Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
150 Psalmen, aufgeteilt in fünf Büchern
Im folgenden Text ist der bezeichnete Vers hervorgehoben.
1Ein Pſalm der kinder Korah /
vor zu ſingen.
HOret zu alle Völcker / Mercket auff alle / die in dieſer zeit leben.
3Beide gemein Man vnd Herrn / Beide Reich vnd Arm mit einander.
4MEin mund ſol von Weisheit reden / Vnd mein hertz von Verſtand ſagen.
5Wir wöllen einen guten Spruch hören / Vnd ein fein Geticht auff der Harffen ſpielen.
6WARumb ſolt ich mich fürchten in böſen tagen / Wenn mich die miſſethat meiner Vntertretter vmbgibt?
7Die ſich verlaſſen auff jr Gut / Vnd trotzen auff jren groſſen Reichthum.
8KAn doch ein Bruder niemand erlöſen / Noch Gotte jemand verſünen.
9Denn es koſtet zuuiel jre Seele zu erlöſen / Das ers mus laſſen anſtehen ewiglich.
10Ob er auch gleich lange lebet / Vnd die Grube nicht ſihet.
11Denn man wird ſehen / das ſolche Weiſen doch ſterben / So wol als die Thoren vnd Narren vmbkomen / Vnd müſſen jr Gut andern laſſen.
12DAs iſt jr hertz / Das jre Heuſer weren jmerdar / Ire Wonunge bleiben fur vnd fur / Vnd haben groſſe ehre auff Erden.
13Dennoch können ſie nicht bleiben in ſolcher wirde / Sondern müſſen da von / wie ein Vieh.
14Dis jr Thun iſt eitel thorheit / Noch lobens jre Nachkomen mit jrem munde / Sela.
15Sie ligen in der Helle wie ſchafe / der Tod naget ſie / Aber die Fromen werden gar bald vber ſie herrſchen / vnd jr Trotz mus vergehen / In der Helle müſſen ſie bleiben.
16ABer Gott wird meine Seele erlöſen aus der Hellen gewalt / Denn er hat mich angenomen / Sela.
17LAs dichs nicht jrren / ob einer Reich wird / Ob die herrligkeit ſeines Hauſes gros wird.
18Denn er wird nichts in ſeinem ſterben mit nemen / Vnd ſeine Herrligkeit wird jm nicht nach faren.
19Sondern er tröſtet ſich dieſes guten Lebens / Vnd preiſets / wenn einer nach guten Tagen trachtet.
20So faren ſie jren Vetern nach / Vnd ſehen das Liecht nimer mehr.
21KVrtz / Wenn ein Menſch in der wirde iſt / vnd hat keinen verſtand / So feret er dauon wie ein Vieh.
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Die folgenden Begriffe aus dem Text Ps 49 werden hier erläutert.
Versnummer: Luthers Wort | |||
1: kinder Korah | 2: HERR | ||
5: Geticht | 6: Vntertretter | 6: vmbgibt | |
8: verſünen | 9: Seele | 11: Thoren | |
11: vmbkomen | 12: weren | 12: fur vnd fur | |
13: wirde | 13: da von | 14: Thun | |
14: eitel | 14: thorheit | 14: Sela | |
15: Helle | 15: Fromen | 18: faren | |
20: Liecht | 21: feret | 21: dauon | |
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Luther-Deutsch | Deutsch | Erläuterungen | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Kinder Korah | Die Kinder Korach Kinder Korah
* In diesem Artikel sind alle Fundstellen zitiert. Aus der Linie der späten Nachkommen Korachs (Korhither; 2Mos 6,24). gehörten wohl etliche zu einer Sängergilde.
Die folgenden elf Psalmen bezeichnen in der Überschrift die Kinder Korachs als Autoren:
Psalm 42, Psalm 44, Psalm 45, Psalm 46, Psalm 84, Psalm 85, Psalm 87, Psalm 88
Daneben werden die kinder Korah noch in 2Mos 6,24 und in 4Mos 26,11 genannt:
Die kinder Korah ſind dieſe / Aſſir / Elkana / Abiaſſaph / Das ſind die geſchlechte der Korinter.
4Mos 26,10-11
Vnd die Erde jren mund auffthet / vnd ſie verſchlang mit Korah / da die Rotte ſtarb / da das fewr zwey hundert vnd funffzig Menner fraſs / vnd worden ein Zeichen. 11Aber die kinder Korah ſtorben nicht.
