Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
mit Worterklärungen
Luther-Deudſch | Deutsch
Der Text in 48 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel XVII. | ||
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4 - 24 |
II. ISRAELS SÜNDE UND DAS BEVORSTEHENDE GERICHT
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12,1 - 24,27 |
II.6 Neue Zeichenwandlungen und Weissagungen gegen Israel, Juda und Jerusalem
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1 | 17,1-24 |
[82a]
VND des HERRN wort geſchach zu mir / vnd ſprach / 2Du Menſchenkind / Lege dem hauſe Iſrael ein Retzel fur vnd ein Gleichnis 3vnd ſprich / ſo ſpricht der HErr HERR. Ein groſſer Adeler mit groſſen flügeln vnd langen fittichen vnd vol feddern / die bund waren / kam auff Libanon / vnd nam den Wipffel von dem Ceder / 4vnd brach das öberſte Reis abe / vnd füret es ins Kremerland / vnd ſetzt es in die Kauffmans ſtad. 5Er nam auch Samen aus demſelbigen Lande / vnd ſeet jn in dasſelb gute Land / da viel Waſſers iſt / vnd ſatzt es loſe hin. 6Vnd es wuchs vnd ward ein ausgebreiter Weinſtock / vnd nidriges ſtammes / Denn ſeine Reben bogen ſich zu jm / vnd ſeine wurtzeln waren vnter jm / Vnd war alſo ein Weinſtock / der Reben kreig vnd Zweige.
VND da war ein ander groſſer Adeler mit groſſen flügeln vnd vielen feddern / Vnd ſihe / der Weinſtock / hatte verlangen an ſeinen wurtzeln zu dieſem Adeler / vnd ſtreckt ſeine Reben aus gegen jm / das er geweſſert würde vom platz ſeiner pflantzen. 8Vnd war doch auff eim guten boden / an viel waſſer gepflantzt / das er wol hette können Zweige bringen / Früchte tragen / vnd ein herrlicher Weinſtock werden.
9SO ſprich nu / Alſo ſagt der HErr HERR / Solt der geraten? Ja man wird ſeine Wurtzel ausrotten / vnd ſeine Früchte abreiſſen / vnd wird verdorren / das alle ſeines gewechs bletter verdorren werden / Vnd wird nicht geſchehen durch groſſen arm / noch viel volcks / auff das man jn von ſeinen wurtzeln wegfüre. 10Sihe / Er iſt zwar gepflantzt / Aber ſolt er geraten? Ja / ſo bald jn der Oſtwind rüren wird / wird er verdorren / auff dem Platz ſeines gewechs.
(Adeler)
Die Jüden zu Jeruſalem verſpotten die Propheten vnd die Leute / die ſich ergeben hatten an König zu Babel vnd hatten ſich gen Babel füren laſſen. Darumb predigt Heſekiel hie / das gewislich die vbrigen zu Jeruſalem auch weg müſſen / die vom König zu Babel abgefallen waren vnd verlieſſen ſich auff der Egypter hülffe. Der erſt Adeler iſt der König von Babel. Der öberſt zweig auff Libano iſt der könig Jechanja / der weggefürt ward. Das Kremerland iſt Babel. Der Same der loſe geſetzt iſt / iſt Zedechia / der hülffe ſuchet bey dem Könige in Egypten. Dis iſt der ander Adeler / Aber es halff jn nicht.
VND des HERRN wort geſchach zu mir / vnd ſprach / 12Lieber ſprich zu dem vngehorſamen Haus / Wiſſet jr nicht / was das iſt? Vnd ſprich / Sihe / Es kam der König zu Babel gen Jeruſalem / vnd nam jren König vnd jre Fürſten / vnd füret ſie weg / zu ſich gen Babel. 13Vnd nam von dem königlichen Samen / vnd macht einen Bund mit jm / vnd nam einen Eid von jm / Aber die Gewaltigen im Lande nam er weg / 14da mit das Königreich demütig bliebe / vnd ſich nicht erhübe / Auff das ſein Bund gehalten würde vnd beſtünde.
