Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
mit Worterklärungen
Luther-Deudſch | Deutsch
Der Text in 66 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel XV. | ||
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1 - 39 |
ERSTER TEIL DES BUCHES JESAJA
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13,1 - 23,18 |
IX. BOTSCHAFTEN AN DIE VÖLKER
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1 | 14,28-32 |
🕮
Kapiteleinteilung nach der Ausgabe von 1545,
Angabe der Textstelle nach heutiger Zählweise.
Im folgenden Text sind die bezeichneten Verse hervorgehoben.
[11b]
1428-32
Die heutigen Verse 14,28-32 bilden in dieser Ausgabe das Kapitel XV.
IM jar da könig Ahas ſtarb / war dis die Laſt. 29Frewe dich nicht du gantz Philiſterland / das die Rute / die dich ſchlug / zubrochen iſt. Denn aus der wurtzel der Schlangen wird eine Baſiliſke komen / vnd jre frucht wird ein fewriger fliegender Drache ſein. 30Denn die Erſtlinge der dürfftigen werden ſich weiden / vnd die Armen ſicher rugen. Aber deine wurtzel wil ich mit hunger tödten / vnd deine Vbrigen wird er erwürgen. 31Heule Thor / ſchrey Stad / gantz Philiſterland iſt feige. Denn von Mitternacht kompt ein Rauch / vnd iſt kein einſamer in ſeinen Gezelten. 32Vnd was werden die Boten der Heiden hin vnd wider ſagen? Nemlich / Zion hat der HERR gegründet / vnd daſelbs werden die Elenden ſeines Volcks zuuerſicht haben.
Abas.
Philiſter-land.
(Rauch)
Das iſt / Ein groſſes Heer / vnd zeucht nicht einzelen ſondern mit hauffen.
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Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
Jeſa. | Der Prophet Jeſaja.Biblia Vulgata: | Der Prophet Jesaja Das Buch Jesaja | Jes Jes Jes Is |
Jer. | Der Prophet Jeremia.Biblia Vulgata: | Der Prophet Jeremia Das Buch Jeremia | Jer Jer Jer |
Ezech. | Der Prophet Heſekiel.Biblia Vulgata: | Der Prophet Hesekiel (Ezechiel) Das Buch Ezechiel | Hes Ez Hes |
Zeph. | Der Prophet ZephanJa. | Der Prophet Zefanja Das Buch Zefanja
| Zef Zef Zef |
Erläuterungen siehe Liste der Abkürzungen und Namen biblischer Bücher | |||
Die folgenden Begriffe aus dem Text Jes 15 werden hier erläutert.
Versnummer: Luthers Wort | |||
29: Philiſterland | 29: zubrochen | 29: Baſiliſke | |
29: Drache | 30: rugen | 31: Thor | |
31: Gezelten | 32: Heiden | 32: Zion | |
32: HERR | 32: zuuerſicht | ||
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Luther-Deutsch | Deutsch | Erläuterungen | ||||||||
Philiſterland | Philistäa (Name) Land der Philiste (siehe Philiſter)
Philistäa war ein schmales Land, das sich etwa 80km entlang der Mittelmeerküste erstreckte, nördlich des heutigen Gaza.
Bekannt sind die Städte Gasa, Askalon, Aschdod, Ekron und Gath.
Philiſterland
Frewe dich nicht du gantz Philiſterland / das die Rute / die dich ſchlug / zubrochen iſt.
Freue dich nicht, du ganzes Philistäa, dass die Rute, die schlug, zerbrochen ist.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||
zubrochen
zubrochens | zerbrochener, zerbrochene, zerbrochenes (adj. gebr. Verb) von: zubrechen (Verb)
adjektivisch gebrauchtes Partizip Präteritum
es steht u. a.
1) bei Gegenständen, Gerätschaften: gebrochen, unterbrochen, zerrissen 2) bei Speisen (wie z. B. Milch): geronnen 3) bei Behinderungen und Krankheiten von Menschen: gebrechlich, verkrüppelt, angegriffen, gebrochen 4) bei Gebäuden, Bauten, Anlagen: niederreißen, einreißen, zum Einsturz bringen 5) nach Anstrengung: zerschlagen, erschöpft 6) nach psychischer Belastung mit negativem Ausgang: zerknirscht, gedemütigt 7) bei Stolz, Ehre, Standhaftigkeit, Meinung: gebrochen 8) abwertend von der Haltung, Anschauung, Moral: verderbt, verdorben
DEr HERR iſt nahe bey denen / die zubrochens hertzen ſind
Der HERR ist denen nahe, die ein gebrochenes Herz haben.
