Der Prophet Jesaja

Kapitel XXXIIII.

Symbol Biblia 1545

Die Lutherbibel von 1545

 

Die Texte der Lutherbibel von 1545 in Frakturschrift

Das Alte Testament

Die Bücher der Propheten

 

Biblia
 

Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545

Der Prophet Jesaja

 

C. XXXIIII.

 

Jes 34,1-17

 
Info

mit Worterklärungen
Luther-Deudſch | Deutsch

Der Text in 66 Kapiteln

 

Gliederung Kapitel XXXIIII.

 

Nr.

Textstelle

Abschnitt | Link zum Text

Kapitel XXXIIII.

 

 

1 - 39

 

ERSTER TEIL DES BUCHES JESAJA

 

 

 

32,1 - 35,10

 

XII. JERUSALEMS NOT UND GOTTES HEIL

 

1

34,1-17

→Ge­richt über Edom

 

 

 

 

 

Der Prophet Jeſáiá.

 

 

 

 

[19a]

 

 

XXXIIII.

 

 

 

 

[19a | 19b]

 

 

Der Próphet    C․ XXXIIII.

 

 

 

Ge­richt über Edom

 

KOmpt herzu jr heiden vnd hö­ret / Ir Völ­ck­er merckt auff / die Erde höre zu / vnd was drinnen iſt / der Weltkreis / ſampt ſei­nem gewechſe. 2Denn der HERR iſt zornig vber alle Hei­den / vnd grimmig vber alle jre Heer / Er wird ſie verbannen vnd zum ſchlachten vber­ant­wort­en. 3Vnd jre Erſchlagene wer­den hingeworffen wer­den / Das der ſtanck von jren Leichnamen auffgehen wird / vnd die Berge mit jrem Blut flieſſen. 4Vnd wird alles Heere des Hi­mels verfaulen / vnd der Hi­mel wird eingewickelt wer­den / wie ein Brieff / vnd alle ſein Heer wird verwelcken / wie ein Blat verwelcket am Weinſtock / vnd wie ein dürr blat am Feigenbaum. 5Denn mein Schwert iſt truncken im Hi­mel / vnd ſi­he / es wird hernider faren auff Edom / vnd vber das verbannet Volck / zur ſtraffe.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Heere des Hi­mels hei­ſſet er hie das Jü­diſch volck mit jrem Got­tes­dienſt da mit ſie ge­gen an­der Hei­den / als ein him­liſch Volck ſich hiel­ten.

 

6DEs HER­RN ſchwert iſt vol bluts / vnd dick von fettem / vom blut der Lemmer vnd Böcke / von der nieren fette aus den Widern / Denn der HERR helt ein ſchlachten zu Bozra / vnd ein groſ­ſes würgen im lande Edom. 7Da wer­den die Einhörner ſampt jnen erunter müſſen / vnd die Farren ſampt den gemeſteten Ochſen / Denn jr Land wird truncken wer­den von blut vnd jr Erden dick wer­den von fettem. 8Denn es iſt der tag der rache des HER­RN / vnd das jar der vergeltung / zu rechen Zion. 9Da wer­den jre Beche zu pech wer­den / vnd jre Erde zu ſchwebel / Ja jr Land wird zu brennendem Pech wer­den / 10das weder tag noch nacht verleſſchen wird / Son­dern ewiglich wird Rauch von jr auffgehen. Vnd wird fur vnd fur wü­ſte ſein / das niemand dadurch gehen wird / in ewigkeit / 11Son­dern Rhordomeln vnd Igel wer­dens inne haben / Nachteulen vnd Raben wer­den da­ſelbs wonen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sup. 13.

DEnn er wird eine Mesſchnur drüber zihen / das ſie wü­ſte wer­de / vnd ein Richtbley / das ſie öde ſey / 12Das jre Herrn hei­ſſen müſſen / Herrn on Land vnd alle jre Für­ſten ein ende haben. 13Vnd wer­den dornen wachſen in jren Pallaſten / neſſeln vnd diſteln in jren Schlöſſern / vnd wird eine Behauſunge ſein der Drachen / vnd weide fur die Strauſſen. 14Da wer­den vn­ter­nan­der lauf­fen Marder vnd Geyre / vnd ein Feldteuffel wird dem andern begegnen / Der Kobold wird auch da­ſelbs herbergen / vnd ſei­ne ruge da­ſelbs finden. 15Der Igel wird auch da­ſelbs niſten vnd legen / brüten vnd ausheggen vn­ter jrem ſchatten / Auch wer­den die Weihen da­ſelbs zu­ſa­men komen.

 

Deut. 28.

16SVchet nu in dem Buch des HER­RN vnd leſet / Es wird nicht an einem der ſel­bi­gen feilen / man vermiſſet auch nicht die­ſes noch des / Denn er iſts der durch mei­nen Mund gebeut / vnd ſein Geiſt iſts / der es zu­ſa­men bringet. 17Er gibt das Los vber ſie / vnd ſei­ne Hand teilet das Mas aus vn­ter ſie / Das ſie darinnen erben ewiglich / vnd drinnen bleiben fur vnd fur.

 

 

 

 

 
 

 

Biblia 1545

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Biblia 1545

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 Bezeichnung in Luthers Biblia 1545

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Jeſa.
Jeſai.
Jſa.
Iſai.
Eſa.

 

Der Prophet Jeſaja.

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Der Prophet Jesaja

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Jes

Jes

Jes

Is

Deut.
Das fünfte Buch Moſe.
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Das fünfte Buch Moses (Deuteronomium)

Deuteronomium

5. Buch Mose

5. Mose

Dtn

5Mos

Sup.
Su.

Latein: [vide] supra Kapitelnummer

»[Siehe] [weiter] oben, Kapitelnummer«oder
»[Siehe] oben, [im selben Buch] Kapitelnummer«.

Erläuterungen siehe →Liste der Abkürzungen und Namen biblischer Bücher

 

 

 

 

Worterklärungen: Übersicht

Die folgenden Begriffe aus dem Text Jes 34 wer­den hier erläutert.

