Der Text aus :
Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
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Vorrede auf das Alte Testament | |
I. |
DIE BEDEUTUNG DES ALTEN TESTAMENTS
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I.1 | Christus und die Apostel stützen sich auf das Alte Testament |
I.2 | |
I.3 | |
II. |
DIE FÜNF BÜCHER MOSE UND DAS GESETZ
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II.1 | |
II.2 | |
II.3 | |
II.4 | |
II.5 | |
III. |
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III.1 | |
III.2 | |
III.3 | |
III.4 | |
III.5 | |
III.6 | |
III.7 | |
IV. |
DAS ENDE DER GÜLTIGKEIT DER GESETZE
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IV.1 | |
IV.2 | |
IV.3 |
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IV.3.1 | |
IV.3.2 | |
IV.3.3 | |
IV.4 | Moses selbst hat auf Christus und das Ende des Gesetzes verwiesen |
V. |
DIE BEGRIFFE ALTES UND NEUES TESTAMENT
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V.1 | |
V.2 | |
VI. |
DIE ÜBRIGEN BÜCHER DES ALTEN TESTAMENTS
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VI.1 | Die weiteren Bücher sind Zeugen und Auslegung des Gesetzes Mose |
VII. |
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VII.1 | |
VII.2 | ... doch das Alte Testament ist aus der Lehre Jesu zu deuten |
VIII. |
DIE CHRISTEN UND DIE LEVITISCHEN OPFERGESETZE
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VIII.1 | Die christlichen Prediger stehen mit der Predigt in der Nachfolge der Opfer levitischer Priester |
VIII.2 | Die stetige Übung des Evangeliums ist das Opfer der Christen |
IX. |
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IX.1 |
[Vorblatt 3b]
DAs Alte Teſtament
halten etliche geringe / Als das dem Jüdiſchen volck alleine gegeben / vnd nu fort aus ſey / vnd nur von vergangenen Geſchichten ſchreibe / Meinen / ſie haben gnug am newen Teſtament / vnd geben fur eitel geiſtliche ſinn im alten Teſtament zu ſuchen / Wie auch Origenes / Hieronymus vnd viel hoher Leute mehr gehalten haben. Aber Chriſtus ſpricht Joh. v. Forſchet in der Schrifft / denn dieſelbige gibt zeugnis von mir. Vnd S. Paulus gebeut Timotheo / Er ſolle anhalten mit leſen der Schrifft. Vnd rhümet Rom. j. wie das Euangelium ſey von Gott in der Schrifft verheiſſen. Vnd j. Cor. xv. ſagt er / Chriſtus ſey nach laut der Schrifft von Dauids geblüte komen / geſtorben vnd vom Tod aufferſtanden. So weiſet vns auch S. Petrus mehr denn ein mal enhinder in die Schrifft.
Wie etliche
vom alten Teſtament vrteilen.
Chriſtus
vnd die Apoſtel Petrus vnd Paulus weiſen vns in das alte Teſtament.
Act. 17.
DA mit ſie vns je leren / die Schrifft des alten Teſtaments nicht zu verachten ſondern mit allem vleis zu leſen / weil ſie ſelbs das newe Teſtament ſo mechtiglich gründen vnd beweren / durchs alte Teſtament / vnd ſich drauff beruffen. Wie auch S. Lucas Act. xvij. ſchreibt / Das die zu Theſſalonich teglich forſcheten die Schrifft / Ob ſichs ſo hielte / wie Paulus lerete. So wenig nu des newen Teſtaments grund vnd beweiſung zu verachten iſt / So thewr iſt auch das alte Teſtament zu achten. Vnd was iſt das newe Teſtament anders / denn ein öffentliche predigt vnd verkündigung von Chriſto / durch die Sprüche im alten Teſtament geſetzt / vnd durch Chriſtum erfüllet.
Das alte
Teſtament ſol man nicht verachten / ſondern vleiſſig leſen.
Newe Teſta-
ment.
Matt. 11.
Luc. 2.
DAs aber die jenigen / ſo es nicht beſſer wiſſen / ein anleitung vnd vnterricht haben / nützlich drinnen zu leſen / Habe ich dieſe Vorrede nach meinem vermügen / ſo viel mir Gott gegeben geſtellet. Bitte vnd warne trewlich einen jglichen fromen Chriſten / Das er ſich nicht ſtoſſe an der einfeltigen Rede vnd Geſchicht / ſo jm offt begegnen wird / Sondern zweiuele nicht dran / wie ſchlecht es jmer ſich anſehen leſſt / es ſeien eitel Wort / Werck / Gericht vnd Geſchicht der hohen göttlichen Maieſtet / macht vnd weisheit. Denn dis iſt die Schrifft / die alle Weiſen vnd Klugen zu Narren macht / Vnd allein den Kleinen vnd Albern offen ſtehet / wie Chriſtus ſagt Matth. xj. Darumb las dein dünckel vnd fülen faren / vnd halte von dieſer Schrifft / als von dem allerhöheſten / edleſten Heiligthum / als von der allerreichſten Fundgruben / die nimer mehr gnug ausgegründet werden mag. Auff das du die Göttliche weisheit finden mügeſt / welche Gott hie ſo alber vnd ſchlecht furlegt / das er allen hohmut dempffe. Hie wirſtu die Windeln vnd die Krippen finden / da Chriſtus innen ligt / Da hin auch der Engel die Hirten weiſet. Schlecht vnd geringe Windel ſind es / Aber thewr iſt der ſchatz Chriſtus / der drinnen ligt.
Niemand
ſol ſich ergern an der einfeltigen rede der Schrifft.
