Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
mit Worterklärungen
Luther-Deudſch | Deutsch
Der Text in 48 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel XXXIII. | ||
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33 - 37 |
IV. ISRAELS WIEDERHERSTELLUNG
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33,1-20 |
IV.1 Die Verantwortung des Wächters
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1 | 33,1-9 | |
2 | 33,10-20 | |
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33,21-33 |
IV.2 Der Wendepunkt in Hesekiels prophetischem Wirken
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3 | 33,21-22 | |
4 | 33,23-29 | |
5 | 33,30-33 | Gegen die leichfertigen Hörer der Verkündigung und gegen die Scheinfrommen |
Kapitel 33 - 37
[92b]
33,1-20
VND des HERRN wort geſchach zu mir / vnd ſprach / 2Du Menſchenkind / Predige wider dein Volck / vnd ſprich zu jnen. Wenn ich ein Schwert vber das Land füren würde / vnd das volck im Lande neme einen Man vnter jnen / vnd macheten jn zu jrem Wechter / 3Vnd er ſehe das Schwert komen vber das Land / vnd blieſe die Drometen vnd warnete das Volck. 4Wer nu der Drometen hall höret / vnd wolt ſich nicht warnen laſſen / vnd das ſchwert keme vnd neme jn weg / Deſſelben blut ſey auff ſeinem Kopff / 5Denn er hat der Drometen hall gehöret / vnd hat ſich dennoch nicht warnen laſſen / Darumb ſey ſein blut auff jm / Wer ſich aber warnen leſſt / der wird ſein leben dauon bringen.
6WO aber der Wechter ſehe das ſchwert komen / vnd die Drometen nicht blieſe / noch ſein Volck warnete / vnd das ſchwert keme vnd neme etliche weg / Die ſelben würden wol vmb jrer ſünde willen weggenomen / Aber jr blut wil ich von des Wechters hand foddern.
VND nu du Menſchenkind / Ich hab dich zu einem Wechter geſetzt vber das haus Iſrael / wenn du etwas aus meinem Munde höreſt / das du ſie von meinen wegen warnen ſolt. 8Wenn ich nu zu dem Gottloſen ſage / Du Gottloſer muſt des todes ſterben / Vnd du ſagſt jm ſolchs nicht / Das ſich der Gottloſe warnen laſſe / fur ſeinem weſen / So wird wol der Gottloſe vmb ſeines gottloſen weſens willen ſterben / Aber ſein blut wil ich von deiner hand foddern. 9Warneſtu aber den Gottloſen fur ſeinem weſen / das er ſich dauon bekere / vnd er ſich nicht wil von ſeinem weſen bekere / So wird er vmb ſeiner ſünde willen ſterben / Vnd du haſt deine Seele errettet.
DARumb / du Menſchenkind / ſage dem hauſe Iſrael / Ir ſprecht alſo / Vnſer ſünde vnd miſſethat ligen auff vns / das wir darunter vergehen / wie können wir denn leben? 11So ſprich zu jnen / So war als ich lebe / ſpricht der HErr HERR / Ich habe keinen gefallen am tode des Gottloſen / Sondern das ſich der Gottloſe bekere von ſeinem weſen / vnd lebe. So bekeret euch doch nu / von ewrem böſen weſen. Warumb wolt jr ſterben / jr vom hauſe Iſrael.
12VND du Menſchenkind / ſprich zu deinem Volck / Wenn ein Gerechter böſes thut / So wirds jn nicht helffen / das er from geweſen iſt. Vnd wenn ein Gottloſer from wird / So ſols jm nicht ſchaden / das er Gottlos geweſen iſt.
[92a | 92b]
Der Prophet C․ XXXIII.
So kan auch der Gerechte nicht leben / wenn er ſündigt. 13Denn wo ich zu dem Gerechten ſpreche / Er ſol leben / Vnd er verleſſt ſich auff ſeine gerechtigkeit / vnd thut böſes / So ſol alle ſeiner fromkeit nicht gedacht werden / Sondern er ſol ſterben / in ſeiner bosheit / die er thut. 14Vnd wenn ich zum Gottloſen ſpreche / Er ſol ſterben / Vnd er bekeret ſich von ſeiner ſünde / vnd thut was recht vnd gut iſt / 15Alſo / das das Gottloſe das Pfand wider gibt / vnd bezalet was er geraubt hat / vnd nach dem wort des lebens wandelt / das er kein böſes thut / So ſol er leben / vnd nicht ſterben / 16Vnd alle ſeiner ſünden / die er gethan hat / ſollen nicht gedacht werden / Denn er thut nu was recht vnd gut iſt / darumb ſol er leben.