Versnummer: Luthers Wort

2: HERR

2: Heiden

5: Edom

7: Einhörner

7: Farren

8: Zion

11: Rhordomeln

13: Drachen

14: Feldteuffel

15: Weihen

16: feilen

16: gebeut

Klick auf ein Wort führt zum Eintrag mit den Erklärungen.

Das vollständige Verzeichnis findet sich hier: →Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545

 
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Aus dem Wörterbuch

Worterklärungen:
Seltene Namen, Wörter und Begriffe im Text Jes 34

11

Luther-Deutsch

Deutsch   |   Erläuterungen

HERR

HERR, JHWH, Jahwe

Aussehen in unseren Frakturschriften:

HERR oder HERR

 

 

HERR im Alten Testament

 

hebräisch: יהוה (jhwh, das Tetragrammaton JHWH)

lateinisch (Biblia Sacra Vulgata): Dominus, Herr

 

Luthers Schreibweise HERR in Ver­sa­li­en (Groß­buch­sta­ben) folgt einer fes­ten Re­gel. Sie weist da­rauf hin, dass im he­brä­i­schen Text an die­ser Stel­le das Te­tra­gram­ma­ton (das Vier­fach­zei­chen) »JHWH« (hebr.: יהוה) steht. Es ist der un­aus­sprech­li­che Na­me Got­tes.

 

 

Satztechnisch bedingte Varianten

 

Um beim Satz der Let­tern Platz in ei­ner Zei­le zu spa­ren, wo­durch über­mä­ßi­ger Sperr­druck oder un­güns­ti­ge Wort­um­brü­che ver­mie­den wer­den, sind in der Lu­ther­bi­bel von 1545 häu­fig auch die Va­ri­an­ten HERr oder HERRn oder HERrn zu fin­den. Da­bei sind min­des­tens die ers­ten drei Zei­chen in Ver­sa­li­en ge­setzt, wo­mit sie hin­rei­chend von HErr un­ter­scheid­bar sind.

 

An we­ni­gen Stel­len im Text wur­de ei­ne für uns un­üb­li­che Tren­nung im Wort vor­ge­nom­men, um einen Zei­len­um­bruch zu re­a­li­sie­ren, hier bei­spiel­haft ge­zeigt:

 

[ ...] fur den HER-

RN bringen [...]

 

 

HERR HErr

 

Der Ausdruck HERR HErr steht dann, wenn im he­brä­i­schen Text »JHWH A­do­na­j« zu le­sen ist. (Siehe da­zu auch den Ar­ti­kel →HErr.)

 

Auch die um­ge­kehr­te Rei­hen­fol­ge HErr HERR ist mög­lich (»Adonaj JHWH«).

 

→Hes 2,4b-5a

 

4bSo ſpricht der HErr HERR / 5aſie gehorchen oder la­ſſens /

 

Die neu­en Lu­ther­bi­beln über­set­zen die­sen Aus­druck stets mit »Gott der HERR«.

 

 

Die Aus­spra­che des Na­mens Got­tes

 

Das Wis­sen um die Aus­spra­che der vier Zei­chen, die den Got­tes­na­men aus­ma­chen, ist schon früh in der Ge­schich­te ver­lo­ren ge­gan­gen. Sie wer­den heu­te oft mit »Jah­we« (vo­ka­li­siert ge­schrie­ben יְהוָה nach der Aus­spra­che des he­brä­i­schen A­do­na­j, Herr) oder »Je­ho­va« (יְהוָֹה eben­falls nach dem he­brä­i­schen A­do­na­j, Herr, je­doch un­ter Be­rück­sich­ti­gung al­ler Vo­ka­le) tran­s­k­ri­biert, aber auch mit »Je­wah« (eben­falls יְהוָה aber nach dem he­brä­i­schen Sche­ma, der Na­me, zu le­sen) oder »Je­ho­wih« (יְהוִה nach dem he­brä­i­schen Elo­him, Gott / Göt­ter).

 

 

Luthers Namensersatz

 

Luther kann­te die vo­ka­li­sier­ten Va­ri­an­ten und die tran­s­k­ri­bier­ten For­men und war wohl be­son­ders dem Wort »Je­ho­va« zu­ge­neigt. Es be­zieht alle drei Vo­ka­le aus dem Wort Adonaj, das »Herr« be­deu­tet. Den­noch hat­te er es ver­mie­den, in sei­ner Über­setzung »Je­ho­va« zu ver­wen­den. Statt­des­sen nutz­te er wie die la­tei­ni­schen Bi­beln ei­nen Wort­er­satz. Er setz­te das deut­sche Wort ein, das ge­mäß der jü­di­schen Tra­di­ti­on zu le­sen sei, wenn im Text das Vier­fach­zei­chen er­scheint, mach­te es aber durch die be­son­de­re Satz­wei­se in Groß­buch­sta­ben kennt­lich: HERR.

 

Luthers Schreib­wei­se hat sich bis heu­te in et­li­chen Bi­bel­aus­ga­ben ge­hal­ten.

 

 

HERR im Neuen Testament

 

Im neu­en Tes­ta­ment ver­wen­det Lu­ther die Schreib­wei­se HERR in Ver­sa­li­en (Groß­buch­sta­ben) für Gott, den Va­ter, an Stel­len, wo sich Zi­ta­te aus dem Al­ten Tes­ta­ment auf »JHWH« be­ziehen.

 

 

Wichtig:

Da­von zu un­ter­schei­den sind die Schreib­wei­sen

→»HErr« und →»Herr«.

 

 

 

SK Version 25.09.2024  

→Register

Heiden

Heiden, die

 

Heide, der

Heiden
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
684 412 120 152

Im Alten Testament nur im Plural gebräuchlich.

 

(eigtl. Völker). Im religiösen Sinn sind Heiden Menschen, die nicht an Gott glauben bzw. angehörige fremder Religionen.

 

Gemeint sind (allumfassend) Völker mit fremden Religionen und fremden Gotteskulten aus der Sicht des Sprechenden in Abgrenzung zum Volk Gottes, die anderen bzw. fremden Völker.

 

 

→1Sam 8,5

 

vnd [ſie] ſpra­chen zu jm [d. i. Samuel] / Sihe / Du biſt alt wor­den / Vnd deine Söne wandeln nicht in deinen wegen / So ſetze nu einen König vber vns / der vns richte / wie alle Hei­den haben.

