Der Prophet Jesaja

Kapitel XXXVII.

Symbol Biblia 1545

Die Lutherbibel von 1545

 

Die Texte der Lutherbibel von 1545 in Frakturschrift

Das Alte Testament

Die Bücher der Propheten

 

Biblia
 

Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545

Der Prophet Jesaja

 

C. XXXVII.

 

Jes 37,1-38

 
Info

mit Worterklärungen
Luther-Deudſch | Deutsch

Der Text in 66 Kapiteln

 

Gliederung Kapitel XXXVII.

 

Nr.

Textstelle

Abschnitt | Link zum Text

Kapitel XXXVII.

 

 

1 - 39

 

ERSTER TEIL DES BUCHES JESAJA

 

 

 

36,1 - 39,8

 

XIII. ERZÄHLENDES STÜCK:
JERUSALEMS RETTUNG VOR DEN ASSYRERN

 

1

37,1-7

→Zuflucht beim Propheten Jesaja

2

37,8-9

→Der Rabschake kehrt zurück

3

37,10-13

→Zweiter Bericht von der Botschaft Sanheribs

4

37,14-20

→His­kias Gebet

5

37,21-29

→Das Eingreifen Jesajas

6

37,30-32

→Das Zei­chen für His­kia

7

37,33-35

→Spruch über Assur

8

37,36-37

→Die Pest im Lager Sanheribs und sein Rückzug

9

37,38

→Der vorhergesagte Tod Sanheribs durch das Schwert

 

 

Jes 37,2%2C

 

Im folgenden Text ist der bezeichnete Vers hervorgehoben.

 

 

 

 

Der Prophet Jeſáiá.

 

 

 

 

[19b]

 

 

XXXVII.

 

 

Zuflucht beim Propheten Jesaja

DA aber der König His­kia das hö­ret / Zureis er ſei­ne Kleider / vnd hüllet einen Sack vmb ſich / vnd gieng in das haus des HERRn. 2Vnd ſand­te Eliakim den Hofemeiſter / vnd Sebna den Cantzler ſampt den el­te­ſten Prie­ſtern mit Secken vmbhüllet / zu dem Propheten Jeſaia dem ſon Amoz 3das ſie zu jm ſprechen / ſo ſpricht His­kia. Das iſt ein tag des trübſals / ſcheltens vnd leſterns / vnd ge­het gleich / als wenn die Kinder bis an die geburt ko­men ſind / vnd iſt keine Krafft da zu geberen. 4Das doch der HERR dein Gott hören wolte die wort des Ertzſchencken / welchen ſein Herr der König zu Aſ­ſy­ri­en ge­ſand hat / zu leſtern den lebendigen Gott / vnd zu ſchelten mit ſolchen wor­ten / wie der HERR dein Gott gehort hat. Vnd du wolteſt ein Gebet erheben fur die vbrigen ſo noch fur handen ſind.

 

5VNd die knechte des kö­ni­ges His­kia ka­men zu Jeſaia. 6Jeſaia aber ſprach zu jnen / ſo ſa­get ewrem Herrn. Der HERR ſpricht al­ſo / Fürcht dich nicht fur den wor­ten die du gehort haſt / mit wel­chem mich die Knaben des Königes zu Aſ­ſy­ri­en geſchmecht haben. 7Sihe / Ich wil jm einen andern mut machen / vnd ſol et­was hören / das er wi­der heim zihe in ſein Land / vnd wil jn durchs Schwert fellen in ſei­nem Lande.

 

 

Der Rabschake kehrt zurück

 

DA aber der Ertzſchencke wi­der kam / fand er den König zu Aſ­ſy­ri­en ſtreiten wi­der Libna / Denn er hatte gehort / das er von Lachis gezogen war. 9Denn es kam ein gerücht von Tirhaka der Moren könig / ſa­gend / Er iſt ausgezogen wi­der dich zuſtreiten.

 

 

 

 

Tirhaka.

