Das Buch der Psalmen

Psalm CII.

Symbol Biblia 1545

Die Lutherbibel von 1545

 

Die Texte der Lutherbibel von 1545 in Frakturschrift

Das Alte Testament

Die Bücher der Dichtung

 

Biblia
 

Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545

Der Psalter

Die Bücher der Psalmen

 

CII.

 

Ps 102,1-29

 

150 Psalmen, aufgeteilt in fünf Büchern

 

Gebet im Unglück

5. Bußpsalm

 

 

Der Psalm 102 aus Luthers Biblia 1545

 

 

Psalm 102, 7

 

Im folgenden Text ist der bezeichnete Vers hervorgehoben.

Der Pſalter.

 

 

CII.

1Ein Gebet des Elenden / ſo er betrübt iſt / vnd ſei­ne Klage fur dem HER­RN ausſchütt.

 

 

HERR höre mein Gebet / Vnd las mein ſchrei­en zu dir komen.

3Verbirge dein And­litz nicht fur mir / In der Not neige deine Ohren zu mir / Wenn ich dich anruffe / ſo erhöre mich bald.

4DEnn meine Tage ſind vergangen wie ein Rauch / Vnd meine Gebeine ſind verbrand wie ein Brand.

5Mein Hertz iſt ge­ſchla­gen / vnd verdorret / wie Gras / Das ich auch vergeſſe mein Brot zu eſſen.

6Mein Gebein klebt an meinem fleiſch / Fur heulen vnd ſeuffzen.

7Ich bin gleich wie ein Rhordomel in der wü­ſten / Ich bin gleich wie ein Kützlin in den ver­ſtö­reten Stedten.

8Ich wache / Vnd bin / wie ein einſamer Vogel auff dem dache.

9Teglich ſchmehen mich meine Feinde / Vnd die mich ſpotten ſchwe­ren bey mir.

10Denn ich eſſe aſſchen wie Brot / Vnd miſſche mei­nen Tranck mit weinen.

11Fur deinem drewen vnd zorn / Das du mich auffgehaben vnd zu boden geſtoſſen haſt.

12Meine ta­ge ſind dahin wie ein ſchatten / Vnd ich verdorre wie Gras.

13DV aber HERR bleibeſt ewiglich / vnd dein Gedechtnis fur vnd fur.

14DV wolteſt dich auffmachen vnd vber Zion erbarmen / Denn es iſt zeit / das du jr gnedig ſeieſt / vnd die ſtun­de iſt komen.

15DEnn deine Knechte wolten ger­ne / das ſie gebawet würde / Vnd ſe­hen ger­ne / das jre Stei­ne vnd Kalck zugericht würde.

16Das die Heiden den Namen des HER­RN fürchten / Vnd alle Kö­nige auff Erden deine Ehre.

17Das der HERR Zion baw­et / Vnd erſcheinet in ſei­ner Ehre.

18Er wendet ſich zum gebet der ver­laſ­ſenen / Vnd verſchmehet jr Gebet nicht.

(Geſchrieben)

Auff das man es predige.
Pſal.87.

19Das wer­de geſchrieben auff die Nach­ko­menen / Vnd das Volck das ge­ſchaffen ſol wer­den / wird den HER­RN loben.

20DEnn er ſchaw­et von ſei­ner heiligen Höhe / Vnd der HERR ſi­het vom Hi­mel auff Erden.

21Das er das ſeuffzen des Ge­fan­ge­nen höre / Vnd los mache die Kinder des Todes.

22AVff das ſie zu Zion predigen den Nemen →*1) des HER­RN / vnd ſein Lob zu Je­ru­ſa­lem.

23Wenn die Völ­ck­er zu­ſa­men komen / Vnd die Königreiche dem HER­RN zu dienen.

24Er demütigeit →*2) auff dem wege meine Krafft / Er verkürtzet meine Tage.

 
 
(In der helfft)

Ehe ich michs verſehe.

 

 

Ebre. 1.

25Ich ſa­ge / mein Gott / Nim mich nicht weg / in der helfft meiner ta­ge.