 

... und sie sprachen zu Samuel: »Schau, du bist alt ge­wor­den und deine Söhne wandeln nicht auf deinen Wegen. Setze daher einen König ein, der über uns Recht spreche, so, wie ihn alle anderen Völker haben!«

 

 

Im Neuen Testament verwendet Luther das Wort auch im Singular.

 

Unsere Übersetzung »Ungläubiger« trifft es nicht ganz: Gemeint ist in den Texten eigentlichen eine Person, die einem anderen Staat angehört und daher eine andere Religion ausübt. Der Begriff »Ausländer« würde allerdings in der heutigen Zeit noch weniger passen.

 

→ Mt 18,17

 

Höret er die Gemeine nicht / So halt jn als einen Heiden vnd Zölner.

 

Hört er nicht auf die Gemeinde, dann halte ihn für einen Ungläubigen und Zöllner.

 

 

→1Tim 5,8

 

So aber jemand die ſei­nen / ſon­der­lich ſei­ne Hausgenoſſen / nicht verſorget / der hat den glauben verleugnet / vnd iſt erger denn ein Heide.

 

Wenn aber jemand die Seinen, insbesondere seine Mitbewohner, nicht versorgt, dann hat er den Glauben verleugnet, und er ist schlimmer als ein Ungläubiger.

 

 

 

SK Version 25.09.2024  

→Register

Edom

Edom (Name)

Edom
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
75 74 1 0

hebräisch: אֱדוֹם (εdowm)

hebräisch: אֱדֹם (εdom)

 

Die Wurtzel אדם umfasst die Bedeutung »rot, rot sein«.

Edom

 

1. Zweiter Name des→Esau, Sohn des →Isaak, Bruder des →Jakob

2. Bezeichnung für das Land Edom, das Land der →Edomiter, der Nachkommen Edoms (Esaus)

 

 

1. Edom, der als Esau geboren wurde

 

Esau und Jakob waren Zwillinge, die Söhne Isaaks. Bei der Geburt kam zunächst Esau zu Welt, es folgte ihm sozusagen auf dem Fuß zur Überraschung aller ein zweiter Junge, der dann den Namen Jakob erhielt (»der Nachfolgende«, oft: »der Fersenhalter«).

 

Nach der biblischen Erzählung ist Edom der zweite name Esau, den er als junger Mann erhielt. Der Name Edom wird in 1Mos 25,30 erklärt:

Esau, der hungrig und müde von der Feldarbeit kommt, bittet seinen Bruder um einen Teller rote Linsen, die aus dem Kochtopf Jakobs heraus seine Begierde wecken. Doch Jakob nutzt die Schwäche seines Bruders und handelt ihm für die roten Linsen das Erstgeburtsrecht ab. Diese Begebenheit trug Esau den Beinamen Edom (»der Rote«) ein.

 

→1Mos 25,29-30

 

29VND Jacob kocht ein gerichte / Da kam Eſau vom feld / vnd war müde / 30vnd ſprach zu Jacob / Las mich koſten das rote gericht / denn ich bin müde / Daher heiſſt er Edom.

 

2. Das Land Edom

 

Edom war ein Königreich südwestlich des Toten Meeres, das seine größte Ausdehnung bis zum Roten Meer erlebte.

 

Nach der biblischen Erzählung ließ sich Edom (Esau) mit seiner Sippe im Gebirge Seir nieder, gelegen im südlichen Palästina.

 

→1Mos 36,8

 

Al­ſo wonet Eſau auff dem gebirge Seir / Vnd Eſau ist der Edom.

 

Edom (Esau) gilt als der Stammvater der Edomiter und der →Amelekiter.

 

→1Mos 36,43

 

Vnd Eſau iſt der Va­ter der Edomiter.

 

 

→Psalm 60,10

 

Meinen ſchuch ſtrecke ich vber Edom /

 

Meinen Schuh strecke ich über Edom.

 

→Psalm 108,10

 

Jch wil mei­nen ſchuch vber Edom ſtrecken /

 

Ich will mei­nen Schuh über Edom strecken.

 

→Psalm 137,7

 

HERR gedencke der kinder Edom am ta­ge Je­ru­ſa­lem / Die da ſagen / Rein abe / rein abe / bis auff jren boden.

 

HERR, erinnere dich <auch> an die Kinder Edoms, die am Tage Jerusalems schrien: Reißt <sie> nieder! Reißt <sie> nieder bis auf die Grundmauern!

 

 

 

SK Version 25.09.2024  

→Register

Einhorn

Einhorn, das (veraltet)

 

junger Stier

 

(arabische) Oryx-Antilope

Einhorn
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
8 8 0 0

mhd.: einhürne, m.

hebräisch

רְאֵם  (rəʼem), Plural: רְאֵמִים (rəʼemiym)
wildes, unzähmbares Tier mit Hörnern

griechisch (Septuaginta)

μονόχερως (mo­no­che­ros)
das Ein­horn

lateinisch

unicornis
das Einhorn

 

Das hebräische Wort be­zeich­net all­ge­mein ein wil­des, un­zähm­ba­res Tier mit kräf­ti­gen Hör­nern. Es ist bis­her nicht ge­lun­gen, den Be­griff ein­deu­tig ei­ner Tier­art zu­zu­wei­sen.

 

Ge­meint ist wo­mög­lich die (ara­bi­sche) Oryx-An­ti­lo­pe in der An­nah­me, dass das he­brä­i­sche Wort mit dem ara­bi­schen Wort für die­se An­ti­lo­pe verwandt ist.

 

Allerdings lässt →Hiob 39,9-12 eher ein Wild­rind, einen Wild­och­sen, o. ä. erwarten und ver­weist so­mit in­di­rekt auf die as­sy­ri­sche Ab­stam­mung des he­brä­i­schen Be­griffs. Das be­zeich­ne­te Tier wäre dann der in Vor­der­asi­en be­kan­nte Ur oder Auerochse.

