Dr. Martin Luther

Vorrede zu den Büchern Salomos

Symbol Biblia 1545

Die Lutherbibel von 1545

 

Die Texte der Lutherbibel von 1545 in Frakturschrift

Das Alte Testament

Die Bücher der Dichtung

 

Biblia
 

Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545

Die Sprüche Salomos
Proverbia

Die Sprüche Salomos (Proverbia)
Der Prediger Salomo (Kohelet)
Das Hohelied Salomos

Dr. Martin Luthers Vorrede

 

 

Gliederung in Luthers Vorrede zu den Büchern Salomos

 

Abschnitt

Überschrift | Link zum Text

1

→Das erste Buch: Die Sprüche Salomo (Proverbia)

2

→Das zweite Buch: Der Prediger Salomo (Kohelet)

3

→Das dritte Buch: Das Hohelied Salomos

 

 

 

 

 

D. Mart. Luth.

 

 

 

 

[329b]

 

Vorrede auff die Bücĥer Salomonis.

 

 

Das erste Buch: Die Sprüche Salomos (Proverbia)

 

DRey Bücher haben

den na­men Sa­lo­mo­nis. Das er­ſte iſt / Pro­uer­bia / die Sprüche / welchs bil­lich ein Buch hei­ſſen mag / von gu­ten Wer­cken / Denn er da­rin leret ein gut Le­ben fü­ren / fur Gott vnd der Welt.

Drey Bücher Sa­lo­mo­nis. Das erſte

Die Sprüche.

 

VND ſon­der­lich nimpt er fur ſich / die lie­be Jugent / vnd zeucht ſie gantz ve­ter­lich zu Got­tes ge­bo­ten / mit tröſtlichen Ver­hei­ſſun­gen / wie wol es den Fromen gehen ſolle / vnd mit drewen / wie die bö­ſen geſtrafft wer­den müſſen. Denn die Jugent von jr ſel­ber zu allem Bö­ſen geneigt / Dazu als ein vnerfaren Volck / der Welt vnd Teufels liſt vnd bos­heit nicht verſtehet / vnd den bö­ſen Exempeln vnd ergerniſſen widerzuſtehen / viel zu ſchwach iſt / vnd ſich ſelbs ja nicht vermag zu regieren / Son­dern / wo ſie nicht gezogen wird / ehe ſie ſich vmbſi­het / verderbet vnd verloren iſt.

Salomo pre­digt allhie / fur­nem­lich der Jugent.

 

 

Jugent zu allem bö­ſen geneigt etc.

 

DARumb darff ſie wol / vnd mus haben Lerer vnd Regierer / die ſie vermanen / warnen / ſtraffen / züchtigen vnd jmer zu Got­tes furcht vnd Gebot hal­ten / dem Teufel / der Welt vnd Fleiſch zu wehren. Wie denn Salomo in die­ſem Buch mit allem vleis vnd reichlich thut / Vnd ſei­ne Lere in Sprüche faſſet / Da mit ſie deſte leichter gefaſſet vnd lie­ber behalten wer­den. Das billich ein jglich Menſch / ſo from zu wer­den gedenckt / ſolch Buch wol möcht fur ſein teg­lich Handbuch oder Betbuch hal­ten / vnd offt drinnen leſen / vnd ſein Leben drinnen anſehen.

 

DEnn es mus doch der weg einen gehen / Entweder / das man ſich laſſe den Va­ter züchtigen / oder den Hencker ſtraffen / Wie man ſpricht / Entleuffeſtu mir / Du entleuffeſt dem Henker nicht. Vnd we­re gut / das man der Jugent ſolchs jmer einbildet / das ſie vngezweiuelt wi­ſſen müſte / Das ſie entweder des Vaters rute / oder des Henckers ſchwert müſſe leiden / Wie Salomon in die­ſem Buch jmer mit dem Tode drewet / den Vngehorſamen. Denn es wird doch nicht anders draus / Gott leſſt nichts vngeſtrafft. Wie man denn in der Erfarung ſi­het / Das die vn­ge­hor­ſa­men bö­ſen Buben / ſo gar wünderlich vn­ter­ge­hen / vnd zu letzt doch dem Hencker in die Hende komen / wenn ſie ſich am we­nig­ſten verſehen / vnd am ſicherſten ſind. Des alles ſind öffentliche Zeugen vnd Zei­chen die Galgen / Redder vnd Rabenſtein / am wege fur allen Stedten / welche Gott da hin geſetzt hat / durchs weltlich Regiment / zum ſchrecken aller / die ſich nicht wöl­len la­ſſen / mit Got­tes wor­ten ziehen / vnd den El­tern gehorchen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Vaters rute.

Henckers ſchwert.

 

 

 

Gott leſſt das bö­ſe nicht vn­ge­ſtraft etc.

 

DARumb nennet Salomon in die­ſem Buch / Narren / alle die ſo Got­tes gebot verachten / Vnd Weiſen / die nach Got­tes gebot ſich hal­ten. Vnd trifft da mit nicht allein die Jugent / die er fürnem­lich zu leren furnimpt / Son­dern al­ler­ley Stende vom höheſten an / bis zum allerunterſten. Denn gleich wie die Jugent / jr eigen Laſter hat wi­der Got­tes gebot / Al­ſo haben alle ander Stende auch jre Laſter / vnd wol erger denn der Jugent laſter ſind / Wie man ſpricht / Je elter / je erger. Vnd abermal / Alter hilfft fur keine Torheit.