Korach
Korach war der Sohn Jizhars, Enkel Kehats (2Mos 6,21). Korach führte mit Dathan und Abiram den Aufruhr gegen Mose und Aaron an (4Mos 16,1ff). Mit ihnen waren 250 Fürsten vom Stamm der Levi beteiligt.
Der Aufruhr endete derart, dass die Aufrührer mit ihren Familien durch Öffnen des Erdbodens verschlungen wurden bzw. durch Feuer vom Herrn verzehrt wurden.
Es gab im Falle Korach eine Ausnahme: Die Kinder Korachs wurden nicht in die Bestrafung eingeschlossen (4Mos 26,9-11).
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vorſingen | vorsingen (Verb) a) für jemandem etwas singen b) vor jemanden etwas singen c) als Solist etwas zuerst singen, andere (ein Chor) wiederholen es d) als Solist einen Liedteil singen, andere (ein Chor) ergänzt weitere Liedteile Psalm 4,1 ( u. a.)
Ein Pſalm Dauids / vor zu ſingen
Luther: (Vorſingen) Wie der Cantor vnd Prieſter einen Vers oder Epiſtel vor ſinget / Vnd der Chor hinnach ſinget ein Reſponſorium / Haleluia oder Amen.
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HERR | HERR, JHWH, Jahwe Aussehen in unseren Frakturschriften: HERR oder HERR
HERR im Alten Testament
hebräisch: יהוה (jhwh, das Tetragrammaton JHWH) lateinisch (Biblia Sacra Vulgata): Dominus, Herr
Luthers Schreibweise HERR in Versalien (Großbuchstaben) folgt einer festen Regel. Sie weist darauf hin, dass im hebräischen Text an dieser Stelle das Tetragrammaton (das Vierfachzeichen) »JHWH« (hebr.: יהוה) steht. Es ist der unaussprechliche Name Gottes.
Satztechnisch bedingte Varianten
Um beim Satz der Lettern Platz in einer Zeile zu sparen, wodurch übermäßiger Sperrdruck oder ungünstige Wortumbrüche vermieden werden, sind in der Lutherbibel von 1545 häufig auch die Varianten HERr oder HERRn oder HERrn zu finden. Dabei sind mindestens die ersten drei Zeichen in Versalien gesetzt, womit sie hinreichend von HErr unterscheidbar sind.
An wenigen Stellen im Text wurde eine für uns unübliche Trennung im Wort vorgenommen, um einen Zeilenumbruch zu realisieren, hier beispielhaft gezeigt:
[ ...] fur den HER- RN bringen [...]
HERR HErr
Der Ausdruck HERR HErr steht dann, wenn im hebräischen Text »JHWH Adonaj« zu lesen ist. (Siehe dazu auch den Artikel HErr.)
Auch die umgekehrte Reihenfolge HErr HERR ist möglich (»Adonaj JHWH«).
4bSo ſpricht der HErr HERR / 5aſie gehorchen oder laſſens /
Die neuen Lutherbibeln übersetzen diesen Ausdruck stets mit »Gott der HERR«.
Die Aussprache des Namens Gottes
Das Wissen um die Aussprache der vier Zeichen, die den Gottesnamen ausmachen, ist schon früh in der Geschichte verloren gegangen. Sie werden heute oft mit »Jahwe« (vokalisiert geschrieben יְהוָה nach der Aussprache des hebräischen Adonaj, Herr) oder »Jehova« (יְהוָֹה ebenfalls nach dem hebräischen Adonaj, Herr, jedoch unter Berücksichtigung aller Vokale) transkribiert, aber auch mit »Jewah« (ebenfalls יְהוָה aber nach dem hebräischen Schema, der Name, zu lesen) oder »Jehowih« (יְהוִה nach dem hebräischen Elohim, Gott / Götter).
Luthers Namensersatz
Luther kannte die vokalisierten Varianten und die transkribierten Formen und war wohl besonders dem Wort »Jehova« zugeneigt. Es bezieht alle drei Vokale aus dem Wort Adonaj, das »Herr« bedeutet. Dennoch hatte er es vermieden, in seiner Übersetzung »Jehova« zu verwenden. Stattdessen nutzte er wie die lateinischen Bibeln einen Wortersatz. Er setzte das deutsche Wort ein, das gemäß der jüdischen Tradition zu lesen sei, wenn im Text das Vierfachzeichen erscheint, machte es aber durch die besondere Satzweise in Großbuchstaben kenntlich: HERR.