DEine jare we­ren fur vnd fur / 26Du haſt vor hin die Erde gegründet / Vnd die Hi­mel ſind deiner Hende werck.

27Sie wer­den vergehen / Aber du bleibeſt / Sie wer­den alle veralten / wie ein Gewand / Sie wer­den verwandelt / wie ein Kleid / wenn du ſie verwandeln wirſt.

28Du aber bleibeſt wie du biſt / Vnd deine jar ne­men kein ende.

29DIe Kinder deiner Knechte wer­den bleiben / Vnd jr Samen wird fur dir gedeien.

 

 

*1) Druckfehler: Nemen; Korrektur: Namen

 

*2) Druckfehler: demütigeit; Korrektur: demütiget

 

 
 

 

Biblia 1545

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Pſal.
Der Pſalter.

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Die Epiſtel an die Ebreer.

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Der Brief an die Hebräer

Hebräerbrief

Hebr

Hebr

Hebr

Erläuterungen siehe →Liste der Abkürzungen und Namen biblischer Bücher

 

 

 

 

Worterklärungen: Übersicht

Die folgenden Begriffe aus dem Text Ps 102 wer­den hier erläutert.

Versnummer: Luthers Wort

1: HERRN

3: Andlitz

7: Rhordomel

7: Kützlin

7: verſtöreten Stedten

11: Drewen

13: fur vnd fur

14: Zion

16: Heiden

20: heiligen Höhe

21: los

29: Samen

Klick auf ein Wort führt zum Eintrag mit den Erklärungen.

Das vollständige Verzeichnis findet sich hier: →Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545

 
Weltkugel

Aus dem Wörterbuch

Worterklärungen:
Seltene Namen, Wörter und Begriffe im Text Ps 102

7

Luther-Deutsch

Deutsch   |   Erläuterungen

HERR

HERR, JHWH, Jahwe

Aussehen in unseren Frakturschriften:

HERR oder HERR

 

 

HERR im Alten Testament

 

hebräisch: יהוה (jhwh, das Tetragrammaton JHWH)

lateinisch (Biblia Sacra Vulgata): Dominus, Herr

 

Luthers Schreibweise HERR in Ver­sa­li­en (Groß­buch­sta­ben) folgt einer fes­ten Re­gel. Sie weist da­rauf hin, dass im he­brä­i­schen Text an die­ser Stel­le das Te­tra­gram­ma­ton (das Vier­fach­zei­chen) »JHWH« (hebr.: יהוה) steht. Es ist der un­aus­sprech­li­che Na­me Got­tes.

 

 

Satztechnisch bedingte Varianten

 

Um beim Satz der Let­tern Platz in ei­ner Zei­le zu spa­ren, wo­durch über­mä­ßi­ger Sperr­druck oder un­güns­ti­ge Wort­um­brü­che ver­mie­den wer­den, sind in der Lu­ther­bi­bel von 1545 häu­fig auch die Va­ri­an­ten HERr oder HERRn oder HERrn zu fin­den. Da­bei sind min­des­tens die ers­ten drei Zei­chen in Ver­sa­li­en ge­setzt, wo­mit sie hin­rei­chend von HErr un­ter­scheid­bar sind.

 

An we­ni­gen Stel­len im Text wur­de ei­ne für uns un­üb­li­che Tren­nung im Wort vor­ge­nom­men, um einen Zei­len­um­bruch zu re­a­li­sie­ren, hier bei­spiel­haft ge­zeigt:

 

[ ...] fur den HER-

RN bringen [...]

 

 

HERR HErr

 

Der Ausdruck HERR HErr steht dann, wenn im he­brä­i­schen Text »JHWH A­do­na­j« zu le­sen ist. (Siehe da­zu auch den Ar­ti­kel →HErr.)

 

Auch die um­ge­kehr­te Rei­hen­fol­ge HErr HERR ist mög­lich (»Adonaj JHWH«).

 

→Hes 2,4b-5a

 

4bSo ſpricht der HErr HERR / 5aſie gehorchen oder la­ſſens /

 

Die neu­en Lu­ther­bi­beln über­set­zen die­sen Aus­druck stets mit »Gott der HERR«.