 

Luther waren der­ar­ti­ge Tie­re un­be­kannt. Ob­wohl er selbst nie ein Ein­horn ge­se­hen hat­te und das Tier als Fabel­we­sen kann­te, stütz­te er sich bei sei­ner Über­set­zung auf die gän­gi­gen Be­grif­fe der grie­chi­schen Sep­tua­gin­ta und der la­tei­ni­schen Bi­beln.

 

Denn tat­säch­lich ist es auch mög­lich, dass al­le Text­pas­sa­gen in der Bi­bel, in de­nen das Wort vor­kommt, als Stil­mit­tel ein Fa­bel­we­sen mei­nen, kein re­a­les Tier, um den je­weils an­ge­stell­ten Ver­gleich eben­so be­ein­dru­ckend wie un­an­fecht­bar zu über­spit­zen. Dann wür­de der he­brä­i­sche Be­griff et­wa »ge­hörn­tes, wil­des, un­zähm­ba­res Fa­bel­we­sen na­mens R'am« be­deu­ten. Da­für feh­len je­doch außer­bib­li­sche Be­le­ge.

 

 

 

 

Arabische Oryx-Antilope

 

Abbildung: Arabische Oryx-Antilope (Oryx leucoryx)

Credits (original file): MathKnight @ wikimedia.org
licensed under CC BY-SA

 

Die fast pfeil­ge­ra­den, dün­nen und im Ver­hält­nis zur Kör­per­grö­ße sehr lan­gen Hör­ner sind auf­fäl­lig. Sie kön­nen aus der Fer­ne be­trach­tet, oder wenn das Tier na­he­zu im Pro­fil zu se­hen ist, wie ein ein­zi­ges Horn wir­ken. Die Ge­stalt er­in­nert an Zie­gen, doch die­ses Tier ist an­ders als Zie­gen un­zähm­bar.

 

 

Das Einhorn ist heu­te ein Fa­bel­we­sen, des­sen Ge­stalt oft mit der ei­ner Zie­ge oder ei­nes Pfer­des gleich­ge­setzt wird. Es trägt mit­tig auf der Stirn nur ein ein­zi­ges Horn. Es taucht erst­mals schon in der An­ti­ke auf und wird u. a. von Ari­sto­te­les er­wähnt.

 

Es wird aller­dings an­ge­nom­men, dass in den bi­bli­schen Tex­ten sehr wahr­schein­lich kein ab­strak­tes Fa­bel­we­sen ge­meint ist, son­dern ein (uns un­be­kann­tes), re­a­les Tier.

 

Welches Tier der Begriff tat­säch­lich meint, ist um­strit­ten. Heu­te wird all­ge­mein an­ge­nom­men, dass es sich um ei­ne (Oryx-) An­ti­lo­pe (s. o.) oder um ei­nen Wild­stier (Auerochse) han­delt.

 

An den Wild­stier ist aufgrund →Hiob 39,9-12 zu den­ken. Es wurde versucht, den Grund für den Be­griff »Mo­no­cheros« der grie­chi­schen Quellen in anti­ken Ab­bil­dun­gen zu fin­den, die (spe­ziell in Grie­chen­land) den Stier oft im Pro­fil zei­gen. Da­bei ist dann nur ein Horn im Bild zu se­hen. Das hin­te­re Horn ist vom vor­de­ren Horn ver­deckt. Doch schei­nen sol­che Über­le­gun­gen kaum halt­bar. Es wä­re wohl nie­mand in der da­mals be­kann­ten an­ti­ken Welt auf die Idee ge­kom­men, in den für Stie­re ty­pi­schen und all­seits be­kann­ten grie­chi­schen Ab­bil­dun­gen ei­ne un­be­kan­nte Tier­art, Ein­hör­ner, zu er­ken­nen.

 

 

 

Wilder Stier, Relief in Knossos, Kreta, Griechenland

 

Abbildung: Wilder Stier, Relief in Knossos, Kreta, Griechenland

Credits (original file): © 2015 Sabrina | www.stilkunst.de
licensed under CC BY-SA

 

Der wilde, un­zähm­ba­re Stier be­saß in der An­tike be­son­de­res An­se­hen, das in Ri­ten, Fa­beln, und Göt­ter­kult mün­de­te.

 

Die­ses Re­lief in Knos­sos (Kre­ta) zeigt einen un­ge­stüm sprin­gen­den Stier. Die Hör­ner, die am Kopf aus­tre­ten, wir­ken zu­nächst wie ein ein­zi­ges Horn. Erst an ih­ren En­den wird sicht­bar, dass es sich um zwei Hör­ner han­delt. Oder ist es nur ein Horn, das sich am Ende ga­belt?

 

Wir sind uns sicher, dass sol­che und ähn­li­che Ab­bil­dun­gen spä­tes­tens seit Ale­x­an­der dem Gro­ßen im ge­sam­ten Mit­tel­meer­raum be­kannt waren, ein­deu­tig ver­stan­den wur­den und kei­nen An­laß bo­ten, da­rin den »Mo­no­che­ros«, das Ein­horn, zu er­ken­nen.

 

 

 

 

Die grie­chi­sche Sep­tua­gin­ta hat­te das Wort »Mo­no­che­ros« für die Über­set­zung des he­brä­i­schen Be­griffs ein­ge­führt. Wahr­schein­lich war dem Über­set­zer kein pas­sen­des Tier be­kannt, wohl aber dank grie­chi­scher Fa­beln das Ein­horn, das sich auf der Su­che nach ei­nem ge­hörn­ten, wil­den, un­zähm­ba­ren Tier an­bot. Im Vor­der­grund stan­den für den Über­set­zer wahr­schein­lich die ver­hal­tens­be­ding­ten Ei­gen­schaf­ten des Tie­res, die sich aus den spär­li­chen Text­pas­sa­gen in der Bi­bel ab­lei­ten lie­ßen, weniger seine Psy­sio­gno­mie. Mög­lich ist auch, dass der grie­chi­sche Über­set­zer dem he­brä­i­schen Wort ein nicht exis­ten­tes Tier, ein »Fa­bel­we­sen« un­ter­stell­te und ei­ne Ent­spre­chung aus der grie­chi­schen Sprach­welt im »Mo­no­che­ros« fand.

