Dr. Martin Luther

Vorrede zur Offenbarung des Johannes

Symbol Biblia 1545

Die Lutherbibel von 1545

 

Die Texte der Lutherbibel von 1545 in Frakturschrift

Das Neue Testament

Die Evangelien und die Offenbarung

 

Biblia
 

Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545

Die Offenbarung
des Johannes

Dr. Martin Luthers Vorrede

 

 

Zum Text in 22 Kapiteln

 

 

 

 

 

D. Mart. Luth.

 

 

 

 

[395a]

 

Vórrede áuff die
Offenbárung
S. Jóhánnis.

 

 

Der Stellenwert von Weissagungen in der Christenheit

 

MAncherley Wei­ſſa­gung fin-

det man in der Chri­ſ­ten­heit. Et­li­che wei­ſſa­get al­ſo / das ſie der Propheten ſchrifft auslegt / Dauon Paulus j. Cor. xij. xiiij. vnd an mehr orten ſagt. Dieſe iſt die nötigſte / vnd man mus ſie teg­lich haben / als die das wort Got­tes leret / den grund der Chri­ſ­ten­heit legt / vnd den glauben verteidingt / Vnd ſumma / die das Predigampt regieret / erhelt / beſtelt vnd ausricht.

Mancherley wei­ſſagung.

 

 

 

I.

ETliche weiſſagt von künfftigen dingen / die nicht zuuor in der Schrifft ſtehen / vnd die­ſe iſt dreierley. Die erſte thuts mit ausgedrückten wor­ten / on Bilde vnd Figuren / wie Mo­ſes / Dauid / vnd der gleichen Propheten mehr / von Chri­ſto wei­ſſa­gen. Vnd wie Chri­ſtus vnd die Apoſtel / von dem En­de­chriſt vnd falſchen Lerern / etc.

Wei­ſſa­gung von künftigen dingen iſt dreierley.

II.

DIe andere thuts mit Bilden / Aber doch ſetzt da neben auch die auslegung mit ausgedrückten wor­ten / Wie Joſeph die trewme auslegt / Vnd Daniel beide Trewme vnd Bilder auslegt.

III.

DIe dritte / die es on wort oder auslegung / mit bloſſen Bilden vnd Figuren thut / wie dis Buch der Offenbarung / vnd vieler heiligen Leu­te / Trewme / Ge­ſich­te vnd Bilder / welche ſie vom heiligen Geiſt haben. Wie Act. ij. Petrus aus Joel pre­digt / Ewre Söne vnd Töchter ſollen wei­ſſa­gen / vnd ew­re Jüngling ſollen Ge­ſich­te ſe­hen / vnd ew­re El­te­ſten ſollen Trewme trewmen. Vnd ſo lange ſolche Wei­ſſa­gunge vngedeut bleibet / vnd kein ge­wi­ſſe auslegung kriegt / iſts eine verborgene ſtumme Wei­ſſa­gung / vnd noch nicht zu jrem nutz vnd frucht komen / den ſie der Chri­ſ­ten­heit geben ſol.

 

 

Die Offenbarung des Johannes und die Schwierigkeiten der richtigen Auslegung aller Weissagungen und Visionen

 

WIe denn auch die­ſem Buch bisher gegangen. Es haben wol viel ſich dran verſucht / Aber bis auff den heutigen tag / nichts ge­wi­ſſes auffbracht / Etliche viel vngeſchickts dinges / aus jrem Kopff hin ein gebrewet. Vmb ſolcher vn­ge­wi­ſſen auslegung vnd verborgen Verſtands willen / haben wirs bisher auch la­ſſen liegen / ſon­der­lich weil es auch bey etlichen alten Ve­tern geachtet / das nicht S. Johannis des Apoſtels ſey / Wie in libro iij. Hiſto. Eccleſi. Cap. xxv. ſtehet / In wel­chem zweiuel wirs fur vns auch noch la­ſſen bleiben. Damit doch niemand gewehret ſein ſol / das ers halte fur S. Johannes des Apoſtels / oder wie er wil.

 

 

 

 

 

 

Offenbarung Jo­hannis.

