Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Der Text in 66 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel I. | ||
A |
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1 - 39 |
ERSTER TEIL DES BUCHES JESAJA
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1 | 1,1 | |
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1,2-31 |
I. GOTTES ANKLAGE GEGEN JUDA UND JERUSALEM
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2 | 1,2-20 | |
3 | 1,21-31 |
[5b]
Kapitel 1 - 39
DIs iſt das Geẛicĥte
Jeſaia des ſons Amoz / welchs er ſahe von Juda vnd Jeruſalem / Zur zeit Vſia / Jotham / Ahas vnd Jehiſkia der könige Juda.
1,2-31
2HOret jr Himel / vnd Erde nim zu ohren / Denn der HERR redet. Ich habe Kinder aufferzogen vnd erhöhet / Vnd ſie ſind von mir abgefallen. 3Ein Ochſe kennet ſeinen Herrn / vnd ein Eſel die krippe ſeines Herrn / Aber Iſrael kennets nicht / vnd mein Volck vernimpts nicht. 4O Weh des ſundigen Volcks / des Volcks von groſſer miſſethat / des boshafftigen Samens / der * ſchedlichen Kinder / Die den HERRN verlaſſen / den Heiligen in Iſrael leſtern / weichen zu rück.
*
(Schedlichen)
Die beide mit falſcher lere vnd abgöttiſchem Exempeln / die Leute verfüreten vnd verderbeten.
5WAs ſol man weiter an euch ſchlahen / ſo jr des abweichens nur deſte mehr machet? Das gantze Heubt iſt kranck / das gantze Hertz iſt matt. 6Von der fusſolen bis auffs Heubt / iſt nichts geſundes an jm / Sondern wunden vnd ſtrimen vnd eiterbeulen / die nicht gehefftet noch verbunden / noch mit öle gelindert ſind. 7Ewer Land iſt wüſte / ewer Stedte ſind mit fewr verbrant. Frembde verzeren ewer ecker fur ewren augen / vnd iſt wüſte / als das / ſo durch Frembde verheeret iſt. 8Was aber noch vbrig iſt / von der tochter Zion / iſt wie ein Heuslin im Weinberge / wie eine Nachthütte in den Kürbisgarten / wie eine verheerete Stad. 9Wenn vns der HERR Zebaoth nicht ein wenigs lieſſe vberbleiben / So weren wir wie Sodom / vnd gleich wie Gomorra.
HOret des HERRN wort / jr Fürſten von Sodom / Nim zu ohren vnſers Gottes geſetz / du volck von Gomorra. 11Was ſol mir die menge ewer Opffer? ſpricht der HERR / Ich bin ſat der Brandopffer von Widern /
[5b | 6a]
Jeſáiá. C. I․ II.
VI.
vnd des fetten von den gemeſten / vnd hab keine luſt zum blut der farren / der lemmer vnd böcke. 12Wenn jr er ein komet zu erſcheinen fur mir / Wer foddert ſolches von ewern henden / das jr auff meinen vorhoff trettet? 13Bringet nicht mehr Speiſopffer ſo vergeblich. Das Reuchwerg iſt mir ein grewel / Der Newmonden vnd Sabbath / da jr zuſamen komet / vnd mühe vnd angſt habt / der mag ich nicht. 14Meine Seele iſt feind ewren Newmonden vnd Jarzeiten / ich bin der ſelbigen vberdrüſſig / ich bins müde zu leiden. 15Vnd wenn jr ſchon ewer Hende ausbreitet / verberge ich doch meine Augen von euch / Vnd ob jr ſchon viel betet / höre ich euch doch nicht / Denn ewer Hende ſind vol bluts.
(Vnd mühe)
Das ſind die zwey ſtücke des Teufels / Lügen vnd mord. Oder falſche lere / vnd vnrechter Bann.