Die ſchrifft
macht die weiſen zu Narren / vnd stehet den Albern offen.
SO wiſſe nu / das dis Buch ein Geſetzbuch iſt / das da leret / was man thun vnd laſſen ſol. Vnd da neben anzeigt Exempel vnd Geſchichte / wie ſolch Geſetze gehalten oder vbertretten ſind. Gleich wie das newe Teſtament / ein Euangelium oder Gnadenbuch iſt / vnd leret / wo mans nemen ſol / das das Geſetz erfüllet werde. Aber gleich wie im newen Teſtament / neben der Gnadenlere / auch viel andere Lere gegeben werden / die da Geſetz vnd Gebot ſind / das Fleiſch zu regieren / ſintemal in dieſem leben der Geiſt nicht volkomen wird / noch eitel gnade regieren kan. Alſo ſind auch im alten Teſtament / neben den Geſetzen / etliche Verheiſſung vnd Gnadenſprüche da mit die heiligen Veter vnd Propheten vnter dem Geſetz im glauben Chriſti / wie wir / erhalten ſind. Doch wie des newen Teſtaments eigentliche Heubtlere iſt / gnade vnd friede durch vergebung der ſünden in Chriſto verkündigen / Alſo iſt des alten Teſtaments eigentliche Heubtlere / Geſetze leren vnd Sünde anzeigen / vnd guts foddern. Solches wiſſe im alten Teſtament zu warten.
Alte Teſta-
ment iſ ein Geſetzbuch.
New Teſta-
ment iſt ein Gnadebuch.
Geſetz vnd Gebot im newen Teſtament Verheiſſunge im alten Teſtament.
Wo Sünde vnd Tod herkommen
VND das wir zu erſt auff Moſes Bücher komen / Der leret in ſeinem erſten Buch / wie alle Creatur geſchaffen ſind / Vnd (das ſeines ſchreibens meiſte
I.
Was Moſes
in ſeinem erſten Buch leret.
[Vorblatt 4a]
alte Teſtament.
vrſach iſt) Wo die Sünde vnd der Tod her komen ſey / nemlich / durch Adams fall / aus des Teufels bosheit. Aber bald darauff / ehe denn Moſes geſetz kompt / leret er / Wo her die Hülffe wider komen ſolt / die Sünde vnd Tod zu vertreiben. nemlich / nicht durch Geſetz noch eigen werck / weil noch kein Geſetz war / Sondern durch des Weibes ſamen / Chriſtum / Adam vnd Abraham verheiſſen. Auff das alſo der glaube von anfang der Schrifft durch vnd durch gepreiſet werde / vber alle werck / Geſetz vnd verdienſt. Alſo hat das erſte buch Moſe faſt eitel exempel des glaubens vnd vnglaubens / vnd was glaube vnd vnglaube fur früchte tragen / vnd iſt faſt ein Euangeliſch buch.
Hülfe wider Sünde und Tod
Verheiſſung iſt vor dem Geſetze.
.
DArnach im andern Buch / da die Welt nu vol vnd in der blindheit verſuncken war / das man ſchier nicht mehr wuſte / was Sünde war / oder wo Tod her komen ſey / bringet Gott Moſen erfur mit dem Geſetz / Vnd nimpt ein beſonders Volck an / die Welt an jnen wider zu erleuchten / vnd durchs Geſetz die ſunde wider zu eröffenen. Vnd verfaſſet alſo das Volck mit allerley Geſetzen / vnd ſondert ſie von allen andern Völckern. Leſſt ſie eine Hütten bawen / vnd richtet einen Gottesdienſt an / Beſtellet Fürſten vnd Amptleute / vnd verſorget alſo ſein Volck beide mit Geſetzen vnd Leuten auffs allerfeineſt / wie ſie / beide leiblich fur der welt / vnd geiſtlich fur Gott / ſollen regiert werden.
II.
Jüden Got-
tes Volck.
IM dritten Buch / wird in ſonderheit das Prieſterthum verordnet mit ſeinen Geſetzen vnd Rechten / dar nach die Prieſter thun / vnd das Volck leren ſollen. Da ſihet man / wie ein Prieſterlichampt nur vmb der Sünde willen wird eingeſetzt / das es dieſelbige ſol dem Volck kund machen vnd fur Gott verſünen. Alſo / das alle ſein werck iſt / mit ſunden vnd Sündern vmbgehen. Derhalben auch den Prieſtern kein zeitlich Gut gegeben / noch leiblich zu regieren befolhen oder zugelaſſen wird / Sondern allein des Volcks zu pflegen in den ſünden. jnen zugeeigent wird.
III.
Brauch des
prieſterlichen Ampts.
IM Vierden / Da nu die Geſetze gegeben / Prieſter vnd Fürſten eingeſetzt ſind / die Hütten vnd Gottesdienſt angericht ſind / vnd alles bereit iſt / was zum volck Gottes gehöret / Hebt ſich das werck vnd vbung an / vnd wird verſucht / wie ſolche Ordnung gehen vnd ſich ſchicken wil. Darumb ſchreibt das ſelb Buch von ſo viel vngehorſam vnd plagen des Volcks. Vnd werden etliche Geſetz verkleret vnd gemehret. Denn alſo findet ſichs alle zeit / das Geſetze bald zu geben ſind / Aber wenn ſie ſollen angehen vnd in den ſchwang komen / da begegent nicht mehr denn eitel hindernis / vnd wil nirgend fort / wie das Geſetz foddert. Das dis Buch ein mercklich Exempel iſt / wie gar es nichts iſt / mit Geſetzen die Leute from machen / Sondern wie S. Paulus ſagt / Das Geſetze nur ſünde vnd zorn anrichte.
