Dr. Martin Luther

Vorrede zu den Briefen des Jakobus und des Judas

Symbol Biblia 1545

Die Lutherbibel von 1545

 

Die Texte der Lutherbibel von 1545 in Frakturschrift

Das Neue Testament

Die Apostelbriefe

 

Biblia
 

Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545

Die Briefe des Jakobus und des Judas

Dr. Martin Luthers Vorrede

 

 

 

 

 

 

D. Mart. Luth.

 

 

 

 

 

[391b]

 

Vórrede áuff die Epiſteln S. Jácobi vnd Jude.

 

 

I.

DER BRIEF DES JAKOBUS

 

 

Der Brief enthält viele gute Aussagen, stammt aber nicht von einem Apostel

 

DIeſe Epiſtel S.Ja-

cobi wiewol ſie von den Al­ten verworffen iſt / lobe ich / vnd halte ſie doch fur gut / Da­r­umb / das ſie gar kein Men­ſchenlere ſetzt / vnd Got­tes geſetz hart treibet. Aber / das ich meine meinung drauff ſtelle / doch on jedermans nachteil / Achte ich ſie fur keines Apoſtels ſchrifft / Vnd iſt das meine vr­ſa­che.

 

 

Erste Begründung: Die Inhalte widersprechen der üblichen Gerechtigkeitslehre

 

AVffs erſte / Das ſie ſtracks wi­der S. Paulum vnd alle andere Schrifft / den wercken die Gerechtigkeit gibt / vnd ſpricht / Ab­ra­ham ſey aus ſei­nen wercken gerecht wor­den / da er ſei­nen Son opffert. So doch S. Paulus Rom. iiij. da gegen leret / Das Ab­ra­ham on werck ſey gerecht wor­den / allein durch ſei­nen glauben / Vnd beweiſet das mit Moſe Gen. xv. ehe denn er ſei­nen Son opffert. Ob nu die­ſer Epiſtel wol möchte geholffen / vnd ſolcher Gerechtigkeit der werck eine gloſe funden wer­den / kan man doch ſie darinne nicht ſchützen / das ſie den ſpruch Moſe Gen. xv. (welcher allein von Ab­ra­hams glauben / vnd nicht von ſei­nen wercken ſagt / wie jn S. Paulus / Rom. iiij. Füret) doch auff die werck zeucht / Da­r­umb die­ſer mangel ſchleuſſt / das ſie keines Apoſtels ſey.

 

 

Zweite Begründung: Die fehlende Verkündigung des Evangeliums

 

AVffs ander / das ſie wil Chri­ſ­tenleute leren / vnd gedenckt nicht ein mal in ſolcher langer lere / des leidens / der auff­er­ſte­hung / des gei­ſtes Chri­ſti. Er nennet Chri­ſtum etlich mal / Aber er leret nichts von jm / ſon­dern ſagt von gemeinem glauben an Gott. Denn das Ampt eines rechten Apoſtels iſt / das er von Chri­ſtus leiden vnd auff­er­ſte­hung vnd Ampt predige / vnd lege desſelbigen glaubens grund / Wie er ſelbs ſagt Johan. xv. Ir wer­det von mir zeugen. Vnd darinne ſtim­men alle rechtſchaffene heilige Bücher vber eins / das ſie alle ſampt Chri­ſtum predigen vnd treiben. Auch iſt das der rechte Prüfeſtein alle Bücher zu

 

 

 

 

[391b | 392a]

 

 

Vórrede.

CCCXCII.

 

 

taddeln / wenn man ſi­het / ob ſie Chri­ſtum treiben oder nicht / Sin­te­mal alle ſchrifft Chri­ſtum zeiget / Rom iij. Vnd S. Paulus nichts denn Chri­ſtum wi­ſſen wil j. Corin. ij. Was Chri­ſtum nicht leret / das iſt noch nicht Apoſtoliſch / wens gleich S. Petrus oder Paulus leret. Widerumb / was Chri­ſtum pre­di­get / das we­re Apoſtoliſch / wens gleich Judas / Hannas / Pilatus / vnd Herodes thet.

 

 

Vermutungen über den Autor

 

ABer die­ſer Jacobus thut nicht mehr / denn treibet zu dem Ge­ſetz vnd ſei­nen wercken / vnd wirfft ſo vnördig eins ins ander / Das mich düncket / es ſey jrgent ein gut frum Man ge­we­ſen / der etliche Sprüche von der Apoſteln Jünger gefaſſet / vnd al­ſo auffs Papir geworffen hat. Oder iſt vieleicht aus ſei­ner pre­digt von einem andern beſchrieben. Er nennet das Ge­ſetz / ein geſetz der freiheit / So es doch S. Paulus ein Ge­ſetz der knechtſchafft / des zorns / des tods / vnd der ſünde nennet.

 

 

Die zeitliche Einordnung des Briefs

 

VBer das / füret er die ſprüche S. Petri / Die Liebe bedeckt der ſünde menge. Item / Demütiget euch vn­ter die hand Got­tes. Item / S. Paulus ſpruch Gala. v. Den Geiſt gelüſtet wi­der den haſs. So doch S. Jacobus zeitlich von Herodes zu Je­ru­ſa­lem vor S. Peter ge­töd­tet war / Das wol ſcheinet / wie er lengeſt nach S. Peter vnd Paul ge­we­ſen ſey.

 

 

Zusammenfassung: Die Motivation des Autors und die Bedeutung des Briefs für Christen

 

SVmma / Er hat wollen denen wehren / die auff den glauben on werck ſich verlieſſen / vnd iſt der ſa­chen zu ſchwach ge­we­ſen / Wil es mit dem Ge­ſetz treiben ausrichten / das die Apoſtel mit reitzen zur Liebe ausrichten. Da­r­umb kan ich jn nicht vn­ter die rechten Heubtbücher ſetzen / Wil aber damit niemand wehren / das er jn ſetze vnd hebe / wie es jn gelüſtet / Denn viel guter Sprüche ſonſt darinne ſind.

 

 

II.

DER BRIEF DES JUDAS

 

 

Ein spät entstandenes Exzerpt des zweiten Petrusbriefs und unnötig im Kanon

 

DIe Epiſtel aber S. Judas / kan niemand leugnen / das ſie ein auszug oder abſchrifft iſt S. Peters ander Epiſtel / ſo der ſel­bi­gen alle wort faſt gleich ſind. Auch ſo redet er von den Apoſteln / als ein Jünger lengeſt hernach. Vnd füret auch Sprüche vnd Geſchicht die in der Schrifft nirgent ſtehen / welchs auch die alten Ve­ter beweget hat / die­ſe Epiſtel aus der Heubtſchrifft zu werffen. Da zu ſo iſt der Apoſtel Judas in Griechiſche ſprache nicht komen / ſon­dern in Perſenland / als man ſagt / Das er ja nicht Griechiſch geſchrieben hat. Da­r­umb / ob ich ſie wol preiſe / iſts doch eine vnnötige Epiſtel / vn­ter die Heubtbücher zu rechen / die des glaubens Grund legen ſollen.

 

 

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