Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Zum Text in 22 Kapiteln
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18 | Die Offenbarung als Quelle für Diskussionen über wahres Christentum |
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[395a]
MAncherley Weiſſagung fin-
det man in der Chriſtenheit. Etliche weiſſaget alſo / das ſie der Propheten ſchrifft auslegt / Dauon Paulus j. Cor. xij. xiiij. vnd an mehr orten ſagt. Dieſe iſt die nötigſte / vnd man mus ſie teglich haben / als die das wort Gottes leret / den grund der Chriſtenheit legt / vnd den glauben verteidingt / Vnd ſumma / die das Predigampt regieret / erhelt / beſtelt vnd ausricht.
Mancherley weiſſagung.
I.
ETliche weiſſagt von künfftigen dingen / die nicht zuuor in der Schrifft ſtehen / vnd dieſe iſt dreierley. Die erſte thuts mit ausgedrückten worten / on Bilde vnd Figuren / wie Moſes / Dauid / vnd der gleichen Propheten mehr / von Chriſto weiſſagen. Vnd wie Chriſtus vnd die Apoſtel / von dem Endechriſt vnd falſchen Lerern / etc.
Weiſſagung von künftigen dingen iſt dreierley.
II.
DIe andere thuts mit Bilden / Aber doch ſetzt da neben auch die auslegung mit ausgedrückten worten / Wie Joſeph die trewme auslegt / Vnd Daniel beide Trewme vnd Bilder auslegt.
III.
DIe dritte / die es on wort oder auslegung / mit bloſſen Bilden vnd Figuren thut / wie dis Buch der Offenbarung / vnd vieler heiligen Leute / Trewme / Geſichte vnd Bilder / welche ſie vom heiligen Geiſt haben. Wie Act. ij. Petrus aus Joel predigt / Ewre Söne vnd Töchter ſollen weiſſagen / vnd ewre Jüngling ſollen Geſichte ſehen / vnd ewre Elteſten ſollen Trewme trewmen. Vnd ſo lange ſolche Weiſſagunge vngedeut bleibet / vnd kein gewiſſe auslegung kriegt / iſts eine verborgene ſtumme Weiſſagung / vnd noch nicht zu jrem nutz vnd frucht komen / den ſie der Chriſtenheit geben ſol.
WIe denn auch dieſem Buch bisher gegangen. Es haben wol viel ſich dran verſucht / Aber bis auff den heutigen tag / nichts gewiſſes auffbracht / Etliche viel vngeſchickts dinges / aus jrem Kopff hin ein gebrewet. Vmb ſolcher vngewiſſen auslegung vnd verborgen Verſtands willen / haben wirs bisher auch laſſen liegen / ſonderlich weil es auch bey etlichen alten Vetern geachtet / das nicht S. Johannis des Apoſtels ſey / Wie in libro iij. Hiſto. Eccleſi. Cap. xxv. ſtehet / In welchem zweiuel wirs fur vns auch noch laſſen bleiben. Damit doch niemand gewehret ſein ſol / das ers halte fur S. Johannes des Apoſtels / oder wie er wil.
Offenbarung Johannis.
WEil wir aber dennoch gerne die deutung oder auslegung gewis hetten / wollen wir den andern vnd höhern Geiſtern vrſachen nach zudencken geben / vnd vnſer gedancken auch an tag geben / nemlich alſo. Weil es ſol eine Offenbarung ſein künfftiger Geſchicht / vnd ſonderlich künfftiger trübſaln vnd vnfal der Chriſtenheit / Achten wir / das ſolte der neheſte vnd gewiſſeſte griff ſein / die Auslegung zu finden / So man die ergangen Geſchicht vnd vnfelle in der Chriſtenheit bisher ergangen / aus den Hiſtorien neme / vnd dieſelbigen gegen dieſe Bilde hielte / vnd alſo auff die wort verglieche. Wo ſichs als denn fein würde mit einander reimen vnd eintreffen / So kündte man drauff fuſſen / als auff eine gewiſſe / oder zum wenigſten als auff eine vnuerwerffliche Auslegung.
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Vórrede.
1. 2. 3.