IIII.
Geſetz iſt
bald geben / Aber mit dem halten wils nirgend fort.
Leute mit Geſetzen wollen from machen etc.
IM fünften / Da nu das Volk vmb ſeinen vngehorſam geſtrafft iſt / vnd Gott ſie mit gnaden ein wenig gelockt hatte / das ſie aus wolthat / da er jnen die zwey Königreich gab / bewegt wurden ſein Geſetz mit luſt vnd liebe zuhalten / widerholet Moſe das gantz Geſetz mit allen Geſchichten / ſo jnen begegent war (on was das Prieſterthum betrifft) vnd verkleret alſo von newen an alles / was beide zum leiblichen vnd geiſtlichen Regiment eines Volcks gehört. Das alſo Moſe / wie ein volkomener Geſetzlerer allenthalben ſeinem Ampt gnug thet / vnd das Geſetz nicht alleine gebe / ſondern auch da bey were / da mans thun ſolt / vnd wo es feilet / verkleret vnd wider anrichtet. Aber dieſe verklerung im fünfften Buch / helt eigentlich nichts anders innen / denn den glauben zu Gott / vnd die liebe zum Neheſten / Denn da hin langen alle geſetze Gottes. Darumb wehret Moſe mit ſeinem verkleren / alle dem / das den glauben an Gott verderben mag / bis hin an in das xx. Cap. Vnd alle dem / das die Liebe hindert / bis an des Buches ende.
V.
Das ganze Geſetz wird widerholet im 5. Buch Moſe.
Inhalt der
verklerung des Geſetzes.
Wo hin alle Geſetz gelangen
HIe bey iſt nu zu mercken auffs erſte / das Moſe das Volck ſo genaw mit Geſetzen verfaſſet / das er keinen raum leſſt der Vernunfft jrgend ein werck zu erwelen oder eigen Gottesdienſt erfinden. Denn er leret nicht allein Gott fürchten / trawen vnd lieben / Sondern gibt auch ſo mancherley weiſe euſſerlichs Gottesdienſts / mit opffern / geloben / faſten / caſteien etc / Das niemand not ſey / etwas anders zu erwelen. Item er leret auch pflantzen / bawen / freien / ſtreitten / Kinder / Geſind vnd Haus regieren / keuffen vnd verkeuffen / borgen vnd löſen / vnd alles was euſſerlich vnd innerlich zu thun ſey / So gar / das etliche Satzungen gleich nerriſch vnd vergeblich an zuſehen ſind.
Vorrede auff das
LIeber / warumb thut Gott das? Endlich darumb / Er hat ſich des Volcks vnterwunden / das es ſein eigen ſein ſolt / vnd er wolt jr Gott ſein / darumb wolt er ſie alſo regieren / das alle jr Thun gewis were / das es fur jm recht were. Denn wo jemand etwas thut / da Gottes wort nicht zuuor auff gegeben iſt / das gilt fur Gott nicht vnd iſt verlorn. Denn er verbeut auch am iiij. vnd xiij. Cap. im v. Buch / das ſie nichts ſollen zuthun zu ſeinen Geſetzen. Vnd im xij. ſpricht er / Sie ſollen nicht thun was ſie recht dünckt. Auch der Pſalter vnd alle Propheten drob ſchreien / Das das Volck gute werck thet / die ſie ſelbs erweleten / vnd von Gott nicht geboten waren. Denn er wil vnd kans nicht leiden / das die ſeinen etwas furnemen zu thun / das er nicht befolhen hat / es ſey wie gut es jmer ſein kan / Denn gehorſam iſt aller werck adel vnd güte / der an Gottes worten hanget.
Selberwelete
werck gefallen Gott nicht.
WEil denn nu dis Leben nicht kan on euſſerlich Gottesdienſt vnd Weiſe ſein / hat er jnen furgelegt ſolch mancherley Weiſe / vnd mit ſeinem Gebot verfaſſet. Auff das / ob ſie ja müſten oder auch wolten Gott jrgend einen euſſerlichen Dienſt thun / das ſie dieſer einen angriffen / vnd nicht ein eigen erdechten / Da mit ſie gewis vnd ſicher weren das ſolch jr werck in Gottes wort vnd gehorſam gienge. Alſo iſt jnen allenthalben gewehret / eigener Vernunfft vnd Freiem willen zu folgen / guts zu thun vnd wol zu leben / Vnd doch vbrig gnug / raum / ſtete / zeit / Perſon / werck vnd weiſe beſtimpt vnd furgelegt / das ſie nicht klagen dürffen / noch frembder Gottesdienſt Exempel nachfolgen müſſen.
Dis Leben kan
nicht on euſſerlichen Gottesdienſt ſein.
AVffs ander iſt zu mercken / das die Geſetz dreierley art ſind. Etliche die nur von zeitlichen gütern ſagen / Wie bey vns die Keiſerlichen geſetze thun. Dieſe ſind von Gott allermeiſt vmb der Böſen willen geſetzt / das ſie nichts ergers theten. Darumb ſind ſolche Geſetze nur Wehrgeſetz / mehr denn Leregeſetz. Als da Moſe gebeut ein Weib mit einem Scheidebrieff von ſich zu laſſen Item / das ein Man ſein Weib mit einem Eiueropffer treiben / vnd ander Weiber mehr nemen mag / Solchs ſind alles weltliche Geſetze.
Geſetze dreierley art.
Geſetze von zeitlichen Gütern.
Wehrgeseſetz.
ETliche aber ſind / die von euſſerlichen Gottesdienſt leren / wie droben geſagt iſt.
