Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
mit Worterklärungen
Luther-Deudſch | Deutsch
Der Text in 66 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel XXXII. | ||
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1 - 39 |
ERSTER TEIL DES BUCHES JESAJA
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32,1 - 35,10 |
XII. JERUSALEMS NOT UND GOTTES HEIL
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1 | 32,1-4 | |
2 | 32,5-8 | |
3 | 32,9-14 | |
4 | 32,15-20 | Die Änderung der Verhältnisse geschieht durch den Geist Gottes |
[18b]
32,1 - 35,10
SIhe / Es wird ein König regieren / Gerechtigkeit anzurichten / vnd Fürſten werden herrſchen / das Recht zu handhaben. 2Das jeder man ſein wird / als einer / der fur dem Winde bewaret iſt / vnd wie einer der fur dem Platzregen verborgen iſt / wie die Waſſerbeche am dürren ort / wie der Schatten eines groſſen felſen im trocken Lande. 3Vnd der ſehenden Augen werden ſich nicht blenden laſſen / vnd die Ohren der zuhörer werden auffmercken / 4vnd die Vnfurſichtigen werden klugheit lernen / vnd der Stammelden zunge wird fertig vnd reinlich reden.
5ES wird nicht mehr ein Narr / Fürſt heiſſen / noch ein Geitziger / Herr genand werden. 6Denn ein Narr redet von narrheit / vnd ſein hertz gehet mit vnglück vmb / das er Heucheley anrichte / vnd predige vom HERRN yrſal / damit er die hungerigen Seelen aushungere / vnd den Dürſtigen das trincken were. 7Denn des Geitzigen regieren iſt eitel ſchaden / Denn er erfindet tücke zu verderben die Elenden mit falſchen worten wenn er des Armen recht reden ſol. 8Aber die Fürſten werden Fürſtliche gedancken haben / vnd drüber halten.
STehet auff jr ſtoltzen Frawen / höret meine ſtim / die jr ſo ſicher ſeid nemet zu ohren meine Rede. 10Es iſt vmb jar vnd tag zuthun / ſo werdet jr ſicheren zittern / Denn es wird kein Weinerndte / ſo wird auch kein Leſen werden. 11Erſchrecket jr ſtoltzen Frawen / zittert jr ſichere / Es iſt furhanden / auszihen / blöſſen vnd gürten vmb die Lenden. 12Man wird klagen vmb die Ecker / ja vmb die lieblichen ecker / vmb die fruchtbarn Weinſtöcke. 13Denn es werden auff dem acker meines Volcks dornen vnd hecken wachſen / Dazu vber allen Freuden heuſern in der frölichen Stad. 14Denn die Pallaſt werden verlaſſen ſein / vnd die menge in der Stad einſam ſein / das die Thürne vnd Feſtunge / ewige Hülen werden / vnd dem Wild zur freude / den Herden zur weide.
BIS ſo lange / das vber vns ausgegoſſen werde der geiſt aus der Höhe. So wird denn die Wüſten zum Acker werden / vnd der Acker fur einen Wald gerechnet werden. 16Vnd das Recht wird in der Wüſten wonen / vnd Gerechtigkeit auff dem Acker hauſen. 17Vnd der gerechtigkeit frucht wird Friede ſein / vnd der gerechtigkeit nutz wird ewige ſtille vnd ſicherheit ſein / 18Das mein Volck in heuſern des Friedens wonen wird / in ſichern Wonungen vnd in ſtoltzer Ruge. 19Aber Hagel wird ſein den Wald hin ab / vnd die Stad da niden wird nidrig ſein. 20Wol euch / die jr ſeet allenthalben an den waſſern / Denn da müget jr die füſſe der Ochſen / vnd Eſel drauff gehen laſſen.
Jeruſalem heiſſet er wald / Das ſie aus dem walde Libanon gebawet iſt.
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1) Der Verweis bezieht sich auf Joel 3,1. Dieser Vers ist in der Ausgabe von 1545 aber noch Teil des Kapitels II. (2) im Buch Joel. Luthers Angabe Joel 2. ist daher korrekt.