17NOch ſpricht dein Volck / Der HERR vrteilet nicht recht / So ſie doch vnrecht haben. 18Denn wo der Gerechte ſich keret von ſeiner gerechtigkeit / vnd thut böſes / ſo ſtirbt er ja billich darumb. 19Vnd wo ſich der Gottloſe bekeret von ſeinem gottloſen weſen / vnd thut was recht vnd gut iſt / So ſol er ja billich leben. 20Noch ſprecht jr / Der HERR vrteilet nicht recht / So ich doch euch vom hauſe Iſrael einen jglichen nach ſeinem weſen vrteile.
33,21-33
VND es begab ſich im zwelfften jar / vnſers Gefengnis / am fünfften tag des zehenden monden / kam zu mir ein Entrunnener von Jeruſalem / vnd ſprach / Die Stad iſt geſchlagen. 22Vnd die Hand des HERRN war vber mir / des abends / ehe der Entrunnene kam / vnd that mir meinen mund auff / bis er zu mir kam des morgens / Vnd that mir meinen mund auff / alſo / das ich nicht mehr ſchweigen kundte.
Abra-
ham.
23VND des HERRN wort geſchach zu mir / vnd ſprach / 24Du Menſchenkind / Die Einwoner dieſer wüſten im lande Iſrael / ſprechen alſo / Abraham war ein einiger Man / vnd erbete dis Land / Vnſer aber iſt viel / ſo haben wir ja das Land billicher. 25Darumb ſprich zu jnen / ſo ſpricht der HErr HERR / Ir habt Blut gefreſſen / vnd ewre augen zu den Götzen auffgehaben / vnd blut vergoſſen / Vnd jr meinet / jr wöllet das Land beſitzen? 26Ja jr faret jmer fort mit morden / vnd vbet Grewel / vnd einer ſchendet dem andern ſein Weib / vnd meinet / jr wöllet das Land beſitzen.
27SO ſprich zu jnen / ſo ſpricht der HErr HERR / So war ich lebe / ſollen alle ſo in den wüſten wonen / durchs Schwert fallen / vnd was auff dem felde iſt / wil ich den Thieren zu freſſen geben / vnd die in Feſtungen vnd Hülen ſind / ſollen an der Peſtilentz ſterben. 28Denn ich wil das Land gar verwüſten / vnd ſeiner hoffart vnd Macht ein ende machen / Das das gebirge Iſrael ſo wüſte werde / das niemand da durch gehe / 29Vnd ſollen erfaren / das ich der HERR bin / wenn ich das Land gar verwüſtet habe / vmb alle jrer Grewel willen / die ſie vben.
VND du Menſchenkind / Dein Volck redet wider dich / an den wenden vnd vnter den Hauſthüren / vnd ſpricht je einer zum andern / Lieber / kompt vnd laſſt vns hören / was der HERR ſage. 31Vnd ſie werden zu dir komen / in die Verſamlung / vnd fur dir ſitzen / als mein volck / vnd werden deine wort hören / Aber nichts darnach thun / ſondern werden dich anpfeiffen / vnd gleich wol fort leben / nach jrem Geitz. 32Vnd ſihe / Du muſt jr Liedlin ſein / das ſie gerne ſingen vnd ſpielen werden / Alſo werden ſie deine wort hören / vnd nichts darnach thun / 33Wenn es aber kompt / was komen ſol / Sihe / ſo werden ſie erfaren / das ein Prophet vnter jnen geweſt ſey.
(Liedlin)
Die Jüden kamen zur Predigt nicht das ſie gleubeten / oder ſich beſſern wolten / ſondern das ſie den armen Propheten anpfiffen vnd ſpotten / vnd etwas höreten / dauon ſie hernach hetten zuſchertzen / vnd zuſingen. Alſo ehreten ſie das liebe Gottes wort / wie mans zu vnſer zeit in der Welt ehret.
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Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
Ezech. | Der Prophet Heſekiel.Biblia Vulgata: | Der Prophet Hesekiel (Ezechiel) Das Buch Ezechiel | Hes Ez Hes |
Erläuterungen siehe Liste der Abkürzungen und Namen biblischer Bücher | |||
Die folgenden Begriffe aus dem Text Hes 33 werden hier erläutert.