Von euſſerlichen Gottesdienſt.
VBer dieſe beide gehen nu die Geſetze vom glauben vnd von der Liebe / alſo / das alle ander Geſetz müſſen vnd ſollen jr mas haben vom Glauben vnd von der Liebe / das ſie gehen ſollen / wo jre werck alſo geraten / das ſie nicht wider den glauben vnd die Liebe gehen / Wo ſie aber wider den Glauben vnd Liebe geraten / ſollen ſie ſchlecht ab ſein.
Von Glaube vnd Liebe.
DA her leſen wir / das Dauid den mörder Joab nicht tödtet / ſo er doch zwey mal den tod verdienet hatte. Vnd ij. Reg. xiiij. gelobt er dem weibe von Thekoa / jr Son ſolle nicht ſterben / ob er wol ſeinen Bruder erwürget hatte. Item / Abſalom tödtet er auch nicht. Item / er ſelbs Dauid aſs von dem heiligen Brot der Prieſter j. Reg. xxj. Item Thamar meinet / der König möchte ſie geben Amnon jrem Stieffbruder zur Ehe. Aus dieſer vnd der gleichen Geſchichten / ſihet man wol / das die Könige / Prieſter vnd Oberſten haben offt friſch ins Geſetze gegriffen / wo es der Glaube vnd die Liebe haben gefoddert. Das alſo der Glaube vnd die Liebe ſol aller Geſetz Meiſterin ſein / vnd ſie alle in jrer macht haben. Denn ſintemal alle Geſetz auff den Glauben vnd Liebe treiben / ſol keins nicht mehr gelten noch ein Geſetze ſein / wo es dem Glauben oder der Liebe wil zu wider geraten.
Glaube vnd Liebe meiſtern alle Geſetze.
DErhalben jrren die Jüden noch heutiges tags faſt ſeer / das ſie ſo ſtrenge vnd hart vber etlichen geſetzen Moſe halten / vnd viel ehe Liebe vnd Friede lieſſen vntergehen / ehe ſie mit vns eſſen oder trüncken / oder der gleichen theten / Vnd ſehen des Geſetzes meinung nicht recht an / Denn dieſer verſtand iſt von nöten allen die vnter Geſetzen leben / nicht allein den Jüden. Denn alſo ſagt auch Chriſtus Matth. xij. Das man den Sabbath brechen möcht / wo ein Ochs in eine gruben gefallen war / vnd jm er aushelffen / Welchs doch nur ein zeitliche not vnd ſchaden war. Wie viel mehr ſol man friſch allerley Geſetz brechen / wo es Leibs not foddert / ſo anders dem Glauben vnd der Liebe nichts zu wider geſchicht. Wie Chriſtus ſagt / Das Dauid gethan hat / da er die heiligen Brot aſs / Mar. iij.
Jüden verſtehen des Geſetzs meinung nicht.
WAs iſt aber / das Moſe die Geſetze ſo vnordig vnternander wirfft? Warumb ſetzt er nicht die Weltlichen auff einen hauffen / die Geiſtlichen auch auff einen hauffen / vnd den Glauben vnd Liebe auch auff einen? Da zu widerholet er zu weilen ein Geſetz ſo offt / vnd treibt einerley wort ſo viel mal / das
Moſes Geſetze ſind vnördig vnternander geworden.
Alte Teſtament.
gleich verdroſſen iſt zu leſen vnd zu hören? Antwort Moſe ſchreibt / wie ſichs treibt / Das ſein Buch ein bild vnd Exempel iſt des Regiments vnd Lebens. Denn alſo gehet es zu / wenn es im ſchwang gehet / das jtzt dis werck / jtzt jenes gethan ſein mus. Vnd kein Menſch ſein Leben alſo faſſen mag (ſo es anders Göttlich ſein ſol) das er dieſen tag eitel geiſtlich / den andern eitel weltlich Geſetze vbe / Sondern Gott regiert alſo alle Geſetze vnternander / wie die Stern am Himel / vnd die Blumen auff dem Felde ſtehen / Das der Menſch mus alle ſtunde zum jglichen bereit ſein / vnd thun welchs jm am erſten fur die hand kompt / Alſo iſt Moſe Buch auch vnternander gemenget.
Bilde eins Regiments ſo im ſchwang gehet.
DAs er aber ſo faſt treibt vnd offt einerley widerholet / Da iſt auch ſeines Ampts art angezeiget. Denn wer ein Geſetzuolck regieren ſol / der mus jmer anhalten / jmer treiben / vnd ſich mit dem Volck / wie mit Eſeln / blewen / Denn kein Geſetzwerck gehet mit luſt vnd liebe abe / es iſt alles erzwungen vnd abgenötiget. Weil nu Moſe ein Geſetzlerer iſt / mus er mit ſeinem treiben anzeigen / wie Geſetzwerck gezwungen werck ſind / vnd das Volck müde machen / Bis es durch ſolch treiben erkenne ſeine kranckheit vnd vnluſt zu Gottes geſetz / vnd nach der Gnade trachte / wie folget.
Warumb Moſes einerley Geſetz ſo offt widerholet.
Geſetz werck ſind gezwungen werck.
Gal. 2.
2.Corin. 3.
Rom. 3.
Rom. 7.