 

 

Zweiter Bericht von der Botschaft Sanheribs

 

DA er nu ſolchs höret / ſand­te er Boten zu His­k­ia / vnd lies jm ſa­gen / ſagt His­kia dem könige Juda al­ſo / Las dich deinen Gott nicht betriegen / auff den du dich verleſſeſt / vnd ſprichſt / Je­ru­ſa­lem wird nicht in die hand des Königes zu Aſ­ſy­ri­en gegeben wer­den. 11Sihe / du haſt gehört / was die Könige zu Aſ­ſy­ri­en ge­than haben allen Landen / vnd ſie verbannet / vnd du ſolteſt errettet wer­den? 12Haben auch die Götter der Heiden die Lande errettet / welche meine Ve­ter verderbet haben? Als Goſan / Haran / Rezeph / vnd die kin­der Eden zu Thelaſſar? 13Wo iſt der König zu Hamath / vnd der König zu Arpad / vnd der König der ſtad Sepharuaim / Hena vnd Iwa.

 

 

His­kias Gebet

 

VND da His­kia den brieff von den Boten emp­fan­gen vnd geleſen hatte / gieng er hin auff in das Haus des HER­RN / vnd breitet jn aus fur dem HERRn. 15Vnd His­kia bettet zum HER­RN / vnd ſprach / 16HERr Ze­ba­oth / du Gott Iſ­ra­el / der du vber den Cherubim ſitzeſt / Du biſt alleine Gott vber alle Königreiche auff Erden / du haſt Hi­mel vnd Erden gemacht. 17HERR neige deine Ohren / vnd höre doch / HERR thue deine Augen auff / vnd ſi­he doch / Höre doch alle die wort Sanherib die er ge­ſand hat zu ſchme-

His­kia

Gebet.

 

 

 

 

[20b | 21a]

 

 

Jeſáiá․     C. XXXVII.

XXI.

 

 

hen den lebendigen Gott. 18War iſts HERR / Die könige zu Aſ­ſy­ri­en haben wü­ſte gemacht alle Königreiche ſampt jren Landen / 19vnd haben jre Götter ins fewr geworffen / Denn ſie waren nicht Götter / ſon­dern Men­ſchen hende werck / holtz vnd ſtein / die ſind vmbbracht. 20Nu aber HERR vn­ſer Gott hilff vns von ſei­ner hand / Auff das alle Königreiche auff Erden erfaren / das du HERR ſeieſt alleine.

 

 

Das Eingreifen Jesajas

 

DA ſand­te Jeſaia der ſon Amoz zu His­kia / vnd lies jm ſa­gen / ſo ſpricht der HERR der Gott Iſ­ra­el / Das du mich gebeten haſt / des königs Sanherib halben zu Aſ­ſy­ri­en / 22ſo iſt das / das der HERR von jm redet. Die Jung­fraw toch­ter Zion verachtet dich vnd ſpottet dein / vnd die toch­ter Je­ru­ſa­lem ſchüttelt das heubt nach dir. 23Wen ha­ſtu geſchmecht vnd geleſtert? Vber wen ha­ſtu die ſtim erhaben? vnd hebeſt deine augen empor wi­der den Heiligen in Iſ­ra­el. 24Durch deine Knechte ha­ſtu den HErrn geſchendet / vnd ſprichſt / Ich bin durch die menge meiner Wagen erauff gezogen auff die höhe der Berge / an den ſeiten Libanon / vnd habe ſei­ne hohen Cedern abgehawen / ſampt ſei­nen auserweleten Tannen / vnd bin durch die höhe bis ans ende ko­men an die­ſen wald auff dem Lande. 25Ich habe gegraben vnd getruncken die Waſ­ſer / vnd habe mit mei­nen fusſolen ausgetrocket alle verwarete waſ­ſer.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Pſal. 129.