 

Das la­tei­ni­sche unicornis ist nichts an­de­res als die wort­ge­treue Über­tra­gung des grie­chi­schen Worts »Mo­no­che­ros« in die la­tei­ni­sche Spra­che. Dies trug maß­geb­lich zur Ver­brei­tung des Be­griffs im (rö­misch-ka­tho­li­schen) Abend­land über die Bi­bel bei.

 

In glei­cher Wei­se ist Luther vor­ge­gan­gen. Er über­trug man­gels ge­nau­e­rem Wis­sen wort­ge­treu aus der lateini­schen Bi­bel: Einhorn. Es war ihm nicht mög­lich, das im he­brä­i­schen Text be­zeich­ne­te Tier ge­nau­er zu be­stim­men.

 

Heu­te sind für Über­set­zun­gen die Wör­ter An­ti­lo­pe, Oryx-An­ti­lo­pe, Stier oder Wild­stier, je nach Kontext, statt Ein­horn zu emp­feh­len.

 

 

 

→Hiob 39,9

 

MEinſtu das Einhorn wer­de dir dienen / vnd wer­de bleiben an deiner krippen?

 

a) Meinst du, das Einhorn wer­de dir dienen und an deiner Krippe bleiben?

b) Meinst du <etwa>, der wilde Stier wird dir dienen wollen und in deinem Stall bleiben?!

 

Anm.:

In diesem Ab­schnitt (Hiob 39,9-12) wird mit ho­her Wahr­schein­lich­keit das Hausrind mit dem Wild­stier ver­gli­chen. Eine wil­de Rin­der­art (Au­er­ochse), die un­ge­stüm und nicht zähm­bar ist, nicht im Stall ge­hal­ten wer­den kann, nicht im Joch für die Be­wirt­schaf­tung des Ackers läuft und sich nicht da­von ab­hal­ten lie­ße, im Ernte­ein­satz ein­fach das Ge­trei­de zu fres­sen, an­statt es zur Scheu­ne zu trans­por­tie­ren.

 

 

→Psalm 22,22

 

Vnd errette mich von den Einhörnern.

 

a) Und rette mich vor den Einhörnern.

b) Und rette mich vor den wilden An­ti­lo­pen (bzw. Stie­ren).

 

 

→Psalm 29,6

 

Vnd machet ſie lecken wie ein Kalb / Libanon vnd Sirion / wie ein junges Einhorn.

 

a) Und lässt sie lecken wie ein Kalb, Li­ba­non und Sir­jon, wie ein jun­ges Ein­horn.

b) Er lässt sie hüpfen wie ein Kalb, den Li­ba­non und den Sir­jon, wie ei­ne jun­ge, wil­de An­ti­lo­pe (bzw. wie ein jun­ger, wil­der Stier).

 

 

→Psalm 92,11

 

ABer mein Horn wird erhöhet wer­den / wie eines Einhorns /

 

a) Mein Horn wird erhöht wer­den, wie das ei­nes Ein­horns.

b) Mein Horn wird erhöht wer­den, wie das ei­ner Oryx-An­ti­lo­pe.

 

Anm.:

Dieser Text erinnert an eine Oryx-An­ti­lo­pe mit ih­ren sehr lan­gen, ge­ra­de nach oben ge­rich­te­ten Hör­nern, we­ni­ger an die re­la­tiv kur­zen und krum­men Hör­ner von Wild­stie­ren.

 

 

 

→Jes 34,7

 

Da wer­den die Einhörner ſampt jnen erunter müſſen / vnd die Farren ſampt den gemeſteten Ochſen /

 

a) Da wer­den die Ein­hör­ner ge­mein­sam mit ih­nen her­un­ter müs­sen, und die Stie­re ge­mein­sam mit den ge­mäs­te­ten Och­sen.

b) Da wer­den die wil­den Au­er­och­sen mit ih­nen nie­der­sin­ken und die jun­gen Zucht­bul­len samt den Mast­och­sen.

 

Anm.:

Hier lässt die Ne­ben­ein­an­der­stel­lung von Ein­horn und Mast­och­se eher ei­nen wil­den Stier als eine An­ti­lo­pe er­war­ten.

 

 

 

 

SK Version 25.09.2024  

→Register

Farr

 

Farren

Farre, der

 

Farren, die

junges männliches Hausrind; Stier, Bulle

 

In der Lutherbibel 1545 ist im Sin­gu­lar der No­mi­na­tiv noch Farr (ohne »e« am Ende). Ge­ni­tiv, Da­tiv und Ak­ku­sa­tiv lau­ten Farren.

 

Farr
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
2 2 0 0

Farren
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
120 120 0 0

 

 

→Psalm 69,32

 

Das wird dem HERRN bas gefal­len / denn ein Farr / Der hörner vnd klawen hat.

 

Das wird dem HERRN mehr gefallen als ein junger Stier, der Hörner und Hufe hat.

 

 

→1Kon 18,23

 

So gebt vns nu zween Farren / vnd laſſt ſie er­we­len einen Farren /

 

So gebt uns nun zwei Stiere und lasst sie einen Stier auswählen.

 

 

 

SK Version 25.09.2024  

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Zion

 

berg Zion

 

berg Gottes

 

des HERRN Berg

 

der heilige Berg

Zion, der

Berg Zion, der

Der in der Bibel genannte Berg Zion ist der Tem­pel­berg in Je­ru­sa­lem. Er steht als Sy­no­nym für den Wohn­sitz des Got­tes JHWH.

 

König David eroberte Je­ru­sa­lem so­wie den Berg Zi­on süd­lich der Stadt (Süd­ost­hü­gel) mit der Burg Zi­on und mach­te Je­ru­sa­lem zu sei­nem Kö­nigs­sitz. Sa­lo­mo hat­te das Stadt­ge­biet auf den an­gren­zen­den Nord­ost­hü­gel aus­ge­wei­tet, in dem er dort (wo sich heu­te der Fel­sen­dom be­fin­det) ei­nen Tem­pel er­rich­te­te. Der Na­me Zi­on be­zeich­net nun die­sen Hü­gel, den Tem­pel­berg.

