Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Zum Text in vier Kapiteln
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5 | Maleachi wendet sich gegen Unterdrückung und Verachtung in der Ehe |
[153b]
ten Maleachi.
DIeſen Máleácĥi halten
die Ebrei / er ſey der Eſra geweſen / Das laſſen wir ſo gut ſein / Denn wir nichts gewiſſes von jm haben können. On das / ſo viel aus ſeiner Weiſſagung zunemen / iſt er nicht lange vor Chriſtus geburt / vnd freilich der letzt Prophet geweſt / Denn er ja ſpricht im ij. Capitel / Das Chriſtus der HERR bald komen ſolle.
VND iſt ein feiner Prophet / der ſchöne Sprüche hat / von Chriſto vnd dem Euangelio / welches er nennet / ein rein Opffer in aller Welt. Denn durchs Euangelium wird Gottes gnade gepreiſet / welchs iſt / das rechte / reine Danckopffer. Item / Er weiſſaget von der zukunfft Johannis des Teuffers / wie es Chriſtus ſelbs / Matth. xj. deutet / vnd Johannem ſeinen Engel vnd Eliam nennet / dauon Maleachi ſchreibet.
VBer das / ſchilt er auch ſein Volck hart / darumb / das ſie den Prieſtern nicht gaben jren Zehenden vnd andere pflicht. Vnd wenn ſie ſchon gaben / ſo gaben ſie es mit allen vntrewen / Als / vngeſunde / vntüchtige Schafe / Vnd was ſie ſelbs nicht mochten / das muſte den armen Pfaffen vnd Predigern gut ſein. Wie es denn
[153b | 154a]
Vórrede.
CLIIII.
zugehen pflegt / das / wo recht Gottes Wort vnd trewe Prediger ſind / die müſſen hunger vnd not leiden / Falſche Lerer müſſen jmer die fülle haben. Wiewol die Prieſter mit ſolchen Opffern auch geſcholten werden / das ſie es annamen vnd opfferten / Das thet der liebe Geitz.
Trewe Prediger müſſen hunger leiden / falſche haben die fülle.
ABer Gott zeiget hie an / das er des groſſen vngefallen habe / Vnd heiſſt ſolche vntrew vnd bosheit ein ſchmach / die jm ſelbs geſchehe. Darumb er auch jnen drewet / Er wolle ſie laſſen / vnd die Heiden annemen zum Volck.
DArnach ſchilt er die Prieſter ſonderlich / Das ſie Gottes wort felſcheten / vnd vntrewlich lereten / vnd da mit viel verfüreten. Vnd misbrauchten jres prieſterlichen Ampts / Das ſie nicht ſtraffeten die jenigen / ſo vntüchtig ding opfferten / Oder ſonſt nicht from waren / Sondern lobten vnd ſprachen ſie from / Da mit ſie nur Opffer vnd genies von jnen kriegten. Alſo hat der Geitz vnd Bauchſorge jmer ſchaden gethan dem Wort vnd Dienſt Gottes / vnd machet jmer Heuchler aus Predigern.
AVch ſchilt er ſie / Das ſie jre Weiber betrübten vnd verachten / damit jr Opffer vnd Gottesdienſt auch verunreinigten. Denn im geſetz Moſe war es verboten / Gott zu opffern betrübte Opffer / vnd die betrübt waren / thurſten nicht opffern / noch von Opffern eſſen / Des waren die nu vrſache / welche jre Weiber betrübt vnd weinend
machten. Vnd wolten ſich Abrahams Exempel behelffen / der ſeine Hagar muſte austreiben
vnd betrüben / Aber er thets nicht aus
mutwillen / Gleich wie er ſie auch
nicht aus furwitz zur Ehe
genomen hatte.
❦❧
1) Druckfehler in Überrschrift. Korrektur:
Vorrede auff den Pro-
pheten Maleachi.
2) Lat.: item; dt.: »ebenso«
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