DEmnach / halten wir / wie der Text zwar ſelbs ſagt / das die erſten drey Cap. ſo von den ſieben Gemeinen / vnd jren Engeln in Aſia reden / nichts anders wöllen / denn einfeltiglich anzeigen / Wie dieſelbigen dazu mal geſtanden ſind / Vnd vermanet werden / das ſie bleiben vnd zunemen / oder ſich beſſern ſollen. Vber das lernen wir draus / durch das wort / Engel / hernach in andern Bilden oder Geſchichten / verſtehen / Biſchoue vnd Lerer in der Chriſtenheit / Etliche gut als die heiligen Veter vnd Biſchoue / Etliche böſe / als die Ketzer vnd falſche Biſchoue / welcher doch mehr in dieſem Buch ſtehen / denn jener.
Inhalt der erſten dreien Cap.
Engel.
4. 5.
IM. iiij. vnd. v. Cap. Wird furgebildet die gantze Chriſtenheit / die ſolch zukünfftig Trübſal vnd Plagen leiden ſol. Da ſind. xxiiij. Elteſten fur Gotte (Das ſind alle Biſchoue vnd Lerer eintrechtig) mit dem Glauben gekrönet / die Chriſtum das lamb Gottes mit den Harffen loben (das iſt) predigen / vnd mit Reuchfaſſen dienen / das iſt / im beten ſich vben. Das alles zu troſt / der Chriſten / Das ſie wiſſen ſollen / die Chriſtenheit / ſolle dennoch bleiben in künfftigen Plagen.
24. Elteſten
6.
IM. vj. Gehen an die künfftigen trübſaln / vnd erſtlich / die leiblichen trübſaln / Als da ſind verfolgung von der weltlichen Oberkeit / welche iſt der gekrönete Reuter mit dem Bogen auff dem weiſſen Ros. Item / Krieg vnd Blut / welche iſt der Reuter mit dem ſchwert / auffm roten Ros. Item / Thewrezeit vnd hunger / welche iſt der Reuter mit dem Bogen auff dem ſchwartzen Ros. Item / Peſtilentz vnd Drüſe / welche iſt der Reuter im Todsbilde auff dem fahlen Ros. Denn dieſe vier plagen folgen gewis allezeit / vber die vndanckbarn vnd verechter des worts Gottes / neben andern mehr verſtörung vnd enderung der Oberkeiten / bis an Jüngſtentag. Wie am ende des vj. Cap. gezeiget wird / Vnd die Seelen der Marterer ſolchs auch treiben / mit jrem geſchrey.
7. 8.
IM. vij. vnd. viij. Ca. gehet an die Offenbarung von geiſtlichen Trübſaln / das ſind mancherley Ketzerey. Vnd wird aber mal vorher ein troſtbilde geſtellet / da der Engel die Chriſten zeichnet vnd den vier böſen Engeln wehret. Auff das man aber mal gewis ſey / Die Chriſtenheit werde auch vnter den Ketzern frume Engel vnd das reine wort haben. Wie auch der Engel mit dem Reuchfas / das iſt / mit dem Gebet zeiget. Solche gute Engel ſind die heigen Veter / Als Spiridon / Athanaſius / Hilarius / vnd das Concilium Nicenum / vnd der gleichen.
DEr erſte böſe Engel iſt / Tatianus mit ſeinen Encratiten / welche die Ehe verboten. Item / aus wercken frum ſein wolten / wie die Jüden / Denn die lere von Werckheiligkeit muſte die erſte ſein wider das Euangelium / bleibt auch wol die letzte / On das ſie jmer newe Lerer vnd andern namen kriegt / als Pelagianer etc.
Tatianus.
Lere von wercken etc.
DEr ander iſt / Martion mit ſeinen Kataphrygen / Manicheis / Montanis etc. Die jre Geiſterey rhümen / vber alle Schrifft / vnd faren wie dieſer brennend Berg / zwiſchen Himel vnd Erden. Als bey vns der Müntzer vnd die Schwermer.
Martion.
DEr dritte iſt / Origenes / der durch die Philoſophia vnd vernunfft die Schrifft verbittert vnd verderbet hat / Wie bey vns die Hohenſchulen bis her gethan.
Origines.
DEr vierde iſt / Nouatus mit ſeinen Katharen / welche die Buſſe verſagten / vnd fur andern die reinſten ſein wolten. Der art waren die Donatiſten hernach auch. Vnſer Geiſtlichen aber / ſind ſchier alle vierley. Die Gelerten / ſo die Hiſtorien wiſſen / werden dis wol aus zurechen wiſſen / Denn es were zu lang alles zu erzelen vnd beweiſen.