 

WEil wir aber dennoch ger­ne die deutung oder auslegung gewis het­ten / wollen wir den andern vnd höhern Geiſtern vr­ſa­chen nach zudencken geben / vnd vn­ſer gedancken auch an tag geben / nem­lich al­ſo. Weil es ſol eine Offenbarung ſein künfftiger Geſchicht / vnd ſon­der­lich künfftiger trübſaln vnd vnfal der Chri­ſ­ten­heit / Achten wir / das ſolte der neheſte vnd ge­wi­ſſeſte griff ſein / die Auslegung zu finden / So man die ergangen Geſchicht vnd vnfelle in der Chri­ſ­ten­heit bisher ergangen / aus den Hiſtorien ne­me / vnd die­ſel­bi­gen gegen die­ſe Bilde hielte / vnd al­ſo auff die wort verglieche. Wo ſichs als denn fein würde mit einander reimen vnd eintreffen / So kündte man drauff fuſſen / als auff eine ge­wi­ſſe / oder zum we­nig­ſten als auff eine vnuerwerffliche Auslegung.

 

 

 

 

[395a | 395b]

 

 

Vórrede.

 

 

 

Summarium der ersten drei Kapitel

 

1. 2. 3.

DEmnach / hal­ten wir / wie der Text zwar ſelbs ſagt / das die erſten drey Cap. ſo von den ſieben Gemeinen / vnd jren Engeln in Aſia reden / nichts anders wöl­len / denn ein­fel­tig­lich anzeigen / Wie die­ſel­bi­gen dazu mal geſtanden ſind / Vnd vermanet wer­den / das ſie bleiben vnd zunemen / oder ſich be­ſſern ſollen. Vber das lernen wir draus / durch das wort / Engel / hernach in andern Bilden oder Geſchichten / verſtehen / Biſchoue vnd Lerer in der Chri­ſ­ten­heit / Etliche gut als die heiligen Ve­ter vnd Biſchoue / Etliche bö­ſe / als die Ketzer vnd falſche Biſchoue / welcher doch mehr in die­ſem Buch ſtehen / denn jener.

Inhalt der erſten dreien Cap.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Engel.

 

 

Summarium der Kapitel 4 und 5

 

4. 5.

IM. iiij. vnd. v. Cap. Wird furgebildet die gan­tze Chri­ſ­ten­heit / die ſolch zukünfftig Trübſal vnd Plagen leiden ſol. Da ſind. xxiiij. El­te­ſten fur Gotte (Das ſind alle Biſchoue vnd Lerer eintrechtig) mit dem Glauben gekrönet / die Chri­ſtum das lamb Got­tes mit den Harffen loben (das iſt) predigen / vnd mit Reuchfaſſen dienen / das iſt / im beten ſich vben. Das alles zu troſt / der Chri­ſ­ten / Das ſie wi­ſſen ſollen / die Chri­ſ­ten­heit / ſolle dennoch bleiben in künfftigen Plagen.

 

 

 

24. El­te­ſten

 

 

Summarium des Kapitels 6

 

6.

IM. vj. Gehen an die künfftigen trübſaln / vnd erſtlich / die leiblichen trübſaln / Als da ſind verfolgung von der weltlichen Oberkeit / welche iſt der gekrönete Reuter mit dem Bogen auff dem weiſſen Ros. Item / Krieg vnd Blut / welche iſt der Reuter mit dem ſchwert / auffm roten Ros. Item / Thewrezeit vnd hunger / welche iſt der Reuter mit dem Bogen auff dem ſchwartzen Ros. Item / Peſtilentz vnd Drüſe / welche iſt der Reuter im Todsbilde auff dem fahlen Ros. Denn die­ſe vier plagen folgen gewis allezeit / vber die vndanckbarn vnd verechter des worts Got­tes / neben andern mehr ver­ſtö­rung vnd enderung der Ober­kei­ten / bis an Jüngſtentag. Wie am ende des vj. Cap. gezeiget wird / Vnd die Seelen der Marterer ſolchs auch treiben / mit jrem geſchrey.

 

 

 

 

Vier plagen / ſo folgen vber die Verechter Got­tes worts.

→*1)

 

 

Summarium der Kapitel 7 und 8

7. 8.

IM. vij. vnd. viij. Ca. ge­het an die Of­fen­ba­rung von geiſtlichen Trübſaln / das ſind man­cher­ley Ketzerey. Vnd wird aber mal vorher ein troſtbilde geſtellet / da der Engel die Chri­ſ­ten zeichnet vnd den vier bö­ſen Engeln wehret. Auff das man aber mal gewis ſey / Die Chri­ſ­ten­heit wer­de auch vn­ter den Ketzern frume Engel vnd das reine wort haben. Wie auch der Engel mit dem Reuchfas / das iſt / mit dem Gebet zeiget. Solche gute Engel ſind die heigen Ve­ter / Als Spiridon / Athanaſius / Hilarius / vnd das Concilium Nicenum / vnd der gleichen.

