Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Der Text in 52 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel II. | ||
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1 - 25 |
ERSTER TEIL:
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2,1 - 6,30 |
II. Gottes Anklage gegen das Volk
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1 | 2,4 - 3,5 |
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Kapiteleinteilung nach der Ausgabe von 1545,
Angabe der Textstelle nach heutiger Zählweise.
[36a]
HOret des HERRN wort / jr vom hauſe Jacob / vnd alle Geſchlechte vom hauſe Iſrael / 5ſo ſpricht der HERR / Was haben doch ewre Veter feils an mir gehabt / Das ſie von mir wiechen / vnd hiengen an den vnnützen Götzen / da ſie doch nichts erlangeten? 6Vnd dachten nie kein mal / Wo iſt der HERR / der vns aus Egyptenland füret / vnd leitet vns in der Wüſten / im wilden vngebeneten Lande / im dürren vnd finſtern lande / im lande da niemand wandelt / noch kein Menſch wonet?
7VND ich bracht euch in ein gut Land / das jr eſſet ſeine Früchte vnd Güter / Vnd da jr hinein kamet / verunreiniget jr mein Land / vnd machet mir mein Erbe zum Grewel. 8Die Prieſter gedachten nicht / Wo iſt der HERR? vnd die Gelerten achteten mein nicht / vnd die Hirten füreten die Leute von mir / vnd die Propheten weiſſagten vom Baal / vnd hiengen an den vnnützen Götzen.
ICH mus mich jmer mit euch vnd mit ewern Kindskindern ſchelten / ſpricht der HERR. 10Gehet hin in die Inſulen Chithim / vnd ſchawet / vnd ſendet in Kedar / vnd mercket mit vleis / vnd ſchawet / obs daſelbs ſo zu gehet / 11Ob die Heiden jre Götter endern / wiewol ſie doch nicht Götter ſind? Vnd mein volck hat doch ſeine Herrligkeit verendert / vmb einen vnnützen Götzen. 12Solt ſich doch der Himel dafur entſetzen / erſchrecken vnd ſeer erbeben / ſpricht der HERR. 13Denn mein Volck thut eine zwifache Sunde / Mich / die lebendigen Quelle / verlaſſen ſie / Vnd machen jnen hie vnd da ausgehawene Brunnen / die doch löchericht ſind / vnd kein waſſer geben.
Chitim.
Kedar.
(Herrligkeit)
Das iſt / Seinen Gott.
14ISt denn Iſrael ein Knecht oder Leibeigen / das er jedermans Raub ſein mus? 15Denn die Lewen brüllen vber jn vnd ſchreien / vnd verwüſten ſein Land vnd verbrennen ſeine Stedte / das niemand drinnen wonet. 16Da zu / ſo zuſchlahen die von Noph vnd Thahpanhes dir den Kopff. 17Solchs machſtu dir ſelbs / Das du den HERRN deinen Gott verleſſeſt / ſo offt er dich den rechten Weg leiten wil.
18WAs hilfft dichs / das du in Egypten zeuchſt / vnd wilt des waſſers Sihor
[36a | 36b]
Der Prophet C. II.
trincken? Vnd was hilfft dichs / das du gen Aſſyrien zeuchſt / vnd wilt des waſſers Phrath trincken? 19Es iſt deiner bosheit ſchuld / das du ſo geſteupt wirſt / vnd deines vngehorſams / das du ſo geſtrafft wirſt. Alſo muſtu inne werden vnd erfaren / was fur jamer vnd Hertzeleid bringt / den HERRN deinen Gott verlaſſen / vnd In nicht fürchten / ſpricht der HErr HERR Zebaoth.
(Trincken)
Das iſt / Hülffe ſuchen auſſer Gott bey König Pharao / vnd Aſſur.
20DEnn du haſt jmerdar dein Joch zubrochen / vnd deine Bande zuriſſen / vnd geſagt / Ich wil nicht ſo vnterworffen ſein / Sondern auff allen hohen Hügeln / vnd vnter allen grünen Bewmen lieffeſtu der Hurerey nach. 21Ich aber hatte dich gepflantzt zu einem ſüſſen Weinſtock / einen gantz rechtſchaffen Samen / Wie biſtu mir denn geraten zu einem bittern wilden Weinſtock?