Nouatus.
Donatiſten.
9. 10.
IM ix. x. Hebt ſich der rechte jamer / Denn bisher / die leibliche vnd geiſtliche trübſaln / faſt ein ſchertz geweſen ſind / gegen dieſe künfftigen Plagen. Wie auch der Engel am ende des viij. Cap. ſelbs anzeiget / Es ſollen drey Weh komen / welche Weh ſollen die andern drey / das iſt / der fünfft / ſechſt / ſiebend Engel ausrichten / vnd da mit der Welt ein ende. Hie komen beide geiſtliche vnd leibliche Verfolgung zuſamen / Derſelbigen ſollen drey ſein / Die erſte gros / die ander noch gröſſer / die dritte am allergröſſeſten.
Geiſtliche vnd Leibliche Verfolgung etc.
Das j. Weh
SO iſt nu das erſte weh / der fünffte Engel / Arius der groſſe Ketzer / vnd ſeine Geſellen / der die Chriſtenheit ſo grewlich geplagt hat in aller Welt / das wol der Text hie ſagt / Die fromen Leute weren lieber geſtorben / denn ſolchs geſehen / vnd haben doch ſolchs müſſen ſehen vnd nicht ſterben. Ja er ſpricht / der Engel aus der Hellen / genant Verderber / ſey jr König / Als wolten ſie ſagen / Der Teufel reite ſie ſelbs. Denn ſie nicht allein geiſtlich / ſondern auch leiblich mit dem Schwert die rechten Chriſten verfolget haben. Lieſe die Geſchicht von den Arianern / ſo wirſtu dieſe Figur vnd wort wol verſtehen.
Arius.
[395b | 396a]
Vórrede.
CCCXCVI.
Das 2. Weh
DAs ander Weh / iſt der ſechſte Engel / der ſchendliche Mahmeth mit ſeinen Geſellen den Saracenen / welche mit Leren vnd mit dem Schwert der Chriſtenheit groſſe Plage angelegt haben. Neben vnd mit demſelbigen Engel / da mit ſolch Weh deſte gröſſer ſey / kompt dazu der ſtarcke Engel mit dem Regenbogen vnd bittern Buche / das iſt / Das heilige Bapſtum mit ſeinem groſſen geiſtlichen ſchein / Die meſſen vnd faſſen den Tempel mit jren Geſetzen / ſtoſſen den Chor hinaus / vnd richten eine Laruenkirche oder euſſerliche Heiligkeit an.
Bapſtum.
12.
IM xi. xij. Werden zwiſchen ſolchen böſen Wehen vnd Plagen / zwey Troſtbilde geſtellet / Eins von den zweien Predigern / Vnd eins von der ſchwangern Frawen / die ein Kneblin / on des Drachen danck gebirt. Da mit angezeiget wird / Das dennoch etliche frume Lerer vnd Chriſten bleiben ſollen / beide vnter den zwey vorigen Wehen / vnd dem dritten künfftigen Wehe. Vnd lauffen nu die letzten zwey Wehe mit einander / vnd greiffen zu gleich die Chriſtenheit zur Letze an / vnd der Teufel da mit endlich dem Faſs den boden ausſtöſſet.
ij. Troſtbilde
13.
Das 3. Weh
SO kompt nu im xiij. Cap. (auff die Poſaunen des letzten vnter den ſieben Engel / der im anfang des xij. Cap. bleſet) deſſelbigen ſiebenden Engels geſchefft / das dritte Wehe / nemlich / Das bepſtliche Keiſerthum vnd keiſerliche Bapſtum. Hie krieget das Bapſtumb auch das weltlich Schwert in ſeine gewalt / vnd regiert nu nicht allein mit dem Buch im andern Wehe / ſondern auch mit dem Schwert im dritten Wehe / wie ſie denn rhümen / Das der Bapſt beide geiſtliche vnd weltliche Schwert in ſeiner macht habe.
Bepſtlich Keiſerthum / vnd Keiſerlich Bapſtum.
