Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
mit Worterklärungen
Luther-Deudſch | Deutsch
Der Text in 48 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
A |
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Kapitel I. | ||
1 | 1,1-3 | |
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1,4 - 3,27 |
I. HESEKIELS BERUFUNG
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2 | 1,4-28 |
Im folgenden Text sind die bezeichneten Verse hervorgehoben.
[73b]
[73b | 74a]
Der Próphet Heſekiel.
LXXIIII.
IM dreiſſigſten jar am
fünfften tage / des vierden monden / da ich war vnter den Gefangenen am waſſer Chebar / thet ſich der Himel auff vnd Gott zeiget mir Geſichte. 2Der ſelbe fünffte tag des monden / war eben im fünfften jar / nach dem Joiachin der könig Juda war gefangen weggefüret. 3Da geſchach des HERRN wort zu Heſekiel / dem ſon Buſi des Prieſters im lande der Chaldeer / am waſſer Chebar / da ſelbſt kam die Hand des HERRN vber jn.
1,4 - 3,27
VND ich ſahe / vnd ſihe / Es kam ein vngeſtümer Wind von Mitternacht her mit einer groſſen Wolcken vol Fewrs / das allenthalben vmbher glentzet / vnd mitten in dem ſelben Fewr war es wie liecht helle. 5Vnd darinnen war es geſtalt / wie vier Thiere / vnd vnter jnen eines geſtalt / wie ein Menſch / 6vnd ein jglichs hatte vier Angeſichte vnd vier Flügel. 7Vnd jre Beine ſtunden gerade / Aber jre Füſſe waren gleich wie a runde füſſe / vnd glintzeten / wie ein hell glat ertz. 8Vnd hatten Menſchen hende / vnter jren Flügeln / an jren vier Orten / Denn ſie hatten alle vier jre Angeſichte vnd jre Flügel / 9vnd die ſelbigen flügel / war ja einer an dem andern. Vnd wenn ſie giengen / durfften ſie ſich nicht rumb lencken / Sondern wo ſie hin giengen / giengen ſie ſtracks fur ſich.
(Liecht helle)
In Ebreo ſtehet / Wie die geſtalt Haſmal / Das wil niemand wiſſen was es ſey. Wir laſſens ſein das allerhelleſt im fewer oder blitzen / das etliche ſpeciem Electri / dem weiſſen Agtſtein gleich halten / vnd ſey die meinung / Im Wolcken war rot fewr / Im roten fewr helle weis Liecht.
10IRe Angeſichte zur rechten ſeiten der viere / waren gleich einem Menſchen vnd Lewen / Aber zur lincken ſeiten der viere / waren jre Angeſichte gleich einem Ochſen vnd Adeler. 11Vnd jre Angeſichte vnd Flügel / waren oben her zurteilet / das je zween Flügel zuſamen ſchlugen / vnd mit zween Flügeln jren Leib bedeckten. 12Wo ſie hin giengen / da giengen ſie ſtracks fur ſich / Sie giengen aber wohin der wind ſtund / vnd durfften ſich nicht rumb lencken / wenn ſie giengen. 13Vnd die Thiere waren anzuſehen / wie fewrige Kolen / die da brennen / vnd wie Fackeln / die zwiſchen den Thieren giengen. Das Fewr aber gab einen glantz von ſich / vnd aus dem Fewr gieng ein blitz / 14Die Thier aber lieffen hin vnd her wie ein blitz.
a
(Runde)
Damit ſie kundten auff alle Orte gehen / vnd doch die Thiere ſich nicht lencken noch wenden durfften.