 

 

Die Aus­spra­che des Na­mens Got­tes

 

Das Wis­sen um die Aus­spra­che der vier Zei­chen, die den Got­tes­na­men aus­ma­chen, ist schon früh in der Ge­schich­te ver­lo­ren ge­gan­gen. Sie wer­den heu­te oft mit »Jah­we« (vo­ka­li­siert ge­schrie­ben יְהוָה nach der Aus­spra­che des he­brä­i­schen A­do­na­j, Herr) oder »Je­ho­va« (יְהוָֹה eben­falls nach dem he­brä­i­schen A­do­na­j, Herr, je­doch un­ter Be­rück­sich­ti­gung al­ler Vo­ka­le) tran­s­k­ri­biert, aber auch mit »Je­wah« (eben­falls יְהוָה aber nach dem he­brä­i­schen Sche­ma, der Na­me, zu le­sen) oder »Je­ho­wih« (יְהוִה nach dem he­brä­i­schen Elo­him, Gott / Göt­ter).

 

 

Luthers Namensersatz

 

Luther kann­te die vo­ka­li­sier­ten Va­ri­an­ten und die tran­s­k­ri­bier­ten For­men und war wohl be­son­ders dem Wort »Je­ho­va« zu­ge­neigt. Es be­zieht alle drei Vo­ka­le aus dem Wort Adonaj, das »Herr« be­deu­tet. Den­noch hat­te er es ver­mie­den, in sei­ner Über­setzung »Je­ho­va« zu ver­wen­den. Statt­des­sen nutz­te er wie die la­tei­ni­schen Bi­beln ei­nen Wort­er­satz. Er setz­te das deut­sche Wort ein, das ge­mäß der jü­di­schen Tra­di­ti­on zu le­sen sei, wenn im Text das Vier­fach­zei­chen er­scheint, mach­te es aber durch die be­son­de­re Satz­wei­se in Groß­buch­sta­ben kennt­lich: HERR.

 

Luthers Schreib­wei­se hat sich bis heu­te in et­li­chen Bi­bel­aus­ga­ben ge­hal­ten.

 

 

HERR im Neuen Testament

 

Im neu­en Tes­ta­ment ver­wen­det Lu­ther die Schreib­wei­se HERR in Ver­sa­li­en (Groß­buch­sta­ben) für Gott, den Va­ter, an Stel­len, wo sich Zi­ta­te aus dem Al­ten Tes­ta­ment auf »JHWH« be­ziehen.

 

 

Wichtig:

Da­von zu un­ter­schei­den sind die Schreib­wei­sen

→»HErr« und →»Herr«.

 

 

 

SK Version 25.09.2024  

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Andlitz

Antlitz, das

Gesicht, Angesicht

 

→Psalm 4,7

 

Aber HERR erhebe vber vns das Liecht deines andlitzs.

 

Luther: (Liecht des andlitzs) Jſt freundlich vnd gnedigs anſehen.

 

 

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Rhordomel

Rohrdommel, die

ein Vogel aus der Familie der Reiher (Ardeidae).

 

Hinweis:

Man beachte die Stellung des Buchstabens »h«: In Luthers Schreib­weise steht er vor dem »o«.

 

→Psalm 102,7:

Jch bin gleich wie ein Rhordomel in der wü­ſten / Jch bin gleich wie ein Kützlin in den verſtöreten Stedten.

 

Luther übersetzt das hebräische קָאָת (kaaht), das einen Wasservogel bezeichnet, der auch wüste Gegenden bevölkert, mit Rohrdommel, einer ihm bekannten Reiherart.

 

Um welches Tier es sich genau handelt, scheint unklar zu sein. Manche Sprachwissenschaftler bevorzugten Kropfgans oder Pelikan.

 

In vielen Übersetzungen, so auch in der Lutherbibel 1964 und in der Elberfelder Bibel, steht nun Eule.

