Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
mit Worterklärungen
Luther-Deudſch | Deutsch
Der Text in 66 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel LIX. | ||
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56 - 66 |
DRITTER TEIL DES BUCHES JESAJA
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56,1 - 60,22 |
XVI. DIE KÜNFTIGE HERRLICHKEIT ZIONS
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1 | 59,1-21 |
[30b]
56,1 - 60,22
SIhe / des HERRN Hand iſt nicht kurtz / das er nicht helffen könne / vnd ſeine Ohren ſind nicht dicke worden / das er nicht höre. 2Sondern ewer Vntuget ſcheiden euch vnd ewern Gott von einander / vnd ewer ſunde verbergen das Angeſicht von euch / das jr nicht gehöret werdet. 3Denn ewer Hende ſind mit blut befleckt / vnd ewre Finger mit vntugent / Ewer Lippen reden falſches / ewr Zunge tichtet vnrechts. 4Es iſt niemand der von Gerechtigkeit predige / oder trewlich richte. Man vertrawet auffs eitel / vnd redet nichts tüchtiges / Mit vnglück ſind ſie ſchwanger / vnd geberen mühe.
(Richte)
Das iſt / lere / Denn er redet hie von falſchen gifftigen Lerern.
5SIe brüten Baſiliſken eyer / vnd wircken Spinneweb. Iſſet man von jren
[30b | 31a]
Jeſáiá. C. LIX․
XXXI.
Eyern / ſo mus man ſterben / Zutrit mans aber / ſo feret ein Otter eraus. 6Ir Spinneweb taug nicht zu Kleidern / vnd jr Gewircke taug nicht zur Decke / Denn jr werck iſt mühe / vnd in jren Henden iſt freuel. 7Ire Füſſe lauffen zum Böſen / vnd ſind ſchnell vnſchüldig Blut zuuergieſſen. Ire gedancken ſind mühe / jr weg iſt eitel verterben vnd ſchaden. 8Sie kennen den weg des Friedes nicht / vnd iſt kein Recht in jren gengen. Sie ſind verkeret auff jren ſtraſſen / Wer drauff gehet / Der hat nimer keinen Friede.
Deut. 28.
DARumb iſt das Recht ferne von vns / vnd wir erlangen die Gerechtigkeit nicht. Wir harren auffs Liecht / Sihe / ſo wirds finſter / Auff den ſchein / Sihe / ſo wandeln wir im tunckeln. 10Wir tappen nach der wand / wie die Blinden / vnd tappen als die kein augen haben. Wir ſtoſſen vns im Mittage / als in der demmerunge / Wir ſind im düſtern / wie die Todten. 11Wir brummen alle wie die Beren / vnd echzen wie die Tauben / Denn wir harren auffs Recht / So iſts nicht da / Auffs Heil / So iſts ferne von vns.
12DEnn vnſer Vbertrettung fur Dir iſt zu viel / vnd vnſer ſunde antworten wider vns. Denn vnſer vbertrettung ſind bey vns / vnd wir fülen vnſer ſunde / 13mit vbertretten vnd liegen wider den HERRN / vnd zu rück keren von vnſerm Gott / vnd mit reden zum freuel vnd vngehorſam / trachten vnd tichten falſche wort aus dem hertzen. 14Darumb iſt auch das Recht zurück gewichen / vnd Gerechtigkeit ferne getreten / Denn die Warheit fellet auff der Gaſſen / vnd Recht kan nicht einher gehen. 15Vnd die Warheit iſt dahin / vnd wer vom böſen weichet / der mus jedermans Raub ſein.
SOlches ſihet der HERR / vnd gefellet jm vbel / das kein Recht iſt. 16Vnd er ſihet / das niemand da iſt / vnd verwundert ſich / das niemand ſie vertrit. Darumb hilfft er jm ſelbs mit ſeinem Arm / vnd ſeine Gerechtigkeit erhelt jn. 17Denn er zeucht Gerechtigkeit an wie ein Pantzer / vnd ſetzt einen Helm des heils auff ſein Heubt / vnd zeucht ſich an zur Rache / vnd kleidet ſich mit Eyuer / wie mit eim Rock / 18Als der ſeinen Widerſachern vergelten / vnd ſeinen Feinden mit grim bezalen wil / Ja die Inſulen wil er bezalen. 19Das der Name des HERRN gefürchtet werde vom Nidergange / vnd ſeine Herrligkeit vom Auffgang der ſonnen / wenn er komen wird / wie ein auffgehalten Strom / den der wind des HERRN treibt.