Frewe dich nicht du gantz Philiſterland / das die Rute / die dich ſchlug / zubrochen iſt.
Freue dich nicht, du ganzes Philisterland, dass die Rute, die schlug, zerbrochen ist.
SK Version 20.11.2024 ● | ||||||||
Baſiliſk
Baſiliſke | Basilisk, der Basiliske, die (veraltet) Basilisk, Giftschlange, Natter, Otter, Viper u. a.
mhd: basiliske, m. [Schlange]
hebräisch: צֶפַע (ṣepa, Giftschlange) und צִפְעוֹנִי (ṣipwoniy, Giftschlange) griechisch: βασιλισκος (basilískos, wörtl.: »Kleinkönig«), Basilisk, eine Schlangenart lateinisch: basiliscus, Basilisk
Der hebräische Text benutzt Wörter, die offensichtlich eine besonders giftige Schlangenart benennen. Welches Tier gemeint ist und ob es überhaupt eine Schlange bezeichnet, bleibt unklar. Spekulationen dazu sind zahlreich veröffentlicht worden.
Der Basilisk
Der Basilisk ist ein antikes Fabelwesen, das im Mittelalter wieder neu auflebte, nicht zuletzt durch die Verwendung des Begriffs in den Übersetzungen Luthers.
Der Basilisk soll von einer Schlange (oder Kröte) aus einem dotterlosen Hühnerei ausgebrütet worden sein. Dargestellt wird das Wesen daher meist als Hahn mit dem Schwanz einer Schlange. Manchmal findet sich auf dem Kopf eine Krone, manchmal ist der Körper verformt und schrumplig wie der einer Kröte. In manchen Skulpturen des späten Mittelalters kommt der Basilisk einem Drachen nahe, der herrschend und drohend mit gespreizten Flügeln Eingänge bewacht. Die besondere Fähigkeit dieses Tieres soll in seinem tödlichen Blick verborgen sein, der dem Menschen Lebenskraft entziehen oder zu Versteinerung führen soll. Er könne mit seinem Atem Büsche und Sträucher in Brand setzen und Steine sprengen.
Baſiliſk
* In diesem Artikel sind alle Fundstellen zitiert.
Verwendung
Das Wort kommt ausschließlich bei den Propheten Jesaja und Jeremia vor.
Luther benutzt die maskuline, aber auch die feminine Form.
Ein Blick auf die gegebenen Textstellen verdeutlicht, warum sich Luther für das Wort »Basilisk« für das unbekannte Tier entschieden hat, obwohl ihm die Bedeutung »giftige Schlange« bekannt war: Die Beschreibungen gehen weit über die Eigenschaften einer Schlange hinaus.
Moderne Übersetzungen wählen dennoch meist Schlangennamen. Die Elberfelder Bibel sieht hier eher die Otter oder eine Viper, die Lutherbibel 2017 identifiziert das Tier als Natter. Dies alles sind Giftschlangen, die auch in Palästina bzw. im Vorderen Orient in den Zeiten der Propheten Jesaja und Jeremia bekannt waren.
Doch dies scheint zu einfach gelöst. Die Autoren der Prophetenbücher kannten Schlangen (siehe Jes 14,29 und Jer 8,17 unten). Vermutlich wählten sie Wörter für irreale Wesen, die auf einem regionalen mystischem Glauben ihrer Zeit basierten und dort etwas Böses vertraten. Die simplifizierte (aber nicht ganz passende) Interpretation als »Giftschlange« charakterisiert immerhin ihre Gefährlichkeit (durch ihr starkes Gift) sowie ihre religiös zu verstehende Listigkeit und dämonenhafte Art (angelegt in der Geschichte der Verführung im Paradies durch die Schlange, 1Mos 3,1-6).