 

Im hebräischen קָאָת steckt das Wort קֵא (keh), das »das Ausgespieene, das Erbrochene« bedeutet. Der Vogel, der die Reste seiner Mahlzeiten wieder ausspeit, ist die Eule. Zudem passt dieser Vogel besser neben das Käuzchen (Kützlin) in diese Metapher.

 

Doch je nachdem, wie man dieses Bild interpretiert, das der Autor des Psalms 102 vermitteln möchte, mag man frei darin sein, ob man eher einen Wasservogel in der Wüste sieht (was auf Entbehrung abzielt), oder eine Eule.

 

Die Eule jagt nachts, wenn in heißen Wüstengebieten manche Tiere aktiv wer­den. Wie das Käuzchen in der zerstörten Stadt jagt sie einsam und muss gerade nachts hell wach sein. Diesen bedauernswerten Zustand erleidet wohl der Autor des Psalm und beklagt ihn im Vers 8.

 

Luther bietet hier eine sprachlich formvollendete, geradezu lyrische Übersetzung, wozu das kleine »e« am Ende des Worts »Dach« wie auch die Positionierung der Satztrennzeichen entscheidend beitragen:

 

→Psalm 102,8:

Jch wache / Vnd bin / wie ein einſamer Vogel auff dem dache.

 

 

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Kützlin

Käuzchen , das (Tier)

kleiner Kauz

Vogel, aus der Familie der Eulen.

 

 

→3Mos 11,17

 

Aus der Liste der Vögel, die von Menschen nicht gegessen wer­den dürfen:

 

Das Kützlin / den Schwan / den Huhu /

 

Das Käuzchen, der Schwan, der Uhu.

 

 

 

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verſtörete Stedte

zerstörte Städte (Ausdruck)

auch sinngemäß: Ruinen

 

 

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Drewen

Dräuen, das (veraltet)

Drohen, das

von →dräuen (Verb; veraltet) für drohen, androhen, bedrohen

 

a) das Drohen, Bedrohen

in der Absicht, zu strafen oder Schaden zuzufügen;

 

b) die Wut, der Groll (gegen jemanden)

wobei die die Tat im Fokus liegt (jemanden Zorn durch Taten spüren lassen)

 

c) die heftige, nachdrückliche Ermahnung

in guter Absicht, um vor Bösem zu warnen oder davon abzuhalten.

 

 

→Psalm 102,11

 

Fur deinem drewen vnd zorn

 

Vor deinem Groll und deinem Zorn

 

 

 

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fur vnd fur

immerfort

eigentlich: vor und vor

 

vorwärts und vorwärts

weiter und weiter

 

unaufhörlich vorwärts in der Bewegung, andauernd, immerfort vorwärts, immerfort, auf Ewig, ewiglich, usw.

 

→Psalm 61,7

 

DV gibſt einem Könige langes leben / Das ſei­ne jare wehren jmer fur vnd fur.

 

Du gibts einem König langes Leben, damit seine Jahre währen immer weiter und weiter.

 

 

→Psalm 146,10

 

Der HERR iſt König ewiglich / Dein Gott Zion fur vnd fur

 

Der HERR ist König ewiglich, dein Gott, Zion, immerfort.

 

 

 

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Zion

 

berg Zion

 

berg Gottes

 

des HERRN Berg

 

der heilige Berg

Zion, der

Berg Zion, der

Der in der Bibel genannte Berg Zion ist der Tem­pel­berg in Je­ru­sa­lem. Er steht als Sy­no­nym für den Wohn­sitz des Got­tes JHWH.

 

König David eroberte Je­ru­sa­lem so­wie den Berg Zi­on süd­lich der Stadt (Süd­ost­hü­gel) mit der Burg Zi­on und mach­te Je­ru­sa­lem zu sei­nem Kö­nigs­sitz. Sa­lo­mo hat­te das Stadt­ge­biet auf den an­gren­zen­den Nord­ost­hü­gel aus­ge­wei­tet, in dem er dort (wo sich heu­te der Fel­sen­dom be­fin­det) ei­nen Tem­pel er­rich­te­te. Der Na­me Zi­on be­zeich­net nun die­sen Hü­gel, den Tem­pel­berg.