Luthers Schreibweise hat sich bis heute in etlichen Bibelausgaben gehalten.
HERR im Neuen Testament
Im neuen Testament verwendet Luther die Schreibweise HERR in Versalien (Großbuchstaben) für Gott, den Vater, an Stellen, wo sich Zitate aus dem Alten Testament auf »JHWH« beziehen.
Wichtig: Davon zu unterscheiden sind die Schreibweisen
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Geticht | Gedicht, das lyrischer Text für den Vortrag, auch mit Musikbegleitung als Liedtext ein fein Geticht auff der Harffen ſpielen: ein Lied mit schönem Text singen und auf der Harfe begleiten.
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Vntertretter | Untertreter, der (veraltet) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
vmbgeben | umgeben (Verb) umschließen
1) umstricken, umschlingen, umzäunen 2) umstellen, umzingeln, belagern 3) ringsum bedecken 4) behüten, betreuen
Denn es hat mich vmbgeben leiden on zal
a) Denn es haben mich unzählige Leiden umgeben. b) Denn es hat mich endloses Leid umschlungen.
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verſünen | versühnen (Verb; veraltet)
versöhnen (Verb) verſünen
mhd: versunet, versient, versoent, versunen, versünen, versonen, versoenen, versyenen, versenen, versunet, versunen, versienen, vorsonen Das Verb verſünen (versühnen) ist die veraltete Form des Verbs versöhnen.
versühnen ist jedoch deutlicher an Sühne angelehnt, womit eine zu entrichtende Buße, ein aktives Tun verbunden ist (z. B. ein Opfer zu erbringen ist). Dahingegen ist versöhnen allgemeiner bezogen auf eine innere Umkehr bei der Herstellung eines gestörten Verhältnisses zwischen Menschen oder zwischen Gott und Mensch, die ohne Reue oder Buße, sondern allein aufgrund der inneren Haltung möglich ist.
a) Sühne leisten b) wieder rein machen, was durch Schuld befleckt ist c) entsündigen (siehe dort)
Das Verb kommt nur im Präsens und im Futur vor, ist also auf das gegenwärtige Tun und das künftige Handeln bezogen.
Die Häufung des Begriffs im Alten Testament begründet sich in den zahlreichen Vorschriften im Dritten und Vierten Buch Mose für Priester, deren Aufgabe es u. a. ist, Menschen untereinander zu versöhnen, Gott zu versöhnen, und Gott mit den Menschen zu versöhnen. Allein in diesen beiden Büchern kommt verſünen 58 mal vor.
DEnn ſo wir Gott verſünet ſind / durch den Tod ſeines Sons / Da wir noch Feinde waren / Viel mehr werden wir ſelig werden durch ſein Leben / ſo wir nu verſünet ſind?
Denn wenn wir mit Gott versöhnt sind durch den Tod seines Sohnes [das war das zu entrichtende Opfer, daher: versühnt, Sühne geleistet haben], als wir noch Feinde waren, um wie viel mehr werden wir selig werden durch sein Leben, nach dem wir nun versöhnt sind [Sühne geleistet haben]?
Kan doch ein Bruder niemand erlöſen / Noch Gotte jemand verſünen.
a) Kann doch niemand einen Bruder erlösen, noch jemanden mit Gott versühnen. b) Kann doch niemand einen Bruder erlösen, noch jemanden vor Gott von Schuld befreien. b) Kann doch niemand einen Bruder erlösen, noch für jemanden vor Gott Sühne leisten.
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Seele
ſeele | Seele, die Seele
hebräisch: נֶ֫פֶשׁ (nεfεš), eigtl.: Hauch, Atem 1) was ein Wesen lebendig macht: Seele 2) Sitze der Empfindungen: Gemüt, Herz 3) lebendiges Wesen (worin Leben ist), Lebender, Person griechisch: ψυχή (psyche), eigtl.: das (irdische) Leben 1) die Seele 2) das Leben 3) lebendiges Wesen (worin Leben ist), Lebender, Person, lebender Mensch lateinisch: anima Atem, Hauch, Seele, Gemüt, Leben, Lebenskraft Der Begriff Seele erstreckt sich über ein weites Feld von Bedeutungen, die alle im individuellen Sein eines lebendigen Wesens, speziell eines Menschen angesiedelt sind. Es reicht vom belebenden Atem über den Sitz der Emotionen, über Emotionen selbst, über Gemütszustände bis hin zu Lebenskraft und zu Leben an sich.
