der Segen und die Bitte um den Segen Got­tes

Gebetstexte

Gebete

Symbol Evangelisch

Der Segen
für jeden Anlass

 

 

Die Segnung
oder
die Bitte um Got­tes Segen

 

 

Der Text in der verschiednen Fassungen

 

 

Allein aus Glaube

 

1 Der Ausgangstext

 

Der Text findet sich im
4. Buch Mose (Numeri), Kapitel 6, in den Versen 24-26.

 

 

 

 

 

 

Die Segnung
oder
die Bitte um Segen

nach dem 4. Buch Mose

(→4Mos 6,24-26)

 

 

 

Der HERR segne dich
und behüte dich.

Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir
und sei dir gnädig.

Der HERR hebe sein Angesicht über dich
und gebe dir Frieden.

 

 

 

2 Der Text für verschiedene Situationen

Die Se­gens­for­mel kann in un­ter­schied­li­chen Si­tu­a­ti­o­nen an­ge­wen­det wer­den. Ihr ge­nau­er Text ist da­von ab­hän­gig, wer wen seg­net, ob man sich da­bei selbst mit ein­schließt, und ob die Per­son bzw. die Per­so­nen räum­lich an­we­send sind.

Wir haben für Sie den Text exemplarisch angepasst:

  • 1. Sie möch­ten ei­ne ein­zel­ne Per­son seg­nen (»Dich«).
  • 2. Sie möch­ten ei­ne Grup­pe von Per­so­nen seg­nen (»Euch«).
  • 3. Sie möch­ten sich selbst seg­nen (»Mich«).
  • 4. Sie möch­ten sich selbst und min­des­tens ei­ne wei­te­re Per­son seg­nen (»Uns«).
  • 5. Sie möch­ten ei­ne Per­son seg­nen, die nicht an­we­send ist (»Ihn« / »Sie«).

Wie sie unten se­hen, kann der Text leicht für ver­schie­de­ne Ge­le­gen­hei­ten auf­be­rei­tet wer­den.

Er eig­net sich für Zu­sam­men­künf­te al­ler Art, bei­spiels­wei­se für Tisch­ge­be­te, für das Nacht­ge­bet am Bett ei­nes Kin­des, im Ge­bet für ei­nen Par­tner, der auf Dienst­rei­se ist, für An­ge­hö­ri­ge, die sich ge­ra­de fern in Kran­ken­häu­sern oder Pflege­hei­men be­fin­den, für Re­de­an­läs­se bei Ge­burts­ta­gen, zu Tau­fen, Hoch­zei­ten und Kon­fir­ma­ti­o­nen, usw.

Nut­zen Sie die Se­gens­for­mel über­all dort, wo es Ih­nen als Christ wich­tig oder sinn­voll er­scheint, Mit­men­schen der Ob­hut Got­tes und sei­nem Se­gen an­zu­ver­trau­en!

 

2.1 Der Segen für Dich!

 

 

Der HERR segne dich
und behüte dich.

Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir
und sei dir gnädig.

Der HERR hebe sein Angesicht über dich
und gebe dir Frieden.

 

 

 

2.2 Der Segen für Euch!

 

 

Der HERR segne euch
und behüte euch.

Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über euch
und sei euch gnädig.

Der HERR hebe sein Angesicht über euch
und gebe euch Frieden.

 

 

 

2.3 Der Segen für mich!

 

 

HERR, in deine Obhut begebe ich mich!

 

HERR, segne mich
und behüte mich.

HERR, lasse dein Angesicht leuchten über mir
und sei mir gnädig.

HERR, hebe dein Angesicht über mich
und gebe mir Frieden.

 

HERR, ich bitte dich:
gewähre mir deinen göttlichen Segen!

 

 

 

2.4 Der Segen für uns!

 

 

Der HERR segne uns
und behüte uns.

Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über uns
und sei uns gnädig.