 

Die Bezeichnung »Zion« ist al­ler­dings in der Bibel un­ter­schied­lich ver­wen­det: In der am engs­ten ge­fass­ten Vor­stel­lung be­zeich­net Zi­on den Tem­pel­berg. Das Wort kann aber auch für ganz Je­ru­sa­lem, die hei­li­ge Stadt Jah­wes, ste­hen. An ei­ni­gen Stel­len in den bi­bli­schen Tex­ten kön­nen da­mit auch die Be­woh­ner Je­ru­sa­lems, bzw. das ge­sam­te Volk oder al­le Städ­te Ju­dä­as ge­meint sein.

 

Der in Jerusalem heute so genannte »Mount Zion«, süd­west­lich der al­ten Stadt­mau­er ge­le­gen, er­hielt die­sem Na­men, nach­dem der klei­ne Berg im Mit­tel­al­ter irr­tüm­lich als Berg Zion iden­ti­fi­ziert wor­den war. Neue­re For­schun­gen be­stä­tig­ten je­doch: Er ist nicht mit dem bi­bli­schen Berg Zion iden­tisch. Der Berg be­hielt aber die­sen of­fi­zi­el­len Namen.

 

Jerusalem, der Tempelberg und der Berg Zion
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Abbildung:

Jerusalem, der Tempelberg und der Berg Zion

Foto: 2015, © Sabrina | Reiner
www.stilkunst.de
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Rhordomel

Rohrdommel, die

ein Vogel aus der Familie der Reiher (Ardeidae).

 

Hinweis:

Man beachte die Stellung des Buchstabens »h«: In Luthers Schreib­weise steht er vor dem »o«.

 

→Psalm 102,7:

Jch bin gleich wie ein Rhordomel in der wü­ſten / Jch bin gleich wie ein Kützlin in den verſtöreten Stedten.

 

Luther übersetzt das hebräische קָאָת (kaaht), das einen Wasservogel bezeichnet, der auch wüste Gegenden bevölkert, mit Rohrdommel, einer ihm bekannten Reiherart.

 

Um welches Tier es sich genau handelt, scheint unklar zu sein. Manche Sprachwissenschaftler bevorzugten Kropfgans oder Pelikan.

 

In vielen Übersetzungen, so auch in der Lutherbibel 1964 und in der Elberfelder Bibel, steht nun Eule.

 

Im hebräischen קָאָת steckt das Wort קֵא (keh), das »das Ausgespieene, das Erbrochene« bedeutet. Der Vogel, der die Reste seiner Mahlzeiten wieder ausspeit, ist die Eule. Zudem passt dieser Vogel besser neben das Käuzchen (Kützlin) in diese Metapher.

 

Doch je nachdem, wie man dieses Bild interpretiert, das der Autor des Psalms 102 vermitteln möchte, mag man frei darin sein, ob man eher einen Wasservogel in der Wüste sieht (was auf Entbehrung abzielt), oder eine Eule.

 

Die Eule jagt nachts, wenn in heißen Wüstengebieten manche Tiere aktiv wer­den. Wie das Käuzchen in der zerstörten Stadt jagt sie einsam und muss gerade nachts hell wach sein. Diesen bedauernswerten Zustand erleidet wohl der Autor des Psalm und beklagt ihn im Vers 8.

 

Luther bietet hier eine sprachlich formvollendete, geradezu lyrische Übersetzung, wozu das kleine »e« am Ende des Worts »Dach« wie auch die Positionierung der Satztrennzeichen entscheidend beitragen:

 

→Psalm 102,8:

Jch wache / Vnd bin / wie ein einſamer Vogel auff dem dache.

 

 

SK Version 25.09.2024  

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Drache

Drache, der

mystische Tiergestalt, Ungeheuer

 

1) In →Psalm 44,20: Schakal

 

zu 1) hebräisch: תָּן (tan), Schakal

 

Die Bedeutungen des Wortes im Einzelnen:

 

  1. 1a) Schakal
  2. 1b) Wolf,
  3. 1c) Bewohner verwüsteter Gegenden,
  4. 1d) Kreaturen, die Klagelaute ausstoßen

 

2) In →Psalm 91,13: Schlange

 

zu 2) hebräisch: תַּנִּין (tannin): Schlange

 

Die Bedeutungen des Wortes im Einzelnen:

 

  1. 2a) gro­ßer See­fisch (Wal­fisch, Hai­fisch u. ä., z.B. →1Mos 1,21; →Psalm 148,7)
  2. 2b) mys­tisch über­tra­gen: gro­ßes See­un­ge­heu­er, Dra­chen (z.B. →Jes 51,9; →Psalm 74,13)
  3. 2c) Schlan­ge (z.B. 2Mos 7,9ff.; →Psalm 91,13)
  4. 2d) über­tra­gen: Bild für Ägyp­ten (z. B. →Jes 27,1)
  5. 2e) über­tra­gen: Bild für (das mäch­ti­ge Un­ge­heu­er) Kö­nig Ne­bu­kad­ne­zar (Jer 51,34)

 

Bei­de Wör­ter ge­hen in der he­brä­i­schen Spra­che auf den sel­ben Wort­stamm ( תנן) zu­rück, was er­klä­ren mag, wa­rum Lu­ther sie iden­tisch über­setz­te. Da­bei ent­schied er sich ge­gen die kon­kre­te Be­zeich­nung ei­nes Tie­res, die ihm wohl zu schwach er­schien, und für das mys­ti­sche Bild des »Dra­chens«.

 

Der Dra­che ist ein Un­ge­heu­er, das die Ge­stalt­merk­ma­le und We­sen­zü­ge un­ter­schied­li­cher Tie­re be­sitzt, aber viel­fach mäch­ti­ger als je­des die­ser Tie­re selbst ist.

 

→Psalm 44,20

 

Das du vns ſo zur­ſchle­geſt vn­ter den Dra­chen / Vnd be­deckeſt vns mit finſ­ter­nis.

 

a) Dass du uns so zer­schlägst unter den Scha­kal und be­deckst uns mit Fins­ter­nis

b) Dass du uns so zer­schlägst un­ter die Herr­schaft des Ty­ran­nen und be­deckst uns mit Fins­ter­nis.

c) Dass du uns so zer­schlägst unter die Völ­ker der Wüs­te und be­deckst uns mit Fins­ter­nis.