Narren.

Weiſe.

 

 

 

 

 

Alle Sten­de ha­ben jr ei­gen la­ſter.

 

VND wenn ſonſt nichts we­re bö­ſes in den andern vnd hohen Stenden / als da iſt / Geitz / Hoffart / Haſs / Neid etc. So iſt doch dis einige Laſter bö­ſe gnug / Das ſie Klug vnd Weiſe ſein wöl­len / da ſie nicht ſein ſollen. Vnd jederman geneigt / anders zu thun / denn jm be­fol­hen iſt / vnd zu la­ſſen / was jm be­fol­hen iſt. Als / wer im geiſtlichen Ampt iſt / der wil klug vnd thettig ſein in weltlichem / vnd iſt ſei­ner weis­heit hie kein ende. Widerumb / wer in weltlichem Ampt iſt / dem wird das Heubt zu enge fur vberiger Kunſt / wie das geiſtlich Ampt zu regieren ſey.

 

 

 

 

 

Gemeine pla­ge vnd La­ſter in der Welt etc.

 

Solcher Narren ſind alle Land / alle Stedte / alle Heuſer vol / vnd wer­den in die­ſem Buch gar vleiſſig geſtrafft / vnd ein jg­li­cher vermanet / das er des ſei­nen warte / vnd was jm be­fol­hen iſt / trewlich vnd vleiſſig ausrichte. Vnd iſt auch keiner Tugent mehr / denn gehorſam ſein / vnd warten / was jm zu thun be­fol­hen iſt / Das hei­ſſen weiſe Leu­te. Die Vngehorſamen hei­ſſen Narren / wiewol ſie nicht wöl­len vn­ge­hor­ſam noch Narren ſein oder hei­ſſen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Gehorſam.

Vngehorſam.

 

 

 

 

[329b | 330a]

 

 

Vorrede.

CCCXXX.

 

 

 

Das zweite Buch: Der Prediger Salomo (Kohelet)

 

DAS ander Buch heiſſt / Koheleth / das wir den Prediger hei­ſſen / vnd iſt ein Troſt­buch. Als / wenn nu ein Menſch / nach der lere des erſten Buchs wil gehorſamlich leben / vnd ſei­nes Befelhs oder Ampts warten / So ſperret ſich der Teufel / Welt / vnd eigen Fleiſch / ſo da wider / das der Menſch / müde vnd verdroſſen wird ſei­nes Stands / vnd rewet jn alles was er angefangen hat / Denn es wil nirgent fort / wie ers ger­ne het­te. Da hebt ſich denn mühe vnd erbeit / vnluſt vngedult vnd murren / das einer wil hende vnd füſſe la­ſſen geben / vnd nichts mehr thun. Denn wo der Teufel nicht kan zur rechten ſeitten / mit furwitz vnd luſt dem gehorſam we­ren / So wil ers zur lincken ſeitten / mit mühe vnd widerwertigkeit hindern.

Das ander Buch Salomo / Der Prediger.

 

WIe nu Salomo im erſten Buch leret gehorſam / wi­der den tollen kutzel vnd furwitz. Al­ſo leret er in die­ſem Buch / wi­der den vnluſt vnd anfechtung / gedültig vnd beſtendig ſein in gehorſam / vnd jmerdar des Stündlins / mit frie­den vnd freuden harren. Vnd was er nicht hal­ten noch endern kan / jmer faren laſſe / Es wird ſich wol finden etc.

 

 

Das dritte Buch: Das Hohelied Salomos

 

 

 

 

→Pſal. 127.

DAS dritte Buch iſt ein Lobeſang / darin Salomo Gott lobt fur den gehorſam / als fur eine Got­tes gabe. Denn wo Gott nicht haushelt vnd ſelbs regiert / da iſt keinem Stande / weder gehorſam noch Friede. Wo aber gehorſam / oder gut Regiment iſt / da wonet Gott / vnd küſſet vnd hertzet ſei­ne lie­be Braut / mit ſei­nem wort / das iſt / ſei­nes mun­des Kuſs. Al­ſo wo es ge­het im Lande oder Haus / nach den zweien Büchern (ſo viel

Das dritte Buch Salomo / Das Hohelied.

 

es ſein kan) Da mag man auch dis dritte Buch
wol ſingen vnd Gott dancken / der vns ſolchs
nicht allein gelert / ſon­dern auch ſelbs
ge­than hat / AMEN.

 

 

❦❧

 

 
 

 

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Den Sei­ten­auf­bau, die ver­wen­de­ten Schrif­ten, die Schreib­re­geln der Frak­tur­schrift und Luthers In­ten­tio­nen, mit der Ty­po­gra­fie Le­se­hil­fen be­reit­zu­stel­len, er­läu­tert dem in­ter­es­sier­ten Le­ser un­ser Ar­ti­kel »Satz und Ty­po­gra­fie der Luther­bi­bel von 1545«.

 
 
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Sabrina

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