Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Der Text in 52 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel VI. | ||
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1 - 25 |
ERSTER TEIL:
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2,1 - 6,30 |
II. Gottes Anklage gegen das Volk
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1 | 6,1-26 | |
2 | 6,27-30 |
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Kapiteleinteilung nach der Ausgabe von 1545,
Angabe der Textstelle nach heutiger Zählweise.
Im folgenden Text sind die bezeichneten Verse hervorgehoben.
[38b]
Samlet euch jr kinder BenJamin aus Jeruſalem / vnd blaſet die Drometen auff der warte Thekoa / vnd werfft auff ein Panir / auff der warte BethCherem / Denn es gehet daher ein vnglück von Mitternacht / vnd ein groſſer jamer. 2Die tochter Zion iſt / wie eine ſchöne vnd luſtige Awe / 3Aber es werden Hirten vber ſie komen mit jren herden / die werden Gezelt rings vmb ſie her auffſchlahen / vnd weiden ein jglicher an ſeinem ort (vnd ſprechen) 4Rüſtet euch zum Krieg wider ſie / Wolauff / Laſſt vns hinauff ziehen / weil es noch hoch tag iſt / Ey es wil abend werden / vnd die ſchatten werden gros. 5Wolan / ſo laſſt vns auff ſein / vnd ſolten wir bey nacht hin auff ziehen vnd jre Pallaſt verderben.
[38b | 39a]
Jeremiá. C. VI․
XXXIX.
6DEnn alſo ſpricht der HERR Zebaoth / Fellet bewme / vnd macht ſchütte wider Jeruſalem / Denn ſie iſt eine Stad / die heimgeſucht werden ſol / Iſt doch eitel vnrecht drinnen. 7Denn gleich wie ein Born ſein waſſer quillet / Alſo quillet auch jre bosheit / Ir freuel vnd gewalt ſchreiet vber ſie / vnd jr morden vnd ſchlahen treiben ſie teglich fur mir. 8Beſſer dich Jeruſalem / ehe ſich mein hertz von dir wende / vnd ich dich zum wüſten Lande mache / darinnen niemands wone. 9So ſpricht der HERR Zebaoth / Was vbrig iſt blieben von Iſrael / das mus auch nach her abgeleſen werden / wie am Weinſtock / Der Weinleſer wird eins nach dem andern in die Butten werffen.
AH mit wem ſol ich doch reden vnd zeugen? Das doch jemand hören wolte / Aber jre ohren ſind vnbeſchnitten / ſie mügens nicht hören. Sihe / ſie halten des HERRN wort fur einen Spot / vnd wollen ſein nicht. 11Darumb bin ich des HERRN drewen ſo vol das ichs nicht laſſen kan. Schütte aus / beide vber kinder auff den gaſſen / vnd vber die Manſchafft im Rat mit einander / Denn es ſollen beide Man vnd Weib / beide alte vnd der wolbetagte / gefangen werden. 12Ire Heuſer ſollen den Frembden zu teil werden / ſampt den eckern vnd Weibern / Denn ich wil meine Hand ausſtrecken / ſpricht der HERR / vber des Landes einwoner.
(Drewen)
Das iſt / Ich mus Gottes drewen vnd ſeines zorns wort / gleich ausſchütten / als dem Fas den boden ausſtoſſen.
13DEnn ſie geitzen alle ſampt / klein vnd gros / vnd beide Propheten vnd Prieſter leren alle ſampt falſchen Gottesdienſt. 14Vnd tröſten mein Volck in ſeinem vnglück / das ſie es geringe achten ſollen / vnd ſagen / Friede / friede / Vnd iſt doch nicht friede. 15Darumb werden ſie mit ſchanden beſtehen / das ſie ſolche Grewel treiben / Wiewol ſie wollen a vngeſchendet ſein / vnd wollen ſich nicht ſchemen / Darumb müſſen ſie fallen / vber einen Hauffen / vnd wenn ich ſie heimſuchen werde / ſollen ſie fallen / ſpricht der HERR.
(Friede)
Das iſt / Es gehet vnd ſtehet wol / Es iſt alles ſicher / hat kein not. 1. The. 5 Pax et ſecuritas
a
(Vngeſchendet)
Sie wollen nicht hören / das ſie böſe ſolten ſein / und zu ſchanden werden.
