Der Prophet Jeremia

Kapitel VIII.

Symbol Biblia 1545

Die Lutherbibel von 1545

 

Die Texte der Lutherbibel von 1545 in Frakturschrift

Das Alte Testament

Die Bücher der Propheten

 

Biblia
 

Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545

Der Prophet Jeremia

 

C. VIII.

 

Jer 8,4-22

 
Info

mit Worterklärungen
Luther-Deudſch | Deutsch

Der Text in 52 Kapiteln

 

Gliederung Kapitel VIII.

 

Nr.

Textstelle

Abschnitt | Link zum Text

Kapitel VIII.

 

 

1 - 25

 

ERSTER TEIL:
WEISSAGUNGEN ÜBER GOTTES AUSERWÄHLTES VOLK

 

 

 

7,1 - 10,25

 

III. FALSCHE VORSTELLUNGEN VON DER SICHERHEIT DURCH DEN TEMPEL

 

1

8,4-13

→Alle sind verblendet

2

8,14-22

→Der Feind naht

 

 

 

 

 

Der Próphet Jeremiá.

 

 

 

 

[40a]

 

 

VIII.

 

84

 

Die heutigen Ver­se 8,1-3 ge­hö­ren in die­ser Aus­ga­be zu Ka­pi­tel VII. (7).

 

 

Alle sind verblendet

 

DARumb ſprich zu jnen / ſo ſpricht der HERR / Wo iſt jemand / ſo er fellet / der nicht ger­ne wi­der auffſtünde? Wo iſt jemand / ſo er jrre ge­het / der nicht ger­ne wi­der zu recht keme? 5Noch wil ja dis Volck zu Je­ru­ſa­lem jrre gehen fur vnd fur / Sie hal­ten ſo hart an dem falſchen Gottesdienſt / das ſie ſich nicht wollen abwenden laſ­ſen. 6Ich ſe­he vnd höre / das ſie nichts rechts leren / Keiner iſt / dem ſei­ne bos­heit leid we­re / vnd ſpreche / Was mache ich doch? Sie lauf­fen alle jren Lauff / wie ein grimmiger Hengſt im ſtreit.

 

7EIn Storck vn­ter dem Hi­mel weis ſei­ne zeit / ein Dorteltaube / Kranich vnd Schwalbe mercken jre zeit / wenn ſie widerko­men ſollen / Aber mein Volck wil das Recht des HER­RN nicht wiſ­ſen. 8Wie müget jr doch ſa­gen / Wir wiſ­ſen das Recht iſt / vnd haben die heilige Schrifft fur vns / Iſts doch eitel Lügen / was die Schrifftgelerten ſetzen. 9Dar­umb müſſen ſolche Lerer zu ſchan­den / erſchreckt vnd gefangen wer­den / Denn was können ſie guts leren / weil ſie des HER­RN wort verwerffen?

 

 

 

 

[40a | 40b]

 

 

Der Prophet    C. VIII. IX

 

DARumb ſo wil ich jre Wei­ber den Frembden geben / vnd jre ecker denen / ſo ſie veriagen wer­den / Denn ſie geitzen alle ſampt / beide klein vnd gros / vnd beide Prie­ſter vnd Propheten leren falſchen Gottesdienſt. 11Vnd tröſten mein Volck in jrem Vnglück / das ſie es gering achten ſollen / vnd ſa­gen / Friede / friede / Vnd iſt doch nicht friede. 12Dar­umb wer­den ſie mit ſchan­den be­ſte­hen / das ſie ſolche Grewel treiben. Wiewol ſie wollen vngeſchendet ſein / vnd wollen ſich nicht ſchemen / Dar­umb müſſen ſie fallen vber einen hauffen / Vnd wenn ich ſie heim­ſu­chen wer­de / ſollen ſie fallen / ſpricht der HERR.

 

13ICH wil ſie alle ableſen ſpricht der HERR / Das keine drauben am Weinſtock / vnd keine feigen am Feigenbawm bleiben / ja auch die Bletter weg fallen ſollen / Vnd was ich jnen gegeben habe / das ſol jnen genomen wer­den.

 

 

Der Feind naht

 

 

 

 

 

 

 

 

→Jere. 14.

14Wo wer­den wir denn wonen? Ja ſamlet euch denn / vnd laſt vns in die feſte Stedte ziehen / vnd da­ſelbs auff hülffe harren / Denn der HERR vn­ſer Gott / wird vns helf­fen mit einem bittern Trunck / das wir ſo ſün­di­gen wi­der den HER­RN. 15Ja ver­laſ­ſet euch drauff / Es ſolle kein not haben / So doch nichts guts furhanden iſt / Vnd das jr ſollet heil wer­den / So doch eitel ſchade furhanden iſt.

 

 

 

 

(Trunck)

Er wird vns zum vn­glück vnd ja­mer helff­en / wie jr mei­net / zum glück.