VND wenn du dich gleich mit Laugen wüſcheſt / vnd nemeſt viel Seiffen dazu / So gleiſſet doch deine Vntugent deſte mehr fur mir / ſpricht der HErr HERR. 23Wie tharſtu denn ſagen? Ich bin nicht vnrein / Ich henge nicht an Baalim. Sihe an / wie du es treibeſt im Tal / vnd bedencke / wie du es ausgericht haſt. 24Du leuffeſt vmbher / wie eine Camelin in der brunſt / vnd wie ein Wild in der wüſten pflegt / wenn es fur groſſer Brunſt lechtzet / vnd leufft / das niemand auff halten kan. Wers wiſſen wil / darff nicht weit lauffen / Am Feiertage ſihet man es wol. 25Lieber halt doch / vnd a lauff dich nicht ſo hellig / Aber du ſprichſt / Das las ich / Ich mus mit den Frembden bulen vnd jnen nachlauffen. 26Wie ein Dieb zu ſchanden wird / wenn er begriffen wird / Alſo wird das haus Iſrael zu ſchanden werden ſampt jren Königen / Fürſten / Prieſtern vnd Propheten / 27Die zum Holtz ſagen / Du biſt mein Vater / vnd zum Stein / Du haſt mich gezeuget Denn ſie keren mir den rücken zu / vnd nicht das angeſicht / Aber wenn die not her gehet / ſprechen ſie / Auff / vnd hilff vns. 28Wo ſind aber denn deine Götter / die du dir gemacht haſt? Heis ſie auffſtehen / Las ſehen / ob ſie dir helffen können in der not / Denn ſo manche Stad / ſo manchen Gott haſtu Juda.
a
Das iſt / Schone doch deiner Füſſe das ſie nicht blos / vnd deines Halſes / das er nicht durſtig werde.
WAS wolt jr noch recht haben wider Mich? Ir ſeid alle von mir abgefallen / ſpricht der HERR. 30Alle ſchlege ſind verlorn an ewern Kindern / ſie laſſen ſich doch nicht zihen / Denn ewer Schwert friſſet gleichwol ewr Propheten / wie ein wütiger Lewe. 31Du böſe Art / mercke auff des HERRN wort / Bin ich denn Iſrael eine Wüſte oder Odeland? Warumb ſpricht denn mein Volck / Wir ſind die Herrn / vnd müſſen dir nicht nachlauffen. 32Vergiſſet doch ein Jungfraw jres Schmucks nicht / noch ein Braut jres Schleiers / Aber mein Volck vergiſſet mein ewiglich.
33Was ſchmuckeſtu viel dein Thun / das ich dir gnedig ſein ſol? Vnter ſolchem ſchein / treibeſtu je mehr vnd mehr bosheit. 34Vber das findet man Blut der armen vnd vnſchüldigen Seelen / bey dir / an allen orten / Vnd iſt nicht heimlich ſondern offenbar an den ſelben orten. 35Noch ſprichſtu / Ich bin vnſchüldig / Er wende ſeinen zorn von mir / Sihe / Ich wil mit dir rechten / das du ſprichſt / Ich hab nicht geſündigt.
WIe weicheſtu doch ſo gern / vnd felleſt jtzt da hin / jtzt hie her? Aber du wirſt an Egypten zu ſchanden werden / wie du an Aſſyria zuſchanden worden biſt. 37Denn du muſt von dannen auch wegzihen / vnd deine hende vber dem Heubt zuſamen ſchlahen / Denn der HERR wird deine hoffnung feilen laſſen / vnd wird dir bey jnen nichts gelingen.
3
Beginn des Kapitels 3 nach heutiger Zählweise!
1Vnd ſpricht / Wenn ſich ein Man von ſeinem Weibe ſcheiden leſſet / vnd ſie zeucht von jm / vnd nimpt einen andern Man / thar er ſie auch wider annemen? Iſts nicht alſo / das das Land verunreiniget würde? Du aber haſt mit vielen Bulern gehuret / Doch kom wider zu mir / ſpricht der HERR.
2HEb deine augen auff zu den Höhen / vnd ſihe / wie du allenthalben Hurerey treibeſt / An den Straſſen ſitzen / vnd warteſt auff ſie / wie ein Araber in der wüſten / vnd verunreinigeſt das Land mit deiner hurerey vnd bosheit. 3Darumb mus auch der Früregen ausbleiben / vnd kein Spatregen komen /
[36b | 37a]
Jeremiá. C. III․
XXXVII.
Du haſt eine Hurnſtirn / du wilt dich nicht mehr ſchemen / 4vnd ſchreieſt gleich wol zu mir / Lieber Vater / du Meiſter meiner jugent / 5Wiltu denn ewiglich zürnen / vnd nicht vom grim laſſen? Sihe / du lereſt vnd thuſt böſes / vnd leſſeſt dir nicht ſteuren.
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Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
Jer. | Der Prophet Jeremia.Biblia Vulgata: | Der Prophet Jeremia Das Buch Jeremia | Jer Jer Jer |
Jeſa. | Der Prophet Jeſaja.Biblia Vulgata: | Der Prophet Jesaja Das Buch Jesaja | Jes Jes Jes Is |
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Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
Luther widmet den Prophetenbüchern eine umfangreiche Vorrede. Diese Bücher seien reich an Predigten und Beispielen für christliches Leben, und sie weissagen die Ankunft Christi.
Luther erklärt die Bedeutung des Alten Testaments und der Gesetze Mose. Diese Schriften seien für Christen sehr nützlich zu lesen, nicht zuletzt deshalb, weil Jesus, Petrus und Paulus mehrfach daraus zitieren.