Bei einer Interpretation der Textstellen wird gerade die dämonenhafte Gefährlichkeit dieser Wesen zu berücksichtigen sein, denn dieser Aspekt war den Autoren wichtig. Luther hat bereits implizit durch eine geschickte Wortwahl mit dem Begriff »Basilisk« darauf hingewiesen.
In neueren Übersetzungen geht Luthers Erkenntnis nicht nur verloren, sie zeigen die Autoren der alten hebräischen Texte auch als redaktionelle Stümper: Nattern, die fliegende Schlangen ausbrüten? Die Geschichte wird unglaubwürdig, weil der Versuch unternommen wurde, sie in eine reale Welt zu übertragen, was aber nicht vollständig gelingen kann. Beschrieben sind mystische Wesen in einem Umfeld, wo sie eine Rolle spielten.
Vnd ein Seugling wird ſeine luſt haben am loch der Ottern / vnd ein Entweneter wird ſeine hand ſtecken in die hüle des Baſilisken.
a) Und ein Säugling wird seine Lust haben am Loch der Ottern, und ein Kleinkind wird seine Hand in die Höhle des Basilisken stecken. b) Lutherbibel 2017: Und ein Säugling wird spielen am Loch der Otter, und ein kleines Kind wird seine Hand ausstecken [sic] zur Höhle der Natter.
Denn aus der wurtzel der Schlangen wird eine Baſiliſke komen / vnd jre frucht wird ein fewriger fliegender Drache ſein.
a) Denn aus der Wurzel der Schlange wird eine Basiliske kommen, und ihre Frucht wird ein feuriger, fliegender Drache sein. b) Lutherbibel 2017: Denn aus der Wurzel der Schlange wird eine giftige Natter kommen, und ihre Frucht wird eine fliegende Schlange sein.
Anmerkung: Hier ist von einer weiblichen Basiliske die Rede, weil das Wesen seinerseits ein mystisches Wesen gebiert: den feuerspeienden, fliegenden Drachen.
SIe brüten Baſiliſken eyer / vnd wircken Spinneweb. Iſſet man von jren Eyern / ſo mus man ſterben / Zutrit mans aber / ſo feret ein Otter eraus.
a) Sie brüten Basiliskeneier und wirken Spinngewebe. Isst man von ihren Eiern, so muss man sterben. Aber zertritt man eins, dann fährt eine Otter heraus. b) Lutherbibel 2017: Sie brüten Natterneier und weben Spinnweben. Isst man von ihren Eiern, so muss man sterben. Zertritt man sie aber, so fährt eine Schlange heraus.
Denn ſihe / Ich wil Schlangen vnd Baſiliſken vnter euch ſenden / die nicht beſchworen ſind / die ſollen euch ſtechen / ſpricht der HERR /
a) Denn siehe! Ich will Schlangen und Basilisken zu euch schicken, die nicht beschworen sind. Die sollen euch stechen, spricht der Herr. b) Lutherbibel 2017: Denn siehe, ich will Schlangen und Nattern unter euch senden, die nicht zu beschwören sind; die sollen euch stechen, spricht der Herr.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||
Drache | Drache, der mystische Tiergestalt, Ungeheuer 1) In Psalm 44,20: Schakal
zu 1) hebräisch: תָּן (tan), Schakal
Die Bedeutungen des Wortes im Einzelnen:
2) In Psalm 91,13: Schlange
zu 2) hebräisch: תַּנִּין (tannin): Schlange
Die Bedeutungen des Wortes im Einzelnen:
Beide Wörter gehen in der hebräischen Sprache auf den selben Wortstamm ( תנן) zurück, was erklären mag, warum Luther sie identisch übersetzte. Dabei entschied er sich gegen die konkrete Bezeichnung eines Tieres, die ihm wohl zu schwach erschien, und für das mystische Bild des »Drachens«.
Der Drache ist ein Ungeheuer, das die Gestaltmerkmale und Wesenzüge unterschiedlicher Tiere besitzt, aber vielfach mächtiger als jedes dieser Tiere selbst ist.
Das du vns ſo zurſchlegeſt vnter den Drachen / Vnd bedeckeſt vns mit finſternis.
a) Dass du uns so zerschlägst unter den Schakal und bedeckst uns mit Finsternis b) Dass du uns so zerschlägst unter die Herrschaft des Tyrannen und bedeckst uns mit Finsternis. c) Dass du uns so zerschlägst unter die Völker der Wüste und bedeckst uns mit Finsternis.