Geiſtliche trüb­ſaln der Chri­ſ­ten­heit.

 

 

 

 

 

Gute Engel.

 

 

 

→*2)

 

DEr erſte bö­ſe Engel iſt / Tatianus mit ſei­nen Encratiten / welche die Ehe verboten. Item / aus wercken frum ſein wolten / wie die Jü­den / Denn die lere von Werckheiligkeit muſte die erſte ſein wi­der das Euan­ge­li­um / bleibt auch wol die letzte / On das ſie jmer newe Lerer vnd andern namen kriegt / als Pelagianer etc.

Tatianus.

Lere von wercken etc.

 

DEr ander iſt / Martion mit ſei­nen Kataphrygen / Manicheis / Montanis etc. Die jre Geiſterey rhümen / vber alle Schrifft / vnd faren wie die­ſer brennend Berg / zwi­ſchen Hi­mel vnd Erden. Als bey vns der Müntzer vnd die Schwermer.

Martion.

 

DEr dritte iſt / Origenes / der durch die Philoſophia vnd vernunfft die Schrifft verbittert vnd verderbet hat / Wie bey vns die Hohenſchulen bis her ge­than.

Origines.

 

DEr vierde iſt / Nouatus mit ſei­nen Katharen / welche die Buſſe verſagten / vnd fur andern die reinſten ſein wolten. Der art waren die Donatiſten hernach auch. Vn­ſer Geiſtlichen aber / ſind ſchier alle vierley. Die Gelerten / ſo die Hiſtorien wi­ſſen / wer­den dis wol aus zurechen wi­ſſen / Denn es we­re zu lang alles zu erzelen vnd beweiſen.

Nouatus.

Donatiſten.

 

 

Summarium der Kapitel 9 und 10

9. 10.

IM ix. x. Hebt ſich der rechte jamer / Denn bisher / die leibliche vnd geiſtliche trübſaln / faſt ein ſchertz ge­we­ſen ſind / gegen die­ſe künfftigen Plagen. Wie auch der Engel am ende des viij. Cap. ſelbs anzeiget / Es ſollen drey Weh komen / welche Weh ſollen die andern drey / das iſt / der fünfft / ſechſt / ſiebend Engel ausrichten / vnd da mit der Welt ein ende. Hie komen beide geiſtliche vnd leibliche Verfolgung zu­ſa­men / Der­ſel­bi­gen ſollen drey ſein / Die erſte gros / die ander noch gröſſer / die dritte am allergröſſeſten.

Geiſtliche vnd Leibliche Verfol­gung etc.

 

Das j. Weh

SO iſt nu das erſte weh / der fünffte Engel / Arius der gro­ſſe Ketzer / vnd ſei­ne Geſellen / der die Chri­ſ­ten­heit ſo grewlich geplagt hat in aller Welt / das wol der Text hie ſagt / Die fromen Leu­te we­ren lie­ber geſtorben / denn ſolchs geſehen / vnd haben doch ſolchs müſſen ſe­hen vnd nicht ſterben. Ja er ſpricht / der Engel aus der Hellen / genant Verderber / ſey jr König / Als wolten ſie ſa­gen / Der Teufel reite ſie ſelbs. Denn ſie nicht allein geiſtlich / ſon­dern auch leiblich mit dem Schwert die rechten Chri­ſ­ten verfolget haben. Lieſe die Geſchicht von den Arianern / ſo wir­ſtu die­ſe Figur vnd wort wol verſtehen.

Arius.

 

 

 

 

[395b | 396a]

 

 

Vórrede.

CCCXCVI.

 

Das 2. Weh

DAs ander Weh / iſt der ſechſte Engel / der ſchendliche Mahmeth mit ſei­nen Geſellen den Saracenen / welche mit Leren vnd mit dem Schwert der Chri­ſ­ten­heit gro­ſſe Plage angelegt haben. Neben vnd mit demſelbigen Engel / da mit ſolch Weh deſte gröſſer ſey / kompt dazu der ſtar­cke Engel mit dem Regenbogen vnd bittern Buche / das iſt / Das heilige Bapſtum mit ſei­nem gro­ſſen geiſtlichen ſchein / Die meſſen vnd faſſen den Tempel mit jren Ge­ſe­tzen / ſtoſſen den Chor hinaus / vnd richten eine Laruenkirche oder euſſerliche Heiligkeit an.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bapſtum.