Der HERR hebe sein Angesicht über uns
und gebe uns Frieden.

 

 

 

2.5 Der Segen für ihn oder sie!

 

 

HERR, nimm ihn [sie] unter deine Obhut!

 

HERR, segne ihn [sie]
und behüte ihn [sie].

HERR, lasse dein Angesicht leuchten über ihm [ihr]
und sei ihm [ihr] gnädig.

HERR, hebe dein Angesicht über ihn [sie]
und gebe ihm [ihr] Frieden.

 

HERR, ich bitte dich:
gewähre ihm [ihr] deinen göttlichen Segen!

 

 

 
 

 

Hintergründig

Wissenswertes

 

1 Got­tes Anweisung, einander zu segnen.

In der Bi­bel ist die­ser Text in ei­ne Er­zäh­lung ein­ge­bet­tet. Da­rin wird Mo­se von Gott be­auf­tragt, Aaron und des­sen Söh­nen die Wor­te vor­zu­ge­ben, mit de­nen sie die Kin­der Is­ra­els zu seg­nen ha­ben. Die­se Se­gens­for­mel stel­le die Ge­seg­ne­ten un­ter Got­tes Na­men, und Gott selbst wird dann das Seg­nen voll­zie­hen.

Die Se­gens­for­mel wird da­her tra­di­ti­o­nell oft auch »Aaro­ni­ti­scher Se­gen« ge­nannt.

Aaron, der Bru­der des Mo­se, wur­de in je­ner Zeit zum ers­ten Pries­ter der Is­ra­e­li­ten be­ru­fen. Das Pries­ter­amt war von da an erb­lich, und die er­wach­se­nen Söh­ne Aa­rons wa­ren zu­gleich Pries­ter unter Aa­ron, dem Ho­he­pries­ter.

Tra­di­ti­o­nell wird die Se­gens­for­mel da­her auch »Pries­ter­li­cher Se­gen« ge­nannt.

 

Biblia

 

 

 

 

 

Die Anweiſung
Got­tes ,
einander zu ſegnen

aus dem 4. Buch Mose, Kapitel 6

(→4Mos 6,22-27)

 

 

 

VND der HERR redet mit Mo­ſe / vnd ſprach / 23Sage Aaron vnd ſei­nen Sönen / vnd ſprich / Al­ſo ſolt jr ſagen zu den kin­dern Iſrael / wenn jr ſie ſegenet.

 

24DER HERR ſegene dich / vnd behüte dich.

25Der HERR laſſe ſein Angeſicht leuchten vber dir / Vnd ſey dir gnedig.

26Der HERR hebe ſein Angeſicht vber dich / Vnd gebe dir Friede.

 

27Denn jr ſolt mei­nen Namen auff die kin­der Iſ­ra­el legen / das ich ſie ſegene.

 

 

 

❦❧

 

 

2 Der Gebrauch der Segensformel

Sich Glück wün­schen, oder Ge­sund­heit, oder Er­folg, oder ein­fach nur Gu­tes zu be­son­de­ren An­lässen, ist für uns fast selbst­ver­ständ­lich. Eben­so, sich ei­nen gu­ten Mor­gen, gu­ten Tag, gu­ten Abend oder eine gu­te Nacht zu wün­schen.

Doch wann ist der Se­gen zu hö­ren, wann ist er auf Glück­wunsch- oder Trau­er­kar­ten zu le­sen? Sehr sel­ten!

Es scheint fast so, als wäre der Ort für das Seg­nen mit dem Aaro­ni­ti­schen Se­gen nur noch die Kir­che. Ei­ne Pfar­re­rin oder ein Pfar­rer er­hebt die Hän­de, oder legt sie im Zu­sam­men­hang mit Ka­su­a­li­en auf, und spricht den Se­gen. Das ken­nen wir alle aus Got­tes­diens­ten, aus Abend­mahls­fei­ern, von un­se­rer Kon­fir­ma­ti­on, usw. Und wo bleibt der Se­gen au­ßer­halb der Got­tes­diens­te?