AVffs dritte / Iſt das die rechte meinung Moſe / Das er durchs Geſetz die ſünde offenbare vnd alle vermeſſenheit menſchlichs vermügens zuſchanden mache. Denn da her nennet in S. Paulus Gal. ij. einen Amptman der ſünde vnd ſein Ampt ein ampt des Tods ij. Cor. iij. Vnd Rom. iij. vnd vij. ſpricht er / Durchs Geſetze kome nicht mehr denn erkentnis der ſünde. Vnd Rom. iij. Durchs Geſetzs werck wird niemand from fur Gott. Denn Moſe kan durchs Geſetz nicht mehr thun / weder anzeigen was man thun vnd laſſen ſol. Aber krafft vnd vermügen ſolches zu thun vnd zu laſſen / gibt er nicht / vnd leſſt vns alſo in der ſünde ſtecken.
Geſetz offenbart die ſünde.
Moſes ampt.
1.Cor. 15.
WEnn wir denn in der ſünde ſtecken / ſo dringet der Tod alſo bald auff vns / als eine rache vnd ſtraffe vber die ſunde. Da her nennet S. Paulus die Sünde / des Tods ſtachel / Das der Tod durch die ſunde alle ſein Recht vnd macht an vns hat. Aber wo das Geſetze nicht were / ſo were auch keine ſünde. Darumb iſts alles Moſe ampts ſchuld / der reget vnd rüget die ſunde durchs Geſetze / ſo folget der Tod auff die ſünde mit gewalt. Das Moſe ampt billich vnd recht ein ampt der ſunde vnd des todes von S. Paulo genennet wird / Denn er bringet nichts auff vns durch ſein Geſetz geben / denn ſunde vnd tod.
ABer doch iſt ſolch Sündeampt vnd Todampt gut / vnd faſt von nöten / Denn wo Gottes geſetz nicht iſt / da iſt alle menſchliche Vernunfft ſo blind / das ſie die ſunde nicht mag erkennen. Denn kein menſchlich Vernunfft weis / das vnglaube vnd an Gott verzweiueln ſünde ſey / Ja ſie weis nichts dauon / das man Gott gleuben vnd trawen ſol / Gehet alſo da hin in jrer blindheit verſtockt / vnd fület ſolche ſunde nimer mehr. Thut dieweil ſonſt etwa gute werck / vnd füret ein euſſerlich erbars Leben. Da meinet ſie denn / ſie ſtehe wol / vnd ſey der ſachen gnung geſchehen Wie wir ſehen in den Heiden vnd Heuchlern / wenn ſie auff jr beſtes leben. Item / ſo weis ſie auch nicht / das böſe neigung des Fleiſchs / vnd haſs wider die Feinde / ſünde ſey / ſondern weil ſie ſihet vnd fület / das alle Menſchen ſo geſchickt ſind / achtet ſie ſolchs fur natürlich vnd recht gut ding / Vnd meinet / es ſey gnug / wenn man nur euſſerlich den wercken wehret. Alſo gehet ſie da hin / vnd achtet jre kranckheit fur ſtercke / jre ſünde fur recht / jr böſes fur gut / vnd kan nicht weiter.
Sündeampt.
Moſe iſt nütz vnd gut.
Verstockte Blindheit menſchlicher vernunfft etc.
SIhe / dieſe blindheit vnd verſtockte vermeſſenheit zu vertreiben / iſt Moſe ampt not. Nu kan er ſie nicht vertreiben / er mus ſie offenbaren vnd zu erkennen geben. Das thut er durchs Geſetz / da er leret / Man ſolle Gott fürchten / trawen / gleuben vnd lieben. Dazu keine böſe luſt noch haſs zu einigem Menſchen tragen oder haben. Wenn nu die Natur ſolchs recht höret / ſo mus ſie erſchrecken / Denn ſie befindet gewis / weder trawen noch glauben / weder furcht noch liebe zu Gott. Item weder liebe noch reinigkeit gegen dem Neheſten / Sondern eitel vnglauben / zweiueln / verachtung vnd haſs zu Gott / vnd eitel böſen willen vnd luſt zum Neheſten. Wenn ſie aber ſolchs findet / ſo iſt der Tod alſo bald fur augen / der ſolchen Sünder freſſen / vnd in die Helle wil verſchlingen.
Moſe ampt iſt not vnd nütz etc.
Lere des Geſetzes.
SIhe / Das heiſſt den Tod durch die Sünde auff vns dringen / vnd durch die ſunde vns tödten. Das heiſſt durch das Geſetz die ſunde regen / vnd fur die augen ſetzen / vnd alle vnſer vermeſſenheit in ein verzagen / vnd zittern vnd verzwei-
Sünde des Tods ſtachel / Geſetz der ſünd krafft.
Vorrede auff das
1.Cor. 15.
ueln treiben. Das der Menſch nicht mehr kan thun / denn mit den Propheten ſchreien / Ich bin von Gott verworffen / Oder / wie man auff Deudſch ſagt / Ich bin des Teufels / Ich kan nimer mehr ſelig werden. Das heiſſt recht in die Helle gefurt. Das meinet S. Paulus mit kurtzen worten. j. Corin. xv. Der ſtachel des Tods iſt die ſünde / Aber das Geſetz iſt der ſünden krafft. Als ſolt er ſagen / Das der Tod ſticht vnd vns erwürget / macht die Sünde / die an vns gefunden wird / des tods ſchüldig. Das aber die Sünde an vns funden wird / vnd ſo mechtig vns dem Tod gibt / macht das Geſetz / welchs vns die Sünde offenbart vnd erkennen leret / die wir zuuor nicht kandten / vnd ſicher waren.
Sünde des Tods ſtachel / Geſetz der ſünd krafft.