26HAſtu aber nicht gehort / das ich vor zeiten al­ſo ge­than habe / vnd vor alters ſo gehandelt / vnd thue jtzt auch al­ſo / Das feſte Stedte zuſtöret wer­den zu Steinhauffen? 27Vnd jre Ein­wo­ner geſchwecht vnd zaghafft wer­den / vnd mit ſchan­den be­ſte­hen / vnd wer­den zu feldgras vnd zu grünem kraut / als hew auff den Dechern / welchs dürret ehe denn es reiff wird. 28Ich kenne aber deine wonunge / deinen auszug vnd einzug / vnd dein toben wi­der mich. 29Weil du denn wi­der mich tobeſt / vnd dein ſtoltz erauff fur meine Ohren ko­men iſt / Wil ich dir einen Ring an die Naſen legen / vnd ein Gebiſs in dein Maul / vnd wil dich des wegs wi­der heimfüren des du ko­men biſt.

 

 

Das Zei­chen für His­kia

 

DAS ſey dir aber das Zeichen / Iſs dis jar was zutretten iſt / Das ander jar / was ſelbs wechſet / Des dritten jars ſeet vnd erndtet / pflantzet Wein­ber­ge / vnd eſſet jrer Früchte. 31Denn die Erretteten vom hau­ſe Juda / vnd die vber­blei­ben / wer­den noch wi­der­umb vn­ter ſich wurtzeln / vnd vber ſich Frucht tragen. 32Denn von Je­ru­ſa­lem wer­den noch ausgehen die vberblieben ſind / vnd die Erretteten von dem berge Zion / Solchs wird thun der Eiuer des HER­RN Ze­ba­oth.

 

 

Spruch über Assur

 

33DARumb ſpricht der HERR al­ſo vom Könige zu Aſ­ſy­ri­en / Er ſol nicht ko­men in die­ſe Stad / vnd ſol auch keinen Pfeil daſelbſt hin ſchieſſen vnd kein Schilt dafur ko­men / vnd ſol keinen Wal vmb ſie ſchütten. 34Son­dern des weges / des er ko­men iſt / ſo er wi­der keren / das er in die­ſe Stad nicht kome / ſpricht der HERR. 35Denn ich wil die­ſe Stad ſchützen / das ich jr aushelffe / vmb mei­nen willen / vnd vmb meines dieners Dauids willen.

 

 

Die Pest im Lager Sanheribs und sein Rückzug

→2Kon 19,35-37

→2Chr 32,20-23

→*1)

DA fur aus der Engel des HER­RN / vnd ſchlug im Aſſyrischen Lager / hundert funff vnd achzig tau­ſent Man. Vnd da ſie ſich des mor­gens früe auffmachten / ſi­he / da lags alles eitel todte Leichnam. 37Vnd der könig zu Aſ­ſy­ri­en Sanherib / brach auff / zoch weg / vnd keret wi­der heim / vnd bleib zu Ni­ni­ue.

 

Sanheribs

Heer vom Engel ge­ſchla­gen.

 

 

Der vorhergesagte Tod Sanheribs durch das Schwert

→*2)

38Es begab ſich auch / da er anbetet im hau­ſe Nisroch ſei­nes Gottes / ſchlu­gen jn ſei­ne Söne / Adramelech vnd SarEzer / mit dem Schwert / vnd ſie flohen ins Land Ararat / Vnd ſein ſon Aſſarhaddon ward König an ſei­ne ſtat.

 

 

 

 

1) Der jüdische His­to­ri­ker Fla­vi­us Jo­se­phus (37 bis 100 n. Chr.) be­schreibt in sei­nem Werk »Jüdische Altertümer« Got­tes ein­grei­fen so:

»Als nun Sanherib [nach dem er­folg­lo­sen Ver­such, die ägyp­ti­sche Stadt Pe­lu­si­um ein­zu­ne­hmen] vom Feld­zug ge­gen Ägyp­ten nach Je­ru­sa­lem zu­rück­kehr­te, fand er, dass die un­ter Rap­sa­kes [d. i. Luthers "Erz­schen­ke"] zu­rück­ge­las­se­nen Trup­pen schwer an der Pest lit­ten.
In der ers­ten Nacht, in der er ge­mein­sam mit die­sen Trup­pen die Be­la­ge­rung wei­ter­führ­te, tö­te­te die Seu­che in sei­nem Heer hun­dert­fünf­und­ach­zig­tau­send Mann samt ih­ren Füh­rern und Haupt­leu­ten.
Die­ser Schlag ver­setz­te ihn in Trau­er und Angst, und weil er be­fürch­te­te, sein gan­zes Heer könn­te da­hin­ge­rafft wer­den, floh er mit dem Rest sei­ner Trup­pen in sein Reich und in die Stadt zu­rück, die "Stadt des Ni­nus" (Ni­ni­ve) heißt.
Doch nur kur­ze Zeit blieb er noch am Le­ben, denn sei­ne äl­tes­ten Söh­ne Adra­me­lech und Sa­ra­sar brach­ten ihn in sei­nem ei­ge­nen Tem­pel, der Aras­ka ge­nannt wur­de, um.«

(Zitiert und angepasst nach: Fla­vi­us Jo­se­phus, Jü­di­sche Al­ter­tü­mer, nach der Aus­gabe von Dr. Hein­rich Cle­mentz, Halle an der Saale 1899, neu ge­setz­te, kor­ri­gier­te und über­ar­bei­te­te Aus­ga­be, matrix­ver­lag, Wies­ba­den, 5. Aufl. 2018, 10. Buch, 1. Kapitel, S.460f.)

 

Für die biblische Dar­stel­lung, wie auch für die Er­zäh­lung des Fla­vi­us Jo­se­phus, feh­len bis­her aller­dings Be­le­ge aus ägyp­ti­schen oder ba­by­lo­ni­schen Quel­len.

 

 

2) Die Notiz über San­he­ribs Tod schließt chro­no­lo­gisch nicht naht­los an sei­ne Nie­der­la­ge in der Schlacht vor Jerusalem an, die zwischen 701 v. Chr. und 698 v. Chr. einzuordnen wäre.

San­he­rib wur­de erst Jahre spä­ter, am 16. Januar 680 v. Chr., von sei­nen Söh­nen er­mor­det.

Dass Sanherib Op­fer ei­nes Va­ter­mor­des wur­de, ist his­to­risch be­legt. Al­ler­dings ist frag­lich, wel­cher Sohn bzw. wel­che Söh­ne San­he­rib tö­te­ten. Es wird nicht aus­ge­schlos­sen, dass sein Sohn und Nach­fol­ger As­sar­ha­don ent­ge­gen dem Be­richt hier doch an der Er­mor­dung des Va­ters (mit Hil­fe der Mut­ter) be­tei­ligt war.

 

 

 
 

 

Biblia 1545

Wörterbuch zur Lutherbibel

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Biblia 1545

Namen und Abkürzungen biblischer Bücher

Luthers Verweise auf biblische Bücher

 Kürzel

 Bezeichnung in Luthers Biblia 1545

 Moderne Bibel

 Kürzel

Jeſa.
Jeſai.
Jſa.
Iſai.
Eſa.

 

Der Prophet Jeſaja.

Biblia Vulgata:
Isaias

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Der Prophet Jesaja

Das Buch Jesaja

Jes

Jes

Jes

Is

4. Reg.
4. Re.
2. Buch von den Königen.
Regum iiij.

Biblia Vulgata:
Malachim seu Regum,
IV Regum

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Das zweite Buch der Könige

Das 2. Buch der Könige

2. Kön

2 Kön

2Kon

Pſal.
Der Pſalter.

Biblia Vulgata:
Psalmi

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Der Psalter

Die Psalmen

Das Buch der Psalmen

Ps

Ps

Ps

Erläuterungen siehe →Liste der Abkürzungen und Namen biblischer Bücher

 

 

 

 

Worterklärungen: Übersicht

Die folgenden Begriffe aus dem Text Jes 37 wer­den hier erläutert.

Versnummer: Luthers Wort

1: HERRn

2: Cantzler

8: Ertzſchencke

Klick auf ein Wort führt zum Eintrag mit den Erklärungen.