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Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
Jeſa. | Der Prophet Jeſaja.Biblia Vulgata: | Der Prophet Jesaja Das Buch Jesaja | Jes Jes Jes Is |
Joel. | Der Prophet Joel.Biblia Vulgata: | Der Prophet Joel Das Buch Joel
| Joel Joel Joel |
Erläuterungen siehe Liste der Abkürzungen und Namen biblischer Bücher | |||
Die folgenden Begriffe aus dem Text Jes 32 werden hier erläutert.
Versnummer: Luthers Wort | |||
2: Waſſerbeche | 6: Heucheley | 6: HERR | |
6: yrſal | 6: Seelen | 7: eitel | |
9: Frawen | 11: blöſſen | 14: Thürne | |
14: Hülen | 18: heuſern | ||
18: Ruge | |||
Klick auf ein Wort führt zum Eintrag mit den Erklärungen. Das vollständige Verzeichnis findet sich hier: Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545 |
Luther-Deutsch | Deutsch | Erläuterungen | ||||||||||||||||
Waſſerbeche | Wasserbäche, die Bach, Fluss.
Waſſerbeche
Für uns erscheint der Begriff pleonastisch konstruiert, denn im Wort Bäche ist die Bedeutung von Wasser bereits enthalten.
Bäche und Bachabschnitte in trockenen Gebieten, die nur sehr wenig oder zeitweise gar kein Wasser führen (Wadis), gehören zum Lebensraum der Hebräer (siehe beispielsweise Joel 1,20 unten).
Bäche können auch andere Inhalte haben. Der Begriff wird dann im übertragenen Sinn oder als Metapher benutzt, so in Psalm 18:
Die beche Belial erſchreckten mich. (Psalm 18,5)
Hier müssen die Bäche oder »Ströme« Belials als Metapher der Ausdehnung des Wirkungsbereichs des Gottes Belial und seiner Popularität verstanden werden: Wie Wasserläufe, Flüsse und Ströme ergießt sich Belial über das Land, verbreitet sich weiter und weiter und reißt mit seinem machtvollen Einfluss die Menschen mit sich. Wie Flüsse die Felder bewässern und für reichen Ertrag sorgen, so nähren die Ströme Belials den Götzenkult und lassen ihn überall aufleben. Diese Beobachtung und sein Erschrecken darüber formuliert der Autor des 18. Psalms.
Der Begriff Wasserbäche ist eindeutig und schließt all dies aus. Wir dürfen uns einen stattlichen Bach oder Fluss vorstellen, der immer Wasser führt, wodurch die Pflanzen und Bäume an seinen Ufern gut gedeihen, nie vertrocknen und reichlich Früchte bringen (wie in Psalm 1,3 erklärt).
Luther benutzt für natürliche Wasservorkommen, wie Bach, Fluss, See, Quelle, Brunnen, Flut oft ein Kompositum mit »Wasser-«:
Das Wort Wasserbäche hat sich durch seine Übersetzung in der gehobenen Sprache etabliert.
Der iſt wie ein Bawm gepflantzet an den Waſſerbechen / Der ſeine Frucht bringet zu ſeiner zeit / Vnd ſeine Bletter verwelcken nicht
Der ist wie ein Baum gepflanzt an den Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine seine Blätter verwelken nicht.
Es ſchreien auch die wilden Thiere zu dir / Denn die waſſerbeche ſind ausgetrockent / vnd das fewr hat die Awen in der wüſten verbrand.
Es schreien auch die wilden Tiere zu dir, denn die Wasserbäche sind ausgetrocknet, und das Feuer hat die Oasen in der Wüste verbrannt.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||
Heucheley
Heuchley | Heuchelei, die Heucheley
Heuchley
* In diesem Artikel sind alle Fundstellen zitiert. das ständige Heucheln, etwas Besonderes vorgeben (Aufschneiderei, Verstellung), so tun, als läge ein bestimmter Zustand vor (Vortäuschung).
von aussen scheinet jr fur den Menschen from / Aber inwendig seid jr voller heucheley vnd vntugent.
Von außen erscheint ihr vor den Menschen fromm, aber innerlich seid ihr voller Heuchelei und Untugend.