 

Die Bezeichnung »Zion« ist al­ler­dings in der Bibel un­ter­schied­lich ver­wen­det: In der am engs­ten ge­fass­ten Vor­stel­lung be­zeich­net Zi­on den Tem­pel­berg. Das Wort kann aber auch für ganz Je­ru­sa­lem, die hei­li­ge Stadt Jah­wes, ste­hen. An ei­ni­gen Stel­len in den bi­bli­schen Tex­ten kön­nen da­mit auch die Be­woh­ner Je­ru­sa­lems, bzw. das ge­sam­te Volk oder al­le Städ­te Ju­dä­as ge­meint sein.

 

Der in Jerusalem heute so genannte »Mount Zion«, süd­west­lich der al­ten Stadt­mau­er ge­le­gen, er­hielt die­sem Na­men, nach­dem der klei­ne Berg im Mit­tel­al­ter irr­tüm­lich als Berg Zion iden­ti­fi­ziert wor­den war. Neue­re For­schun­gen be­stä­tig­ten je­doch: Er ist nicht mit dem bi­bli­schen Berg Zion iden­tisch. Der Berg be­hielt aber die­sen of­fi­zi­el­len Namen.

 

Jerusalem, der Tempelberg und der Berg Zion
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Jerusalem, der Tempelberg und der Berg Zion

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Heiden

Heiden, die

 

Heide, der

Heiden
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
684 412 120 152

Im Alten Testament nur im Plural gebräuchlich.

 

(eigtl. Völker). Im religiösen Sinn sind Heiden Menschen, die nicht an Gott glauben bzw. angehörige fremder Religionen.

 

Gemeint sind (allumfassend) Völker mit fremden Religionen und fremden Gotteskulten aus der Sicht des Sprechenden in Abgrenzung zum Volk Gottes, die anderen bzw. fremden Völker.

 

 

→1Sam 8,5

 

vnd [ſie] ſpra­chen zu jm [d. i. Samuel] / Sihe / Du biſt alt wor­den / Vnd deine Söne wandeln nicht in deinen wegen / So ſetze nu einen König vber vns / der vns richte / wie alle Hei­den haben.

 

... und sie sprachen zu Samuel: »Schau, du bist alt ge­wor­den und deine Söhne wandeln nicht auf deinen Wegen. Setze daher einen König ein, der über uns Recht spreche, so, wie ihn alle anderen Völker haben!«

 

 

Im Neuen Testament verwendet Luther das Wort auch im Singular.

 

Unsere Übersetzung »Ungläubiger« trifft es nicht ganz: Gemeint ist in den Texten eigentlichen eine Person, die einem anderen Staat angehört und daher eine andere Religion ausübt. Der Begriff »Ausländer« würde allerdings in der heutigen Zeit noch weniger passen.

 

→ Mt 18,17

 

Höret er die Gemeine nicht / So halt jn als einen Heiden vnd Zölner.

 

Hört er nicht auf die Gemeinde, dann halte ihn für einen Ungläubigen und Zöllner.

 

 

→1Tim 5,8

 

So aber jemand die ſei­nen / ſon­der­lich ſei­ne Hausgenoſſen / nicht verſorget / der hat den glauben verleugnet / vnd iſt erger denn ein Heide.

 

Wenn aber jemand die Seinen, insbesondere seine Mitbewohner, nicht versorgt, dann hat er den Glauben verleugnet, und er ist schlimmer als ein Ungläubiger.

 

 

 

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Zion

 

berg Zion

 

berg Gottes

 

des HERRN Berg

 

der heilige Berg

Zion, der

Berg Zion, der

Der in der Bibel genannte Berg Zion ist der Tem­pel­berg in Je­ru­sa­lem. Er steht als Sy­no­nym für den Wohn­sitz des Got­tes JHWH.