Das vollständige Verzeichnis findet sich hier: →Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545

 
Weltkugel

Aus dem Wörterbuch

Worterklärungen:
Seltene Namen, Wörter und Begriffe im Text Jes 37

Luther-Deutsch

Deutsch   |   Erläuterungen

HERR

HERR, JHWH, Jahwe

Aussehen in unseren Frakturschriften:

HERR oder HERR

 

 

HERR im Alten Testament

 

hebräisch: יהוה (jhwh, das Tetragrammaton JHWH)

lateinisch (Biblia Sacra Vulgata): Dominus, Herr

 

Luthers Schreibweise HERR in Ver­sa­li­en (Groß­buch­sta­ben) folgt einer fes­ten Re­gel. Sie weist da­rauf hin, dass im he­brä­i­schen Text an die­ser Stel­le das Te­tra­gram­ma­ton (das Vier­fach­zei­chen) »JHWH« (hebr.: יהוה) steht. Es ist der un­aus­sprech­li­che Na­me Got­tes.

 

 

Satztechnisch bedingte Varianten

 

Um beim Satz der Let­tern Platz in ei­ner Zei­le zu spa­ren, wo­durch über­mä­ßi­ger Sperr­druck oder un­güns­ti­ge Wort­um­brü­che ver­mie­den wer­den, sind in der Lu­ther­bi­bel von 1545 häu­fig auch die Va­ri­an­ten HERr oder HERRn oder HERrn zu fin­den. Da­bei sind min­des­tens die ers­ten drei Zei­chen in Ver­sa­li­en ge­setzt, wo­mit sie hin­rei­chend von HErr un­ter­scheid­bar sind.

 

An we­ni­gen Stel­len im Text wur­de ei­ne für uns un­üb­li­che Tren­nung im Wort vor­ge­nom­men, um einen Zei­len­um­bruch zu re­a­li­sie­ren, hier bei­spiel­haft ge­zeigt:

 

[ ...] fur den HER-

RN bringen [...]

 

 

HERR HErr

 

Der Ausdruck HERR HErr steht dann, wenn im he­brä­i­schen Text »JHWH A­do­na­j« zu le­sen ist. (Siehe da­zu auch den Ar­ti­kel →HErr.)

 

Auch die um­ge­kehr­te Rei­hen­fol­ge HErr HERR ist mög­lich (»Adonaj JHWH«).

 

→Hes 2,4b-5a

 

4bSo ſpricht der HErr HERR / 5aſie gehorchen oder laſ­ſens /

 

Die neu­en Lu­ther­bi­beln über­set­zen die­sen Aus­druck stets mit »Gott der HERR«.

 

 

Die Aus­spra­che des Na­mens Got­tes

 

Das Wis­sen um die Aus­spra­che der vier Zei­chen, die den Got­tes­na­men aus­ma­chen, ist schon früh in der Ge­schich­te ver­lo­ren ge­gan­gen. Sie wer­den heu­te oft mit »Jah­we« (vo­ka­li­siert ge­schrie­ben יְהוָה nach der Aus­spra­che des he­brä­i­schen A­do­na­j, Herr) oder »Je­ho­va« (יְהוָֹה eben­falls nach dem he­brä­i­schen A­do­na­j, Herr, je­doch un­ter Be­rück­sich­ti­gung al­ler Vo­ka­le) tran­s­k­ri­biert, aber auch mit »Je­wah« (eben­falls יְהוָה aber nach dem he­brä­i­schen Sche­ma, der Na­me, zu le­sen) oder »Je­ho­wih« (יְהוִה nach dem he­brä­i­schen Elo­him, Gott / Göt­ter).