ALS ich die Thier ſo ſahe / Sihe / da ſtund ein Rad auff der erden bey den vier Thieren / vnd war anzuſehen / wie vier Reder. 16Vnd dieſelbigen Reder waren / wie ein Türckis / vnd waren alle viere / eins wie das ander / vnd ſie waren anzuſehen / als were ein Rad im andern. 17Wenn ſie gehen ſolten / kondten ſie in alle jre vier Orter gehen / vnd durfften ſich nicht rumb lencken / wenn ſie giengen. 18Ire felgen vnd höhe / waren ſchrecklich / vnd jre felgen waren voller Augen vmb vnd vmb / an allen vier Redern. 19Vnd wenn die Thier giengen / ſo giengen die Reder auch neben jnen / Vnd wenn die Thier ſich von der erden empor huben / ſo huben ſich die Reder auch empor. 20Wo der Wind hin gieng / da giengen ſie auch hin / vnd die Reder huben ſich neben jnen empor / Denn es war ein lebendiger Wind in den Redern. 21Wenn ſie giengen / ſo giengen dieſe auch / wenn ſie ſtunden / ſo ſtunden dieſe auch. Vnd wenn ſie ſich empor huben von der erden / ſo huben ſich auch die Reder neben jnen empor / Denn es war ein lebendiger Wind in den Redern.
OBen aber vber den Thieren / war es gleich geſtalt / wie der Himel / als ein Chriſtal / ſchrecklich / gerad oben vber jnen ausgebreitet. 23Das vnter dem Himel jre Flügel / einer ſtracks gegen dem andern ſtund / vnd eins jglichen Leib bedeckten zween Flügel. 24Vnd ich höret die Flügel rauſſchen / wie
[74a | 74b]
Der Prophet C. I.II.
groſſe Waſſer / vnd wie ein gedöne des Allmechtigen / wenn ſie giengen / vnd wie ein getümel in einem Heer / 25Wenn ſie aber ſtill ſtunden / ſo lieſſen ſie die Flügel nider / vnd wenn ſie ſtill ſtunden / vnd die Flügel nider lieſſen / ſo donnerte es im Himel oben vber jnen.
26VND vber dem Himel / ſo oben vber jnen war / war es geſtalt / wie ein Saphir / gleich wie ein Stuel / vnd auff dem ſelbigen Stuel ſas einer / gleich wie ein Menſch geſtalt. 27Vnd ich ſahe / vnd es war wie liecht helle / Vnd inwendig war es geſtalt / wie ein Fewr / vmb vnd vmb / Von ſeinen Lenden vber ſich / vnd vnter ſich / ſahe ichs / wie Fewr glentzen vmb vnd vmb. 28Gleich wie der Regenbogen ſihet in den Wolcken / wenn es geregent hat / Alſo glentzet es vmb vnd vmb. Dis war das anſehen der Herrligkeit des HERRN / Vnd da ichs geſehen hatte / fiel ich auff mein Angeſichte / vnd höret Einen reden.
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Holzschnitt in Hes I.
»Die Berufungsvision Hesekiels«
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Das Titelbild des Buchs Hesekiel zeigt die Berufungsvision aus Kapitel 1: Christus thront über den Wolken, die vier Tiere mit den Gesichtern von Mensch, Löwe, Adler und Stier stehen im Zentrum.
Das Bild ist auch als Poster verfügbar:
Das Titelbild des Buchs Hesekiel im PDF-Format, optimiert für den Druck bis zur Blattgröße DIN A3.
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Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
Ezech. | Der Prophet Heſekiel.Biblia Vulgata: | Der Prophet Hesekiel (Ezechiel) Das Buch Ezechiel | Hes Ez Hes |
Erläuterungen siehe Liste der Abkürzungen und Namen biblischer Bücher | |||
Die folgenden Begriffe aus dem Text Hes 1 werden hier erläutert.