NV ſihe / mit welcher gewalt Moſe ſolchs ſein Ampt treibet vnd ausrichtet / Denn das er ja die Natur auffs allerhöheſt ſchende / gibt er nicht allein ſolche Geſetz / die von natürlichen vnd warhafftigen Sünden ſagen / als da ſind die zehen Gebot / Sondern macht auch ſünde / da von natur ſonſt keine ſünde iſt / vnd dringet vnd drücket auff ſie mit hauffen ſünden. Denn vnglaube vnd böſe luſt iſt von art ſunde vnd des todes werd. Aber das man nicht ſol geſewert Brot eſſen auff Oſtern / vnd kein vnrein Thier eſſen / kein Zeichen an dem Leib machen / vnd alles was das Leuitiſch Prieſterthum mit ſünden ſchaffet / das iſt nicht von art ſünde vnd böſe / ſondern wird allein darumb ſunde / das durchs Geſetz verboten iſt / welchs Geſetz wol kan abſein. Aber die zehen Gebot mügen nicht alſo abſein / Denn da iſt ſunde / ob ſchon die Gebot nicht weren / oder nicht erkennet weren. Gleich wie der Heiden vnglaube ſunde iſt / ob ſie es wol nicht wiſſen noch achten / das ſunde ſey.
Etliche Geſetz im Moſe machen ſünde / die ſonſt von art nicht ſünde ſind.
Zehen Gebot mügen nicht abſein.
ALſo ſehen wir / das ſolche vnd ſo mancherley geſetze Moſe / nicht allein darumb gegeben ſind / das niemand etwas eigens dürffte erwelen guts zuthun / vnd wol zu leben / wie droben geſagt iſt. Sondern viel mehr darumb / das der ſunden nur viel würden / vnd ſich vber die maſs heufften / das gewiſſen zu beſchweren. Auff das die verſtockte blindheit ſich erkennen müſte / vnd jr eigen vnuermügen vnd nichtigkeit zum guten müſte fülen / Vnd alſo durchs Geſetz genötiget vnd gedrungen würde etwas weiters zu ſuchen / denn das Geſetz vnd eigen vermügen / nemlich / Gottes gnade in künfftigen Chriſtum verheiſſen. Denn es iſt je alles geſetz Gottes gut vnd recht / wenn er auch gleich hieſſe nur Miſt tragen / oder Strohalm auff heben. So mus aber der ja nicht from noch gutes hertzen ſein / der ſolch gut Geſetz nicht helt / oder vngerne helt. So vermag alle Natur nicht anders / denn vngerne halten / Darumb mus ſie hie am guten geſetz Gottes / jre bosheit erkennen vnd fülen / vnd nach der hülff göttlicher gnaden ſeufftzen vnd trachten in Chriſto.
Warumb ſo mancherley Geſetzgeben ſeien.
Gottes Geſetz iſt recht vnd gut.
Natur vermag nicht Gottes Geſetz zu halten.
Wie die Zehen Gebot auffhören.
Darumb / wo nu Chriſtus kompt / da höret das Geſetz auff / ſonderlich das Leuitiſche / welchs ſunde macht / da ſonſt von art keine ſunde iſt / wie geſagt iſt. So hören auch die zehen Gebot auff / Nicht alſo / das man ſie nicht halten noch erfüllen ſolt / ſondern Moſes ampt höret drinnen auff / das es nicht mehr durch die zehen Gebot die ſünde ſtarck macht / vnd die ſünde nicht mehr des tods ſtachel iſt. Denn durch Chriſtum iſt die ſünde vergeben / Gott verſünet / vnd das hertz hat angefangen dem Geſetz hold zu ſein / das es Moſes ampt nicht mehr kan ſtraffen vnd zu ſunden machen / als hette es die Gebot nicht gehalten / vnd were des tods ſchüldig / Wie es thet vor der gnade / vnd ehe denn Chriſtus da war.
Wenn Chriſtus kompt / höret Moſes Ampt auff.
DAs leret S. Paulus ij. Corin. iij. da er ſpricht / Das die klarheit im angeſicht Moſe auffhöret / vmb der klarheit willen im angeſichte Jheſu Chriſti. Das iſt / das ampt Moſe / das vns zu ſunden vnd ſchanden macht / mit dem glantz der erkentnis vnſer bosheit vnd nichtigkeit / Thut vns nicht mehr weh / ſchrecket vns auch nicht mehr mit dem tod. Denn wir haben nu die klarheit im angeſicht Chriſti. Das iſt / das Ampt der gnaden / dadurch wir Chriſtum erkennen / mit welches Gerechtigkeit / Leben vnd Stercke / wir das Geſetze erfüllen / Tod vnd Helle vberwinden. Wie auch die drey Apoſtel auff dem berge Thabor / Moſen vnd Eliam ſahen / vnd doch nicht fur jnen erſchracken / vmb der lieblichen klarheit willen im angeſichte Chriſti. Aber Exod. xxxiiij. da Chriſtus nicht gegenwertig war / kundten die kinder Iſrael die klarheit vnd glentzen in Moſe angeſicht nicht erleiden / drumb muſte er eine Decke dafur thun.
Chriſti klarheit vertreibet Moſe klarheit.
Apoſtel auff dem Berg Thabor.
DEnn es ſind dreierley Schüler des geſetzes / Die erſten / die das Geſetz hören vnd verachten / füren ein ruchlos Leben on furcht / Zu dieſen kompt das Ge-
Dreierley Schüler des Geſetzes.
Alte Teſtament.
ſetz nicht. Vnd ſind bedeut / durch die Kalbdiener in der wüſten / vmb welcher willen Moſe die Tafeln entzwey warff / vnd das Geſetz nicht zu jnen bracht.
