Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Der Text in 48 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel VIII. | ||
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4 - 24 |
II. ISRAELS SÜNDE UND DAS BEVORSTEHENDE GERICHT
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8,1 - 11,25 |
II.5 Jerusalems Götzendienst: Bestrafung und Zusage kommenden Heils
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1 | 8,1-18 |
[77a]
8,1 - 11,25
VND es begab ſich im ſechſten jar / am fünfften tage des ſechſten monden / das ich ſas in meinem Hauſe / vnd die Alten aus Juda ſaſſen fur mir / Daſelbſt fiel die hand des HErrn HERRN auff mich. 2Vnd ſihe / ich ſahe / das von ſeinen Lenden herunter werts war / gleich wie fewr / Aber oben vber ſeinen Lenden / war es liecht helle. 3Vnd recket aus / gleich wie ein Hand / vnd ergreiff mich bey dem har meines Heubts / Da furt mich ein Wind zwiſchen Himel vnd Erden / vnd bracht mich gen Jeruſalem / in eim göttlichen Geſichte / zu dem innern Thor / das gegen Mitternacht ſtehet / da denn ſaſs ein Bilde zu verdries dem Hausherrn.
4VND ſihe / da war die herrligkeit des Gottes Iſrael / wie ich ſie zuuor geſehen hatte im felde. 5Vnd er ſprach zu mir / Du Menſchenkind / Heb deine augen auff gegen mitternacht. Vnd da ich meine augen auff hub gegen mitternacht / Sihe / da ſas gegen mitternacht das verdriesliche Bilde / am thor des Altars / eben da man hin ein gehet. 6Vnd er ſprach zu mir / Du menſchenkind / ſiheſtu auch / was dieſe thun? nemlich / groſſe Grewel / die das haus Iſrael hie thut / das ſie mich ja ferne von meinem Heiligthum treiben / Aber du wirſt noch mehr gröſſer Grewel ſehen. 7Vnd er füret mich zur thür des Vorhofes / da ſahe ich / Vnd ſihe / da war ein loch in der wand. 8Vnd er ſprach zu mir / Du Menſchenkind / grabe durch die wand / vnd da ich durch die wand grub / Sihe / da war eine thür. 9Vnd er ſprach zu mir / Gehe hin ein / vnd ſchawe die böſe Grewel / die ſie allhie thun. 10Vnd da ich hinein kam vnd ſahe / Sihe / da waren allerley Bildnis der würme vnd thiere / eitel Schewel / vnd allerley Götzen des hauſes Iſrael / allenthalben vmb her an der Wand gemacht. 11Fur welchen ſtunden ſiebenzig Menner / aus den Elteſten des hauſes Iſrael / vnd Jaſanja der ſon Saphan ſtund auch vnter jnen / Vnd ein jglicher hatte ſein Reuchwerg in der hand / vnd gieng ein dicker nebel auff vom Reuchwerg.
(Hausherrn)
Gott war Hausherr zu Jeruſalem vnd ſie füreten jm ein andern Abgott hin ein / Das verdros jn billich.
12VND er ſprach zu mir / Menſchenkind / ſiheſtu / was die Elteſten des hauſes Iſrael thun im finſternis / ein jglicher in ſeiner ſchöneſten Kamer? Denn ſie ſagen / der HERR ſihet vns nicht / Sondern der HERR hat das Land ver-
[77a | 77b]
Der Próphet C․ VIII.
laſſen. 13Vnd er ſprach zu mir / Du ſolt noch mehr gröſſer Grewel ſehen / die ſie thun. 14Vnd er füret mich hin ein zum Thor an des HERRN hauſe / das gegen mitternacht ſtehet / Vnd ſihe / daſelbſt ſaſſen Weiber die weineten vber den Thamus. 15Vnd er ſprach zu mir / Menſchenkind / Siheſtu das? Aber du ſolt noch gröſſer Grewel ſehen / denn dieſe ſind.
16VND er füret mich in den innern hof am Hauſe des HERRN / vnd ſihe / fur der thür am Tempel des HERRN / zwiſchen der Halle vnd dem Altar. Da waren bey fünff vnd zwenzig Menner / die jren rücken gegen dem Tempel des HERRN / vnd jr angeſicht gegen dem Morgen gekeret hatten / vnd beten gegen der Sonnen auffgang. 17Vnd er ſprach zu mir / Menſchenkind / ſiheſtu das? Iſts dem hauſe Juda zu wenig / das ſie alle ſolche Grewel hie thun? ſo ſie doch ſonſt im gantzen Lande eitel gewalt vnd vnrecht treiben / vnd faren zu / vnd reitzen mich auch / Vnd ſihe / ſie halten die Weinreben an die naſen. 18Darumb wil ich auch wider ſie mit grim handeln / vnd mein Auge ſol jnen nicht verſchonen vnd wil nicht gnedig ſein. Vnd wenn ſie gleich mit lauter ſtim / fur meinen Ohren ſchreien / wil ich ſie doch nicht hören.
Thamus
Das ſol ſein der Abgott Adonis / dauon die Poeten vnd Heiden viel haben geſchrieben / Vnd iſt fraw Venus Bule geweſt / Darumb jn die Weiber klagen. Mich dünckt es ſey Bachus / der Weinabgott / Wie bey vns S. Vrban.
(Weinreben)
Das iſt eine weiſe geweſt im Gottesdienſt / wie bey vns das geweihet Saltz / Waſſer / Würtze / vnd der gleichen / dem Abgott zu ehren.
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Ezech. | Der Prophet Heſekiel.Biblia Vulgata: | Der Prophet Hesekiel (Ezechiel) Das Buch Ezechiel | Hes Ez Hes |
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Luther widmet den Prophetenbüchern eine umfangreiche Vorrede. Diese Bücher seien reich an Predigten und Beispielen für christliches Leben, und sie weissagen die Ankunft Christi.
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