SO ſpricht der HERR / Trett auff die wege / vnd ſchawet / vnd fraget nach den vorigen wegen / welchs der gute weg ſey / vnd wandelt drinnen / So werdet jr Ruge finden fur ewr ſeelen. Aber ſie ſprechen / Wir wollens nicht thun. 17Ich habe Wechter vber euch geſetzt / merckt auff die ſtim der Drometen / Aber ſie ſprechen / Wir wollens nicht thun. 18Darumb ſo höret jr Heiden / vnd merckt ſampt ewren Leuten / 19du Erde höre zu / Sihe / Ich wil ein vnglück vber dis Volck bringen / nemlich / jren verdienten lohn / Das ſie auff meine wort nicht achten / vnd mein Geſetz verwerffen.
20WAs frage ich nach dem Weyrauch / der aus Reicharabia / vnd nach den guten b Zimetrinden / die aus fernen Landen komen? Ewer Brandopffer ſind mir nicht angeneme / vnd ewer Opffer gefallen mir nichts. 21Darumb ſpricht der HERR alſo / Sihe / Ich wil dieſem Volck ein ergernis ſtellen / daran ſich / beide Veter vnd Kinder / mit einander ſtoſſen / vnd ein Nachbar mit dem andern vmbkomen ſollen.
SO ſpricht der HERR / ſihe / Es wird ein Volck komen von Mitternacht vnd ein gros volck wird ſich erregen hart an vnſerm Lande / 23die Bogen vnd Schild füren / es iſt grauſam vnd on barmhertzigkeit / Sie brauſen daher wie ein vngeſtüme Meer / vnd reiten auff Roſſen / gerüſt / wie Kriegsleute / wider dich du tochter Zion. 24Wenn wir von jnen hören werden / ſo werden vns die Feuſte entſincken / Es wird vns angſt vnd weh werden / wie einer Gebererin. Es gehe ja niemand hin aus auff den acker / 25Niemand gehe vber feld / Denn es iſt allenthalben vnſicher fur dem ſchwert des Feindes.
26O Tochter meines Volcks / zeuch Secke an / vnd lege dich in die aſſchen / Trag leide / wie vmb einen einigen Son / vnd klage / wie die / ſo hoch betrübt ſind / Denn der Verderber kompt vber vns plötzlich.
ICH habe dich zum c Schmeltzer geſetzt / vnter mein Volck / das ſo hart iſt / das du jr weſen erfaren vnd prüfen ſolt. 28Sie ſind allzumal abtrünnige / vnd wandeln verrheteriſch / Sie ſind eitel verdorben ertz vnd eiſen. 29Der Blasbalck
c
(Schmeltzer)
Durchs wort ſoltu ſie ſchmeltzen vnd ſtraffen. Aber es iſt böſe eiſenwerck. Es iſt alles ſchmeltzen verloren. Der blasbalck / ſind die Prieſter / durch welche er ſolt die Lere treiben. Dergleichen rede füret der Prophet Ezech. Cap. 24 vom Topff etc.
[39a | 39b]
Der Próphet C․ VII.
iſt verbrand / das Bley verſchwindet / das ſchmeltzen iſt vmb ſonſt / Denn das böſe iſt nicht dauon geſcheiden. 30Darumb heiſſen ſie auch ein verworffen ſilber / Denn der HERR hat ſie verworffen.
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1) lat.: Pax et securitas
dt.: »Frieden und Sicherheit«, nach 1. Thess 5,3: »Es ist Friede, es hat keine Gefahr!«
2) lat.: Alij / Kalmus;
dt.: »Andre [Lesart]: Kalmus«
Kalmus ist eine Pflanze, die als Gewürz und in der Medizin Verwendung fand und bis heute findet. Sie ist reich an ätherischen Ölen, enthält u. a. aber auch recht viel Ascorbinsäure (Vitamin C).
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Luther widmet den Prophetenbüchern eine umfangreiche Vorrede. Diese Bücher seien reich an Predigten und Beispielen für christliches Leben, und sie weissagen die Ankunft Christi.
Luther erklärt die Bedeutung des Alten Testaments und der Gesetze Mose. Diese Schriften seien für Christen sehr nützlich zu lesen, nicht zuletzt deshalb, weil Jesus, Petrus und Paulus mehrfach daraus zitieren.