 

Luthers Scho­li­on in Psalm 44 be­legt, dass er den Dra­chen als Me­ta­pher für ty­ran­ni­sche Völ­ker ver­stan­den wis­sen will:

(Drachen) Das iſt / Den giff­ti­gen Ty­ran­nen.

 

Erläuterung zum Bild des Schakals:

 

Der Scha­kal ist ein ty­pi­scher Be­woh­ner der Wüs­te, des­sen Ge­heul an die Kla­ge­lie­der Trau­ern­der er­in­nert. Er steht als Me­ta­pher für krie­ge­ri­sche Wüs­ten­völ­ker bzw. frem­de Hee­re, die über die Wüs­te kom­mend in das Land ein­fie­len. Wo sie raub­ten und plün­der­ten, hör­te man noch lan­ge die Kla­ge­lie­der der Be­woh­ner von weit her.

 

→Psalm 91,13

 

Auff dem Le­wen vnd Ot­tern wirſ­tu ge­hen / Vnd tret­ten auff den Jun­gen­le­wen vnd Dra­chen.

 

Du gehst auf Lö­wen und Vi­pern, Jung­lö­wen und Schlan­gen wirst Du nie­der­tre­ten.

 

Das Bild, das der Au­tor des Psalms zeich­net, stellt paar­wei­se Lö­we und Vi­per (die er­wach­se­nen, zeu­gungs­fä­hi­gen Tie­re), so­wie Jung­lö­we und Schlan­ge bzw. Schlan­gen­brut (die Nach­kom­men) ne­ben­ei­nan­der.

 

 

 

SK Version 25.09.2024  

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Feldteufel

 

Feldteuffel

Feldteufel, der

Was mit einem Feld­teu­fel ge­nau ge­meint ist, bleibt un­klar.

 

Hier wird deut­lich, dass auch im vor­christ­li­chen vor­de­ren Ori­ent die Vor­stel­lung von Dä­mo­nen, Geis­tern und Ko­bol­den wie im frü­hen Eu­ro­pa ver­brei­tet war.

 

Feldteufel

 

hebräisch: שָׂעִיר (śͻ˙ir)

lateinisch: daemon ruralis

 

Feldteufel
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
3* 3 0 0

 

* In diesem Artikel sind alle Fundstellen zitiert.

Feldteuffel
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
1* 1 0 0

 

* In diesem Artikel sind alle Fundstellen zitiert.

 

Das hebräische Wort שָׂעִיר (śͻ˙ir) be­deu­tet »lang­haa­rig, zot­tig«. Ein da­von ab­ge­lei­te­tes Sub­stan­tiv meint »Zie­gen­bock«.

 

Doch aus dem Zu­sam­men­hang er­gibt sich je­weils, dass es sich um ein geis­ter­haf­tes, dä­mo­nen­haf­tes We­sen han­deln muss, das dem­nach zu­min­dest lang­haa­rig und zot­tig wie ei­ne Zie­ge sei.

 

 

 

Moderne Übersetzungen schreiben daher:

 

Bocksgeist (Lutherbibel 2017)

Bocksgeist (Jerusalemer 1968)

Bocksgeist / Böcke (Einheitsübersetzung)

Bocksdämon (Elberfelder)

 

Die Lutherbibel schreibt in den älteren Ausgaben:

 

Feldteufel (1912)

Feldgeist (1964)

 

 

Vorstellbar ist auch, dass die Be­zeich­nung die­ser Dä­mo­nen ihre Her­kunft an­zeigt. Bei ih­rer Ver­eh­rung könn­te es sich um ei­nen Kult han­deln, der ur­sprüng­lich aus der Ge­gend süd­lich von Pa­läs­ti­na stammt, dem Ge­biet der Ho­ri­ter. Hier leb­ten laut der Über­lie­fe­rung die Nach­kom­men Esaus, des »Be­haar­ten« (Vgl. →1Mos 25,24-25). Das he­brä­i­sche Wort für die Ho­ri­ter und für das Ge­bir­ge süd­lich Pa­läs­ti­nas lau­tet שֵׂעִיר (śē˙ir, Haa­ri­ger), wo­rin ety­mo­lo­gisch die sel­be Wur­zel wie in שָׂעִיר (śͻ˙ir, lang­haa­rig) steckt. Dann wäre die Be­zeich­nung die­ser Dä­mo­nen als Na­me auf­zu­fas­sen.

 

Luthers Kon­struk­tion Feld­teu­fel ten­diert in die­se Rich­tung: Sie be­sitzt kei­ne Ver­bin­dung zu ei­nem re­a­len Le­be­we­sen. Sie er­laubt kei­ne kon­kre­te Vor­stel­lung von ei­ner äu­ße­ren Ge­stalt, an­ders als der neue Be­griff Bocks­geist. Sol­len das Wort »Teu­fel« und ein fremd wir­ken­der Na­me wie bei­spiels­wei­se »Sair« ver­mie­den wer­den, wä­ren gu­te op­ti­o­na­le Be­grif­fe auch Feld­dä­mon oder Ge­birgs­dä­mon.

 

Feldteufel in 5Mos 32,17

 

hebräisch: שֵׁד (šēd), Dämon

lateinisch: daemon

 

Auch in 5Mos 32,17 benutzt Luther Feld­teu­fel, aller­dings für das he­brä­i­sche Wort שֵׁד (šēd), Dä­mon. Spä­tes­tens hier wird klar, dass die We­sen, die im Text ge­nannt sind, kei­ne Tie­re, son­dern eine Art Mit­tel­we­sen zwi­schen Mensch und Gott sind, wes­halb es ei­nen Opfer­kult gab.

 

Feldgeister

 

Luther übersetzt 1545 das selbe he­brä­i­sche Wort in Jes 13,21 ein­mal nicht mit »Feld­te­ufel«, son­dern mit »Feld­gei­ster«.