Versnummer: Luthers Wort | |||
Titel: Prophet | 1: monden | 1: geſichte | |
3: HERR | |||
Klick auf ein Wort führt zum Eintrag mit den Erklärungen. Das vollständige Verzeichnis findet sich hier: Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545 |
Luther-Deutsch | Deutsch | Erläuterungen |
Prophet | Prophet, der lateinisch: propheta griechisch: προφήτης
Ein Prophet ist ein Verkünder der Zukunft, der getrieben aus der Motivation eines heiligen Anspruchs Gottes Wort verkündigt und bezeugt.
zu predigen das Euangelium Gottes / 2Welchs er zuuor verheiſſen hat / durch ſeine Propheten / in der heiligen Schrifft
zu predigen das Evangelium Gottes, welches er zuvor verheißen hat durch seine Propheten in der heiligen Schrift
SK Version 25.09.2024 ● |
mond | Mond, der
Monat, der a) der Erdtrabant Mond b) die Zeiteinheit Monat
Luther benutzt das Wort Mond um einerseits den Mond als Licht am Himmel (unseren Erdtrabanten) zu benennen, anderseits (insbesondere im Plural) um damit die Zeitangabe eines Mondumlaufs (Monat) zu beschreiben.
in der Bedeutung Mond: 1Mos 37,9
Sihe / Ich habe noch einen Traum gehabt / Mich dauchte / die Sonne vnd der Mond vnd eilff Sternen neigten ſich fur mir.
Hört nur: Ich habe einen noch Traum gehabt. Ich bildete mir ein, die Sonne und der Mond und elf Sterne verneigten sich vor mir.
in der Bedeutung Mond oder Monat: 2Mos 12,1-2
DEr H E R R aber ſprach zu Moſe vnd Aaron in Egyptenland / Dieſer Mond ſol bey euch der erſt mond ſein / vnd von jm ſolt jr die mond des jars anheben.
Der HERR aber sprach zu Mose und Aaron in Ägypten: Dieser Monat soll bei euch der erste Monat [des Jahres] sein. Von ihm ab sollt ihr die Monate des Jahres durchzählen.
Anm.: Der jüdische Kalender ist ein Mondkalender. Ein neuer Monat beginnt, sobald nach Neumond erstmals wieder ein Stück beleuchtete Mondscheibe zu sehen ist, sobald also die erste schmale Mondsichel des zunehmenden Mondes erscheint.
Tatsächlich wurden auf diese Weise statt Zeiträumen in Tagen Mondumläufe, »Monde«, gezählt. Vor diesem Hintergrund sind in diesen Versen beide Wörter, Mond und Monat, gut geignete Begriffe. Dennoch bietet sich für uns der Begriff Monat zum Verständnis der Texte eher an, da wir das Jahr heute nicht in Mondumläufe aufteilen und mit dem Wort Mond fast ausschließlich den Erdtrabanten meinen.
in der Bedeutung Monat: Lk 1,56
Vnd Maria bleib bey jr bey dreien monden / Darnach keret ſie widerumb heim.
Und Maria blieb drei Monate bei ihr. Danach kehrte sie heim.
Anm.: An dieser Stelle kann heute ohne weitere Erklärung nur noch der Begriff Monat Sinn machen.
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Geſicht | Gesicht, das Das Wort Gesicht umfasst zahlreiche Bedeutungen im Umfeld des Sehens, die wir hier nicht alle auflisten können.
Grundbedeutung: das Sehen
a) das Sehvermögen, die Sehkraft, der Blick, das Sehorgan, das Auge, die Augen b) das Anschauen, der Anblick c) das Antlitz, das Angesicht d) das innere Sehen, der geistige Blick e) das Hellsehen, das Sehen von ahnungsvollen Traumbildern im wachen Zustand, die Vision u. a.
Da zumal redeſtu im Geſichte zu deinem Heiligen
Damals redetest du in einer Visionen zu deinem Heiligen
Jch habe mich müde geſchrien / mein Halſs iſt heiſch / Das Geſicht vergehet mir
Ich habe mich müde geschrien. Meine Stimme ist heiser. Mein Blick verschwimmt.
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HERR | HERR, JHWH, Jahwe Aussehen in unseren Frakturschriften: HERR oder HERR
HERR im Alten Testament
hebräisch: יהוה (jhwh, das Tetragrammaton JHWH) lateinisch (Biblia Sacra Vulgata): Dominus, Herr
Luthers Schreibweise HERR in Versalien (Großbuchstaben) folgt einer festen Regel. Sie weist darauf hin, dass im hebräischen Text an dieser Stelle das Tetragrammaton (das Vierfachzeichen) »JHWH« (hebr.: יהוה) steht. Es ist der unaussprechliche Name Gottes.