HIe ſind nu die zwey Thier / Eins / iſt das Keiſerthum / Das ander mit den zweien Hörnern / das Bapſtum / welchs nu auch ein weltlich Reich worden iſt / Doch mit dem ſchein des namens Chriſti. Denn der Bapſt hat das gefallen Römiſch reich / wider auffgerichtet / vnd von den Griechen zu den Deudſchen bracht / Vnd iſt doch mehr ein Bilde vom Römiſchen reich / denn des Reichs cörper ſelbs / wie es geweſen iſt. Dennoch gibt er ſolchem bilde Geiſt vnd Leben / das es dennoch ſeine Stende / Rechte / Glieder vnd Empter hat / vnd gehet etlicher maſſe im ſchwang. Das iſt das Bilde / das wund geweſen / vnd wider heil worden iſt.
ij. Thier.
WAs aber fur grewel / wehe vnd ſchaden ſolch keiſerlich Bapſtum gethan hab / iſt jtzt nicht zu erzelen. Denn erſtlich iſt die Welt durch ſein Buch vol worden aller Abgötterey / mit Klöſtern / Stifften / Heiligen / Walfarten / Fegfewr / Ablas / Vnehe / vnd vnzeliche mehr ſtücke der Menſchenlere vnd werck etc. Zum andern / wer kan erzelen / wie viel blut / mord / krieg vnd jamer / die Bepſte haben angericht / beide mit ſelbs kriegen vnd mit reitzen die Keiſer / Könige / Fürſten vnternander.
Was fur Grewel vnd vnrat das Keiſerlich Bapſtum angerichtet hat.
HIe gehet nu vnd leufft des Teuffels letzter zorn mit einander im ſchwang / Dort gegen morgen / das ander Wehe / Mahmeth vnd die Saracener / Hie gen abend Bapſtum vnd Keiſerthum mit dem dritten Wehe. Zu welchen als zur zugabe der Türcke / Gog vnd Magog auch kompt / wie im xx. Cap. folgen wird. Vnd alſo die Chriſtenheit in aller Welt vnd zu allen ſeiten mit falſchen Leren vnd Kriegen / mit Buch vnd Schwert / auffs allergrewlichſt vnd jemerlichſt geplagt wird / Das iſt die Grundſuppe vnd die endliche Plage. Darauff folgen nu faſt eitel Troſtbilde / vom ende ſolcher aller weh vnd grewel.
Gog.
Magog.
14.
2.Theſ. 2.
IM xiiij. Cap. Fehet an Chriſtus zu erſt mit dem geiſt ſeines Mundes zu tödten (wie S. Paulus ſagt) ſeinen Endechriſt / Vnd kompt der Engel mit dem Euangelio wider das bitter Buch des ſtarcken Engels. Vnd ſtehen nu widerumb Heiligen / auch Jungfrawen vmb das Lamb her / vnd predigen recht. Auff welch Euangelium folget des andern Engels ſtimme / Das die ſtad Babylon fallen ſol / vnd das geiſtlich Bapſtum vntergehen.
Babylon.
WEiter folget / Das die Erndte gehalten wird / Vnd die / ſo am Bapſtum wider das Euangelium beharren / auſſer der ſtad Chriſti / in die Kelter göttlichs zorns geworffen werden. Das iſt / durchs Euangelium werden ſie / als von der Chriſtenheit abgeſondert / verurteilt zum zorn Gottes. Welcher iſt viel / vnd die Kelter gibt viel Bluts. Oder vieleicht mag noch wol etwa eine redliche ſtraffe vnd vrteil furhanden ſein / vber vnſer Sünde / die ans der maſſen vnd vber reiff ſind.
15. 16.
DArnach im xv. vnd xvj. Ca. Komen die ſieben Engel mit den ſieben Schalen / Da nimpt das Euangelium zu / vnd ſtürmet das Bapſtum an allen enden / durch viel gelerte frume Prediger / vnd wird des Thieres ſtuel / des Bapſts gewalt
[396a | 396b]
Vórrede.
finſter vnſelig vnd veracht. Aber ſie werden alle zornig vnd weren ſich getroſt / Denn es gehen drey Fröſche / drey vnſauber Geiſter aus des Thieres maul / reitzen da mit die Könige vnd Fürſten wider das Euangelium. Aber es hilfft nicht / jr ſtreit geſchicht doch zu Harmageddon. Die Fröſche ſind die Sophiſten / als Faber / Eck / Emſer etc. die viel gecken wider das Euangelium / vnd ſchaffen doch nichts / vnd bleiben Fröſche.
Fröſche.
17.