 

 

Summarium der Kapitel 11 und 12

12.

IM xi. xij. Werden zwi­ſchen ſolchen bö­ſen Wehen vnd Plagen / zwey Troſtbilde geſtellet / Eins von den zweien Predigern / Vnd eins von der ſchwangern Frawen / die ein Kneblin / on des Drachen danck gebirt. Da mit angezeiget wird / Das dennoch etliche frume Lerer vnd Chri­ſ­ten bleiben ſollen / beide vn­ter den zwey vorigen Wehen / vnd dem dritten künfftigen Wehe. Vnd lauf­fen nu die letzten zwey Wehe mit einander / vnd greiffen zu gleich die Chri­ſ­ten­heit zur Letze an / vnd der Teufel da mit endlich dem Faſs den boden ausſtöſſet.

 

ij. Troſtbilde

 

 

Summarium des Kapitels 13

13.

Das 3. Weh

SO kompt nu im xiij. Cap. (auff die Po­ſau­nen des letzten vn­ter den ſieben Engel / der im anfang des xij. Cap. bleſet) deſſelbigen ſie­ben­den Engels ge­ſchefft / das dritte Wehe / nem­lich / Das bepſtliche Keiſerthum vnd keiſerliche Bapſtum. Hie krieget das Bapſtumb auch das weltlich Schwert in ſei­ne gewalt / vnd regiert nu nicht allein mit dem Buch im andern Wehe / ſon­dern auch mit dem Schwert im dritten Wehe / wie ſie denn rhümen / Das der Bapſt beide geiſtliche vnd weltliche Schwert in ſei­ner macht habe.

 

 

 

 

 

Bepſtlich Kei­ſer­thum / vnd Kei­ſer­lich Bap­ſtum.

 

HIe ſind nu die zwey Thier / Eins / iſt das Keiſerthum / Das ander mit den zweien Hörnern / das Bapſtum / welchs nu auch ein weltlich Reich wor­den iſt / Doch mit dem ſchein des namens Chri­ſti. Denn der Bapſt hat das gefallen Römiſch reich / wi­der auffgerichtet / vnd von den Griechen zu den Deudſchen bracht / Vnd iſt doch mehr ein Bilde vom Römiſchen reich / denn des Reichs cörper ſelbs / wie es ge­we­ſen iſt. Dennoch gibt er ſolchem bilde Geiſt vnd Leben / das es dennoch ſei­ne Stende / Rechte / Glieder vnd Empter hat / vnd ge­het etlicher maſſe im ſchwang. Das iſt das Bilde / das wund ge­we­ſen / vnd wi­der heil wor­den iſt.

ij. Thier.

 

WAs aber fur grewel / wehe vnd ſchaden ſolch keiſerlich Bapſtum ge­than hab / iſt jtzt nicht zu erzelen. Denn erſtlich iſt die Welt durch ſein Buch vol wor­den aller Abgötterey / mit Klöſtern / Stifften / Heiligen / Walfarten / Fegfewr / Ablas / Vnehe / vnd vnzeliche mehr ſtücke der Men­ſchenlere vnd werck etc. Zum andern / wer kan erzelen / wie viel blut / mord / krieg vnd jamer / die Bepſte haben angericht / beide mit ſelbs kriegen vnd mit reitzen die Keiſer / Könige / Für­ſten vn­ter­nan­der.

Was fur Grewel vnd vnrat das Keiſerlich Bap­ſtum angerichtet hat.

 

HIe ge­het nu vnd leufft des Teuffels letzter zorn mit einander im ſchwang / Dort gegen morgen / das ander Wehe / Mahmeth vnd die Saracener / Hie gen abend Bapſtum vnd Keiſerthum mit dem dritten Wehe. Zu welchen als zur zugabe der Türcke / Gog vnd Magog auch kompt / wie im xx. Cap. folgen wird. Vnd al­ſo die Chri­ſ­ten­heit in aller Welt vnd zu allen ſeiten mit falſchen Leren vnd Kriegen / mit Buch vnd Schwert / auffs allergrewlichſt vnd jemerlichſt geplagt wird / Das iſt die Grundſuppe vnd die endliche Plage. Darauff folgen nu faſt eitel Troſtbilde / vom ende ſolcher aller weh vnd grewel.