 

16MAn höret / das jre Roſſe bereit ſchnauben zu Dan / vnd jre Geule ſchrei­en das das gantze Land dauon erbebet / Vnd ſie faren daher / vnd wer­den das Land aufffreſſen mit allem das drinnen iſt / die Stad ſampt allen die drinnen wonen. 17Denn ſi­he / Ich wil Schlan­gen vnd Baſiliſken vn­ter euch ſen­den / die nicht beſchworen ſind / die ſollen euch ſtechen / ſpricht der HERR / 18Da wil ich mich meiner mühe vnd meines her­tzenleides ergetzen.

 

SIhe die toch­ter meins Volcks wird ſchrei­en / aus fernem Lande her / Wil denn der HERR nicht mehr Gott ſein zu Zion? Oder ſol ſie keinen König mehr haben? Ja warumb haben ſie Mich ſo erzürnet / durch jre Bilder vnd frembde vnnütze Gottesdienſte. 20Die Erndte iſt vergangen / der Sommer iſt dahin / vnd vns iſt keine hülffe ko­men. 21Mich jamert hertzlich / das mein Volck ſo verderbet iſt / Ich greme mich vnd gehabe mich vbel. 22Iſt denn keine Salbe in Gilead? oder iſt kein Artzt nicht da? Warumb iſt denn die Tochter meines Volcks nicht geheilet?

 

 

 

 

 
 

 

Biblia 1545

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Jer

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Jſa.
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Jes

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Worterklärungen: Übersicht

Die folgenden Begriffe aus dem Text Jer 8 wer­den hier erläutert.

Versnummer: Luthers Wort

17: Baſiliſken

  

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Seltene Namen, Wörter und Begriffe im Text Jer 8

Luther-Deutsch

Deutsch   |   Erläuterungen

Baſiliſk

 

Baſiliſke

Basilisk, der

Basiliske, die (veraltet)

Basilisk, Giftschlange, Natter, Otter, Viper u. a.

 

mhd: basiliske, m. [Schlange]

 

hebräisch: צֶפַע (ṣepa, Giftschlange) und צִפְעוֹנִי (ṣipwoniy, Giftschlange)

griechisch: βασιλισκος (basilískos, wörtl.: »Kleinkönig«), Basilisk, eine Schlangenart

lateinisch: basiliscus, Basilisk

 

Der hebräische Text benutzt Wörter, die offensichtlich eine besonders giftige Schlangenart benennen. Welches Tier gemeint ist und ob es überhaupt eine Schlange bezeichnet, bleibt unklar. Spekulationen dazu sind zahlreich veröffentlicht wor­den.

 

Der Basilisk

 

Der Basilisk ist ein antikes Fabelwesen, das im Mittelalter wieder neu auflebte, nicht zuletzt durch die Verwendung des Begriffs in den Übersetzungen Luthers.

 

Der Basilisk soll von einer Schlange (oder Kröte) aus einem dotterlosen Hühnerei ausgebrütet wor­den sein. Dargestellt wird das Wesen daher meist als Hahn mit dem Schwanz einer Schlange. Manchmal findet sich auf dem Kopf eine Krone, manchmal ist der Körper verformt und schrumplig wie der einer Kröte. In manchen Skulpturen des späten Mittelalters kommt der Basilisk einem Drachen nahe, der herrschend und drohend mit gespreizten Flügeln Eingänge bewacht. Die besondere Fähigkeit dieses Tieres soll in seinem tödlichen Blick verborgen sein, der dem Menschen Lebenskraft entziehen oder zu Versteinerung führen soll. Er könne mit seinem Atem Büsche und Sträucher in Brand setzen und Steine sprengen.

 

Baſiliſk
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
4* 4 0 0

 

* In diesem Artikel sind alle Fundstellen zitiert.

 

Verwendung

 

Das Wort kommt ausschließlich bei den Propheten Jesaja und Jeremia vor.

 

Luther benutzt die maskuline, aber auch die feminine Form.

 

Ein Blick auf die gegebenen Textstellen verdeutlicht, warum sich Luther für das Wort »Basilisk« für das unbekannte Tier entschieden hat, obwohl ihm die Bedeutung »giftige Schlange« bekannt war: Die Beschreibungen gehen weit über die Eigenschaften einer Schlange hinaus.

 

Moderne Übersetzungen wählen dennoch meist Schlan­gen­namen. Die Elberfelder Bibel sieht hier eher die Otter oder eine Viper, die Lutherbibel 2017 identifiziert das Tier als Natter. Dies alles sind Giftschlangen, die auch in Palästina bzw. im Vorderen Orient in den Zeiten der Propheten Jesaja und Jeremia bekannt waren.

 

Doch dies scheint zu einfach gelöst. Die Autoren der Prophetenbücher kannten Schlangen (siehe Jes 14,29 und Jer 8,17 unten). Vermutlich wählten sie Wörter für irreale Wesen, die auf einem regionalen mystischem Glauben ihrer Zeit basierten und dort et­was Böses vertraten. Die simplifizierte (aber nicht ganz passende) Interpretation als »Giftschlange« charakterisiert immerhin ihre Gefährlichkeit (durch ihr starkes Gift) sowie ihre religiös zu verstehende Listigkeit und dämonenhafte Art (angelegt in der Geschichte der Verführung im Paradies durch die Schlange, →1Mos 3,1-6).