Die Se­gens­bit­te und die Seg­nung sind so et­was wie der »uni­ver­sel­le Glück­wunsch«, wie die »uni­ver­sel­le Glück­wunsch­kar­te«, oder auch »das uni­ver­sel­le Trost­wort«, das ei­ne Kon­do­lenz im­mer sinn­voll er­gän­zen kann.

Die Se­gens­for­mel kann je­der­zeit ge­spro­chen wer­den. Sie kann aber auch schrift­lich über­mit­telt wer­den, bei­spiels­wei­se auf Glück­wunsch­kar­ten.

Chris­ten stün­de es gut zu Ge­sicht, sie häu­fig bei pas­sen­der Ge­le­gen­heit ein­zu­set­zen.

Denn den Se­gen Got­tes, den wir da­mit ei­nem Men­schen an­bie­ten und zu­kom­men las­sen, kön­nen wir alle gut ge­brau­chen.

 

3 Wer darf segnen?

Im evan­ge­li­schen Ver­ständ­nis ist je­der gläu­bi­ge Christ da­zu er­mäch­tigt, und da­zu auf­ge­for­dert, die Men­schen in sei­nem Le­bens­be­reich zu seg­nen, bzw. den Se­gen Got­tes für sie zu er­bit­ten.

Dazu einige Hin­ter­grund­in­for­ma­ti­o­nen:

 

Der bib­li­sche Text er­zählt, dass der Auf­trag, zu seg­nen, an die Pries­ter er­folg­te. Es war ih­re Auf­ga­be, und es war ih­nen vor­be­hal­ten. Die Seg­nung war an das Amt ge­bun­den. Doch dies ist Teil der alt­tes­ta­ment­li­chen Leh­re.

Das Chris­ten­tum kann­te lan­ge Zeit kein Pries­ter­amt. Das war zu­nächst auch nicht nö­tig, denn die jü­disch-christ­li­chen Ge­mein­den hat­ten ih­re re­li­gi­ö­se Hei­mat im Ju­den­tum. Sie hiel­ten sich wie Je­sus an die jü­di­schen Fes­te und an jü­di­sche Ge­bräu­che. Die Seg­nung war Teil ihr­er re­li­gi­ö­sen Pra­xis. An­ders sah es in den Ge­mein­den aus, die kei­nen Be­zug zum Ju­den­tum hat­ten. Aber auch ih­nen ge­nüg­te zu­nächst ein Ge­mein­de­vor­ste­her, des­sen Amt und Auf­ga­ben aber nicht mit dem ei­nes Pries­ters gleich­zu­set­zen wa­ren.

Erst viele Jah­re nach Je­su Auf­er­ste­hung, nach der Mis­si­ons­ar­beit der Apos­tel und mit der Zu­nah­me und dem Wachs­tum der Ge­mein­den im ge­sam­ten Mit­tel­meer­raum, sa­hen Kir­chen­vä­ter die Not­wen­dig­keit, das Pries­ter­amt ein­zu­füh­ren. Sie wa­ren da­bei be­müht, ei­ne ein­heit­li­che Ver­kün­di­gung und ein ein­heit­li­ches Glau­bens­ver­ständ­nis zu schaf­fen. Es ging um ein­heit­li­che Fes­te, Fei­ern und Ri­tu­a­le.

Grund­la­ge war das Pries­ter­amt nach jü­di­schem Vor­bild. Dort gab es Ho­he­pries­ter, Ober­pries­ter und Pries­ter. Sie waren zu­ständig für Op­fe­run­gen, Beich­ten, Sün­den­ver­ge­bung und Seg­nun­gen. Aber selbst­ver­ständ­lich wur­de die­ses neue, christ­li­che Pries­ter­tum von den Kir­chen­vä­tern un­ter den An­for­de­rungen der christ­li­chen Leh­re aus­ge­stal­tet. Die Kir­che trat nun or­ga­ni­siert auf, Papst und Pries­ter­schaft wa­ren mit vie­len Auf­ga­ben und mit noch mehr Kom­pe­ten­zen aus­ge­stat­tet.