 

 

 

 

 

 

 

Gog.

Magog.

 

 

Summarium des Kapitels 14

14.

2.Theſ. 2.

IM xiiij. Cap. Fehet an Chri­ſtus zu erſt mit dem geiſt ſei­nes Mundes zu töd­ten (wie S. Paulus ſagt) ſei­nen En­de­chriſt / Vnd kompt der Engel mit dem Euangelio wi­der das bitter Buch des ſtar­cken Engels. Vnd ſtehen nu wi­der­umb Heiligen / auch Jung­fraw­en vmb das Lamb her / vnd predigen recht. Auff welch Euan­ge­li­um folget des andern Engels ſtim­me / Das die ſtad Babylon fallen ſol / vnd das geiſtlich Bapſtum vn­ter­ge­hen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Babylon.

 

WEiter folget / Das die Erndte gehalten wird / Vnd die / ſo am Bapſtum wi­der das Euan­ge­li­um beharren / auſſer der ſtad Chri­ſti / in die Kelter göttlichs zorns geworffen wer­den. Das iſt / durchs Euan­ge­li­um wer­den ſie / als von der Chri­ſ­ten­heit ab­ge­ſon­dert / verurteilt zum zorn Got­tes. Welcher iſt viel / vnd die Kelter gibt viel Bluts. Oder vieleicht mag noch wol etwa eine redliche ſtraffe vnd vrteil furhanden ſein / vber vn­ſer Sünde / die ans der maſſen vnd vber reiff ſind.

 

 

Summarium der Kapitel 15 und 16

15. 16.

DArnach im xv. vnd xvj. Ca. Komen die ſieben Engel mit den ſieben Schalen / Da nimpt das Euan­ge­li­um zu / vnd ſtürmet das Bapſtum an allen enden / durch viel gelerte frume Prediger / vnd wird des Thieres ſtuel / des Bapſts gewalt

 

 

 

 

[396a | 396b]

 

 

Vórrede.

 

 

fin­ſter vnſelig vnd veracht. Aber ſie wer­den alle zornig vnd we­ren ſich getroſt / Denn es gehen drey Fröſche / drey vnſauber Geiſter aus des Thieres maul / reitzen da mit die Könige vnd Für­ſten wi­der das Euan­ge­li­um. Aber es hilfft nicht / jr ſtreit geſchicht doch zu Harmageddon. Die Fröſche ſind die Sophiſten / als Faber / Eck / Emſer etc. die viel gecken wi­der das Euan­ge­li­um / vnd ſchaffen doch nichts / vnd bleiben Fröſche.

 

 

 

Fröſche.

 

 

Summarium des Kapitels 17

17.

IM xxij. Wird das keiſerliche Bapſtum / vnd das bepſtliche Keiſerthum / gantz on anfang bis ans ende in ein Bilde gefaſſet / vnd gleich in eine Summa furgeſtellet / wie es nichts ſey (Denn das alt Römiſch reich iſt lengeſt da hin) vnd ſey doch (Denn es ſind ja etliche Lender / vnd da zu die Stad Rom auch noch da) Solch Bilde wird hie furgeſtellet / Gleich wie man einen Vbeltheter öffentlich fur Ge­richt ſtellet / das er verurteilet wer­den ſol. Auff das man wi­ſſe / wie dis Thier ſol nu bald auch verdampt / vnd wie S. Paulus ſa­get / durch die erſcheinung der zu­kunfft vn­ſers HErrn zerſtöret wer­den. Welchs fahen an / wie er im Text ſagt / auch des Bapſtums Schutzherrn / Die es al­ſo jtzt ſchützen / das die Geiſtlichen gar ſchier nacket ſi­tzen wer­den.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bapſtums

Schutzherrn.

 

 

Summarium des Kapitels 18

18.

IM xviij. Gehet nu an ſolche Verſtörung / vnd ge­het die herrliche gro­ſſe pracht zu boden / vnd hören auff die Stifftreuber / vnd Pfründendiebe / die Cortiſanen. Denn auch Rom da­r­umb hat müſſen geplündert / vnd durch jren eigen Schutzherrn geſtürmet wer­den / zum anfang der endlichen ver­ſtö­rung.