Seele grenzt immer lebende und empfindende Wesen von Gegenständen, toten Körpern und Verstorbenen ab, die alle diese Eigenschaften, also die Seele, entweder nicht besitzen oder verloren haben. Das heutige Verständnis
Der Begriff der Seele ist religionsgeschichtlich in allen Kulturen vorhanden, aber mit sehr unterschiedlichen Vorstellungen verbunden. Heute gibt es viele Interpretationsversuche, die oft zur Erklärung und Abgrenzung verschiedene Seelen-Typen beschreiben, wie die Körper-Seele, die Frei-Seele, die Schatten-Seele u.a.
Allen gemein scheint nur zu sein, dass mit Seele eine individuelle »Lebenskraft« gemeint ist, die jedoch nicht näher greifbar ist. Sie belebt den Körper, wenn der Mensch aktiv und bewusst ist (Körper-Seele). Sie existiert vom Bewusstsein aber auch unabhängig, beispielsweise, wenn der Mensch schläft oder bewusstlos ist (Frei-Seele). Sie beinhaltet die Gedanken und Gefühle (Ich-Seele). Die Hauch-Seele ist eine Art ätherisches Fluidum, und eine spezielle Gabe des Höchstens Wesens (ein Beispiel ist der Odem, den Adam eingeblasen bekommt). Die Schatten-Seele ermöglicht es, im Schlaf in den Träumen zu reisen, ohne den schlafenden Körper mitzunehmen, usw.
Im christlichen Abendland ist die Idee einer Seele zwar selbstverständlich, der Gebrauch des Begriffs aber längst nicht einheitlich. Bis heute steht der Begriff Seele im Zentrum theologischer Untersuchungen und Diskussionen. So ist das hebräische Wort נֶ֫פֶשׁ (nεfεš; Seele) eines der am meisten untersuchten Wörter im Alten Testament, nicht zuletzt, um die Grundlagen zu schaffen für ein christlich religiöses Verständnis.
Die Frei-Seele entspricht in etwa dem christlichen Verständnis: Sie ist von Körper und Geist unabhängig (frei). Die Frei-Seele vertritt den ganzen Menschen mit all seinen persönlichen Eigenschaften, Fähigkeiten, Gedanken und Erinnerungen. Sie kann in Träumen, Trancen oder in Bewusstlosigkeit den Kör0per vorübergehend verlassen und eigenständig existieren (frei). Kehrt sie nicht zurück, stirbt der Mensch, doch die Frei-Seele überlebt, womit die Persönlichkeit des Menschen nach seinem Tod erhalten bleibt.
Damit grenzt sich der Begriff Seele von der Bedeutung Lebenskraft oder von Leben eindeutig ab. Während die Lebenskraft und das Leben mit dem Tod verloren gehen, existiert die Seele weiter. Um eine »lebendige Seele« zu werden (1Mos 2,7), braucht es einen Körper (Materie), einen Geist (Denken und Handeln), eine Seele (das individuelle »Ich«) und das Leben an sich (das Luther Odem nennt).
Die Interpretation des Wortes Seele | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Thor | Tor, der ein törichter Mensch. Töricht: unklug, unvernünftig, dümmlich, einfältig. Aus dem Scholion zu Psalm 14,1: Luther: (Thoren) Das iſt / rohe loſe Leute / die nach Gott nicht fragen.
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vmbkomen | umkommen (Verb)
Schemen müſſen ſie ſich vnd erſchrecken jmer mehr vnd mehr / Vnd zu ſchanden werden vnd vmbkomen.
Schämen müssen sie sich und immer mehr und mehr erschrecken. Sie müssen zuschanden werden und umkommen.
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wehren
weren | währen (Verb) Das Wort kommt in unterschiedlichen Bedeutungen vor, die wir hier nicht alle auflisten können.
Verwendung in der Luther-1545
währen in der Grundbedeutung dauern
Mhd.: wern
Luther: wehren, auch: weren
a) Bestand haben, dauern, sich zeitlich oder räumlich ausdehnen b) in seinem Zustand verharren, sich eine gewisse Zeit in seinem Wesen erhalten, sich über eine gewisse Zeit erstrecken c) ganz, unversehrt bleiben
DEnn ſein Zorn weret ein augenblick
Denn dein Zorn dauert einen Augenblick
Jch hab alles dinges ein ende geſehen / Aber dein Gebot wehret.
a) Ich habe aller Dinge Ende gesehen, aber dein Gebot währt <ewig>. b) Ich habe das Ende aller Dinge gesehen, doch Dein Gebot hat Bestand.