 

König David eroberte Je­ru­sa­lem so­wie den Berg Zi­on süd­lich der Stadt (Süd­ost­hü­gel) mit der Burg Zi­on und mach­te Je­ru­sa­lem zu sei­nem Kö­nigs­sitz. Sa­lo­mo hat­te das Stadt­ge­biet auf den an­gren­zen­den Nord­ost­hü­gel aus­ge­wei­tet, in dem er dort (wo sich heu­te der Fel­sen­dom be­fin­det) ei­nen Tem­pel er­rich­te­te. Der Na­me Zi­on be­zeich­net nun die­sen Hü­gel, den Tem­pel­berg.

 

Die Bezeichnung »Zion« ist al­ler­dings in der Bibel un­ter­schied­lich ver­wen­det: In der am engs­ten ge­fass­ten Vor­stel­lung be­zeich­net Zi­on den Tem­pel­berg. Das Wort kann aber auch für ganz Je­ru­sa­lem, die hei­li­ge Stadt Jah­wes, ste­hen. An ei­ni­gen Stel­len in den bi­bli­schen Tex­ten kön­nen da­mit auch die Be­woh­ner Je­ru­sa­lems, bzw. das ge­sam­te Volk oder al­le Städ­te Ju­dä­as ge­meint sein.

 

Der in Jerusalem heute so genannte »Mount Zion«, süd­west­lich der al­ten Stadt­mau­er ge­le­gen, er­hielt die­sem Na­men, nach­dem der klei­ne Berg im Mit­tel­al­ter irr­tüm­lich als Berg Zion iden­ti­fi­ziert wor­den war. Neue­re For­schun­gen be­stä­tig­ten je­doch: Er ist nicht mit dem bi­bli­schen Berg Zion iden­tisch. Der Berg be­hielt aber die­sen of­fi­zi­el­len Namen.

 

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los

los (Adjektiv)

frei, ledig, lose, schwach

 

Das Wort wird in vielen Bedeutungen benutzt. Es erzeugt zusammen mit verschiedenen Verben neue Bedeutungen (Ich fahre, ich fahre los) und bildet in Zusammensetzungen neue Wörter wie achtlos (frei von Achtung, Beachtung), machtlos (frei von, ohne Macht) usw.

 

Verwendung in der Lutherbibel

 

 

Loſe Leu­te

 

→Psalm 12,9

 

Wo ſolche loſe Leu­te vn­ter den Men­ſchen herr­ſchen.

 

Wo solche gemeinen Leu­te unter den Menschen herrschen.

 

loſe Leute: Leu­te, die sich frei gemacht haben von den gültigen Regeln der Gesetze, der Sitten und des Anstands.

 

Beispielhafte Ersetzungen: unverschämte, ungehörige, flegel­hafte, gemeine, unqualifizierte (usw.) Leu­te

 

Loſe Lere

 

→Psalm 24,4

 

Der nicht luſt hat zu loſer Lere

 

Der keine Lust hat auf inhaltsleere Lehren.

 

loſe Lere: Lehren, die sich frei gemacht haben von den gültigen Regeln der Gesetze, der Sitten und des Anstands und sie nicht enthalten. Lehren, die in diesem Sinne inhaltsleeer und gefährlich sind.

 

Beispielhafte Ersetzungen: unverschämte, ungehörige, inhalts­leere, wertlose, unqualifizierte (usw.) Lehren

 

Der Teufel ist los!

 

Die Redensart »Der Teufel ist los!« geht zurück auf Luthers Übersetzung von Off 20,2-3:

 

2Vnd ergreiff den Drachen / die alte Schlange / welche ist der Teufel vnd der Satan / vnd band jn tausent jar / 3vnd warff jn in den Abgrund / vnd verschlos jn vnd versiegelt oben darauff / das er nicht mehr verfüren solt die Heiden / bis das vollendet wurden tausent jar / vnd dar­nach mus er los wer­den eine kleine zeit.

 

Bedeutung des letzten Satzteils:

... und danach muss er frei sein für kurze Zeit.

 

 

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Samen

 

ſamen

Samen, der

 

Nachkommen, die

Im eigentlichen Sinn sind Samen Gebilde, die sich aus den Blüten von Pflanzen entwickeln, und aus denen in geeigneter Umgebung neue Pflanzen wachsen können. Beim Menschen bezeichnet Samen das Sperma.