Der HERR wolte ausrotten alle Heuchley
Der HERR wollte ausrotten alle Heuchelei.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||
HERR | HERR, JHWH, Jahwe Aussehen in unseren Frakturschriften: HERR oder HERR
HERR im Alten Testament
hebräisch: יהוה (jhwh, das Tetragrammaton JHWH) lateinisch (Biblia Sacra Vulgata): Dominus, Herr
Luthers Schreibweise HERR in Versalien (Großbuchstaben) folgt einer festen Regel. Sie weist darauf hin, dass im hebräischen Text an dieser Stelle das Tetragrammaton (das Vierfachzeichen) »JHWH« (hebr.: יהוה) steht. Es ist der unaussprechliche Name Gottes.
Satztechnisch bedingte Varianten
Um beim Satz der Lettern Platz in einer Zeile zu sparen, wodurch übermäßiger Sperrdruck oder ungünstige Wortumbrüche vermieden werden, sind in der Lutherbibel von 1545 häufig auch die Varianten HERr oder HERRn oder HERrn zu finden. Dabei sind mindestens die ersten drei Zeichen in Versalien gesetzt, womit sie hinreichend von HErr unterscheidbar sind.
An wenigen Stellen im Text wurde eine für uns unübliche Trennung im Wort vorgenommen, um einen Zeilenumbruch zu realisieren, hier beispielhaft gezeigt:
[ ...] fur den HER- RN bringen [...]
HERR HErr
Der Ausdruck HERR HErr steht dann, wenn im hebräischen Text »JHWH Adonaj« zu lesen ist. (Siehe dazu auch den Artikel HErr.)
Auch die umgekehrte Reihenfolge HErr HERR ist möglich (»Adonaj JHWH«).
4bSo ſpricht der HErr HERR / 5aſie gehorchen oder laſſens /
Die neuen Lutherbibeln übersetzen diesen Ausdruck stets mit »Gott der HERR«.
Die Aussprache des Namens Gottes
Das Wissen um die Aussprache der vier Zeichen, die den Gottesnamen ausmachen, ist schon früh in der Geschichte verloren gegangen. Sie werden heute oft mit »Jahwe« (vokalisiert geschrieben יְהוָה nach der Aussprache des hebräischen Adonaj, Herr) oder »Jehova« (יְהוָֹה ebenfalls nach dem hebräischen Adonaj, Herr, jedoch unter Berücksichtigung aller Vokale) transkribiert, aber auch mit »Jewah« (ebenfalls יְהוָה aber nach dem hebräischen Schema, der Name, zu lesen) oder »Jehowih« (יְהוִה nach dem hebräischen Elohim, Gott / Götter).
Luthers Namensersatz
Luther kannte die vokalisierten Varianten und die transkribierten Formen und war wohl besonders dem Wort »Jehova« zugeneigt. Es bezieht alle drei Vokale aus dem Wort Adonaj, das »Herr« bedeutet. Dennoch hatte er es vermieden, in seiner Übersetzung »Jehova« zu verwenden. Stattdessen nutzte er wie die lateinischen Bibeln einen Wortersatz. Er setzte das deutsche Wort ein, das gemäß der jüdischen Tradition zu lesen sei, wenn im Text das Vierfachzeichen erscheint, machte es aber durch die besondere Satzweise in Großbuchstaben kenntlich: HERR.
Luthers Schreibweise hat sich bis heute in etlichen Bibelausgaben gehalten.
HERR im Neuen Testament
Im neuen Testament verwendet Luther die Schreibweise HERR in Versalien (Großbuchstaben) für Gott, den Vater, an Stellen, wo sich Zitate aus dem Alten Testament auf »JHWH« beziehen.
Wichtig: Davon zu unterscheiden sind die Schreibweisen
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||
yrſal
irrsal | Irrsal, der, die, das (veraltet)
ahd, mhd: irresal Yrſal
* In diesem Artikel sind alle Fundstellen zitiert. Zustand menschlichen Irrens in faktischer oder moralischer Weise
1) Umherschweifen, Irrfahrt 2) Verirrung, Abweichung vom rechten Weg, Irrweg 3) Abweichung vom rechten Glauben 4) Störung, Verwirrung
Die Schreibweise irrsal findet sich bei Luther, jedoch nicht in der Lutherbibel von 1545.