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fur vnd fur | immerfort eigentlich: vor und vor
vorwärts und vorwärts weiter und weiter
unaufhörlich vorwärts in der Bewegung, andauernd, immerfort vorwärts, immerfort, auf Ewig, ewiglich, usw.
DV gibſt einem Könige langes leben / Das ſeine jare wehren jmer fur vnd fur.
Du gibts einem König langes Leben, damit seine Jahre währen immer weiter und weiter.
Der HERR iſt König ewiglich / Dein Gott Zion fur vnd fur
Der HERR ist König ewiglich, dein Gott, Zion, immerfort.
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Wirde
wirde | Würde, die Rang, Stand Ansehen, Geltung (in Amt und Würden, Gut und Ehre)
Wenn ein Menſch in der wirde iſt / vnd hat keinen verſtand: Wenn ein Mensch von hohem Rang ist (hohes Ansehen genießt) und (dennoch) keinen Verstand hat.
Aus dem Scholion zu Psalm 49,13
Luther: (Wirde) / Das iſt / gut vnd ehre.
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dauon
da von | davon (Adverb) dauon
da von
mhd: dâ von Luther benutzt die zusammengestzte (dauon) und die getrennte Schreibweise (da von).
Das Wort bezeichnet
a) eine Entfernung von einem Ort: davon (entfernt sein) b) eine Ablösung, Trennung, Befreiung von einer Sache, einem Verhältnis oder einem Zustand: davon (befreit sein, u. ä.) c) eine Richtung für Bewegungen: von da, von daher, (da) hinweg, weg, dahin d) einen Bezug zu einer Sache, einem Vorgang oder einem Zustand: davon (sagen, reden, denken, nehmen, usw.) Beispiel für zusammengesetzte Schreibung: dauon
Kvrtz / Wenn ein Menſch in der wirde iſt / vnd hat keinen verſtand / So feret er dauon wie ein Vieh.
Kurz: Wenn ein Mensch in Amt und Würden ist, aber keinen Verstand besitzt, dann fährt er dahin wie ein Stück Vieh.
Beispiel für getrennte Schreibung: da von
Dennoch können ſie nicht bleiben in ſolcher wirde / Sondern müſſen da von / wie ein Vieh.
Dennoch können sie nicht bleiben in dieser Würde, sondern sie müssen davon, nicht anders als Vieh.
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Thun | Tun, das Substantivisch gebrauchter Infinitiv von thun (Verb)
1) das Tätigsein, das Handeln, das Machen, das Verhalten von jemandem 2) das Benehmen, das Betragen, der Umgang 3) mit einem Anwesen oder einem Amt verbundenes Geschäft
Denn ſie wöllen nicht achten auff das Thun des HERRN / noch auff die werck ſeiner Hende
a) Denn sie wollen weder auf die Taten des HERRN achten noch auf die Werke seiner Hände. b) Denn sie wollen weder Gottes Handeln respektieren noch die Ergebnisse seiner Arbeit.
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eitel | eitel (Adjektiv) eigentlich: leer, ledig
a) leer b) bloß, bar c) lauter, rein d) stolz (selbstbewußt) e) abwertend: selbstgefällig, eingebildet f) negierend: unnütz, falsch, vergeblich, nichtig
Luther kennt die Substantivierung das Eitel (siehe dort).
Dis jr Thun iſt eitel thorheit /
a) Dies, ihr Tun, ist reine Torheit a) Dies, ihr Tun, ist reine Dummheit
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Torheit
thorheit | Torheit, die Torheit
thorheit
* In diesem Artikel sind alle Fundstellen zitiert. mhd: tôrheit An einer Stelle, in Psalm 49,14, schreibt Luther thorheit (mit »h«), wie es sich im späteren Sprachgebrauch durchgesetzt hatte. Heute schreiben wir das Wort wieder ohne »h«: Torheit
Denk- und Handlungsweise eines Toren (eines unklugen, unvernünftigen, dümmlichen, einfältigen Menschen).
Auch für: Gottlosigkeit, schwere Sünde, usw.
