Die Klagelieder Jeremias

Kapitel I.

Symbol Biblia 1545

Die Lutherbibel von 1545

 

Die Texte der Lutherbibel von 1545 in Frakturschrift

Das Alte Testament

Die Bücher der Propheten

 

Biblia
 

Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545

Die Klagelieder Jeremias

 

C. I.

 

Klgl 1,1-22

 

Der Text in fünf Kapiteln

 

Gliederung Kapitel I.

 

Nr.

Textstelle

Abschnitt | Link zum Text

Kapitel I.

1

1,1-22

→Jerusalem klagt und fleht um Hilfe

 

 🕮

Ka­pi­tel­ein­tei­lung nach der Aus­ga­be von 1545,
An­ga­be der Text­stel­le nach heu­ti­ger Zähl­wei­se.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

[67b | 68a]

 

 

 

LXVIII.

 

Die Klagelieder Jeremiá.

 

 

I.

 

 

Jerusalem klagt und fleht um Hilfe

 

WIe ligt die Stad ẛo

wü­ſte: die vol Volcks war? Sie iſt wie ein widwe / Die eine Fürſtin vn­ter den Hei­den / vnd ein Königin in den Lendern war / mus nu dienen.

2Sie weinet des nachts / das jr die Threnen vber die Backen lauf­fen / Es iſt niemand vn­ter allen jren Freunden / der ſie tröſte / Alle jre Ne­he­ſten verachten ſie / vnd ſind jre Feinde wor­den.

3Juda iſt gefangen im elend vnd ſchwe­re m dienſt / Sie wonet vn­ter den Hei­den / vnd findet keine ruge / Alle jre Verfolger hal­ten ſie vbel.

4Die ſtraſſen gen Sion ligen wüſt / weil niemand auff kein Feſt komet / Alle jre Thore ſtehen öde / Ire Prieſter ſeufftzen / Ire Jung­fraw­en ſe­hen jemerlich vnd ſie iſt betrübt.

5Ire Wi­der­ſa­cher ſchweben empor / Iren Feinden ge­hets wol / Denn der HERR hat ſie vol jamers gemacht / Vmb jrer groſ­ſen ſünde willen / Vnd ſind jre Kinder gefangen fur dem Feinde hin gezogen.

6Es iſt von der toch­ter Zion aller Schmuck dahin / Ire Für­ſten ſind / wie die Wider / die keine weide finden / vnd matt fur dem Treiber her gehen.

7Je­ru­ſa­lem denckt in die­ſer zeit / wie elend vnd ver­laſ­ſen ſie iſt / vnd wie viel Guts ſie von alters her gehabt hat / weil alle jr Volck darnider ligt / vn­ter dem Feinde / vnd jr niemand hilfft / Ire Feinde ſe­hen jre Luſt an jr / vnd ſpotten jrer Sab­ba­then.

8Je­ru­ſa­lem hat ſich verſündigt / Dar­umb mus ſie ſein / wie ein vnrein Weib / Alle die ſie ehreten / verſchmehen ſie jtzt / weil ſie jre ſcham ſe­hen / Sie aber ſeufftzet / vnd iſt zu rück gekeret.

9Ir vnflat klebt an jrem ſaum / Sie het­te nicht ge­mei­net / das jr zu letzt ſo gehen würde / Sie iſt ja zu grewlich herunter geſtoſſen / vnd hat dazu niemand / der ſie tröſtet / Ah HERR ſi­he an mein Elend / Denn der Feind pranget ſeer.

10Der Feind hat ſei­ne hand an alle jre Klein­od gelegt / Denn ſie muſte zuſehen / das die Hei­den in jr Hei­lig­thum gien­gen / Dauon du geboten haſt / Sie ſolten nicht in deine Gemeine komen.

11Alle jr Volck ſeufftzet vnd ge­het nach brot / Sie geben jre Kleinot vmb ſpeiſe / das ſie die Seele laben / Ah HERR / ſi­he doch vnd ſchaw / wie ſchnöde ich wor­den bin.

