Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Der Text in 66 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel X. | ||
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1 - 39 |
ERSTER TEIL DES BUCHES JESAJA
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9,7 - 10,34 |
VII. DROHENDES GERICHT ÜBER ISRAEL UND ASSUR
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1 | 10,1-4 | |
2 | 10,5-19 | |
3 | 10,20-27 | |
4 | 10,28-34 |
[9b]
WEh den Schrifftgelerten / die vnrecht Geſetz machen / vnd die vnrechte Vrteil ſchreiben / 2Auff das ſie die ſachen der Armen beugen / vnd gewalt vben im Recht der Elenden vnter meinem volck / Das die Widwen jr Raub / vnd die Waiſen jre Beute ſein müſſen. 3Was wolt jr thun am tage der heimſuchunge vnd des vnglücks / das von ferne kompt? Zu wem wolt jr fliehen vmb hülffe? vnd wo wolt jr ewre Ehre laſſen / 4das ſie nicht vnter die Gefangene gebeuget werde / vnd vnter die Erſchlagene falle? In dem allen leſſet ſein Zorn nicht abe / ſeine Hand iſt noch ausgereckt.
O Weh Aſſur / der meines zorns Rute / vnd jre hand meines grimmes Stecke iſt / 6Ich wil jn ſenden wider ein Heucheluolck / vnd jm befelh thun wider das Volck meines zorns / Das ers beraube vnd austeile / vnd zurtrette es / wie kot auff der gaſſen. 7Wiewol ers nicht ſo meinet vnd ſein hertz nicht ſo dencket / Sondern ſein hertz ſtehet zu vertilgen vnd auszurotten nicht wenig Völcker. 8Denn er ſpricht / Sind meine Fürſten nicht allzumal Könige? 9Iſt Calno nicht wie Charchemis? Iſt Hamath nicht wie Arpad? Iſt nicht Samaria wie Damaſcus? 10Wie meine hand funden hat die Königreiche der Götzen / ſo doch jre Götzen ſtercker waren / denn die zu Jeruſalem vnd Samaria ſind / 11Solt ich nicht Jeruſalem thun vnd jren Götzen / wie ich Samaria vnd jren Götzen gethan habe.
WEnn aber der HErr alle ſeine werck ausgericht hat / auff dem berge Zion vnd zu Jeruſalem / wil ich heimſuchen die Frucht des hohmütigen königes zu Aſſyrien / vnd die pracht ſeiner hoffertigen augen / 13Darumb das er ſpricht / Ich habs durch meiner hende krafft ausgericht / vnd durch meine weisheit / denn ich bin klug. Ich habe die Lender anders geteilet / vnd jr Einkomen geraubt / vnd wie ein Mechtiger / die Einwoner zu boden geworffen. 14Vnd meine hand hat funden die Völcker / wie ein Vogelneſt / das ich habe alle Land zuſamen gerafft / wie man Eyer auffrafft / die verlaſſen ſind / da niemand eine Fedder regt / oder den Schnabel auffſperret / oder ziſſchet.
15MAg ſich auch eine Axt rhümen wider den / ſo damit hewet? Oder eine Seghe trotzen wider den / ſo ſie zeucht? wie der rhümen kan / der den a Stecken füret vnd hebt vnd füret jn ſo leicht / als were er kein holtz. 16Darumb wird der HErr HERR Zebaoth vnter ſeine Fetten die Darre ſenden / vnd ſeine herrligkeit wird er anzünden / das ſie brennen wird wie ein fewr. 17Vnd das Liecht Iſrael wird ein Fewr ſein / vnd ſein Heiliger wird ein Flamme ſein / vnd wird ſeine
a
(Füret)
Gott iſts leichter einen Tyrannen zu erheben / denn vns ein ſtroern ſtecken / der nicht ein holtz iſt.
(Liecht)
Das iſt / Gott im Tempel zu Jeruſalem.
[9b | 10a]
Jeſáiá. C. X. XI.
X.
Dornen vnd Hecken anzünden vnd verzeren auff einen tag. 18Vnd die herrligkeit ſeines Waldes vnd ſeines Feldes ſol zu nichte werden / von den Seelen bis auffs fleiſch / vnd wird zurgehen vnd verſchwinden / 19Das die vbrigen Beume ſeines Waldes mügen gezelet werden / vnd ein Knabe ſie mag anſchreiben.