15ABer derſelbe (Same) fiel von jm abe / vnd ſandte ſeine Botſchafft in Egypten / das man jm Roſſe vnd viel Volcks ſchicken ſolte. Solts dem geraten?
[82a | 82b]
Der Prophet C. XVII.
Solt er da von komen / der ſolchs thut? Vnd ſolt der / ſo den Bund bricht / dauon komen? 16So war ich lebe / ſpricht der HErr HERR / An dem ort des Königes der jn zum Könige geſetzt hat / welchs Eid er veracht / vnd welches Bund er gebrochen hat / da ſol er ſterben / nemlich / zu Babel. 17Auch wird jm Pharao / nicht beyſtehen im Kriege / mit groſſem Heer vnd viel Volcks / wenn man die Schütt auffwerffen wird / vnd die Bolckwerck bawen / das viel Leute vmbbracht werden. 18Denn weil er den Eid veracht vnd den Bund gebrochen hat / darauff er ſeine Hand gegeben hat / vnd ſolchs alles thut / wird er nicht dauon komen.
19DArumb ſpricht der HErr HERR alſo / So war als ich lebe / ſo wil ich meinen Eid / den er veracht hat / vnd meinen Bund / den er gebrochen hat / auff ſeinen Kopff bringen. 20Denn ich wil mein Netz vber jn werffen / vnd mus in meiner Jagt gefangen werden / vnd wil jn gen Babel bringen / vnd wil daſelbſt mit jm rechten / vber dem / das er ſich alſo an mir vergriffen hat. 21Vnd alle ſeine Flüchtigen / die jm anhiengen / ſollen durchs Schwert fallen / vnd jre vbrigen ſollen in alle Winde zerſtrewet werden / Vnd ſolts erfaren / das ichs der HERR geredt habe.
SO ſpricht der HErr HERR / jch wil auch von dem Wipffel des hohen Cedernbawm nemen / vnd oben von ſeinen Zweigen ein zartes a Reis brechen / vnd wils auff einen hohen geheufften Berg pflantzen / 23nemlich / auff den hohen berg Iſrael / wil ichs pflantzen / das es Zweige gewinne vnd Früchte bringe / vnd ein herrlicher Cederbawm werde / Alſo / das allerley Vogel vnter jm wonen / vnd allerley Fliegends vnter dem ſchatten ſeiner Zweige bleiben mügen. 24Vnd ſollen alle Feldbewme erfaren / das ich der HERR den hohen Bawm genidriget / vnd den nidrigen Bawm erhöhet habe / vnd den grünen Bawm ausgedorret / vnd den dürren Bawm grünend gemacht habe. Ich der HERR rede es / vnd thu es auch.
a
Den HErrn Chriſtum / der iſt vom hohen Cederbawm / das iſt / aus Gottes volck vnd vom ſtam Dauid.
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Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
Ezech. | Der Prophet Heſekiel.Biblia Vulgata: | Der Prophet Hesekiel (Ezechiel) Das Buch Ezechiel | Hes Ez Hes |
Erläuterungen siehe Liste der Abkürzungen und Namen biblischer Bücher | |||
Die folgenden Begriffe aus dem Text Hes 17 werden hier erläutert.
Versnummer: Luthers Wort | |||
Titel: Prophet | 1: HERRN | ||
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Luther-Deutsch | Deutsch | Erläuterungen |
Prophet | Prophet, der lateinisch: propheta griechisch: προφήτης
Ein Prophet ist ein Verkünder der Zukunft, der getrieben aus der Motivation eines heiligen Anspruchs Gottes Wort verkündigt und bezeugt.
zu predigen das Euangelium Gottes / 2Welchs er zuuor verheiſſen hat / durch ſeine Propheten / in der heiligen Schrifft
zu predigen das Evangelium Gottes, welches er zuvor verheißen hat durch seine Propheten in der heiligen Schrift
SK Version 21.11.2024 ● |
HERR | HERR, JHWH, Jahwe Aussehen in unseren Frakturschriften: HERR oder HERR
HERR im Alten Testament
hebräisch: יהוה (jhwh, das Tetragrammaton JHWH) lateinisch (Biblia Sacra Vulgata): Dominus, Herr
Luthers Schreibweise HERR in Versalien (Großbuchstaben) folgt einer festen Regel. Sie weist darauf hin, dass im hebräischen Text an dieser Stelle das Tetragrammaton (das Vierfachzeichen) »JHWH« (hebr.: יהוה) steht. Es ist der unaussprechliche Name Gottes.