IM xxij. Wird das keiſerliche Bapſtum / vnd das bepſtliche Keiſerthum / gantz on anfang bis ans ende in ein Bilde gefaſſet / vnd gleich in eine Summa furgeſtellet / wie es nichts ſey (Denn das alt Römiſch reich iſt lengeſt da hin) vnd ſey doch (Denn es ſind ja etliche Lender / vnd da zu die Stad Rom auch noch da) Solch Bilde wird hie furgeſtellet / Gleich wie man einen Vbeltheter öffentlich fur Gericht ſtellet / das er verurteilet werden ſol. Auff das man wiſſe / wie dis Thier ſol nu bald auch verdampt / vnd wie S. Paulus ſaget / durch die erſcheinung der zukunfft vnſers HErrn zerſtöret werden. Welchs fahen an / wie er im Text ſagt / auch des Bapſtums Schutzherrn / Die es alſo jtzt ſchützen / das die Geiſtlichen gar ſchier nacket ſitzen werden.
Bapſtums
Schutzherrn.
18.
IM xviij. Gehet nu an ſolche Verſtörung / vnd gehet die herrliche groſſe pracht zu boden / vnd hören auff die Stifftreuber / vnd Pfründendiebe / die Cortiſanen. Denn auch Rom darumb hat müſſen geplündert / vnd durch jren eigen Schutzherrn geſtürmet werden / zum anfang der endlichen verſtörung.
Rom geplün-
dert.
19.
NOch laſſen ſie nicht ab / ſüchen / tröſten / rüſten / vnd wehren ſich / Vnd wie er hie ſagt im xix. Cap. Nu ſie mit der Schrifft vnd Büchern nicht mehr können / vnd die Fröſche ausgegeckt haben / Greiffen ſie mit ernſt dazu / vnd wollens mit gewalt ausfüren / Samlen Könige vnd Fürſten zum ſtreit. Aber ſie lauffen an / Denn der auff dem weiſſen Roſſe / der Gottes wort heiſſet / der gewinnet / Bis das beide Thier vnd Prophet / ergriffen / in die Helle geworffen werden.
20.
IN des nu ſolchs alles gehet / kompt im xx. Cap. auch her zu der Letzetranck / Gog vnd Magog / der Türcke / die roten Jüden / welche der Satan / ſo vor tauſent jaren gefangen geweſt iſt / vnd nach tauſent jaren wider los worden / bringet. Aber ſie ſollen mit jm auch bald in den fewrigen Pful. Denn wir achten / das dis Bilde / als ein ſonderlichs von den vorigen / vmb der Türcken willen geſtellet ſey. Vnd die tauſent jar anzufahen ſind / vmb die zeit / da dis Buch geſchrieben iſt / vnd zur ſelbigen zeit auch der Teufel gebunden ſey. Doch mus die Rechnung nicht ſo gnaw / alle minuten treffen. Auff die Türcken folget nu flugs das Jüngſte gericht am ende dis Cap. wie Dan. vij. auch zeiget.
Gog.
Magog.
Anfang der tauſent jar.
21.
ZV letzt / am xxi. Wird der endlilche Troſt gebildet / Das die heilige Stad ſol vollend bereit / vnd als eine Braut zur ewigen Hochzeit gefüret werden. Das Chriſtus alleine HErr ſey / Vnd alle Gottloſen verdampt / ſampt dem Teufel in die Helle faren.
NAch dieſer auslegung / können wir dis Buch vns nütz machen / vnd wol brauchen. Erſtlich zur tröſtung / Das wir wiſſen / wie das kein Gewalt noch Lügen / keine Weisheit noch Heiligkeit / kein Trübſal noch Leid / werden die Chriſtenheit vnterdrücken / Sondern ſie ſol endlich den Sieg behalten vnd obliegen.
Die Chriſtenheit behelt endlich den Sieg etc.
ZVm andern / Zur warnung / wider das groſſe fehrliche manchfeltige Ergernis / ſo ſich begibt an der Chriſtenheit. Denn dieweil ſo mechtig gewalt vnd ſchein / ſolte wider die Chriſtenheit fechten / vnd ſie ſo gar on alle geſtalt vnter ſo viel trübſaln / Ketzereien / vnd andern gebrechen verborgen ſein / Iſt der vernunfft vnd natur vnmüglich die Chriſtenheit zu erkennen / Sondern fellt da hin / vnd ergert ſich an jr / Heiſſt das Chriſtliche Kirche / welchs doch der Chriſtlichen Kirchen ergeſte Feinde ſind. Vnd widerumb heiſſt das verdampte Ketzer / die doch die rechte Chriſtliche Kirche ſind. Wie bis her / vnter dem Bapſtum / Mahmet / ja bey allen Ketzern geſchehen iſt. Vnd verlieren alſo dieſen Artickel / Ich gleube eine heilige Chriſtliche Kirche.