GOtt du weiſſeſt meine torheit / Vnd meine Schulde ſind dir nicht verborgen.
a) Gott, du kennst meine Torheit, und meine Schuld ist dir nicht verborgen. a) Gott, du kennst meine Unvernunft und Dummheit. Meine Verfehlungen sind dir nicht verborgen.
Dis jr Thun iſt eitel thorheit /
a) Dies, ihr Tun, ist reine Torheit a) Dies, ihr Tun, ist reine Dummheit
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Sela | Sela In den Psalmen: ein Tonzeichen
Sela (hebr. סֶלָה) ist die transkribierte Form des hebräischen Wortes, dessen Bedeutung und Herkunft unklar sind.
Es kommt in den Psalmen 71 mal vor und wird als Tonzeichen verstanden, und somit als musikalischer Fachbegriff. Es zeigt vermutlich eine Pause oder einen Ruhepunkt im Gesang, bzw. den Abschluss eines Absatzes (einer Strophe) an.
Es kann aber auch als Wiederholungszeichen (Refrain) verstanden werden. Dann könnte es auch die Textzeile abschließen, die als Wechselgesang von einem Chor gegen den Vorsänger wiederholt wird.
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Helle | Hölle, die
Totenreich, das Helle
hebräisch: שאול (Scheol), lateinisch: infernum, auch: abyssus, baratrum, loca inferna, loca infernorum griechisch: Ἅδης (Hades). das Totenreich
Gedacht als konkreter Ort unter der Erdoberfläche (im Gegensatz zum Himmel über der Erdoberfläche), zu dem die Toten hinabsteigen.
Ort der Toten, Totenreich, in Abgrenzung zum Ort (zur Welt) der Lebenden.
Bedeutung
Der Begriff Hölle ist schwierig und zwischenzeitlich längst mystisch verklärt als Ort der Qual für die nach dem Tode Verdammten, als Ort des Feuers, wo Pech und Schwefel brennen, als Ort der Sünder, die aufgrund ihrer irdischen Verfehlungen Höllenpein zu erleiden haben, usw. Derartige Inhalte sind mit dem hebräischen Begriff Scheol nicht verbunden!
Moderne Übersetzungen vermeiden daher meist das Wort Hölle, um nicht einem nichtbiblischen und unchristlichen Glauben an einen verklärten Ort der Qualen, der Dämonen und Teufel Vorschub zu leisten.
Herrscher über den Scheol ist der Gott JHWH (s. Psalm 139,8), nicht der Teufel (griechisch: διάβολος, als Gegenspieler des Gottes JHWH).
Auch Jesus ist nach seinem Tod zunächst in den Hades hinabgestiegen (Glaubensbekenntnis).
Häufig werden daher heute statt Hölle Begriffe wie Totenreich oder Ort der Toten o. ä. verwendet.
Das Wort Helle im Psalter der Lutherbibel
Vorrede zum Psalter: Da ſiheſtu aber mal allen Heiligen ins hertze / wie in den Tod / ja wie in die Helle. Wie finſter vnd tunckel iſts da
Psalm 6,6: Denn im Tode gedenckt man dein nicht / Wer wil dir in der Helle dancken?
Psalm 9,18: Ah das die Gottloſen müſten zur Helle gekeret werden meint: Die Gottlosen sollten sterben
Psalm 16,10: DEnn du wirſt meine Seele nicht in der Helle laſſen
Psalm 18,6: Der Hellen band vmbfiengen mich / Vnd des Tods ſtrick vberweldiget mich.
Psalm 28,1: Auff das nicht / wo du ſchweigeſt / ich gleich werde denen / die in die Helle faren.
Psalm 30,4: HERR du haſt meine Seele aus der Helle gefüret
Psalm 30,4: Du haſt mich lebend behalten / da die in die Helle furen.