Luthers Scholion in Psalm 44 belegt, dass er den Drachen als Metapher für tyrannische Völker verstanden wissen will: (Drachen) Das iſt / Den gifftigen Tyrannen.
Erläuterung zum Bild des Schakals:
Der Schakal ist ein typischer Bewohner der Wüste, dessen Geheul an die Klagelieder Trauernder erinnert. Er steht als Metapher für kriegerische Wüstenvölker bzw. fremde Heere, die über die Wüste kommend in das Land einfielen. Wo sie raubten und plünderten, hörte man noch lange die Klagelieder der Bewohner von weit her.
Auff dem Lewen vnd Ottern wirſtu gehen / Vnd tretten auff den Jungenlewen vnd Drachen.
Du gehst auf Löwen und Vipern, Junglöwen und Schlangen wirst Du niedertreten.
Das Bild, das der Autor des Psalms zeichnet, stellt paarweise Löwe und Viper (die erwachsenen, zeugungsfähigen Tiere), sowie Junglöwe und Schlange bzw. Schlangenbrut (die Nachkommen) nebeneinander.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||
rugen
rugete
geruget | ruhen (Verb) ausruhen, von reger Tätigkeit erholsam entspannen
Substantiv: Ruge, die Ruhe er rugete: er ruhte 1Mos 2,2; 2Mos 20,11 er hatte geruget: er hatte geruht 1Mos 2,3 1Mos 4,7: lauern
Biſtu aber nicht from / So ruget die Sünde fur der thür
Luther benutzt rugen in 1Mos 4,7 im Sinne von still und ruhig, aber wachsam und aufmerksam daliegen, wie er in seinem Scholion erklärt.
Die Bedeutung ist somit lauern.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||
Thor | Tor, das | ||||||||
Gezelt | Gezelt, das (veraltet) Gezelt
das Zelt
Behausung, Wohnung, Wohnstätte
In der alten Schreibweise wurde dem Wort Zelt noch das Präfix vorangestellt (ähnlich wie bei Haus und Gehäuse), das mit der Zeit verloren gegangen ist.
Sein Gezelt vmb jn her war finſter / vnd ſchwartze dicke wolcken / Darin er verborgen war.
a) Seine Wohnung war finster und bestand aus schwarzen, dicken Wolken, in denen er verborgen war. b) Seine Wohnung war Finsternis und schwarze, dicke Wolken. Darin war er verborgen.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||
Heiden | Heiden, die
Heide, der Heiden
Im Alten Testament nur im Plural gebräuchlich.
(eigtl. Völker). Im religiösen Sinn sind Heiden Menschen, die nicht an Gott glauben bzw. angehörige fremder Religionen.
Gemeint sind (allumfassend) Völker mit fremden Religionen und fremden Gotteskulten aus der Sicht des Sprechenden in Abgrenzung zum Volk Gottes, die anderen bzw. fremden Völker.
vnd [ſie] ſprachen zu jm [d. i. Samuel] / Sihe / Du biſt alt worden / Vnd deine Söne wandeln nicht in deinen wegen / So ſetze nu einen König vber vns / der vns richte / wie alle Heiden haben.
... und sie sprachen zu Samuel: »Schau, du bist alt geworden und deine Söhne wandeln nicht auf deinen Wegen. Setze daher einen König ein, der über uns Recht spreche, so, wie ihn alle anderen Völker haben!«
Im Neuen Testament verwendet Luther das Wort auch im Singular.
Unsere Übersetzung »Ungläubiger« trifft es nicht ganz: Gemeint ist in den Texten eigentlichen eine Person, die einem anderen Staat angehört und daher eine andere Religion ausübt. Der Begriff »Ausländer« würde allerdings in der heutigen Zeit noch weniger passen.
Höret er die Gemeine nicht / So halt jn als einen Heiden vnd Zölner.
Hört er nicht auf die Gemeinde, dann halte ihn für einen Ungläubigen und Zöllner.
So aber jemand die ſeinen / ſonderlich ſeine Hausgenoſſen / nicht verſorget / der hat den glauben verleugnet / vnd iſt erger denn ein Heide.