DIe andern / die es angreiffen mit eigener krafft zu erfüllen on gnade. Die ſind bedeut durch die / ſo Moſe andlitz nicht ſehen kundten / da er zum andern mal die Tafeln bracht. Zu dieſen kompt das Geſetz / aber ſie leidens nicht. Darumb machen ſie eine Decke drüber / vnd füren ein heuchliſch Leben mit euſſerlichen wercken des Geſetzes / welchs doch das Geſetz alles zu ſünden macht / wo die Decke abgethan wird / Denn das Geſetz erweiſet / das vnſer vermügen nichts ſey / on Chriſtus gnade.
II.
DIe dritten ſind / die Moſen klar on Decke ſehen. Das ſind ſie / die des Geſetzes meinung verſtehen / wie es vmmüglich ding foddere. Da gehet die ſünde in der krafft / da iſt der Tod mechtig / da iſt des Goliaths ſpies wie ein Weberbawm / vnd ſein ſtachel hat ſechs hundert ſekel Ertz / das alle kinder Iſrael fur jm fliehen / On der einige Dauid Chriſtus vnſer HErr erlöſet vns von dem allen. Denn wo nicht Chriſtus klarheit neben ſolcher klarheit Moſe keme / kündte niemand ſolche glentze des Geſetzes der Sünd vnd des Tods ſchrecken ertragen. Dieſe fallen abe von allen wercken vnd vermeſſenheit / vnd lernen am Geſetze nicht mehr / denn allein ſünde erkennen / vnd nach Chriſto zu ſeufftzen / Welchs auch das eigentlich ampt Moſe vnd des Geſetzs art iſt.
III.
Goliaths ſpies.
Eigentlich Ampt des Geſetzes.
Deut. 18.
ALſo hat Moſe auch ſelbs angezeigt / das ſein Ampt vnd Lere ſolt wehren bis auff Chriſtum / vnd als denn auffhören / da er ſpricht / Deut. xviij. Einen Propheten wird dir der HERR dein Gott erwecken / aus deinen Brüdern / wie mich / Den ſoltu hören etc. Dis iſt der edleſt Spruch vnd freilich der kern im gantzen Moſe / welchen auch die Apoſtel hoch gefurt vnd ſtarck gebraucht haben / das Euangelium zu bekrefftigen / vnd das Geſetz abzuthun / vnd alle Propheten / gar viel draus gezogen. Denn weil Gott hie einen andern Moſe verheiſſet / den ſie hören ſollen / zwinget ſichs / das er etwas anders leren würde / denn Moſe / vnd Moſe ſeine macht jm vbergibt vnd weicht / das man jenen hören ſolle. So kan je der ſelb Prophet nicht Geſetz leren / denn das hat Moſe auffs allerhöheſt ausgericht / vnd were kein not vmbs Geſetzs willen einen andern Propheten zu erwecken / Darumb iſts gewis von der Gnadenlere vnd Chriſto geſagt.
Moſes ampt waret bis auff Chriſtum.
DArumb nennet auch S. Paulus Moſe geſetz / das alte Teſtament / Chriſtus auch / da er das newe Teſtament einſetzet. Vnd iſt darumb ein Teſtament / das Gott darinnen verhies vnd beſchied dem volck Iſrael das land Canaan / wo ſie es halten würden. Vnd gabs auch jnen / vnd ward beſtetiget durch Scheps vnd Bocks tod vnd blut. Aber weil ſolch Teſtament nicht auff Gottes gnaden / ſondern auff Menſchen wercken ſtund / muſt es alt werden vnd auffhören / vnd das verheiſſen Land wider verloren werden / darumb / das durch wercke das Geſetze nicht kan erfüllet werdern.
Geſetz iſ das alt Teſtament.
Alte Teſtament muſt auffhören.
Vnd muſt ein ander Teſtament komen / das nicht alt würde / auch nicht auff vnſerm thun / ſondern auff Gottes wort vnd wercke ſtünde / auff das es ewiglich wehret. Darumb iſts auch durch einer ewigen Perſon tod vnd blut beſtetiget / vnd ein ewiges Land verheiſſen vnd gegeben. Das ſey nu von Moſe Bücher vnd Ampt geredt.
Newe Teſtament wehret ewiglich.
WAS ſind aber nu die ander Bücher der Propheten vnd der Geſchichten? Antwort / nichts anders / denn was Moſe iſt / Denn ſie treiben alle ſampt Moſes ampt / vnd wehren den falſchen Propheten / das ſie das Volck nicht auff die werck füren / ſondern in dem rechten ampt Moſe vnd erkentnis des Geſetzes bleiben laſſen. Vnd halten feſt drob das ſie durch des Geſetzes rechten verſtand / die Leute in jrer eigen vntüchtigkeit behalten vnd auff Chriſtum treiben / wie Moſe thut. Darumb ſtreichen ſie auch weiter aus / was Moſe von Chriſto geſagt hat / Vnd zeigen an beiderley Exempel / dere / die Moſe recht haben / vnd dere / die jn nicht recht haben / vnd aller beider ſtraff vnd lohn. Alſo / das die Propheten nichts anders ſind / denn handhaber vnd zeugen Moſe vnd ſeines Ampts / das ſie durchs Geſetze jederman zu Chriſto bringen.
Was in den Propheten vnd andern des alten Teſtaments Büchern in Summa geleret wird.
Avffs letzt / ſolt ich auch wol die geiſtliche Deutung anzeigen / ſo durch das Leuitiſch Geſetz vnd Prieſterthumb Moſe furgelegt. Aber es iſt ſein zu viel zu ſchreiben / es wil raum vnd zeit haben / vnd mit lebendiger ſtimme ausgelegt ſein. Denn freilich Moſe ein Brun iſt aller weisheit vnd verſtands / dar aus gequollen iſt alles / was alle Propheten gewuſt vnd geſagt haben. Dazu auch das
Geiſtliche deutung etc.
