Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Der Text in 48 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel XXVIII. | ||
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25 - 32 |
III. DROHREDEN ÜBER DIE FREMDVÖLKER
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26,1 - 28,26 |
III.2 Weissagungen gegen Tyrus
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1 | 28,1-10 | |
2 | 28,11-19 | |
3 | 28,20-24 | |
4 | 28,25-26 |
[89a]
VND des HERRN wort geſchach zu mir / vnd ſprach / 2Du Menſchenkind / ſage dem Fürſten zu Tyro / ſo ſpricht der HErr HERr / Darumb / das ſich dein hertz erhebt / vnd ſpricht / Ich bin Gott / Ich ſitze im thron Gottes / mitten auff dem Meer / So du doch ein Menſch / vnd nicht Gott biſt / Noch erhebt ſich dein hertz / als ein hertz Gottes. 3Sihe / du helteſt dich fur klüger / denn Daniel / das dir nichts verborgen ſey / 4vnd habeſt durch deine klugheit vnd verſtand / ſolche macht zu wegen bracht / vnd ſchetze von gold vnd ſilber geſamlet. 5Vnd habeſt durch deine groſſe weisheit vnd hantierung / ſo groſſe macht vberkomen / Dauon biſtu ſo ſtoltz worden / das du ſo mechtig biſt.
Fürſt zu Ty-
rus / welchen er ernach ein König nennet.
6DArumb ſpricht der HErr HERR alſo / Weil ſich denn dein hertz erhebt / als ein hertz Gottes / 7Darumb ſihe / Ich wil frembde vber dich ſchicken / nemlich / die Tyrannen der Heiden / die ſollen jr Schwert zücken vber deine ſchöne weisheit / vnd deine groſſe Ehre zu ſchanden machen. 8Sie ſollen dich hinunter in die Gruben ſtoſſen / das du mitten auff dem Meer ſterbeſt / wie die Erſchlagenen. 9Was gilts? ob du denn fur deinem Todſchleger werdeſt ſagen / Ich bin Gott / So du doch nicht Gott / ſondern ein Menſch / vnd in deiner Todſchleger hand biſt. 10Du ſolt ſterben / wie die Vnbeſchnittenen / von der hand der Frembden / Denn ich habs geredt / ſpricht der HErr HERR.
VND des HERRN wort geſchach zu mir / vnd ſprach / 12Du Menſchenkind / Mache ein Wehklage vber den König zu Tyro / vnd ſprich von jm /
[89a | 89b]
Der Prophet C. XXVIII.
ſo ſpricht der HErr HERR / Du biſt ein reinlich Siegel / voller weisheit / vnd aus der maſſen ſchöne. 13Du biſt im Luſtgarten Gottes / vnd mit allerley Eddelſteinen geſchmückt / nemlich / mit Sarder / Topaſer / Demanten / Türkis / Onychen / Jaſpis / Saphir / Amethiſt / Smaragden / vnd Gold / Am tag da du geſchaffen wurdeſt / muſten da bereit ſein bey dir dein Pauckenwerck vnd Pfeiffen. 14Du biſt wie ein Cherub / der ſich weit ausbreitet vnd decket / Vnd ich hab dich auff dem heiligen berg Gottes geſetzt / das du vnter den fewrigen ſteinen wandelſt / 15vnd wareſt on wandel in deinem Thun / des tages da du geſchaffen wareſt / ſo lang / bis ſich deine miſſethat funden hat / 16Denn du biſt inwendig vol freuels worden / fur deiner groſſen Hantierung vnd haſt dich verſündigt / Darumb wil ich dich entheiligen von dem berg Gottes / vnd wil dich ausgebreiteten Cherub / aus den fewrigen ſteinen verſtoſſen.
(Reinlich)
Da alles fein vnd ſchön gebildet iſt / das ausgemacht vnd nichts dran feilet noch vergeſſen iſt. Id eſt / Entelechia forma wie es ſein ſol.
17VND weil ſich dein hertz erhebt / das du ſo ſchöne biſt / vnd haſt dich deine Klugheit laſſen betriegen / in deinem pracht / Darumb wil ich dich zu boden ſtürtzen / vnd ein Schawſpiel aus dir machen fur den Königen / 18Denn du haſt dein Heiligthum verderbet / mit deiner groſſen miſſethat / vnd vnrechtem handel. Darumb wil ich ein Fewr aus dir angehen laſſen / das dich ſol verzehren / vnd wil dich zu aſſchen machen auff der Erden / das alle Welt zuſehen ſol. 19Alle die dich kennen vnter den Heiden / werden ſich vber dir entſetzen / Das du ſo plötzlich biſt vntergangen / vnd nimer mehr auffkomen kanſt.
VND des HERRN wort geſchach zu mir / vnd ſprach / 21Du Menſchenkind / Richte dein angeſicht wider Zidon / vnd weiſſage wider ſie / 22vnd ſprich / ſo ſpricht der HErr HERR / Sihe / Ich wil an dich Zidon / vnd wil an dir ehre einlegen / Das man erfaren ſol / das ich der HERR bin / wenn ich das Recht vber ſie gehen laſſe / vnd an jr erzeige / das ich Heilig ſey. 23Vnd ich wil Peſtilentz vnd Blutuergieſſen vnter ſie ſchicken / auff jren Gaſſen / vnd ſollen tödlich verwund drinnen fallen / durchs Schwert / welchs allenthalben vber ſie gehen wird / Vnd ſollen erfaren / das ich der HERR bin. 24Vnd ſol forthin allenthalben vmb das haus Iſrael / da jre Feinde ſind / kein dorn die da ſtechen / noch ſtachel die da wehthun / bleiben / Das ſie erfaren / das ich der HErr HERR bin.
Zidon.
SO ſpricht der HErr HERR / Wenn ich das haus Iſrael wider verſamlen werde / von den Völckern / da hin ſie zerſtrewet ſind / So wil ich fur den Heiden an jnen erzeigen / das ich Heilig bin. Vnd ſie ſollen wonen in jrem Lande / das ich meinem knecht Jacob gegeben habe / 26vnd ſollen ſicher darin wonen / vnd Heuſer bawen / vnd Weinberge pflantzen. Ja ſicher ſollen ſie wonen / wenn ich das Recht gehen laſſe / vber alle jre Feinde / vmb vnd vmb / Vnd ſollen erfaren / das ich der HERR jr Gott bin.
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1) lat.: Id est / Entelechia forma
dt.: »das heißt: die Form der Entilechie«
»Entelechie« nach Aristoteles: etwas, was sein Ziel in sich selbst hat; die sich im Stoff verwirklichende Form
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Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
Ezech. | Der Prophet Heſekiel.Biblia Vulgata: | Der Prophet Hesekiel (Ezechiel) Das Buch Ezechiel | Hes Ez Hes |
Jeſa. | Der Prophet Jeſaja.Biblia Vulgata: | Der Prophet Jesaja Das Buch Jesaja | Jes Jes Jes Is |
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Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
Luther widmet den Prophetenbüchern eine umfangreiche Vorrede. Diese Bücher seien reich an Predigten und Beispielen für christliches Leben, und sie weissagen die Ankunft Christi.
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