Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Der Text in 48 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel XIII. | ||
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4 - 24 |
II. ISRAELS SÜNDE UND DAS BEVORSTEHENDE GERICHT
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12,1 - 24,27 |
II.6 Neue Zeichenwandlungen und Weissagungen gegen Israel, Juda und Jerusalem
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1 | 13,1-16 | |
2 | 13,17-23 |
[79b]
VND des HERRN wort geſchach zu mir / vnd ſprach / 2Du Menſchenkind / Weiſſage wider die Propheten Iſrael / vnd ſprich zu denen / ſo aus jrem eigen hertzen weiſſagen / Höret des HERRn wort / 3ſo ſpricht der HErr HERR / Weh den tollen Propheten / die jrem eigen Geiſt folgen / vnd haben doch nicht Geſichte. 4O Iſrael / Deine Propheten ſind / wie die Füchſe in den Wüſten. 5Sie tretten nicht fur die Lücken / vnd machen ſich nicht zur Hürten vmb das haus Iſrael / vnd ſtehen nicht im ſtreit / am tage des HERRN. 6Ir Geſichte iſt nichts / vnd jr weiſſagen iſt eitel Lügen. Sie ſprechen / Der HERR hats geſagt / So ſie doch der HERR nicht geſand hat / vnd mühen ſich / das ſie jr ding erhalten. 7Iſts nicht alſo / das ewr Geſichte iſt nichts / vnd ewr weiſſagen iſt eitel Lügen? Vnd ſprecht doch / der HERR hats geredt / So ichs doch nicht geredt habe.
Falſche Pro-
pheten.
(Geſichte)
Ire predigt / vnd lere.
8DArumb ſpricht der HErr HERR alſo / Weil jr das predigt / da nichts aus wird / vnd Lügen weiſſagt / So wil ich an euch / ſpricht der HErr HERR / 9vnd meine Hand ſol komen vber die Propheten / ſo das predigen / da nichts aus wird / vnd lügen weiſſagen. Sie ſollen in der verſamlunge meines Volcks nicht ſein / vnd in die zal des hauſes Iſrael nicht geſchrieben werden / noch ins land Iſrael komen / Vnd jr ſolt erfaren / das ich der HErr HERR bin. 10Darumb / das ſie mein Volck verfüren / vnd ſagen / friede / So doch kein friede iſt / Das volck bawet die Wand / ſo tünchen ſie dieſelben mit loſem Kalck. 11Sprich zu den Tünchern / die mit loſem Kalck tünchen / Das abfallen wird / Denn es wird ein Platzregen komen / vnd werden groſſe Hagel komen / die es fellen / vnd ein Windwürbel wird es zureiſſen / 12Sihe / ſo wird die Wand einfallen. Was gilts / denn wird man zu euch ſagen / Wo iſt nu das getünchte / das jr getüncht habt.
13SO ſpricht der HErr HERR / Ich wil einen Windwürbel reiſſen laſſen in meinem grim / vnd einen Platzregen in meinem zorn / vnd groſſe Hagelſteine im grim / die ſollens alles vmbſtoſſen. 14Alſo wil ich die Wand vmbwerffen / die jr mit loſem Kalck getüncht habt / vnd wil ſie zuboden ſtoſſen / das man jren Grund ſehen ſol das ſie da lige / Vnd jr ſolt drinnen auch vmbkomen / vnd erfaren / das ich der HERR ſey. 15Alſo wil ich meinen grim volenden an der Wand / vnd an denen / die ſie mit loſem Kalck tünchen / vnd zu euch ſagen / Hie iſt weder Wand noch Tüncher. 16Das ſind die Propheten Iſrael / die Jeruſalem weiſſagen vnd predigen von friede / So doch kein friede iſt / ſpricht der HErr HERR.
(Wand bawen)
Das iſt / erbeiten vnd thun / was man leret. Tünchen iſt verheiſſen vnd tröſten / das es ſolle gut werden. So doch beides verloren iſt / vnd eitel falſche lügen ſind.
VND du Menſchenkind / richte dein angeſichte wider die Töchter in deinem Volck / welche weiſſagen aus jrem hertzen / vnd weiſſage wider ſie / 18vnd ſprich / So ſpricht der HErr HERR / Weh euch / die jr Küſſen machet den Leuten vnter die arme / vnd Pföle zu den Heubten / beide Jungen vnd Alten / die ſeelen zu fahen / Wenn jr nu die Seelen gefangen habt vnter meinem Volck / verheiſſt jr den ſelbigen das Leben. 19Vnd entheiliget mich in meinem Volck / vmb einer hand vol Gerſten vnd biſſen Brots willen / Damit / das jr die Seelen zum Tod verurteilet / die doch nicht ſolten ſterben / vnd vrteilet die zum Leben / die doch nicht leben ſolten / durch ewr Lügen vnter meinem Volck / welchs gern Lügen höret.
20DARumb ſpricht der HErr HERR / ſihe / Ich wil an ewr Küſſen / damit jr die Seelen fahet vnd vertröſtet / vnd wil ſie von ewren Armen wegreiſſen vnd die Seelen / ſo jr fahet vnd vertröſtet / los machen. 21Vnd wil ewre Pföle
[79b | 80a]
Heſekiel. C. XIII.
LXXX.
zureiſſen / vnd mein Volck aus ewr hand erretten / das jr ſie nicht mehr fahen ſollet / vnd ſollet erfaren / das ich der HERR ſey. 22Darumb / das jr das hertz der Gerechten / felſchlich betrübet / die ich nicht betrübet habe / vnd habt geſterckt die hende der Gottloſen / das ſie ſich von jrem böſen weſen nicht bekeren / damit ſie lebendig möchten bleibe. 23Darumb ſolt jr nicht mehr vnnütze Lere predigen noch weiſſagen / Sondern ich wil mein Volck aus ewren henden erretten / Vnd jr ſolt erfaren / das ich der HERR bin.
Frume hertzen erſchrecken fur Gottes Namen / Darumb werden ſie leicht beſchweret vnd gefangen / mit falſcher Lere / vnter Gottes Namen fur gebracht.
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Luther widmet den Prophetenbüchern eine umfangreiche Vorrede. Diese Bücher seien reich an Predigten und Beispielen für christliches Leben, und sie weissagen die Ankunft Christi.
Luther erklärt die Bedeutung des Alten Testaments und der Gesetze Mose. Diese Schriften seien für Christen sehr nützlich zu lesen, nicht zuletzt deshalb, weil Jesus, Petrus und Paulus mehrfach daraus zitieren.