 

 

Luthers Namensersatz

 

Luther kann­te die vo­ka­li­sier­ten Va­ri­an­ten und die tran­s­k­ri­bier­ten For­men und war wohl be­son­ders dem Wort »Je­ho­va« zu­ge­neigt. Es be­zieht alle drei Vo­ka­le aus dem Wort Adonaj, das »Herr« be­deu­tet. Den­noch hat­te er es ver­mie­den, in sei­ner Über­setzung »Je­ho­va« zu ver­wen­den. Statt­des­sen nutz­te er wie die la­tei­ni­schen Bi­beln ei­nen Wort­er­satz. Er setz­te das deut­sche Wort ein, das ge­mäß der jü­di­schen Tra­di­ti­on zu le­sen sei, wenn im Text das Vier­fach­zei­chen er­scheint, mach­te es aber durch die be­son­de­re Satz­wei­se in Groß­buch­sta­ben kennt­lich: HERR.

 

Luthers Schreib­wei­se hat sich bis heu­te in et­li­chen Bi­bel­aus­ga­ben ge­hal­ten.

 

 

HERR im Neuen Testament

 

Im neu­en Tes­ta­ment ver­wen­det Lu­ther die Schreib­wei­se HERR in Ver­sa­li­en (Groß­buch­sta­ben) für Gott, den Va­ter, an Stel­len, wo sich Zi­ta­te aus dem Al­ten Tes­ta­ment auf »JHWH« be­ziehen.

 

 

Wichtig:

Da­von zu un­ter­schei­den sind die Schreib­wei­sen

→»HErr« und →»Herr«.

 

 

 

SK Version 21.11.2024  

→Register

Cantzler

Kanzler, der

Verwendung in der Bibel: Sekretär des Fürsten oder Königs

 

 

Cantzler
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
19 17 1 1
 

→Jes 36,3

 

VND es gieng zu jm er aus Eliakim der ſon Hilkia / der Hofemeiſter / vnd Sebena der Cantzler / vnd Joah der ſon Aſſaph der Schreiber.

 

a) Und es gingen zu ihm hinaus der Hofmeister Eliakim, Sohn des Hilkijas, und Schebna, der Kanzler, und der Schreiber Joach, Sohn des Asaf.

 

Anm.: zu Jes 36,3:

Hier ist Luther mit den Namen und Funktionen durcheinandergeraten. Richtig ist: Eliakim war der Hofmeister, Schebna der Schreiber und Joach der Kanzler. Vgl. →Jes 37,2.

 

 

VerweisSir 10,5

 

Es stehet in Got­tes handen / das einem Regenten gerate / der selbe gibt jm einen löblichen Cantzler

 

a) Es liegt in Got­tes Händen, dass es einem Regenten gelingt. Derselbe gibt ihm einen löblichen Kanzler.

 

 

→Apg 19,35

 

DA aber der Cantzler das Volck geſtillet hatte / ſprach er /

 

a) Nachdem der Kanzler das Volk beruhigt hatte, sprach er ...

 

 

 

SK Version 25.09.2024  

→Register

Ertzſchencke

 

Ertzſchenke

Erzschenke, der (ungebräuchlich)

Ertzſchencke
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
13 13 0 0

Ertzschenke
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
2 2 0 0

 

Das Wort Ertzſchencke scheint eine Kreation Luthers zu sein, die (womöglich mangels ausgeübter Berufe) keine weitere Verbreitung fand, sich aber bis in die Lutherbibel 1912 erhalten hatte.

Die Variante mit »k« statt mit »ck« findet sich nur in den Marginalspalten (womöglich, um hier Platz beim Satz zu sparen).

 

Gebildet ist das Wort aus der Vorsilbe »Erz-«, die bei Titeln von Personen ausdrückt, dass jemand in der bezeichneten Position erhaben ist, und »(Mund-)Schenk«. Der Titel meint demnach in etwa Obermundschenk, Chef-Mundschenk. Ließen sich die Berufe vergleichen, wäre das heute womöglich ein Chef-Sommelier.

 

Fraglich bleibt, warum ein König in einem internationalen Konflikt seinen obersten Mundschenk als Diplomaten und Verhandlungsführer entsendet. Vielleicht genau deshalb: um ein diplomatisches, nicht-kriegerisches Verhandlungsergebnis zu erreichen.