20DEnn denen zu Zion wird ein Erlöſer komen / vnd denen die ſich bekeren von den ſunden in Jacob / ſpricht der HERR.21Vnd ich mache ſolchen Bund mit jnen / ſpricht der HERR / Mein Geiſt der bey dir iſt / vnd meine Wort / die ich in deinen Mund gelegt habe / ſollen von deinem munde nicht weichen / noch von dem munde deines Samens vnd Kinds kind (ſpricht der HERR) von nu an bis in ewigkeit.
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1.The. | Die Erſte Epiſtel S. Pauli: An die Theſſalonicher.Biblia Vulgata: | Der erste Brief des Paulus an die Thessalonicher 1. Thessalonicherbrief | 1. Thess 1 Thess 1Thess |
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Baſiliſk
Baſiliſke | Basilisk, der Basiliske, die (veraltet) Basilisk, Giftschlange, Natter, Otter, Viper u. a.
mhd: basiliske, m. [Schlange]
hebräisch: צֶפַע (ṣepa, Giftschlange) und צִפְעוֹנִי (ṣipwoniy, Giftschlange) griechisch: βασιλισκος (basilískos, wörtl.: »Kleinkönig«), Basilisk, eine Schlangenart lateinisch: basiliscus, Basilisk
Der hebräische Text benutzt Wörter, die offensichtlich eine besonders giftige Schlangenart benennen. Welches Tier gemeint ist und ob es überhaupt eine Schlange bezeichnet, bleibt unklar. Spekulationen dazu sind zahlreich veröffentlicht worden.
Der Basilisk
Der Basilisk ist ein antikes Fabelwesen, das im Mittelalter wieder neu auflebte, nicht zuletzt durch die Verwendung des Begriffs in den Übersetzungen Luthers.
Der Basilisk soll von einer Schlange (oder Kröte) aus einem dotterlosen Hühnerei ausgebrütet worden sein. Dargestellt wird das Wesen daher meist als Hahn mit dem Schwanz einer Schlange. Manchmal findet sich auf dem Kopf eine Krone, manchmal ist der Körper verformt und schrumplig wie der einer Kröte. In manchen Skulpturen des späten Mittelalters kommt der Basilisk einem Drachen nahe, der herrschend und drohend mit gespreizten Flügeln Eingänge bewacht. Die besondere Fähigkeit dieses Tieres soll in seinem tödlichen Blick verborgen sein, der dem Menschen Lebenskraft entziehen oder zu Versteinerung führen soll. Er könne mit seinem Atem Büsche und Sträucher in Brand setzen und Steine sprengen.
Baſiliſk
* In diesem Artikel sind alle Fundstellen zitiert.
Verwendung
Das Wort kommt ausschließlich bei den Propheten Jesaja und Jeremia vor.
Luther benutzt die maskuline, aber auch die feminine Form.
Ein Blick auf die gegebenen Textstellen verdeutlicht, warum sich Luther für das Wort »Basilisk« für das unbekannte Tier entschieden hat, obwohl ihm die Bedeutung »giftige Schlange« bekannt war: Die Beschreibungen gehen weit über die Eigenschaften einer Schlange hinaus.
Moderne Übersetzungen wählen dennoch meist Schlangennamen. Die Elberfelder Bibel sieht hier eher die Otter oder eine Viper, die Lutherbibel 2017 identifiziert das Tier als Natter. Dies alles sind Giftschlangen, die auch in Palästina bzw. im Vorderen Orient in den Zeiten der Propheten Jesaja und Jeremia bekannt waren.