Satztechnisch bedingte Varianten
Um beim Satz der Lettern Platz in einer Zeile zu sparen, wodurch übermäßiger Sperrdruck oder ungünstige Wortumbrüche vermieden werden, sind in der Lutherbibel von 1545 häufig auch die Varianten HERr oder HERRn oder HERrn zu finden. Dabei sind mindestens die ersten drei Zeichen in Versalien gesetzt, womit sie hinreichend von HErr unterscheidbar sind.
An wenigen Stellen im Text wurde eine für uns unübliche Trennung im Wort vorgenommen, um einen Zeilenumbruch zu realisieren, hier beispielhaft gezeigt:
[ ...] fur den HER- RN bringen [...]
HERR HErr
Der Ausdruck HERR HErr steht dann, wenn im hebräischen Text »JHWH Adonaj« zu lesen ist. (Siehe dazu auch den Artikel HErr.)
Auch die umgekehrte Reihenfolge HErr HERR ist möglich (»Adonaj JHWH«).
4bSo ſpricht der HErr HERR / 5aſie gehorchen oder laſſens /
Die neuen Lutherbibeln übersetzen diesen Ausdruck stets mit »Gott der HERR«.
Die Aussprache des Namens Gottes
Das Wissen um die Aussprache der vier Zeichen, die den Gottesnamen ausmachen, ist schon früh in der Geschichte verloren gegangen. Sie werden heute oft mit »Jahwe« (vokalisiert geschrieben יְהוָה nach der Aussprache des hebräischen Adonaj, Herr) oder »Jehova« (יְהוָֹה ebenfalls nach dem hebräischen Adonaj, Herr, jedoch unter Berücksichtigung aller Vokale) transkribiert, aber auch mit »Jewah« (ebenfalls יְהוָה aber nach dem hebräischen Schema, der Name, zu lesen) oder »Jehowih« (יְהוִה nach dem hebräischen Elohim, Gott / Götter).
Luthers Namensersatz
Luther kannte die vokalisierten Varianten und die transkribierten Formen und war wohl besonders dem Wort »Jehova« zugeneigt. Es bezieht alle drei Vokale aus dem Wort Adonaj, das »Herr« bedeutet. Dennoch hatte er es vermieden, in seiner Übersetzung »Jehova« zu verwenden. Stattdessen nutzte er wie die lateinischen Bibeln einen Wortersatz. Er setzte das deutsche Wort ein, das gemäß der jüdischen Tradition zu lesen sei, wenn im Text das Vierfachzeichen erscheint, machte es aber durch die besondere Satzweise in Großbuchstaben kenntlich: HERR.
Luthers Schreibweise hat sich bis heute in etlichen Bibelausgaben gehalten.
HERR im Neuen Testament
Im neuen Testament verwendet Luther die Schreibweise HERR in Versalien (Großbuchstaben) für Gott, den Vater, an Stellen, wo sich Zitate aus dem Alten Testament auf »JHWH« beziehen.
Wichtig: Davon zu unterscheiden sind die Schreibweisen
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Erläuterungen siehe Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545 | |
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
Das Titelbild des Buchs Hesekiel im PDF-Format, optimiert für den Druck bis zur Blattgröße DIN A3.
Format: PDF, Dateigröße: 1,4 MB
Luther widmet den Prophetenbüchern eine umfangreiche Vorrede. Diese Bücher seien reich an Predigten und Beispielen für christliches Leben, und sie weissagen die Ankunft Christi.
Luther erklärt die Bedeutung des Alten Testaments und der Gesetze Mose. Diese Schriften seien für Christen sehr nützlich zu lesen, nicht zuletzt deshalb, weil Jesus, Petrus und Paulus mehrfach daraus zitieren.