Doch die Ge­schich­te ent­wi­ckel­te sich an­ders, als es sich die Kir­chen­väter wohl einst vor­ge­stellt hat­ten. Das Pries­ter­tum zog im­mer mehr Rech­te an sich und stat­te­te sich selbst mit im­mer mehr Macht aus, womit es sich im Mit­tel­al­ter zu­neh­mend von dem ent­fern­te, was das Chris­ten­tum nach je­su­a­ni­scher und pau­li­ni­scher Leh­re aus­mach­te. Die Bi­bel und ih­re In­hal­te ver­ka­men zu Recht­fer­ti­gungs­schrif­ten welt­li­cher Mäch­te. Das Neue Tes­ta­ment dien­te über­wie­gend da­zu, Men­schen auf das Le­ben in der Auf­er­ste­hung zu ver­trös­ten, um ihr ge­gen­wär­ti­ges, häu­fig üb­les und ar­mes Schick­sal zu recht­fer­ti­gen. Das Al­te Tes­ta­ment wur­de miss­braucht, um Got­tes Ge­gen­wart und Wil­len im zu­neh­mend men­schen­un­wür­di­gen Vor­ge­hen der welt­li­chen und kirch­li­chen Mäch­te und ih­rer Ge­setz­ge­bun­gen zu be­grün­den.

Mit der Re­for­ma­ti­on kam es zur Kehrt­wen­de. Die evan­ge­li­sche Kir­che kennt seit Mar­tin Lu­ther kei­ne Pries­ter mehr im alt­tes­ta­men­ta­ri­schen, rö­misch-ka­tho­li­schen oder or­tho­do­xen Sinn.

Pfar­re­rin­nen und Pfar­rer sind kei­ne ex­klu­si­ven Mitt­ler zwi­schen Gott und Mensch. Die Be­zie­hung ei­nes je­den Men­schen zu Gott ist un­mit­tel­bar. Der ein­zi­ge Mit­tler in die­ser Be­zie­hung ist Je­sus Chris­tus.

Evan­ge­li­sche Chris­ten brau­chen we­der Pfar­re­rin­nen noch Pfar­rer, um gött­li­chen Se­gen zu emp­fan­gen, oder um zu seg­nen. Aber selbst­ver­ständ­lich darf man auch sie um Se­gen bit­ten. Doch es sind sie als Men­schen, die dann seg­nen, nicht ihr Amt. Aus ih­rem Amt ent­springt aller­dings die grö­ße­re Für­sor­ge­pflicht für ih­re Mit­men­schen, spe­ziell für ih­re Ge­mein­de­mit­glie­der.

Vie­len Men­schen be­deu­tet die Seg­nung durch ei­ne Pfar­re­rin, ei­nen Pfar­rer oder gar durch ei­nen Bi­schof sehr viel! Das möchten wir ih­nen auch nicht neh­men! Aber sei­en Sie ge­wiß: Der Se­gen, den ein Freund oder eine Freun­din, der Va­ter, die Mut­ter, der Sohn, die Toch­ter oder auch Sie selbst aus­spre­chen, ist nicht we­ni­ger wert, ist die völ­lig gleich­wer­ti­ge Bit­te um den Se­gen Got­tes!

Seg­nen Sie!

 

4 Ist die Segensformel eine Segnung
oder eine Segensbitte?

Der Text er­laubt bei­de Sicht­wei­sen. Ei­ner­seits sind wir Chris­ten er­mäch­tigt und auf­ge­for­dert, ein­an­der zu seg­nen. Dies ist ein ri­tu­el­ler Vor­gang, ei­ne Hand­lung, die ein Ziel ver­folgt. Da­bei ist der ge­spro­che­ne Text die Seg­nung.