Rom geplün-

dert.

 

 

Summarium des Kapitels 19

19.

NOch la­ſſen ſie nicht ab / ſüchen / tröſten / rüſten / vnd wehren ſich / Vnd wie er hie ſagt im xix. Cap. Nu ſie mit der Schrifft vnd Büchern nicht mehr können / vnd die Fröſche ausgegeckt haben / Greiffen ſie mit ernſt dazu / vnd wollens mit gewalt ausfüren / Samlen Könige vnd Für­ſten zum ſtreit. Aber ſie lauf­fen an / Denn der auff dem weiſſen Roſſe / der Got­tes wort hei­ſſet / der gewinnet / Bis das beide Thier vnd Prophet / ergriffen / in die Helle geworffen wer­den.

 

 

Summarium des Kapitels 20

20.

IN des nu ſolchs alles ge­het / kompt im xx. Cap. auch her zu der Letzetranck / Gog vnd Magog / der Türcke / die roten Jü­den / welche der Satan / ſo vor tau­ſent jaren gefangen geweſt iſt / vnd nach tau­ſent jaren wi­der los wor­den / bringet. Aber ſie ſollen mit jm auch bald in den few­ri­gen Pful. Denn wir achten / das dis Bilde / als ein ſon­der­lichs von den vorigen / vmb der Türcken willen geſtellet ſey. Vnd die tau­ſent jar anzufahen ſind / vmb die zeit / da dis Buch geſchrieben iſt / vnd zur ſel­bi­gen zeit auch der Teufel gebunden ſey. Doch mus die Rechnung nicht ſo gnaw / alle minuten treffen. Auff die Türcken folget nu flugs das Jüngſte gericht am ende dis Cap. wie Dan. vij. auch zeiget.

 

Gog.

Magog.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Anfang der tau­ſent jar.

 

 

Summarium des Kapitels 21

21.

ZV letzt / am xxi. Wird der endlilche Troſt gebildet / Das die heilige Stad ſol vollend bereit / vnd als eine Braut zur ewigen Hochzeit ge­fü­ret wer­den. Das Chri­ſtus alleine HErr ſey / Vnd alle Gott­lo­ſen verdampt / ſampt dem Teufel in die Helle faren.

 

 

Der Nutzen des Buchs der Offenbarung

 

NAch die­ſer auslegung / können wir dis Buch vns nütz machen / vnd wol brauchen. Erſtlich zur tröſtung / Das wir wi­ſſen / wie das kein Gewalt noch Lügen / keine Weisheit noch Heiligkeit / kein Trübſal noch Leid / wer­den die Chri­ſ­ten­heit vnterdrücken / Son­dern ſie ſol endlich den Sieg behalten vnd obliegen.

 

 

Die Chri­ſ­ten­heit behelt endlich den Sieg etc.

 

ZVm andern / Zur warnung / wi­der das gro­ſſe fehrliche manchfeltige Ergernis / ſo ſich begibt an der Chri­ſ­ten­heit. Denn dieweil ſo mech­tig gewalt vnd ſchein / ſolte wi­der die Chri­ſ­ten­heit fechten / vnd ſie ſo gar on alle geſtalt vn­ter ſo viel trübſaln / Ketzereien / vnd andern gebrechen verborgen ſein / Iſt der vernunfft vnd natur vnmüglich die Chri­ſ­ten­heit zu erkennen / Son­dern fellt da hin / vnd er­gert ſich an jr / Heiſſt das Chriſtliche Kirche / welchs doch der Chriſtlichen Kirchen ergeſte Feinde ſind. Vnd wi­der­umb heiſſt das verdampte Ketzer / die doch die rechte Chriſtliche Kirche ſind. Wie bis her / vn­ter dem Bapſtum / Mahmet / ja bey allen Ketzern ge­ſche­hen iſt. Vnd verlieren al­ſo die­ſen Artickel / Ich gleube eine heilige Chriſtliche Kirche.

 

 

Ergernis an der Chri­ſ­ten­heit.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Vnrecht ur­teil der Ver­nunfft von der Chri­ſt­li­chen Kir­chen.