 

Bei einer Interpretation der Textstellen wird gerade die dämonenhafte Gefährlichkeit dieser Wesen zu berücksichtigen sein, denn dieser Aspekt war den Autoren wichtig. Luther hat bereits implizit durch eine geschickte Wortwahl mit dem Begriff »Basilisk« darauf hingewiesen.

 

In neueren Übersetzungen geht Luthers Erkenntnis nicht nur verloren, sie zeigen die Autoren der alten hebräischen Texte auch als redaktionelle Stümper: Nattern, die fliegende Schlangen ausbrüten? Die Geschichte wird unglaubwürdig, weil der Versuch unternommen wurde, sie in eine reale Welt zu übertragen, was aber nicht vollständig gelingen kann. Beschrieben sind mystische Wesen in einem Umfeld, wo sie eine Rolle spielten.

 

 

→Jes 11,8

 

Vnd ein Seugling wird ſei­ne luſt haben am loch der Ottern / vnd ein Entweneter wird ſei­ne hand ſtecken in die hüle des Baſilisken.

 

a) Und ein Säugling wird seine Lust haben am Loch der Ottern, und ein Kleinkind wird seine Hand in die Höhle des Basilisken stecken.

b) Lutherbibel 2017: Und ein Säugling wird spielen am Loch der Otter, und ein kleines Kind wird seine Hand ausstecken [sic] zur Höhle der Natter.

 

 

→Jes 14,29

 

Denn aus der wurtzel der Schlangen wird eine Baſiliſke ko­men / vnd jre frucht wird ein few­ri­ger fliegender Drache ſein.

 

a) Denn aus der Wurzel der Schlange wird eine Basiliske kommen, und ihre Frucht wird ein feuriger, fliegender Drache sein.

b) Lutherbibel 2017: Denn aus der Wurzel der Schlange wird eine giftige Natter kommen, und ihre Frucht wird eine fliegende Schlange sein.

 

Anmerkung:

Hier ist von einer weiblichen Basiliske die Rede, weil das Wesen seinerseits ein mystisches Wesen gebiert: den feuerspeienden, fliegenden Drachen.

 

 

→Jes 59,5

 

SIe brüten Baſiliſken eyer / vnd wircken Spinneweb. Iſſet man von jren Eyern / ſo mus man ſterben / Zutrit mans aber / ſo feret ein Otter eraus.

 

a) Sie brüten Basiliskeneier und wirken Spinngewebe. Isst man von ihren Eiern, so muss man sterben. Aber zertritt man eins, dann fährt eine Otter heraus.

b) Lutherbibel 2017: Sie brüten Natterneier und weben Spinnweben. Isst man von ihren Eiern, so muss man sterben. Zertritt man sie aber, so fährt eine Schlange heraus.

 

 

→Jer 8,17

 

Denn ſi­he / Ich wil Schlangen vnd Baſiliſken vn­ter euch ſen­den / die nicht beſchworen ſind / die ſollen euch ſtechen / ſpricht der HERR /

 

a) Denn siehe! Ich will Schlangen und Basilisken zu euch schicken, die nicht beschworen sind. Die sollen euch stechen, spricht der Herr.

b) Lutherbibel 2017: Denn siehe, ich will Schlangen und Nattern unter euch senden, die nicht zu beschwören sind; die sollen euch stechen, spricht der Herr.

 

 

 

SK Version 21.11.2024  

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Erläuterungen siehe →Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545

 

 

Biblia 1545

Hinweise zur Stilkunst.de-Ausgabe

Erläuterungen zum Satz und zur Typografie des Bibeltextes

Der Text aus der Luther­bi­bel ist auf un­se­ren Sei­ten in An­leh­nung an das Druck­bild des Ori­gi­nals von 1545 wie­der­ge­ge­ben.

Den Sei­ten­auf­bau, die ver­wen­de­ten Schrif­ten, die Schreib­re­geln der Frak­tur­schrift und Luthers In­ten­tio­nen, mit der Ty­po­gra­fie Le­se­hil­fen be­reit­zu­stel­len, er­läu­tert dem in­ter­es­sier­ten Le­ser un­ser Ar­ti­kel »Satz und Ty­po­gra­fie der Luther­bi­bel von 1545«.

 

 

Der Bibeltext im evangelischen Kirchenjahr

In den Kirchenjahren ab 1978/1979 bis 2017/2018

LESUNG AUS DEM ALTEN TESTAMENT UND PREDIGTTEXT

→Vorletzter Sonntag des Kirchenjahres

→Jer 8,4-7

AT
V

 
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Luther er­klärt die Be­deu­tung des Al­ten Tes­ta­ments und der Ge­set­ze Mo­se. Die­se Schrif­ten sei­en für Chris­ten sehr nütz­lich zu le­sen, nicht zu­letzt des­halb, weil Je­sus, Pe­trus und Pau­lus mehr­fach da­raus zi­tie­ren.

 

Sabrina

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