Denn ein Narr redet von narrheit / vnd ſein hertz gehet mit vnglück vmb / das er Heucheley anrichte / vnd predige vom HERRN yrſal /
a) Denn ein Narr redet von Narrheit und sein Herz geht mit Unglück um, damit er Heuchelei anrichte und Irrsal predige vom Herrn. b) Denn ein Narr redet Narrheit und sein Herz sinnt auf Unheil, damit er Heuchelei verursache und Irrwege predige über den Herrn.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||
Seele
ſeele | Seele, die Seele
hebräisch: נֶ֫פֶשׁ (nεfεš), eigtl.: Hauch, Atem 1) was ein Wesen lebendig macht: Seele 2) Sitze der Empfindungen: Gemüt, Herz 3) lebendiges Wesen (worin Leben ist), Lebender, Person griechisch: ψυχή (psyche), eigtl.: das (irdische) Leben 1) die Seele 2) das Leben 3) lebendiges Wesen (worin Leben ist), Lebender, Person, lebender Mensch lateinisch: anima Atem, Hauch, Seele, Gemüt, Leben, Lebenskraft Der Begriff Seele erstreckt sich über ein weites Feld von Bedeutungen, die alle im individuellen Sein eines lebendigen Wesens, speziell eines Menschen angesiedelt sind. Es reicht vom belebenden Atem über den Sitz der Emotionen, über Emotionen selbst, über Gemütszustände bis hin zu Lebenskraft und zu Leben an sich.
Seele grenzt immer lebende und empfindende Wesen von Gegenständen, toten Körpern und Verstorbenen ab, die alle diese Eigenschaften, also die Seele, entweder nicht besitzen oder verloren haben. Das heutige Verständnis
Der Begriff der Seele ist religionsgeschichtlich in allen Kulturen vorhanden, aber mit sehr unterschiedlichen Vorstellungen verbunden. Heute gibt es viele Interpretationsversuche, die oft zur Erklärung und Abgrenzung verschiedene Seelen-Typen beschreiben, wie die Körper-Seele, die Frei-Seele, die Schatten-Seele u.a.
Allen gemein scheint nur zu sein, dass mit Seele eine individuelle »Lebenskraft« gemeint ist, die jedoch nicht näher greifbar ist. Sie belebt den Körper, wenn der Mensch aktiv und bewusst ist (Körper-Seele). Sie existiert vom Bewusstsein aber auch unabhängig, beispielsweise, wenn der Mensch schläft oder bewusstlos ist (Frei-Seele). Sie beinhaltet die Gedanken und Gefühle (Ich-Seele). Die Hauch-Seele ist eine Art ätherisches Fluidum, und eine spezielle Gabe des Höchstens Wesens (ein Beispiel ist der Odem, den Adam eingeblasen bekommt). Die Schatten-Seele ermöglicht es, im Schlaf in den Träumen zu reisen, ohne den schlafenden Körper mitzunehmen, usw.
Im christlichen Abendland ist die Idee einer Seele zwar selbstverständlich, der Gebrauch des Begriffs aber längst nicht einheitlich. Bis heute steht der Begriff Seele im Zentrum theologischer Untersuchungen und Diskussionen. So ist das hebräische Wort נֶ֫פֶשׁ (nεfεš; Seele) eines der am meisten untersuchten Wörter im Alten Testament, nicht zuletzt, um die Grundlagen zu schaffen für ein christlich religiöses Verständnis.
Die Frei-Seele entspricht in etwa dem christlichen Verständnis: Sie ist von Körper und Geist unabhängig (frei). Die Frei-Seele vertritt den ganzen Menschen mit all seinen persönlichen Eigenschaften, Fähigkeiten, Gedanken und Erinnerungen. Sie kann in Träumen, Trancen oder in Bewusstlosigkeit den Kör0per vorübergehend verlassen und eigenständig existieren (frei). Kehrt sie nicht zurück, stirbt der Mensch, doch die Frei-Seele überlebt, womit die Persönlichkeit des Menschen nach seinem Tod erhalten bleibt.