Satztechnisch bedingte Varianten
Um beim Satz der Lettern Platz in einer Zeile zu sparen, wodurch übermäßiger Sperrdruck oder ungünstige Wortumbrüche vermieden werden, sind in der Lutherbibel von 1545 häufig auch die Varianten HERr oder HERRn oder HERrn zu finden. Dabei sind mindestens die ersten drei Zeichen in Versalien gesetzt, womit sie hinreichend von HErr unterscheidbar sind.
An wenigen Stellen im Text wurde eine für uns unübliche Trennung im Wort vorgenommen, um einen Zeilenumbruch zu realisieren, hier beispielhaft gezeigt:
[ ...] fur den HER- RN bringen [...]
HERR HErr
Der Ausdruck HERR HErr steht dann, wenn im hebräischen Text »JHWH Adonaj« zu lesen ist. (Siehe dazu auch den Artikel HErr.)
Auch die umgekehrte Reihenfolge HErr HERR ist möglich (»Adonaj JHWH«).
4bSo ſpricht der HErr HERR / 5aſie gehorchen oder laſſens /
Die neuen Lutherbibeln übersetzen diesen Ausdruck stets mit »Gott der HERR«.
Die Aussprache des Namens Gottes
Das Wissen um die Aussprache der vier Zeichen, die den Gottesnamen ausmachen, ist schon früh in der Geschichte verloren gegangen. Sie werden heute oft mit »Jahwe« (vokalisiert geschrieben יְהוָה nach der Aussprache des hebräischen Adonaj, Herr) oder »Jehova« (יְהוָֹה ebenfalls nach dem hebräischen Adonaj, Herr, jedoch unter Berücksichtigung aller Vokale) transkribiert, aber auch mit »Jewah« (ebenfalls יְהוָה aber nach dem hebräischen Schema, der Name, zu lesen) oder »Jehowih« (יְהוִה nach dem hebräischen Elohim, Gott / Götter).
Luthers Namensersatz
Luther kannte die vokalisierten Varianten und die transkribierten Formen und war wohl besonders dem Wort »Jehova« zugeneigt. Es bezieht alle drei Vokale aus dem Wort Adonaj, das »Herr« bedeutet. Dennoch hatte er es vermieden, in seiner Übersetzung »Jehova« zu verwenden. Stattdessen nutzte er wie die lateinischen Bibeln einen Wortersatz. Er setzte das deutsche Wort ein, das gemäß der jüdischen Tradition zu lesen sei, wenn im Text das Vierfachzeichen erscheint, machte es aber durch die besondere Satzweise in Großbuchstaben kenntlich: HERR.
Luthers Schreibweise hat sich bis heute in etlichen Bibelausgaben gehalten.
HERR im Neuen Testament
Im neuen Testament verwendet Luther die Schreibweise HERR in Versalien (Großbuchstaben) für Gott, den Vater, an Stellen, wo sich Zitate aus dem Alten Testament auf »JHWH« beziehen.
Wichtig: Davon zu unterscheiden sind die Schreibweisen
SK Version 21.11.2024 ● |
Erläuterungen siehe Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545 | |
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
M
Luther widmet den Prophetenbüchern eine umfangreiche Vorrede. Diese Bücher seien reich an Predigten und Beispielen für christliches Leben, und sie weissagen die Ankunft Christi.
Luther erklärt die Bedeutung des Alten Testaments und der Gesetze Mose. Diese Schriften seien für Christen sehr nützlich zu lesen, nicht zuletzt deshalb, weil Jesus, Petrus und Paulus mehrfach daraus zitieren.