16WAſſchet / reiniget euch / thut ewer böſes weſen von meinen augen. Laſſt ab vom Böſen / 17lernet Gutes thun / trachtet nach Recht. Helfft den Verdruckten / Schaffet dem Waiſen recht / vnd helffet der Widwen ſachen / 18So kompt denn vnd laſſet vns miteinander rechten / ſpricht der HERR. Wenn ewer Sünde gleich blutrot iſt / ſol ſie doch ſchneweis werden / Vnd wenn ſie gleich iſt wie roſinfarbe / ſol ſie doch wie wolle werden. 19Wolt jr mir gehorchen / ſo ſolt jr des Landes gut genieſſen. 20Wegert jr euch aber vnd ſeid vngehorſam / So ſolt jr vom Schwert gefreſſen werden / Denn der Mund des HERRN ſagets.
(Rechten)
Gott mus jmer vnrecht thun / ſind wir doch From / Warumb ſtraffeſtu vns denn ſo hart? Es iſt die ſtraffe vnſer ſchuld nicht.
Jere. 5.
WIE gehet das zu / das die frome Stad zur Hurn worden iſt? Sie war vol Rechts / Gerechtigkeit wonet drinnen / Nu aber Mörder. 22Dein Silber iſt Schawm worden / vnd dein Getrencke mit waſſer vermiſſchet. 23Deine Fürſten ſind abtrünnige vnd Diebs geſellen / Sie nemen alle gerne Geſchencke / vnd trachten nach Gaben / Dem Waiſen ſchaffen ſie nicht recht / vnd der Widwen ſache kompt nicht fur ſie.
24DARumb ſpricht der HErr HERR Zebaoth / der Mechtige in Iſrael / O Weh ich werde mich tröſten durch meine Feinde / vnd mich rechen durch meine Feinde. 25Vnd mus meine Hand wider dich keren / vnd deinen ſchawm auffs lauterſt fegen / vnd alle dein Zyn wegthun / 26Vnd dir wider Richter geben / wie zuuor waren / vnd Ratherrn wie im anfang. Als denn wirſtu eine Stad der Gerechtigkeit / vnd eine frome ſtad heiſſen. 27Zion mus durch Recht erlöſet werden / vnd jre Gefangen durch Gerechtigkeit / 28Das die Vbertretter vnd Sünder mit einander zubrochen werden / vnd die den HERRN verlaſſen / vmbkomen. 29Denn ſie müſſen zuſchanden werden vber den Eichen / da jr luſt zu habt / vnd ſchamrot werden vber den Garten / die jr erwelet. 30Wenn jr ſein werdet / wie eine Eiche mit dürren blettern / vnd wie ein Garte on waſſer. 31Wenn der Schutz wird ſein wie werg / vnd ſein Thun wie ein Funcke / vnd beides miteinander angezündet werde / das niemand leſſche.
(Durch)
Das iſt / meine Feinde die Chaldeer vnd ander Könige / müſſen mich rechen an meinem Volck.
(Schutz) Iſt jr Abgott. (Thun)
Iſt jr Gottesdienſt vnd Abgöterey / wie alle Gottloſen haben.
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Holzschnitt im Buch des Propheten Jesaja, Kapitel I.
»Der Prophet Jesaja«
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Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
Jeſa. | Der Prophet Jeſaja.Biblia Vulgata: | Der Prophet Jesaja Das Buch Jesaja | Jes Jes Jes Is |
Jer. | Der Prophet Jeremia.Biblia Vulgata: | Der Prophet Jeremia Das Buch Jeremia | Jer Jer Jer |
Amos | Der Prophet Amos.Biblia Vulgata: | Der Prophet Amos Das Buch Amos
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Infr. | Latein: [vide] infra Kapitelnummer
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AT
VI
Luther erklärt die Bedeutung des Alten Testaments und der Gesetze Mose. Diese Schriften seien für Christen sehr nützlich zu lesen, nicht zuletzt deshalb, weil Jesus, Petrus und Paulus mehrfach daraus zitieren.
Luther widmet den Prophetenbüchern eine umfangreiche Vorrede. Diese Bücher seien reich an Predigten und Beispielen für christliches Leben, und sie weissagen die Ankunft Christi.