An­de­rer­seits ist der Text zu­gleich als Bit­te um den Se­gen Got­tes zu ver­ste­hen. Denn letzt­end­lich sind nicht wir es, die seg­nen.

Wir le­gen in der Seg­nung den Na­men Got­tes auf un­ser Ge­gen­über, wie es im 4. Buch Mose Ka­pi­tel 6, dort im Vers 27 be­schrie­ben ist. Die gött­li­che Seg­nung bleibt Gott vor­be­hal­ten. Gott sprach: »... dass ICH sie segne!«. Das ist das Ziel, das wir ver­fol­gen: den gött­li­chen Se­gen emp­fan­gen.

Wenn wir je­man­den mit der Se­gens­for­mel seg­nen (die Seg­nung als mensch­li­che Hand­lung voll­zie­hen), dann stel­len wir ihn da­mit unter den Na­men Got­tes (»HERR, ...«). Das meint, wir ge­ben ihn in Got­tes Ob­hut, und wir bit­ten zu­gleich im Ver­trau­en auf Got­tes Zu­sa­ge da­rum, dass nun, in die­sem Mo­ment, Gott selbst die­sen Men­schen seg­nen mö­ge (die Seg­nung als Se­gens­bit­te).

 

5 Wen können wir segnen?

Der Text im 4. Buch Mo­se nennt als Emp­fän­ger des Se­gens die Kin­der Is­ra­els. Ge­meint ist da­mit das Volk der Kin­der des wah­ren Got­tes Jah­we (he­brä­i­sche Schreib­wei­se in der Bi­bel: יהוה). Diesen Na­men ver­wen­den wir im Se­gen, aller­dings in lu­the­ri­scher Tra­di­tion in der Schreib­wei­se →HERR. »HERR« steht für den un­aus­sprech­li­chen Got­tes­na­men. In die­ser Form durch­zieht er die ge­sam­te Bi­bel, in die­ser Form er­scheint er in der Se­gens­for­mel.

Durch Je­sus Chris­tus und den durch ihn er­teil­ten Mis­si­ons­be­fehl (→Mat­thä­us­evan­ge­li­um, Ka­pi­tel 28, Ver­se 18 bis 20) ist »das Volk der Kin­der Got­tes« nicht mehr auf die Is­ra­e­li­ten be­schränkt. Alle Men­schen sind Kin­der Got­tes, und al­len Men­schen kann die Gna­de Got­tes zu­teil­wer­den.

Nach christ­li­chem Ver­ständ­nis gilt da­her die­ser Se­gens­spruch für al­le Men­schen, ganz un­ab­hän­gig von re­li­gi­ö­sen Zu­ge­hö­rig­kei­ten. Das Seg­nen ist da­her nicht nur auf ge­tauf­te Chris­ten oder gar nur auf evan­ge­lisch ge­tauf­te Chris­ten an­wend­bar.

In An­er­ken­nung der gött­li­chen Schöp­fung und in An­er­ken­nung der Ge­gen­wart Got­tes gilt der Se­gen evan­ge­li­scher Chris­ten al­len Men­schen die­ser Welt prin­zi­pi­ell glei­cher­ma­ßen.

 

6 Was können wir nicht segnen?

Al­ler­dings: Ge­seg­net wer­den kön­nen nur Men­schen! Ins­be­son­de­re Woh­nun­gen, Häu­ser, Ge­bäu­de (auch Kir­chen­ge­bäu­de), Wohn­ge­bie­te, Län­der, Na­ti­o­nen als po­li­ti­sche Ein­hei­ten, Fahr­zeu­ge, Ma­schi­nen und Ge­rä­te je­der Art kön­nen nicht den Se­gen Got­tes er­fah­ren. Sie kön­nen nicht ge­seg­net wer­den. Ge­seg­net wer­den kön­nen aber Men­schen, die in Woh­nun­gen le­ben, oder Kirch­gän­ger, oder Men­schen am Arbeits­platz, oder Fah­rer von Fahr­zeu­gen, usw.