ZV der zeit werden die vbrigen in Iſrael / vnd die errettet werden im Hauſe Jacob / ſich nicht mehr verlaſſen auff den / der ſie ſchlegt / Sondern ſie werden ſich verlaſſen auff den HERRN den Heiligen in Iſrael / in der warheit. 21Die Vbrigen werden ſich bekeren / ja die Vbrigen in Jacob / zu Gott dem ſtarcken. 22Denn ob dein Volck o Iſrael / iſt / wie Sand am Meer / Sollen doch die Vbrigen deſſelbigen bekeret werden. 23Denn wenn dem verderben geſteuret wird / ſo kompt die Gerechtigkeit vberſchwenglich. Denn der HErr HERR Zebaoth wird ein verderben gehen laſſen / vnd demſelbigen doch ſteuren im gantzen Lande.
24DArumb ſpricht der HErr HERR Zebaoth / Fürchte dich nicht mein Volck / das zu Zion wonet / fur Aſſur / Er wird dich mit dem Stecken ſchlahen vnd ſeinen Stab wider dich auffheben / wie in Egypten geſchach. 25Denn es iſt noch gar vmb ein kleines zuthun / So wird die vngnade vnd mein zorn vber jre vntugent ein ende haben. 26Als denn wird der HERR Zebaoth eine Geiſſel vber jn erwecken / wie in der ſchlacht Midian / auff dem felſe Oreb / vnd wird ſeinen Stab / des er am Meer brauchte / auffheben / wie in Egypten. 27Zu der zeit wird ſeine Laſt von deiner Schulder weichen müſſen / vnd ſein Joch vnd deinem Halſe / Denn das joch wird a verfaulen fur der fette.
a
(Verfaulen)
Gleich wie ein Ochſe dem Joch entwechſt / wenn er fett vnd ſtarck wird / das er das joch zureiſſet / als ein faul ſeil etc. Alſo ſpricht man auch / Er iſt der Ruten entwachſen. Hie beſchreibet er den Zug des Königes zu Aſſyrien gen Jeruſalem / als der ſolche Stedte plündert etc. Aber er ſol vmbgehawen werden / wie ein wald etc.
Inf. 37.
ER kompt (las gleich ſein) gen Aiath / Er zeucht durch Migron / Er muſtert ſeinen zeug zu Michmas. 29Sie zihen fur vnſerm lager Geba vber / Rama erſchrickt / Gibeath Sauls fleucht. 30Du tochter Gallim ſchrey laut / merck auff Laiſa / Du elendes Anathoth / 31Madmena weicht / Die bürger zu Gebim ſtercken ſich. 32Man bleibet vieleicht einen tag zu Nob / ſo wird er ſeine hand regen wider den Berg der tochter Zion vnd wider den hügel Jeruſalem. 33Aber ſihe / der HErr HERR Zebaoth wird die Eſte mit macht verhawen / vnd was hoch auffgericht ſtehet / verkürtzen / Das die Hohen genidriget werden / 34vnd der dicke Wald wird mit eiſen vmbgehawen werden / vnd Libanon wird fallen durch den Mechtigen.
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Jeſa. | Der Prophet Jeſaja.Biblia Vulgata: | Der Prophet Jesaja Das Buch Jesaja | Jes Jes Jes Is |
Jud. | Das Buch der Richter. | Das Buch der Richter Das Buch der Richter | Ri Ri Ri |
Rom. | Epiſtel S. Paul an die Römer.Biblia Vulgata: | Der Brief des Paulus an die Römer Römerbrief | Röm Röm Rom |
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Luther erklärt die Bedeutung des Alten Testaments und der Gesetze Mose. Diese Schriften seien für Christen sehr nützlich zu lesen, nicht zuletzt deshalb, weil Jesus, Petrus und Paulus mehrfach daraus zitieren.
Luther widmet den Prophetenbüchern eine umfangreiche Vorrede. Diese Bücher seien reich an Predigten und Beispielen für christliches Leben, und sie weissagen die Ankunft Christi.