Psalm 31,18: Die Gottloſen müſſen zu ſchanden vnd geſchweigt werden in der Helle. meint: die Gottlosen müssen zum Schweigen gebracht werden durch einen schändlichen Tod
Psalm 49,15: Sie ligen in der Helle wie ſchafe / der Tod naget ſie meint: sie liegen in ihren Gräbern wie Schafe und der Tod nagt an ihnen
Psalm 49,15: Jn der Helle müſſen ſie bleiben. meint: sie müssen in ihren Gräbern bleiben
Psalm 49,16: ABer Gott wird meine Seele erlöſen aus der Hellen gewalt meint: Gott wird meine Seele vor der Macht des Todes retten
Psalm 55,16: Der Tod vbereile ſie / vnd müſſen lebendig in die Helle faren meint: Der Tod mag sie einholen und mitten aus dem Leben reißen
Psalm 86,13: Vnd haſt meine Seele errettet aus der tieffen Helle. meint: bewahre mein Leben vor dem Tod
Psalm 88,4: Vnd mein Leben iſt nahe bey der Helle. meint: ich sieche dahin und bin dem Tode nahe, oder: ich fühle mich, als würde ich sterben
Psalm 88,5: Jch bin geacht gleich denen / die zur Helle fahren meint: ich werde genauso wenig geachtet wie Verstorbene
Psalm 89,49: Der ſeine Seele errette aus der Hellen hand? meint: der sein Leben bewahrt
Scholion zu Psalm 94,17: (Stille) Das iſt / in der Helle da es ſtille iſt vnd alles aus. meint: im Grab ist es still und alles ist aus.
Psalm 116,3: STricke des Todes hatten mich vmbfangen / Vnd angſt der Hellen hatten mich troffen meint: Der Tod umklammert mich und Todesangst hat mich überwältigt
Psalm 139,8: Füre ich gen Himel / ſo biſtu da / Bettet ich mir in die Helle / Sihe / ſo biſtu auch da. meint: führe ich in den Himmel: du bist da! Begäbe ich mich ins Totenreich: Da bist du auch!
Psalm 141,7: VNſer gebeine ſind zuſtrewet bis zur Helle meint: Die Leiber und Knochen unserer Verwundeten und Toten sind <über das ganze Feld> verstreut
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Frome | Fromme, der a) der Brave, Tüchtige, Tapfere b) der Nützliche, Gute c) der Ordentliche, Ehrliche d) der Unschuldige, Unsträfliche e) der Gewissenhafte, Pflichtgetreue (gegenüber Gott) f) der Fromme, Verehrende
Ein Mensch, der anhaltend (tüchtig) Gott und die Gebote pflichtgetreu verehrt, und dabei tapfer gegen alle Anfechtungen besteht.
Iſt dis nicht geſchrieben im buch des Fromen?
Ist dies nicht geschrieben im Buch des Frommen?
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faren | fahren (Verb) die rasche, schnelle Bewegung im Unterschied zur sanften Bewegung des Gehens. Formen
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Liecht | Licht, das Substantivierung des Adjektivs liecht
a) Helligkeit (im Gegs. zur Finsternis) b) Lichtstrahlen (von Himmelskörpern, vom Feuer, von Lampen, usw.) c) als leuchtender Körper: Licht, Leuchte, Lampe ( besonders im Plural)
LJecht iſt dein Kleid / das du an haſt
a) Licht ist dein Kleid, das du an hast.
Hier ist Licht im Gegensatz zu Finsternis zu verstehen: b) Helligkeit umgibt dich.
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faren | fahren (Verb) die rasche, schnelle Bewegung im Unterschied zur sanften Bewegung des Gehens. Formen
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dauon
da von | davon (Adverb) dauon
da von
mhd: dâ von Luther benutzt die zusammengestzte (dauon) und die getrennte Schreibweise (da von).
Das Wort bezeichnet
a) eine Entfernung von einem Ort: davon (entfernt sein) b) eine Ablösung, Trennung, Befreiung von einer Sache, einem Verhältnis oder einem Zustand: davon (befreit sein, u. ä.) c) eine Richtung für Bewegungen: von da, von daher, (da) hinweg, weg, dahin d) einen Bezug zu einer Sache, einem Vorgang oder einem Zustand: davon (sagen, reden, denken, nehmen, usw.) Beispiel für zusammengesetzte Schreibung: dauon
Kvrtz / Wenn ein Menſch in der wirde iſt / vnd hat keinen verſtand / So feret er dauon wie ein Vieh.
Kurz: Wenn ein Mensch in Amt und Würden ist, aber keinen Verstand besitzt, dann fährt er dahin wie ein Stück Vieh.
Beispiel für getrennte Schreibung: da von
Dennoch können ſie nicht bleiben in ſolcher wirde / Sondern müſſen da von / wie ein Vieh.
Dennoch können sie nicht bleiben in dieser Würde, sondern sie müssen davon, nicht anders als Vieh.
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Erläuterungen siehe Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.