Ge­seg­net wer­den kann auch nicht ein Amt, ein Be­ruf, eine Be­rufs­grup­pe, ei­ne Tä­tig­keit oder ei­ne Rol­le (usw.), wohl aber der Mensch, der ein Amt in­ne­hat, der Mensch in sei­‌nem Be­ruf oder in ei­ner ihm zu­ge­wie­se­ne Rol­le.

Es geht im­mer um ei­nen kon­kre­ten Men­schen, der mit sei­nen ei­ge­nen Na­men an­ge­spro­chen wer­den kann (»Ich ha­be dich bei Dei­nem Na­men ge­ru­fen, du bist mein!«; →Jes 43,1b)!

 

7 Können wir anonyme Gruppen segnen?

Da stellt sich dann aber doch die Fra­ge, ob es nicht mög­lich sei, bei­spiels­wei­se mit ei­nem ein­zi­gen Se­gens­spruch gleich alle Feu­er­wehr­män­ner oder al­le Kran­ken­schwes­tern (oder auch an­de­re) der Stadt, des Lan­des oder der Welt zu seg­nen – also eine Berufsgruppe? Oder an­de­re Gruppen, Or­ga­ni­sa­ti­o­nen oder Men­schen­an­samm­lun­gen?

Eher nein, als ja!

Aus­nah­men mag es vie­le ge­ben. Es ist im­mer schwie­rig, Per­so­nen zu seg­nen, die man per­sön­lich gar nicht kennt. Es ist noch schwie­ri­ger, eine Gruppe un­be­kann­ter Per­so­nen zu seg­nen, die sich nur über ein ein­zi­ges Merk­mal be­schrei­ben lässt: über ei­ne Grup­pen­be­zeich­nung, wie es die Be­rufs­be­zeich­nung ist.

Der Se­gen Got­tes ist Teil der Be­zie­hung, die wir zu Gott pfle­gen. Ob wir den Se­gen er­hal­ten und wie stark er wirkt, hängt auch da­von ab, wie wir die­se Be­zie­hung ge­stal­ten.

Wenn wir seg­nen, dann über­neh­men wir im­pli­zit Ver­ant­wor­tung für den­je­ni­gen, den wir seg­nen. Wir tre­ten vor Gott so­zu­sa­gen als Bür­ge auf, und bit­ten im Namen der Per­son, die wir segnen, da­rum, dass ihr der gött­li­che Se­gen zu­teil wer­den mö­ge. Gut, wenn wir die­se Per­son dann auch per­sön­lich ken­nen.

Der Se­gen ist kein bil­liger Streu­ar­ti­kel, den man mit vol­len Hän­den frei­zü­gig aus­tei­len kann, auch, wenn er nichts kos­tet, au­ßer et­was Zeit und ei­ni­gen Wor­ten.

 

Es gilt zu bedenken:

Der­je­ni­ge, der zu seg­nen ist, wird nicht al­lein auf­grund sei­ner Zu­ge­hö­rig­keit zu ei­ner Grup­pe oder we­gen sei­nes Be­ru­fes zu seg­nen sein, son­dern als Mensch in sei­nem Be­ruf, bei sei­ner Tätigkeit, in die er sich ein­bringt.

Die­ser Mensch steht in der Seg­nung ganz­heit­lich vor Gott, wenn wir ihn durch den Se­gen un­ter Got­tes Na­men stel­len. Er steht dann als Per­son, als In­di­vi­du­um, mit al­len sei­nen Ei­gen­schaf­ten, mit allen Stär­ken und Schwä­chen, vor Gott. Er steht nicht nur in sei­ner Ei­gen­schaft als Mit­glied ei­ner be­stimm­ten Ge­mein­schaft wie ei­ner Be­rufs­grup­pe vor Gott.