 

Luther verwendet den Begriff Samen in Bezug auf Menschen immer wieder in der Bedeutung Nachkommen.

 

→Psalm 105,6 (u.a.)

 

der ſamen Ab­ra­hams

 

die Nachkommen Ab­ra­hams

 

 

→Psalm 22,24

 

Es ehre jn aller ſame Jacob / vnd fur jm ſchewe ſich aller ſame Jſrael.

 

Es mögen ihn alle Nachkommen Jakobs ehren, und alle Nachkommen Israels mögen sich vor ihm erschrecken

 

 

→Psalm 18,51

 

Dauid vnd ſei­nem Samen ewiglich.

 

David und allen seinen Nachkommen.

 

 

→Röm 1,3

 

der geboren iſt von dem ſamen Dauid nach dem Fleiſch

 

der geboren ist von Davids Nachkommen nach dem Fleisch

 

 

 

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Erläuterungen siehe →Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545

 

 

Biblia 1545

Hinweise zur Stilkunst.de-Ausgabe

Erläuterungen zum Satz und zur Typografie des Bibeltextes

Der Text aus der Luther­bi­bel ist auf un­se­ren Sei­ten in An­leh­nung an das Druck­bild des Ori­gi­nals von 1545 wie­der­ge­ge­ben.

Den Sei­ten­auf­bau, die ver­wen­de­ten Schrif­ten, die Schreib­re­geln der Frak­tur­schrift und Luthers In­ten­tio­nen, mit der Ty­po­gra­fie Le­se­hil­fen be­reit­zu­stel­len, er­läu­tert dem in­ter­es­sier­ten Le­ser un­ser Ar­ti­kel »Satz und Ty­po­gra­fie der Luther­bi­bel von 1545«.

 
 
Hintergründig

Die Bußpsalmen

Die Bußpsalmen thematisieren das Bekenntnis von Schuld. Diese Gruppe von sieben Psalmen wurde bereits im 4. Jahrhundert zusammengestellt.

Zu ihr gehören →Psalm 6 (Flehruf in der Not), →Psalm 32 (Bekenntnis befreit von der Sünde), →Psalm 38 (Gebet in der Not), →Psalm 51 (Miserere: Gott sei mir Sünder gnädig), →Psalm 102 (Gebet im Unglück), →Psalm 130 (Aus tiefer Not) und →Psalm 143 (Demütige Bitte um Verschonung und Leitung).

 
Anhang

Der Psalm 102 im evangelischen Kirchenjahr

Ordnung der Predigtexte und Lesungen 1978/1979 - 2017/2018

4. Sonntag im Advent | Psalm 102,17-23

Das evangelische Kirchenjahr

→Vierter Sonntag im Advent 2012/2013

Der Artikel zeigt Spruch, Psalm, Lied­aus­wahl und Bi­bel­tex­te für Le­sun­gen und Pre­dig­ten nach der Kir­chen­ord­nung.

 

Letzter Sonntag des Kirchenjahres – Totensonntag | Psalm 102,13-14.16-18.20-23

Letzter Sonntag des Kirchenjahres: Gedenktag der Entschlafenen
Das evangelische Kirchenjahr

→Gedenktag der Entschlafenen 2012/2013

Der Artikel zeigt Spruch, Psalm und die Text­stel­len für Text­le­sun­gen und Pre­dig­ten für den Ge­denk­tag der Ent­schla­fe­nen (To­ten­sonn­tag) am letz­ten Sonn­tag des Kir­chen­jah­res.

 

Ordnung der Predigtexte und Lesungen ab 2018/2019

4. Sonntag im Advent | Psalm 102,13-14.16-18.20-23

Das evangelische Kirchenjahr

→Vierter Sonntag im Advent 2023/2024

Der Artikel zeigt Spruch, Psalm, Lied­aus­wahl und Bi­bel­tex­te für Le­sun­gen und Pre­dig­ten nach der Kir­chen­ord­nung.

 
Sabrina

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Biblia
1545
Ps
102