Moſes ein Brun aller weisheit etc.
Vorrede auff das alte Teſtament.
newe Teſtament er aus fleuſſt vnd drein gegründet iſt / wie wir gehört haben. Aber doch ein kleins kurtzes Grifflin zu geben / den jenigen / ſo gnade vnd verſtand haben / weiter darnach zu trachten / ſey das mein Dienſt.
WEnn du wilt wol vnd ſicher deuten / So nim Chriſtum fur dich / Denn das iſt der Man / dem es alles vnd gantz vnd gar gilt. So mache nu aus dem Hohenprieſter Aaron niemand denn Chriſtum alleine / wie die Epiſtel an die Ebreer thut / welche faſt alleine gnugſam iſt / alle figurn Moſe zu deuten. Alſo iſts auch gewis / das Chriſtus ſelbs das Opffer iſt / ja auch der Altar / der ſich ſelbs mit ſeinem eigen Blut geopffert hat / Wie auch die ſelb Epiſtel meldet. Wie nu der Leuitiſche Hoheprieſter / durch ſolch Opffer nur die gemachten ſunde wegnam / die von natur nicht ſunde waren / Alſo hat vnſer Hoheprieſter Chriſtus / durch ſein ſelbs Opffer vnd Blut / die rechte ſunde / die von natur ſunde iſt / weggenomen. Vnd iſt ein mal durch den Vorhang gegangen zu Gott / das er vns verſüne. Alſo / das du alles / was vom Hohenprieſter geſchrieben iſt / auff Chriſtum perſönlich / vnd ſonſt auff niemand deuteſt.
Chriſtus iſt der rechte Hoheprieſter / Opffer / Altar etc.
ABer des Hohenprieſters Söne / die mit dem teglichen Opffer vmbgehen / ſoltu auff vns Chriſten deuten / die wir fur vnſerm Vater Chriſto im Himel ſitzend hie auff Erden mit dem leibe wonen / vnd nicht hin durch ſind bey jm / on mit dem glauben geiſtlich. Derſelben Ampt / wie ſie ſchlachten vnd opffern / bedeut nichts anders / denn das Euangelium predigen / Durch welchs der alte Menſch getödtet vnd Gott geopffert / durchs fewr der liebe / im heiligen Geiſt verbrand vnd verzeret wird / Welchs gar wol reucht fur Gott / das iſt / es macht ein gut / rein / ſicher Gewiſſen fur Gott.
Söne des Hohenprieſters.
Deutung des ſchlachtens vnd opffers im alten Teſtament.
Dieſe deutung trifft S. Paulus Rom. xij. da er
leret / wie wir vnſere Leibe ſollen opffern Gott
zum lebendigen / heiligen / angenemen Opffer.
Welchs wir thun (wie geſagt) durch
ſtettige vbung des Euangelium
beide mit predigen vnd
gleuben.
Das ſey dis mal gnug zur
kurtzen anleitung / Chriſtum vnd
das Euangelium zu ſuchen
im alten Teſtament.
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1) lat.: item, dt.: ebenso, ebenfalls
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Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
Ex. | Das ander Buch Moſe. | Das zweite Buch Mose (Exodus) Exodus 2. Buch Mose | 2. Mose Ex 2Mos |
Deut. | Das fünfte Buch Moſe. | Das fünfte Buch Moses (Deuteronomium) Deuteronomium 5. Buch Mose | 5. Mose Dtn 5Mos |
Matth. | Euangelium S. Mattheus.Biblia Vulgata: | Das Evangelium nach Matthäus Matthäusevangelium | Mt Mt Mt |
Marc. | Euangelium S. Marcus.Biblia Vulgata: | Das Evangelium nach Markus Markusevangelium | Mk Mk Mk |
Luce. | Euangelium S. Lucas.Biblia Vulgata: | Das Evangelium nach Lukas Lukasevangelium | Lk Lk Lk |
Joh. | Euangelium S. Johannis.Biblia Vulgata: | Das Evangelium nach Johannes Johannesevangelium | Joh Joh Joh |
Ac. | Der Apoſteln Geſchicht / beſchrieben von S. Lucas.Biblia Vulgata: | Die Apostelgeschichte des Lukas Apostelgeschichte | Apg Apg Apg |
Rom. | Epiſtel S. Paul an die Römer.Biblia Vulgata: | Der Brief des Paulus an die Römer Römerbrief | Röm Röm Rom |
1.Cor. | Die j. Epiſtel S. Paul an die Corinther.Biblia Vulgata: | Der erste Brief des Paulus an die Korinther 1. Korintherbrief | 1. Kor 1 Kor 1Kor |
2.Cor. | Die ij. Epiſtel S. Paul an die Corinther.Biblia Vulgata: | Der zweite Brief des Paulus an die Korinther 2. Korintherbrief | 2. Kor 2 Kor 2Kor |
Gal. | Die Epiſtel S. Pauli: An die Galater.Biblia Vulgata: | Der Brief des Paulus an die Galater Galaterbrief | Gal Gal Gal |
1.Tim. | Die erſte Epiſtel S. Pauli: An Timotheum.Biblia Vulgata: | Der erste Brief des Paulus an Timotheus 1. Timotheusbrief | 1. Tim 1 Tim 1Tim |
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Luther widmet den Prophetenbüchern eine umfangreiche Vorrede. Diese Bücher seien reich an Predigten und Beispielen für christliches Leben, und sie weissagen die Ankunft Christi.
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