12Euch ſa­ge ich / allen / die jr fur vber ge­het / Schawet doch vnd ſe­het / Ob jrgend ein ſchmertzen ſey / wie mein ſchmertzen / der mich troffen hat / Denn der HERR hat mich vol jamers gemacht / am ta­ge ſei­nes grimmigen zorns.

13Er hat ein Fewr aus der Höhe in meine Beine ge­ſand / vnd das ſelbige laſ­ſen walten / Er hat mei­nen füſſen ein Netze geſtellet / vnd mich zurück geprellet / Er hat mich zur Wü­ſten gemacht / das ich teg­lich trawren mus.

14Meine ſchwe­re Sünde ſind durch ſei­ne ſtraffe erwachet / vnd mit hauffen mir auff den Hals komen / das mir alle meine Krafft vergehet / Der HErr hat mich al­ſo zugericht / das ich nicht auffkomen kan.

15Der HErr hat zutretten alle meine Starcken / ſo ich hatte / Er hat vber mich ein Feſt ausruffen laſ­ſen / meine junge Man­ſchafft zuuerderben / Der HErr hat der Jung­fraw­en toch­ter Juda / eine Kelter tretten laſ­ſen.

16Da­r­umb weine ich ſo / vnd meine beide Au­gen flieſſen mit wa­ſſer / Das der

 

 

 

 

[68a | 68b]

 

 

Der Próphet    C. I.II.

 

 

Tröſter / der meine Seele ſolt erquicken / ferne von mir iſt / Meine Kinder ſind dahin / Denn der Feind hat die vberhand kriegt.

17Zion ſtreckt jre Hende aus / Vnd iſt doch niemand / der ſie tröſte / Denn der HERR hat rings vmb Jacob her / ſei­nen Feinden geboten / Das Je­ru­ſa­lem mus zwi­ſchen jnen ſein / wie ein vnrein Weib.

18Der HERR iſt gerecht / Denn ich bin ſei­nem mun­de vn­ge­hor­ſam geweſt / Höret alle Völ­ck­er / vnd ſchaw­et mei­nen ſchmertzen / Meine Jung­fraw­en vnd Jüng­lin­ge / ſind ins Gefengnis ge­gan­gen.

19Ich rieff meine Freunde an / Aber ſie haben mich betrogen / Meine Prie­ſter vnd El­te­ſten in der Stad / ſind verſchmachtet / Denn ſie gehen nach Brot / damit ſie jre Seelen laben.

20Ah HERR / ſi­he doch / wie bange iſt mir / das mirs im Leibe dauon weh thut / Mein hertz wallet mir in meinem Leibe / denn ich bin hoch betrübt / Drauſſen hat mich das Schwert / vnd im Hauſe hat mich der Tod zur Widwe gemacht.

21Man hörets wol / das ich ſeufftze / Vnd habe doch keinen tröſter / Alle meine Feinde hören mein Vnglück / vnd frewen ſich / das machſtu / So las doch den tag komen / den du ausrüffeſt / das jnen gehen ſol / wie mir.

22Laſſe alle jre bos­heit fur dich komen / vnd richte ſie zu / wie du mich vmb aller meiner mi­ſſe­that willen / zugericht haſt / Denn meins ſeufftzens iſt viel / vnd mein hertz iſt betrübt.

 

 

 

 

 
 

 

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 Bezeichnung in Luthers Biblia 1545

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 Kürzel

Threno.
Thre.
Die Klagelieder Jeremia.

Biblia Vulgata:
Threni seu lamentationes

 

Anm: In der Lutherbibel 1545 direkt hinter dem Buch Jeremia eingeordnet und im Inhaltsverzeichnis nicht gesondert aufgeführt.

→Zum Inhaltsverzeichnis

Die Klagelieder Jeremias

Die Klagelieder des Jeremia

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Der Bibeltext im evangelischen Kirchenjahr

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Sabrina

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