 

Siehe →Feld geist

 

 

Verweis3Mos 17,7

 

6Vnd der Prie­ſter ſol das blut auff den Altar des HERRN ſprengen /... 7Vnd mit nicht jre Opffer hinfort den Feldteufeln opffern / mit den ſie huren /

 

Und der Priester soll das Blut auf den Altar des Herrn sprengen ... und keinesfalls ihre Opfer weiterhin den Felddämonen opfern, mit denen sie huren.

 

 

→5Mos 32,17

 

Sie haben den Feldteufeln geopffert / vnd nicht jrem Gott /

 

Sie haben den Felddämonen geopfert und nicht ihrem Gott.

 

 

Verweis2Chr 11,15

 

Er ſtifftet jm aber Prie­ſter zu den Höhen vnd zu den Feldteufeln vnd Kelbern / die er machen lies.

 

Er stiftete ihm aber Priester für die Höhen und für die Feldteufel und Kälber, die er machen lies.

 

 

→Jes 34,14

 

Da wer­den vn­ter­nan­der lauf­fen Marder vnd Geyre / vnd ein Feldteuffel wird dem andern begegnen / Der Kobold wird auch da­ſelbs herbergen / vnd ſei­ne ruge da­ſelbs finden.

 

Da wer­den untereinander laufen Mar­der und Gei­er, und ein Feld­dä­mon wird dem an­de­ren be­geg­nen. Der Ko­bold wird auch am sel­ben Ort woh­nen und dort sei­ne Ru­he fin­den.

 

 

 

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Weihe, der

Weihe, die (Tier)

Greifvogel (Circus)

 

Eine Weihe ist ein habichtartiger, schlanker und mittelgroßer Greifvogel, der seine Beute im Flug erjagt.

 

Zu Luthers Zeit war die Weihe maskulin: der Weihe, auch: der Weih.

 

Weihe (Vogel)
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
3* 3 0 0

 

* In diesem Artikel sind alle Fundstellen zitiert.

 

 

→3Mos 11,13-14

 

VND dis ſolt jr ſchewen vn­ter den Vogeln / das jrs nicht eſſet / Den Adeler / den Habicht / den Fiſchar / den Geyer / den Weihe / vnd was ſei­ner art iſt.

 

Und diese solt ihr scheuen unter den Vögeln, dass ihr sie nicht esset: Den Adler, den Habicht, den Fischadler, den Geyer, die Weihe, und alle dieser Art.

 

 

→5Mos 14,12-13

 

Das ſind ſie aber die jr nicht eſſen ſolt / Der Adler / der Habicht / der Fiſſchar / der Teucher / der Weihe / der Geier mit ſei­ner art.

 

Das sind aber die, die ihr nicht essen sollt: Der Adler, der Habicht, der Fischadler, der Taucher, der Weihe, der Geier und alle seiner Art.

 

 

→Jes 34,15

 

Der Igel wird auch da­ſelbs niſten vnd legen / brüten vnd ausheggen vn­ter jrem ſchatten / Auch wer­den die Weihen da­ſelbs zu­ſa­men komen.

 

Der Igel wird dort nisten und legen / brüten und ausbrüten unter ihren Schatten. Auch wer­den dort die Weihen zusammenkommen.

 

 

 

 

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feilen

fehlen (Verb)

im Sinne von:

irren, fehlschlagen, nicht treffen, nicht gelingen, versagen

 

 

→Psalm 81,16

 

Vnd die den HERRN haſſen / Müſten an jm feilen

 

Und die den HEERN hassen, müssten an ihm zerbrechen.

 

 

 

SK Version 25.09.2024  

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gebieten

 

gebeut

 

gebot

gebieten (Verb)

einen Auftrag geben

 

Das starke Verb besitzt im Präsens einen heute nicht gebräuchlichen Vokalwechsel.

 

 

Formen in der Luther-1545

 

ich gebiete, 1. Person Singular Präsens Aktiv Indikativ: immer mit »ie«

 

er gebeut (er gebietet), 3. Person Singular Präsens Aktiv Indikativ: mit »eu«

 

gebeut! (gebiete!), 2. Person Singular Imperativ: mit »eu«

 

er gebot (er gebot), 3. Person Singular Präteritum Aktiv Indikativ

 

 

Präsens, 1. Person: →2Mos 4,23

 

Vnd ich gebiete dir / das du mei­nen Son ziehen lassest

 

Und ich gebiete dir, dass du mei­nen Sohn ziehen lässt

 

 

Präsens, 3. Person: →Psalm 148,5

 

Die ſollen loben den Namen des HERRN / Denn er gebeut / ſo wirds geſchaffen.

 

Die sollen den Namen des HERRN loben, denn er gebietet und so wird es erschaffen.

 

 

Präteritum, 3. Person: →Psalm 78,23

 

Vnd er gebot den Wolcken droben / Vnd thet auff die thüre des Hi­mels.

 

Und er gebot den Wolken oben und öffnete die Tür des Himmels.

 

 

Imperativ: →3Mos 6,8-9

 

8VND der HERR redet mit Moſe / vnd ſprach / 9Gebeut Aaron vnd ſei­nen Sönen / vnd ſprich / Dis iſt das Ge­ſetz des Brand­op­f­fers.

 

Und der HERR redete mit Mose und sprach: »Gebiete Aaron und seinen Söhnen und sprich: Dies ist das Gesetz des Brandofers«.

 

 

 

SK Version 25.09.2024  

→Register

Erläuterungen siehe →Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545

 

 

Biblia 1545

Hinweise zur Stilkunst.de-Ausgabe

Erläuterungen zum Satz und zur Typografie des Bibeltextes

Der Text aus der Luther­bi­bel ist auf un­se­ren Sei­ten in An­leh­nung an das Druck­bild des Ori­gi­nals von 1545 wie­der­ge­ge­ben.

Den Sei­ten­auf­bau, die ver­wen­de­ten Schrif­ten, die Schreib­re­geln der Frak­tur­schrift und Luthers In­ten­tio­nen, mit der Ty­po­gra­fie Le­se­hil­fen be­reit­zu­stel­len, er­läu­tert dem in­ter­es­sier­ten Le­ser un­ser Ar­ti­kel »Satz und Ty­po­gra­fie der Luther­bi­bel von 1545«.

 
 
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Sabrina

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1545
Jes
XXXIIII.