Ergernis an der Chriſtenheit.
Vnrecht urteil der Vernunfft von der Chriſtlichen Kirchen.
GLeich wie auch jtzt etliche Klüglinge thun / weil ſie Ketzerey / zwitracht / vnd mancherley mangel ſehen / das viel falſcher / viel loſer Chriſten ſind / vrteilen ſie flugs vnd frey / Es ſeien keine Chriſten da. Denn ſie haben gehöret / das Chriſten ſollen ein heilig / friedſam / eintrechtig / freundlich / tugentreich Volck ſein /
[396b | 397a]
Vórrede.
CCCXCVII.
Dem nach meinen ſie / es ſolle kein ergernis / keine Ketzerey / kein mangel / ſondern eitel friede vnd tugent da ſein.
DIeſe ſolten dis Buch leſen / vnd lernen die Chriſtenheit mit andern augen / denn mit der Vernunfft anſehen. Denn dis Buch (meine ich) zeige ja gnug grewlicher vngehewre Thiere / ſchewſliche / feindſelige Engel / wüſte vnd ſchreckliche Plagen. Ich wil der andern groſſen gebrechen vnd mangel ſchweigen / welche doch allzumal ſind in der Chriſtenheit vnd vnter den Chriſten geweſt / Das freilich alle Vernunfft vnter ſolchem weſen / die Chriſtenheit hat müſſen verlieren. Wir ſehen ja hie klerlich / was grauſamer ergernis vnd mangel / vor vnſern zeiten geweſt ſind / Da man doch meinet / die Chriſtenheit hab am beſten geſtanden / Das vnſer zeit ein gülden jar gegen jene wol zu rechnen were. Meinſtu nicht / die Heiden haben ſich auch daran geergert / vnd die Chriſten fur mutwillige / loſe / zenckiſche Leute gehalten?
Mit waſerley augen die Chriſtenheit an zuſehen ſey.
ES iſt dis ſtücke (Ich gleube eine heilige Chriſtliche Kirche) eben ſo wol ein Artickel des glaubens / als die andern. Darumb kan ſie keine Vernunfft / wenn ſie gleich alle Brillen auff ſetzt / erkennen / der Teuffel kan ſie wol zudecken / mit ergerniſſen vnd Rotten / das du dich müſſeſt dran ergern. So kan ſie Gott auch mit gebrechen vnd allerley mangel verbergen / das du muſt darüber zum Narren werden / vnd ein falſch vrteil vber ſie faſſen. Sie wil nicht erſehen / ſondern ergleubt ſein / Glaube aber iſt von dem / das man nicht ſihet / Ebre. xj. Vnd ſie ſinget mit jrem HErrn auch das Lied / Selig iſt / der ſich nicht ergert an mir. Es iſt ein Chriſt auch wol jm ſelbs verborgen / das er ſeine Heiligkeit vnd Tugent nicht ſihet / ſondern eitel vntugent vnd vnheiligkeit ſihet er an ſich. Vnd du grober Klügling / wolteſt die Chriſtenheit mit deiner blinden vernunfft vnd vnſaubern Augen ſehen.
Ich gleube eine heilige Chriſtliche Kirche etc.
Glaube.
SVmma / vnſer Heiligkeit iſt im Himel / da Chriſtus iſt / vnd nicht in der welt fur den augen / wie ein Kram auff dem marckt. Darumb las Ergernis / Rotten / Ketzerey / vnd gebrechen ſein vnd ſchaffen / was ſie mögen. So allein das wort des Euangelij bey vns rein bleibt / vnd wirs lieb vnd werd haben / So ſollen wir nicht zweiueln / Chriſtus ſey bey vnd mit vns / wens gleich auffs ergeſte gehet /
Wie wir hie ſehen in dieſem Buch / das Chriſtus
durch vnd vber alle Plagen / Thiere /
böſe Engel / dennoch bey vnd mit
ſeinen Heiligen iſt /
vnd endlich obligt.
Heiligkeit der Chriſten.
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1) Lat.: item,
dt.: »ebenso«
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