Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Der Text in 48 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel XXVI. | ||
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25 - 32 |
III. DROHREDEN ÜBER DIE FREMDVÖLKER
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26,1 - 28,26 |
III.2 Weissagungen gegen Tyrus
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1 | 26,1-21 |
26,1 - 28,26
[88a]
VND es begab ſich im eilfften jar / am erſten tage des erſten monden geſchach des HERRN wort zu mir / vnd ſprach / 2Du Menſchenkind / Darumb / das Tyrus ſpricht vber Jeruſalem / Heah / Die pforten der Völcker ſind zebrochen / Es iſt zu mir gewand / Ich werde nu vol werden / weil ſie wüſt iſt. 3Darumb ſpricht der HErr HERR alſo / Sihe / Ich wil an dich Tyrus / vnd wil viel Heiden vber dich heraus bringen / gleich wie ſich ein Meer erhebt mit ſeinen wellen. 4Die ſollen die Mauren zu Tyro verderben / vnd jre Thürne abbrechen / Ja ich wil auch den ſtaub fur jr weg fegen / vnd wil einen bloſſen fels aus jr machen / 5vnd zu einem Wehrd im meer / darauff man die fiſſchgarn auffſpannet / Denn ich habs geredt / ſpricht der HErr HERR / vnd ſie ſol den Heiden zum Raub werden. 6Vnd jre Töchter / ſo auff dem felde ligen / ſollen durchs Schwert erwürget werden / Vnd ſollen erfaren / das ich der HERR bin.
Tyrus.
DEnn ſo ſpricht der HErr HERR / Sihe / Ich wil vber Tyrum komen laſſen / NebucadNezar den könig zu Babel / von mitternacht her (der ein König aller könige iſt) mit Roſſen / Wagen / Reutern / vnd mit groſſem hauffen Volcks / 8Der ſol deine Töchter / ſo auff dem felde ligen / mit dem Schwert erwürgen / Aber wider dich wird er Bollwerck auffſchlahen / vnd einen Schutt machen / vnd Schild wider dich rüſten. 9Er wird mit böcken deine Mauren zuſtoſſen / vnd deine Thürne mit ſeinen Woffen vmbreiſſen. 10Der ſtaub von der menge ſeiner Pferden / wird dich bedecken. So werden auch deine Mauren erbeben fur dem getümel ſeiner Roſſen / reder vnd Reuter / wenn er zu deinen Thoren einziehen wird / wie man pfleget in eine zuriſſen Stad einzuziehen. 11ER wird mit den füſſen ſeiner Roſſe alle deine Gaſſen zutretten / Dein Volck wird er mit dem Schwert erwürgen / vnd deine ſtarcken Seulen zu boden reiſſen. 12Sie werden dein Gut rauben / vnd deinen Handel plündern. Deine Mauren werden ſie abbrechen / vnd deine feine Heuſer vmbreiſſen / vnd werden deine ſteine / holtz vnd ſtaub ins waſſer werffen. 13Alſo wil ich mit dem gedöne deins Geſanges / ein ende machen / das man den klang deiner Harffen nicht mehr hören ſol. 14Vnd ich wil einen bloſſen Fels aus dir machen / vnd einen Werhd / darauff man die Fiſſchgarn auffſpannet / das du nicht mehr gebawet werdeſt / Denn ich bin der HERR / der ſolchs redet / ſpricht der HErr HERR.
SO ſpricht der HErr HERR widet Tyrum / Was gilts / die Inſeln werden erbeben / wenn du ſo ſcheuslich zefallen wirſt / vnd deine Verwundeten ſeufftzen werden / ſo in dir ſollen ermordet werden. 16Alle Fürſten am Meer werden herab von jren Stülen ſitzen / vnd jre Röcke von ſich thun / vnd jre geſtickte kleider ausziehen / vnd werden in Trawrkleider gehen / vnd auff der Erden ſitzen /
[88a | 88b]
Der Prophet C. XXVI.
vnd werden erſchrecken / vnd ſich entſetzen / deines plötzlichen Fals. 17Sie werden dich wehklagen / vnd von dir ſagen / Ah / wie biſtu ſo gar wüſt worden / du berümbte Stad die du am Meer lagſt / vnd ſo mechtig wareſt auff dem Meer / ſampt deinen Einwonern / das ſich das gantze Land fur dir fürchten muſte. 18Ah / wie entſetzen ſich die Inſulen vber deinem Fall / ja die Inſeln im Meer erſchrecken vber deinem vntergang.
19SO ſpricht der HErr HERR / Ich wil dich zu einer wüſten Stad machen / wie andere Stedte / da niemand inne wonet / vnd eine groſſe Flut vber dich komen laſſen / das dich groſſe Waſſer bedecken. 20Vnd wil dich hinunter ſtoſſen zu denen / die in die Gruben faren / nemlich / zu den a Todten / Ich wil dich vnter die Erden hin ab ſtoſſen / vnd wie ein ewige Wüſten machen / mit denen / die in die Gruben faren / Auff das niemand in dir wone. Ich wil dich du zarte im Lande der lebendigen machen / 21Ja zum ſchrecken wil ich dich machen / das du nichts mehr ſeieſt / Vnd wenn man nach dir fragt / das man dich ewiglich nimer finden könne / ſpricht der HErr HERR.
a
(Todten)
In Ebreo / Zum ewigen Volck / So nennet auch Salo. Eccl. 12. das Grab ein ewighaus / darumb / das die Todten jmer bleiben in einerley weiſe / Denn tag / nacht / morgen / abend / iſt da ein ding / Bey jnen iſt kein vnterſcheid der zeit / ſtete / werck oder der enderungen / wie bey den lebendigen. Doch heiſſen ſie ein Volck / denn ſie ſollen aufferſtehen etc.
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1) Druckfehler: widet; Korrektur: wider
2) lat.: in Ebro
dt.: »im Hebräischen [Text heißt es:]«
Luther weist darauf hin, dass seine Wortwahl »zu den Toten« nicht wörtlich dem hebräischen Text entspricht. Dort hieße es »zum ewigen Volk«. Er erklärt, warum seine Übersetzung inhaltlich richtig sei.
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Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
Ezech. | Der Prophet Heſekiel.Biblia Vulgata: | Der Prophet Hesekiel (Ezechiel) Das Buch Ezechiel | Hes Ez Hes |
Jeſa. | Der Prophet Jeſaja.Biblia Vulgata: | Der Prophet Jesaja Das Buch Jesaja | Jes Jes Jes Is |
Jer. | Der Prophet Jeremia.Biblia Vulgata: | Der Prophet Jeremia Das Buch Jeremia | Jer Jer Jer |
Eccl. | Der Prediger Salomo. | Der Prediger Salomo (Kohelet) Das Buch Kohelet Prediger Ecclesiastes | Prd Koh Prd |
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Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
Luther widmet den Prophetenbüchern eine umfangreiche Vorrede. Diese Bücher seien reich an Predigten und Beispielen für christliches Leben, und sie weissagen die Ankunft Christi.
Luther erklärt die Bedeutung des Alten Testaments und der Gesetze Mose. Diese Schriften seien für Christen sehr nützlich zu lesen, nicht zuletzt deshalb, weil Jesus, Petrus und Paulus mehrfach daraus zitieren.