Gott schaut ins Herz (was als Me­ta­pher für al­le per­sön­li­chen Ei­gen­schaf­ten steht) und nicht auf das Füh­rungs­zeug­nis, den Be­rufs­ab­schluss, den Eh­ren­brief, oder die Zugehörigkeit zu einer Gruppe. Vor Gott wer­den wir we­gen un­se­res (ge­leb­ten) Glau­bens ge­recht, nicht we­gen un­se­rer Wer­ke, und schon gar nicht we­gen der blo­ßen Zu­ge­hö­rig­keit zu ei­ner Grup­pe oder ei­ner Or­ga­ni­sa­ti­on. Egal, wie an­er­ken­nens­wert die Merk­ma­le der Grup­pe in mensch­li­chen Au­gen sein mögen.

So ist es aber Pfar­rern (oder an­de­ren Ge­mein­de­mit­glie­dern) selbst­ver­ständ­lich mög­lich, in ei­nem kirch­li­chen Got­tes­dienst gleich al­le an­we­sen­den Ge­mein­de­mit­glie­der zu seg­nen. Zu­meist kennt man sich un­ter­ein­ander. Die Men­schen sit­zen als In­di­vi­du­en in den Bän­ken, nicht nur als ano­ny­me Ge­mein­de. Sie brin­gen ihre ganz per­sön­li­chen Er­war­tun­gen, Wün­sche, Ge­dan­ken, Sor­gen, Nö­te und Hoff­nun­gen mit, und sie ha­ben zu­vor in Lie­dern, Ge­be­ten und Be­kennt­nis­sen sehr per­sön­lich ih­ren Glau­ben be­zeugt. Sie tre­ten als Men­schen vor Gott, die um Ver­ge­bung, Er­lö­sung und um Got­tes Bei­stand bit­ten.

Ähn­li­ches gilt ganz be­stimmt auch bei gro­ßen Fa­mi­li­en­fei­ern, viel­leicht auch in Ver­ei­nen und ähn­li­chen, über­schau­ba­ren Ver­samm­lun­gen und Grup­pie­run­gen, an de­nen man selbst be­tei­ligt ist.

Doch den uni­ver­sel­len Welt­se­gen zu spre­chen, wird Gott ge­gen­über kaum je­mand ver­ant­wor­ten kön­nen, der Gott als Part­ner in ei­ner ver­trau­li­chen Be­zie­hung sieht.

Als Chris­ten sol­len wir seg­nen, nicht ver­flu­chen oder gar ver­dam­men. Das ist Teil der christ­li­chen »Nächs­ten­lie­be«, also Dienst an unserem Nächs­ten. An ei­nen Men­schen in un­se­rem Um­feld, an ei­nen Men­schen, den wir ken­nen.

Und doch kann es manch­mal nicht ver­kehrt sein, eine Grup­pe von Men­schen zu seg­nen, die uns nicht be­kannt ist. Aber dann soll­te je­der Ein­zel­ne die­ser Grup­pe auch die Chan­ce ha­ben, das mit­zu­be­kom­men. In die­ser Grup­pe wird es wahr­schein­lich vie­le Men­schen ge­ben, die ih­re Oh­ren ver­schlie­ßen, oder es be­lä­cheln. Aber es wird auch sol­che ge­ben, die es hö­ren und es an­neh­men.

