Dr. Martin Luther

Vorrede zum Brief an die Hebräer

Symbol Biblia 1545

Die Lutherbibel von 1545

 

Die Texte der Lutherbibel von 1545 in Frakturschrift

Das Neue Testament

Die Apostelbriefe

 

Biblia
 

Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545

Der Brief an die Hebräer

Dr. Martin Luthers Vorrede

 

 

 

 

 

 

D. Mart. Luth.

 

 

 

 

 

[385b]

 

Vorrede áuff die Epiſtel:
An die Ebreer.

 

 

Der Brief an die Hebräer, die Briefe des Jakobus und des Judas, sowie die Offenbarung gehörten einst nicht zum Kanon des Neuen Testaments

 

BIſher haben wir die recĥ-

ten ge­wi­ſſen Heubtbücher des new­en Teſtaments gehabt. Dieſe vier nachfolgende aber / haben vor zeiten ein ander anſehen gehabt.

 

 

1. Der Brief an die Hebräer stammt nicht von Paulus oder einem Apostel

 

Vnd auffs erſt / Das die­ſe Epiſtel an die Ebreer / nicht S. Paul / noch einiges Apoſtels ſey / beweiſet ſich da bey / das im ij. Cap. ſtehet al­ſo / Dieſe Lere iſt durch die / ſo es ſelbs von dem HErrn gehört haben / auff vns komen vnd blieben. Da mit wird es klar / das er von den Apoſteln redet / als ein Jünger / auff den ſolche Lere von den Apoſteln komen ſey / vieleicht lange hernach. Denn S. Paulus Gal. j. mech­tiglich be­zeu­get / Er habe ſein Euan­ge­li­um von keinem Men­ſchen / noch durch Men­ſchen / ſon­dern von Gott ſel­ber.

 

 

2. Etliche Inhalte des Briefs widersprechen den Evangelien und den Lehren des Paulus

 

VBer das / hat ſie einen harten Knoten / das ſie am vj. vnd x. Cap. ſtracks verneinet vnd verſa­get die Buſſe den Sündern / nach der Tauffe. Vnd am xij. ſpricht / Eſau habe Buſſe geſucht / vnd doch nicht funden. Welchs / wie es lautet / ſcheinet / wi­der alle Euangelia vnd Epiſtel S. Pauli ſein. Vnd wiewol man mag eine Gloſe darauff machen / So lauten doch die wort ſo klar / das ich nicht weis / obs gnug ſey.

 

 

3. Der Brief scheint eine Komposition aus unterschiedlichen Quellen zu sein

 

Mich düncket / es ſey eine Epiſtel von vielen ſtücken zu­ſa­men geſetzt / vnd nicht einerley ordentlich handele.

 

 

4. Die Besonderheit besteht in der meisterlichen Auslegung der Schriften des Alten Testaments

 

WIe dem allem / ſo iſts je eine ausbündige feine Epiſtel / die vom Prie­ſter­thum Chri­ſti meiſterlich vnd gründlich aus der Schrifft redet / Dazu das alte Teſtament fein vnd reichlich ausleget. Das es offenbar iſt / ſie ſey eines trefflichen gelerten Mannes / der ein Jünger der Apoſtel ge­we­ſen / viel von jnen gelernet / vnd faſt im glauben erfaren / vnd in der Schrifft geübt iſt. Vnd ob er wol nicht den Grund legt des glaubens / wie er ſelbs zeuget / Cap. vj. welchs der Apoſtel ampt iſt / So baw­et er doch fein drauff / Gold / Silber / Edelſteine / wie S. Paulus. j. Cor iij. ſagt. Derhalben vns nicht hindern ſol / ob vieleicht etwa Holtz / Stro oder Hew / mit vn­ter gemenget wer­de / ſon­dern ſolche feine lere mit allen ehren auffnemen. On das man ſie den Apoſtoliſchen Epiſteln nicht aller dinge gleichen mag.

 

 

5. Der unbekannte Autor regt dazu an, die Schriften des Alten Testaments vom Standpunkt der christlichen Lehren zu lesen

 

WEr ſie aber geſchrieben habe / iſt vnbewuſt / wil auch wol vnbewüſt bleiben noch eine weile / Da ligt auch nichts an. Vnd ſol benügen an der Lere / die er ſo beſtendiglich aus vnd in der Schrifft gründet / Vnd geleich einen rechten feinen griff vnd mas zeiget / die Schrifft zu leſen vnd handeln.

 

 

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Sabrina

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