Damit grenzt sich der Begriff Seele von der Bedeutung Lebenskraft oder von Leben eindeutig ab. Während die Lebenskraft und das Leben mit dem Tod verloren gehen, existiert die Seele weiter. Um eine »lebendige Seele« zu werden (1Mos 2,7), braucht es einen Körper (Materie), einen Geist (Denken und Handeln), eine Seele (das individuelle »Ich«) und das Leben an sich (das Luther Odem nennt).
Die Interpretation des Wortes Seele | ||||||||||||||||
eitel | eitel (Adjektiv) eigentlich: leer, ledig
a) leer b) bloß, bar c) lauter, rein d) stolz (selbstbewußt) e) abwertend: selbstgefällig, eingebildet f) negierend: unnütz, falsch, vergeblich, nichtig
Luther kennt die Substantivierung das Eitel (siehe dort).
Dis jr Thun iſt eitel thorheit /
a) Dies, ihr Tun, ist reine Torheit a) Dies, ihr Tun, ist reine Dummheit
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Fraw
fraw | Frau, die mhd: frouwe erwachsener weiblicher Mensch
Das Wort besitzt ein großes Umfeld. Die genaue Bedeutung kann oft erst aus dem Textzusammenhang erschlossen werden. Die Frau als Herrin und Gebieterin
Wie die augen der Magd / Auff die hende jrer Frawen. Alſo ſehen vnſer augen auff den HERRN vnſern Gott /
a) Wie die Augen der Dienerin auf die Hände ihrer Frauen, genauso sehen unsere Augen auf den HERRN, unseren Gott. b) Wie die Augen der Sklavinnen auf die Hände ihrer Herrinnen, genauso sehen unsere Augen auf den HERRN, unseren Gott.
Anmerkung zu Psalm 123,2
In diesem Psalm steht das Wort Fraw dem Wort Magd wie eine Standesbezeichnung gegenüber. Es steht für die vornehme, edle, reiche Frau als Gebieterin über Sklavinnen.
Luthers Wort Magd ist die Übersetzung des hebräischen Wortes שִׁפְחָה (šipəḥͻh), das »Sklavin, Dienerin« bedeutet. Speziell die Frauen reicher oder gehobener Familien besaßen eigene Sklavinnen.
Luther übersetzt das hebräische Wort גְּבֶרֶת (gĕḇärät), das »Herrin, Gebieterin« bedeutet mit Frau.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||
blöſſen | blößen (Verb; veraltet) Bekleidung (von einem Körperteil) entfernen
ausziehen, entkleiden, enthüllen, entblößen
Siehe auch: bloſs (Adjektiv)
Es iſt furhanden / auszihen / blöſſen vnd gürten vmb die Lenden.
a) Es ist vorhanden: Ausziehen, Entblößen und Umgürten um die Lenden. b) Nun gilt es: Ausziehen, Entkleiden und die Taille umgürten! c) Legt los: Zieht euch aus, entkleidet euch völlig und zieht die Hüftgürtel an!
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||
Thurn | Turm, der Thurn
Thürne
mhd: turn, m. Plural: Thürne
Die Schreibweise Thurn entspricht der geläufigen Verwendung zu Luthers Zeit und war bis in das 19. Jahrhundert hinein gebräuchlich.
Daneben verwendet Luther 12 mal die Schreibweise Thurm und 4 mal Thürme. abgeschlossenes Gebäude, dessen Höhe größer ist als der Durchmesser
a) als Teil von Befestigungs- und Verteidigungsanlagen, von Stadtmauern und Regierungsgebäuden (Burgen) b) der Turm zu Babylon
DEnn du biſt meine Zuuerſicht / Ein ſtarcker Thurn fur meinen Feinden.
Denn du bist meine Zuversicht, ein starker Turm vor meinen Feinden.
Du haſt vns laſſen in den Thurn werffen
Du hast uns in den Turm werfen lassen.