 

Belegt ist das Wort ausschließlich in 2Kon 18 und 19 sowie in Jes 36 und 37, wo ein Bote des assyrischen Königs Sanherib zum judäischen König His­kia nach Jerusalem reist. Dieser Bote trägt den (assyrischen) Titel »Rabschake«. Diesen Titel führt Luther in beiden Textabschnitten einmal an (2Kon 18,2 und Jes 36,2) und notiert in den zugehörigen Marginalspalten, dass dies auf Deutsch »Ertzschenke« (nur mit »k«) bedeute. Ab diesen Anmerkungen verwendet er den Begriff »Ertzschencke« (mit »ck«) jeweils im laufenden Text.

 

Rabschake

 

Rabsake oder Rabschake ist die Transkription eines zusammengesetzten, hebräischen Begriffs (רַב־שָׁקֵ֔ה, rab-šͻqeh), der etwa »der mächtige Mundschenk«, der »Obermundschenk« bedeutet.

 

Luthers Übersetzung mit »Erzschenke« entsprach seiner Zeit. Heute verschwindet die Vorsilbe »Erz-« zunehmend. Selbst Begriffe wie Erzfeind, Erzbösewicht, Erzgauner, Erzlüge, Erzheuchler, Erzdemokrat, Erzdummheit, Erzprotestant, Erzrivale, Erzschurke, Erzvater usw. sind eher ungewöhnlich und nur in älteren Texten zu finden.

Erhalten hat sich die Vorsilbe nur in wenigen, zumeist kirchlich oder höfisch gebrauchten Wörtern, beispielsweise: Erzengel, Erzdiakon, Erzbischof, Erzbistum, Erzdiözese, Erzherzog.

 

Die meisten neuen Bibelausgaben übersetzen den Begriff nicht und lassen ihn als quasi als Transkription für einen Titel am Hof des assyrischen Königs stehen.

 

Lutherbibel 1912: Erzschenke

Lutherbibel 1964: Rabschake

Lutherbibel 2017: Rabschake.

Einheitsübersetzung: Rabschake

Die Jerusalemer Bibel 1968: Obermundschenk

Elberfelder Bibel: Rabschake

Zürcher Bibel: Rabsake

 

Verweis2Kon 18,19

 

VND der Ertzſchencke ſprach zu jnen / Lieber sagt dem könig His­kia /

 

a) Und der Erzschenke sprach zu ihnen: Ihr Lieben, sagt dem König His­kia ...

b) Und der Rabschake sprach zu ihnen: Ihr Lieben, sagt dem König His­kia ...

c) Und der Obermundschenk [Chef-Mundschenk] sprach zu ihnen: Ihr Lieben, sagt dem König His­kia ...

 

 

→Jes 36,4

 

Vnd der Ertzſchencke ſprach zu jnen / Saget doch dem His­kia /

 

a) Und der Erzschenke sprach zu ihnen: Sagt doch dem His­kia ...

b) Und der Rabschake sprach zu ihnen: Sagt doch dem His­kia ...

c) Und der Obermundschenk [Chef-Mundschenk] sprach zu ihnen: Sagt doch dem His­kia ...

 

 

SK Version 25.09.2024  

→Register

Erläuterungen siehe →Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545

 

 

Biblia 1545

Hinweise zur Stilkunst.de-Ausgabe

Erläuterungen zum Satz und zur Typografie des Bibeltextes

Der Text aus der Luther­bi­bel ist auf un­se­ren Sei­ten in An­leh­nung an das Druck­bild des Ori­gi­nals von 1545 wie­der­ge­ge­ben.

Den Sei­ten­auf­bau, die ver­wen­de­ten Schrif­ten, die Schreib­re­geln der Frak­tur­schrift und Luthers In­ten­tio­nen, mit der Ty­po­gra­fie Le­se­hil­fen be­reit­zu­stel­len, er­läu­tert dem in­ter­es­sier­ten Le­ser un­ser Ar­ti­kel »Satz und Ty­po­gra­fie der Luther­bi­bel von 1545«.

 
 
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Sabrina

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