Versnummer: Luthers Wort | |||
Titel: Prophet | 1: HERR | ||
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Luther-Deutsch | Deutsch | Erläuterungen |
Prophet | Prophet, der lateinisch: propheta griechisch: προφήτης
Ein Prophet ist ein Verkünder der Zukunft, der getrieben aus der Motivation eines heiligen Anspruchs Gottes Wort verkündigt und bezeugt.
zu predigen das Euangelium Gottes / 2Welchs er zuuor verheiſſen hat / durch ſeine Propheten / in der heiligen Schrifft
zu predigen das Evangelium Gottes, welches er zuvor verheißen hat durch seine Propheten in der heiligen Schrift
SK Version 25.09.2024 ● |
HERR | HERR, JHWH, Jahwe Aussehen in unseren Frakturschriften: HERR oder HERR
HERR im Alten Testament
hebräisch: יהוה (jhwh, das Tetragrammaton JHWH) lateinisch (Biblia Sacra Vulgata): Dominus, Herr
Luthers Schreibweise HERR in Versalien (Großbuchstaben) folgt einer festen Regel. Sie weist darauf hin, dass im hebräischen Text an dieser Stelle das Tetragrammaton (das Vierfachzeichen) »JHWH« (hebr.: יהוה) steht. Es ist der unaussprechliche Name Gottes.
Satztechnisch bedingte Varianten
Um beim Satz der Lettern Platz in einer Zeile zu sparen, wodurch übermäßiger Sperrdruck oder ungünstige Wortumbrüche vermieden werden, sind in der Lutherbibel von 1545 häufig auch die Varianten HERr oder HERRn oder HERrn zu finden. Dabei sind mindestens die ersten drei Zeichen in Versalien gesetzt, womit sie hinreichend von HErr unterscheidbar sind.
An wenigen Stellen im Text wurde eine für uns unübliche Trennung im Wort vorgenommen, um einen Zeilenumbruch zu realisieren, hier beispielhaft gezeigt:
[ ...] fur den HER- RN bringen [...]
HERR HErr
Der Ausdruck HERR HErr steht dann, wenn im hebräischen Text »JHWH Adonaj« zu lesen ist. (Siehe dazu auch den Artikel HErr.)
Auch die umgekehrte Reihenfolge HErr HERR ist möglich (»Adonaj JHWH«).
4bSo ſpricht der HErr HERR / 5aſie gehorchen oder laſſens /
Die neuen Lutherbibeln übersetzen diesen Ausdruck stets mit »Gott der HERR«.
Die Aussprache des Namens Gottes
Das Wissen um die Aussprache der vier Zeichen, die den Gottesnamen ausmachen, ist schon früh in der Geschichte verloren gegangen. Sie werden heute oft mit »Jahwe« (vokalisiert geschrieben יְהוָה nach der Aussprache des hebräischen Adonaj, Herr) oder »Jehova« (יְהוָֹה ebenfalls nach dem hebräischen Adonaj, Herr, jedoch unter Berücksichtigung aller Vokale) transkribiert, aber auch mit »Jewah« (ebenfalls יְהוָה aber nach dem hebräischen Schema, der Name, zu lesen) oder »Jehowih« (יְהוִה nach dem hebräischen Elohim, Gott / Götter).
Luthers Namensersatz
Luther kannte die vokalisierten Varianten und die transkribierten Formen und war wohl besonders dem Wort »Jehova« zugeneigt. Es bezieht alle drei Vokale aus dem Wort Adonaj, das »Herr« bedeutet. Dennoch hatte er es vermieden, in seiner Übersetzung »Jehova« zu verwenden. Stattdessen nutzte er wie die lateinischen Bibeln einen Wortersatz. Er setzte das deutsche Wort ein, das gemäß der jüdischen Tradition zu lesen sei, wenn im Text das Vierfachzeichen erscheint, machte es aber durch die besondere Satzweise in Großbuchstaben kenntlich: HERR.
Luthers Schreibweise hat sich bis heute in etlichen Bibelausgaben gehalten.
HERR im Neuen Testament
Im neuen Testament verwendet Luther die Schreibweise HERR in Versalien (Großbuchstaben) für Gott, den Vater, an Stellen, wo sich Zitate aus dem Alten Testament auf »JHWH« beziehen.
Wichtig: Davon zu unterscheiden sind die Schreibweisen
SK Version 25.09.2024 ● |
Erläuterungen siehe Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545 | |
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
M
Luther widmet den Prophetenbüchern eine umfangreiche Vorrede. Diese Bücher seien reich an Predigten und Beispielen für christliches Leben, und sie weissagen die Ankunft Christi.
Luther erklärt die Bedeutung des Alten Testaments und der Gesetze Mose. Diese Schriften seien für Christen sehr nützlich zu lesen, nicht zuletzt deshalb, weil Jesus, Petrus und Paulus mehrfach daraus zitieren.