Zelet jre Thürne.
Zählet ihre Türme.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||
Hüle | Höhle, die natürlicher Raum in Böden und an den Hängen von Hügeln und Bergen;
Schutz und Lebensraum, für Tiere, aber auch für Menschen.
Er lauret im verborgen / wie ein Lew in der hüle
Er lauert im Verborgenen wie ein Löwe in der Höhle.
Wie ein junger Lewe der in der hüle ſitzt.
Wie ein junger Löwe, der in einer Höhle sitzt.
Ein Vnterweiſunge Dauids zu beten / Da er in der Hülen war.
Eine Unterweisung Davids, <niedergeschrieben> als er in der Höhle war. Ein Gebet.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||
heilige Geiſt | heilige Geist, der griechisch: πνεῦμα ἅγιον (pneuma hagion) lateinisch: Spiritus Sanctus
Der Geist Gottes als göttliche Kraft.
Heiliger Geist im Christentum
Der Begriff Heiliger Geist ist heute vorbesetzt:
Der Heilige Geist wird als die dritte »Person« in der Trinität, in der Dreieinigkeit Gottes, verstanden. Danach ist Gott ein Wesen, das drei Personen in einer darstellt: Gott-Vater (den Schöpfer), Gott-Sohn (Jesus Christus) und Gott-Geist (Heiliger Geist). Obwohl als Person betitelt, stellt der Heilige Geist aber keine eigenständige, losgelöst von Gott existierende Gottheit dar. Vielmehr ist seine Gegenwart immer zugleich als Gegenwart Gottes (und als Gegenwart Jesu Christi; Dreieinigkeit) zu verstehen.
Das Gottesbild, das die Trinitätslehre zeichnet, ist ein künstliches, hochgradig komplexes Konstrukt der Kirchenväter des 4. und 5. Jahrhunderts nach Christus. Es versucht, die verschiedenen Wesenheiten Gottes in einer Person zu bündeln, wirft aber gleichzeitig viele neue Fragen auf, die jedoch dogmatisch ausgeblendet werden.
Mehr über die Trinitätslehre findet sich in den Gedankenpausen unseres Artikels Trinitatis
Luther sah die Gemeinschaftlichkeit von Gott, Jesus und Heiligem Geist, und bejahte insofern die Dreieinigkeit, konnte allerdings der Dreieinigkeit in einer Person nicht zustimmen. Der Ausdruck »heiliger Geist« in der Lutherbibel
In den Texten der Lutherbibel wird der Begriff heiliger Geist ohne das gedankliche Übergebäude der Trinitätslehre verwendet. Hier kommt schlicht die Übersetzung aus den griechischen und lateinischen Quellen zum Tragen.
Der heilige Geist der Lutherbibel meint also nicht den Heiligen Geist der Trinitätslehre und sollte mit ihm nicht verwechselt werden. Heiliger Geist und Geist Gottes im Alten Testament
Hebräische Formen:
Bemerkenswert ist, dass Geist im Verbindung mit Gott immer mit Atem und Leben bzw. einer Lebenskraft gedacht ist, die die Existenz der Schöpfung (aller Lebewesen) und somit des Menschen bedingt.
Beipiel für Geist als Lebenskraft, die Neues erschafft, und aus der Höhe (aus dem Lebensraum Gottes) ausgegossen wird:
Bis ſo lange / das vber vns ausgegoſſen werde der geiſt aus der Höhe. So wird denn die Wüſten zum Acker werden / vnd der Acker fur einen Wald gerechnet werden.
Der heilige Geist (Gottes) ist weder ein göttliches »Wesen« (Wesen sind körperlich existent!), noch Gott selbst. Er ist als Geist Gottes eine göttliche Kraft, die Lebewesen brauchen, um zu leben (Grundfunktion der Lebenskraft), und die darüber hinaus in unterschiedlichen Qualitäten Natur und Menschen beleben kann.