Der Se­gen ist da­her auch in un­se­ren Ka­len­der­blät­tern am Sonn­tag ent­hal­ten. Der Se­gen gilt den Be­su­chern un­se­rer Sei­ten, je­dem Ein­zeln­en, als In­di­vi­du­um. Wir wis­sen nicht, wer die­se Sei­ten be­sucht. Es wird sehr vie­le Be­su­cher ge­ben, die das ge­flis­sent­lich über­le­sen wer­den oder gar be­lächeln. Aber es wird auch Be­su­cher ge­ben, die es wahr­neh­men, le­sen und an­nehmen. Sie wer­den in­ne­hal­ten und un­se­re Se­gens­bit­te wird sich in ih­re ei­ge­ne Bitte um­wan­deln. Wir sind uns si­cher, dass Gott ihnen sei­nen Se­gen nicht ver­weh­ren wird.

Seg­nen ist eine Sa­che. Ge­seg­net wer­den, eine an­de­re. Seg­nen ist kei­ne Ein­bahn­stra­ße. Der, den wir seg­nen, muss es an­neh­men kön­nen. Denn der Se­gen, den wir aus­spre­chen, ist Teil sei­ner Be­ziehung zu Gott.

 

8 Darf ich mich auch selbst segnen?

Ja! Die Se­gens­for­mel ist wirk­lich uni­ver­sell auf je­den Men­schen an­wend­bar! Wenn Gott da­zu auf­for­der­te, die Men­schen sei­nes Vol­kes zu seg­nen, dann ge­hö­ren wir selbst als gläu­bi­ge Chris­ten na­tür­lich auch da­zu. Und wenn wir Men­schen seg­nen sol­len, wa­rum nicht uns selbst?

Es ist kein ego­is­ti­sches An­sin­nen, sich selbst zu seg­nen, es ist kei­ne Über­heb­lich­keit und schon gar kei­ne An­ma­ßung!

Das Seg­nen, das wir durch­füh­ren kön­nen, ist doch ef­fek­tiv die Bit­te um den Se­gen Got­tes. Wer sich selbst seg­net, stellt sich da­mit un­ter den Na­men Got­tes und un­ter sei­ne Ob­hut (Be­kennt­nis). Er bit­tet da­bei Gott, sich sei­ner an­zu­neh­men, und er bit­tet da­rum, dass Gott sei­ne Zu­sa­ge er­füllt, die er gab, als er sprach: »... ICH segne ...« !

Wir ha­ben da­für oben in den Text­vor­la­gen die mo­di­fi­zier­te Se­gens­for­mel ein­ge­klei­det in kur­ze Tex­te, um den Ge­bets­cha­rak­ter (die Bit­te) zu be­to­nen (siehe oben: →Der Segen für mich!). Die­se Zei­len sind kein nö­ti­ger Be­stand­teil. Sie kön­nen weg­ge­las­sen oder durch ei­ge­ne For­mu­lie­run­gen er­setzt wer­den.

Tat­säch­lich tau­chen in vie­len Ge­be­ten evan­ge­li­scher Chris­ten der Se­gen selbst, Tei­le da­r­aus oder an­ge­pass­te Text­va­ri­an­ten auf. Dies ist gut so! Fol­gen Sie ge­trost sol­chen Bei­spie­len in ei­ge­nen Ge­be­ten!

Denn ne­ben dem Va­ter­un­ser, das die Hin­wen­dung zu Gott be­deu­tet, ist die Se­gens­for­mel (auch in Ab­wand­lun­gen), die den Wunsch der Hin­wen­dung Got­tes zu den Men­schen aus­drückt, ein sehr wich­ti­ges, ja, ein un­um­gäng­li­ches Ele­ment in der Kom­mu­ni­ka­ti­on mit Gott, im Aus­druck un­se­res Glau­bens und im Um­gang mit­ein­an­der.

 

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Gedankenpause

→Die Macht des Betens

Beten! – Was riskieren wir schon dabei? Nichts. Was kos­tet es uns, außer ei­ni­gen Mi­nu­ten Zeit, die wir ver­mut­lich an­der­wei­tig kaum bes­ser ge­nutzt hät­ten?

Ein Workshop zum Thema Beten

Sabrina

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SK Version 03.10.2024