 

 

Die Offenbarung als Quelle für Diskussionen über wahres Christentum

 

GLeich wie auch jtzt etliche Klüglinge thun / weil ſie Ketzerey / zwitracht / vnd man­cher­ley mangel ſe­hen / das viel falſcher / viel loſer Chri­ſ­ten ſind / vrteilen ſie flugs vnd frey / Es ſeien keine Chri­ſ­ten da. Denn ſie haben ge­hö­ret / das Chri­ſ­ten ſollen ein heilig / friedſam / eintrechtig / freundlich / tugentreich Volck ſein /

 

 

 

 

[396b | 397a]

 

 

Vórrede.

CCCXCVII.

 

 

Dem nach mei­nen ſie / es ſolle kein ergernis / keine Ketzerey / kein mangel / ſon­dern eitel friede vnd tugent da ſein.

 

DIeſe ſolten dis Buch leſen / vnd lernen die Chri­ſ­ten­heit mit andern augen / denn mit der Vernunfft anſehen. Denn dis Buch (meine ich) zeige ja gnug grewlicher vngehew­re Thiere / ſchewſliche / feindſelige Engel / wü­ſte vnd ſchreckliche Plagen. Ich wil der andern gro­ſſen gebrechen vnd mangel ſchwei­gen / welche doch allzumal ſind in der Chri­ſ­ten­heit vnd vn­ter den Chri­ſ­ten geweſt / Das freilich alle Vernunfft vn­ter ſolchem we­ſen / die Chri­ſ­ten­heit hat müſſen verlieren. Wir ſe­hen ja hie klerlich / was grauſamer ergernis vnd mangel / vor vn­ſern zeiten geweſt ſind / Da man doch mei­net / die Chri­ſ­ten­heit hab am beſten geſtanden / Das vn­ſer zeit ein gülden jar gegen jene wol zu rechnen we­re. Meinſtu nicht / die Heiden haben ſich auch daran ge­er­gert / vnd die Chri­ſ­ten fur mutwillige / loſe / zenckiſche Leu­te gehalten?

 

 

Mit waſerley au­gen die Chri­ſten­heit an zu­ſe­hen ſey.

 

ES iſt dis ſtücke (Ich gleube eine heilige Chriſtliche Kirche) eben ſo wol ein Artickel des glaubens / als die andern. Da­r­umb kan ſie keine Vernunfft / wenn ſie gleich alle Brillen auff ſetzt / erkennen / der Teuffel kan ſie wol zudecken / mit ergerniſſen vnd Rotten / das du dich müſſeſt dran ergern. So kan ſie Gott auch mit gebrechen vnd al­ler­ley mangel verbergen / das du muſt da­r­ü­ber zum Narren wer­den / vnd ein falſch vrteil vber ſie faſſen. Sie wil nicht erſehen / ſon­dern ergleubt ſein / Glaube aber iſt von dem / das man nicht ſi­het / Ebre. xj. Vnd ſie ſinget mit jrem HErrn auch das Lied / Selig iſt / der ſich nicht er­gert an mir. Es iſt ein Chriſt auch wol jm ſelbs verborgen / das er ſei­ne Heiligkeit vnd Tugent nicht ſi­het / ſon­dern eitel vntugent vnd vnheiligkeit ſi­het er an ſich. Vnd du grober Klügling / wolteſt die Chri­ſ­ten­heit mit deiner blinden vernunfft vnd vnſaubern Augen ſe­hen.

Ich gleube eine heilige Chriſtliche Kirche etc.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Glaube.

 

 

Conclusio

 

SVmma / vn­ſer Heiligkeit iſt im Hi­mel / da Chri­ſtus iſt / vnd nicht in der welt fur den augen / wie ein Kram auff dem marckt. Da­r­umb las Ergernis / Rotten / Ketzerey / vnd gebrechen ſein vnd ſchaffen / was ſie mögen. So allein das wort des Euangelij bey vns rein bleibt / vnd wirs lieb vnd werd haben / So ſollen wir nicht zweiueln / Chri­ſtus ſey bey vnd mit vns / wens gleich auffs ergeſte ge­het /

Wie wir hie ſe­hen in die­ſem Buch / das Chri­ſtus
durch vnd vber alle Plagen / Thiere /
bö­ſe Engel / dennoch bey vnd mit
ſei­nen Heiligen iſt /
vnd endlich obligt.

Heiligkeit der Chri­ſ­ten.

 

 

❦❧

 

 

1) Lat.: item,

dt.: »ebenso«

 

 

2) Druckfehler: heigen

Korrektur: heiligen

 

 

 
 

 

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