Solche unterschiedlichen Qualitäten des heiligen Geistes, in denen sich diese Kraft individuell ausdrücken kann, sind beispielsweise in »Gaben-Listen« vermerkt (wie auch 1Kor 12,8-10), die jedoch (im Gegensatz zu kirchlichen Lehren) keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben können! Vielmehr ist der heilige Geist völlig frei. Er wirkt immer ohne unser Zutun und kann sich vom menschlichen Denken nicht bändigen lassen. Die Gegenwart des heiligen Geistes übberrascht stets neu und kann weder von Menschen allgemein noch von Kirchen formal definiert werden.
Das Attribut heilig (wenn vorhanden) macht klar, dass die herausgestellte Qualität neben dem Lebensnotwendigen das göttlich Vollkommene umfasst: Wer vom heiligen Geist erfüllt ist (übermäßig damit versorgt ist), besitzt eine besondere Lebenskraft; eine, die (in Abgrenzung zum Irdischen) von im religiösen Sinn göttlicher Kraft, vom Glauben, inspiriert und getragen wird.
Heiliger Geist im Neuen Testament
Jesus stützt sich auf die Vorstellung des heiligen Geistes aus dem Alten Testament. Er lebte im Umfeld der jüdischen Religion, nicht in dem der späteren Kirchenväter. Die Trinitätslehre war ihm unbekannt.
Das Neue Testament kennt den Heiligen Geist daher in gleicher Weise wie das Alte Testament nur als Kraft Gottes.
Das Verständnis der neutestamentlichen Texte, die den heiligen Geist nennen, hängt davon ab, mit welchem Hintergrund, mit welcher Idee vom heiligen Geist die Texte gelesen und interpretiert werden.
Nach Paulus (Rom 1,4) ist es der Geist, der heilig macht:
nach dem Geiſt / der da heiliget
Luther erläutert den Begriff Geiſt im Scholion zu Rom 1,4 so:
Der geiſt Gottes iſt gegeben nach Chriſtus auffahrt / von da an heiliget er die Chriſten vnd verkleret Chriſtum in aller welt das er Gottes ſon ſey mit aller macht / in worten / wundern / vnd zeichen.
Luthers Ausführungen an dieser Stelle sollen das neutestamentliche Verständnis stützen. Der heilige Geist nimmt im Unterschied zum Alten Testament nun eine schwerwiegende Rolle ein. Er wird zum Mysterium und zur Stütze in der Glaubensgemeinschaft der frühen Christen.
Doch anders als Luther es hier scheinbar beschreibt, ist der Geist Gottes nicht erst mit Jesu Himmelfahrt in die Welt gekommen. Luther wußte es sehr wohl besser: Der heilige Geist war von Anfang an dabei: 1Mos 1,2: Vnd der Geiſt Gottes ſchwebet auff dem Waſſer (siehe Luthers Anmerkung zu diesem Vers: Geiſt [... ] darumb mus es den heiligen Geiſt deuten).
Der »Geist« Gottes ermöglichte die Erschaffung des lebendigen Menschen: 1Mos 2,7: vnd er blies jm ein den lebendigen Odem in ſeine Naſen / Vnd alſo ward der Menſch eine lebendige Seele (Siehe oben: Geist: רוח (ruach, Atem, Geist, Leben, Lebenskraft). Der »Geist« Gottes, dem ersten Menschen in die Nase geblasen, erweckte den Körper aus Lehm und Ton zum Leben.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||
Haus
Heuſer | Haus, das
Häuser, die (Pl.) | ||||||||||||||||
Ruge | Ruhe, die a) Stille: ungestörter Zustand b) Bewegungslosigkeit: unbewegter Zustand c) Entspannung: von Hektik oder reger Tätigkeit befreiter, erholsamer Zustand
ruge
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||
Erläuterungen siehe Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545 | |||||||||||||||||
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
Luther erklärt die Bedeutung des Alten Testaments und der Gesetze Mose. Diese Schriften seien für Christen sehr nützlich zu lesen, nicht zuletzt deshalb, weil Jesus, Petrus und Paulus mehrfach daraus zitieren.
Luther widmet den Prophetenbüchern eine umfangreiche Vorrede. Diese Bücher seien reich an Predigten und Beispielen für christliches Leben, und sie weissagen die Ankunft Christi.