Doch dies scheint zu einfach gelöst. Die Autoren der Prophetenbücher kannten Schlangen (siehe Jes 14,29 und Jer 8,17 unten). Vermutlich wählten sie Wörter für irreale Wesen, die auf einem regionalen mystischem Glauben ihrer Zeit basierten und dort etwas Böses vertraten. Die simplifizierte (aber nicht ganz passende) Interpretation als »Giftschlange« charakterisiert immerhin ihre Gefährlichkeit (durch ihr starkes Gift) sowie ihre religiös zu verstehende Listigkeit und dämonenhafte Art (angelegt in der Geschichte der Verführung im Paradies durch die Schlange, 1Mos 3,1-6).
Bei einer Interpretation der Textstellen wird gerade die dämonenhafte Gefährlichkeit dieser Wesen zu berücksichtigen sein, denn dieser Aspekt war den Autoren wichtig. Luther hat bereits implizit durch eine geschickte Wortwahl mit dem Begriff »Basilisk« darauf hingewiesen.
In neueren Übersetzungen geht Luthers Erkenntnis nicht nur verloren, sie zeigen die Autoren der alten hebräischen Texte auch als redaktionelle Stümper: Nattern, die fliegende Schlangen ausbrüten? Die Geschichte wird unglaubwürdig, weil der Versuch unternommen wurde, sie in eine reale Welt zu übertragen, was aber nicht vollständig gelingen kann. Beschrieben sind mystische Wesen in einem Umfeld, wo sie eine Rolle spielten.
Vnd ein Seugling wird ſeine luſt haben am loch der Ottern / vnd ein Entweneter wird ſeine hand ſtecken in die hüle des Baſilisken.
a) Und ein Säugling wird seine Lust haben am Loch der Ottern, und ein Kleinkind wird seine Hand in die Höhle des Basilisken stecken. b) Lutherbibel 2017: Und ein Säugling wird spielen am Loch der Otter, und ein kleines Kind wird seine Hand ausstecken [sic] zur Höhle der Natter.
Denn aus der wurtzel der Schlangen wird eine Baſiliſke komen / vnd jre frucht wird ein fewriger fliegender Drache ſein.
a) Denn aus der Wurzel der Schlange wird eine Basiliske kommen, und ihre Frucht wird ein feuriger, fliegender Drache sein. b) Lutherbibel 2017: Denn aus der Wurzel der Schlange wird eine giftige Natter kommen, und ihre Frucht wird eine fliegende Schlange sein.
Anmerkung: Hier ist von einer weiblichen Basiliske die Rede, weil das Wesen seinerseits ein mystisches Wesen gebiert: den feuerspeienden, fliegenden Drachen.
SIe brüten Baſiliſken eyer / vnd wircken Spinneweb. Iſſet man von jren Eyern / ſo mus man ſterben / Zutrit mans aber / ſo feret ein Otter eraus.
a) Sie brüten Basiliskeneier und wirken Spinngewebe. Isst man von ihren Eiern, so muss man sterben. Aber zertritt man eins, dann fährt eine Otter heraus. b) Lutherbibel 2017: Sie brüten Natterneier und weben Spinnweben. Isst man von ihren Eiern, so muss man sterben. Zertritt man sie aber, so fährt eine Schlange heraus.
Denn ſihe / Ich wil Schlangen vnd Baſiliſken vnter euch ſenden / die nicht beſchworen ſind / die ſollen euch ſtechen / ſpricht der HERR /
a) Denn siehe! Ich will Schlangen und Basilisken zu euch schicken, die nicht beschworen sind. Die sollen euch stechen, spricht der Herr. b) Lutherbibel 2017: Denn siehe, ich will Schlangen und Nattern unter euch senden, die nicht zu beschwören sind; die sollen euch stechen, spricht der Herr.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||
Erläuterungen siehe Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545 | |||||||||
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Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
Luther erklärt die Bedeutung des Alten Testaments und der Gesetze Mose. Diese Schriften seien für Christen sehr nützlich zu lesen, nicht zuletzt deshalb, weil Jesus, Petrus und Paulus mehrfach daraus zitieren.
Luther widmet den Prophetenbüchern eine umfangreiche Vorrede. Diese Bücher seien reich an Predigten und Beispielen für christliches Leben, und sie weissagen die Ankunft Christi.