Wenn aber jemand die Seinen, insbesondere seine Mitbewohner, nicht versorgt, dann hat er den Glauben verleugnet, und er ist schlimmer als ein Ungläubiger.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||
Zion
berg Zion
berg Gottes
des HERRN Berg
der heilige Berg | Zion, der Berg Zion, der Der in der Bibel genannte Berg Zion ist der Tempelberg in Jerusalem. Er steht als Synonym für den Wohnsitz des Gottes JHWH.
König David eroberte Jerusalem sowie den Berg Zion südlich der Stadt (Südosthügel) mit der Burg Zion und machte Jerusalem zu seinem Königssitz. Salomo hatte das Stadtgebiet auf den angrenzenden Nordosthügel ausgeweitet, in dem er dort (wo sich heute der Felsendom befindet) einen Tempel errichtete. Der Name Zion bezeichnet nun diesen Hügel, den Tempelberg. Die Bezeichnung »Zion« ist allerdings in der Bibel unterschiedlich verwendet: In der am engsten gefassten Vorstellung bezeichnet Zion den Tempelberg. Das Wort kann aber auch für ganz Jerusalem, die heilige Stadt Jahwes, stehen. An einigen Stellen in den biblischen Texten können damit auch die Bewohner Jerusalems, bzw. das gesamte Volk oder alle Städte Judäas gemeint sein. Der in Jerusalem heute so genannte »Mount Zion«, südwestlich der alten Stadtmauer gelegen, erhielt diesem Namen, nachdem der kleine Berg im Mittelalter irrtümlich als Berg Zion identifiziert worden war. Neuere Forschungen bestätigten jedoch: Er ist nicht mit dem biblischen Berg Zion identisch. Der Berg behielt aber diesen offiziellen Namen.
Abbildung: Jerusalem, der Tempelberg und der Berg Zion Foto: 2015, © Sabrina | Reiner
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||
HERR | HERR, JHWH, Jahwe Aussehen in unseren Frakturschriften: HERR oder HERR
HERR im Alten Testament
hebräisch: יהוה (jhwh, das Tetragrammaton JHWH) lateinisch (Biblia Sacra Vulgata): Dominus, Herr
Luthers Schreibweise HERR in Versalien (Großbuchstaben) folgt einer festen Regel. Sie weist darauf hin, dass im hebräischen Text an dieser Stelle das Tetragrammaton (das Vierfachzeichen) »JHWH« (hebr.: יהוה) steht. Es ist der unaussprechliche Name Gottes.
Satztechnisch bedingte Varianten
Um beim Satz der Lettern Platz in einer Zeile zu sparen, wodurch übermäßiger Sperrdruck oder ungünstige Wortumbrüche vermieden werden, sind in der Lutherbibel von 1545 häufig auch die Varianten HERr oder HERRn oder HERrn zu finden. Dabei sind mindestens die ersten drei Zeichen in Versalien gesetzt, womit sie hinreichend von HErr unterscheidbar sind.
An wenigen Stellen im Text wurde eine für uns unübliche Trennung im Wort vorgenommen, um einen Zeilenumbruch zu realisieren, hier beispielhaft gezeigt:
[ ...] fur den HER- RN bringen [...]
HERR HErr
Der Ausdruck HERR HErr steht dann, wenn im hebräischen Text »JHWH Adonaj« zu lesen ist. (Siehe dazu auch den Artikel HErr.)
Auch die umgekehrte Reihenfolge HErr HERR ist möglich (»Adonaj JHWH«).
4bSo ſpricht der HErr HERR / 5aſie gehorchen oder laſſens /
Die neuen Lutherbibeln übersetzen diesen Ausdruck stets mit »Gott der HERR«.
Die Aussprache des Namens Gottes
Das Wissen um die Aussprache der vier Zeichen, die den Gottesnamen ausmachen, ist schon früh in der Geschichte verloren gegangen. Sie werden heute oft mit »Jahwe« (vokalisiert geschrieben יְהוָה nach der Aussprache des hebräischen Adonaj, Herr) oder »Jehova« (יְהוָֹה ebenfalls nach dem hebräischen Adonaj, Herr, jedoch unter Berücksichtigung aller Vokale) transkribiert, aber auch mit »Jewah« (ebenfalls יְהוָה aber nach dem hebräischen Schema, der Name, zu lesen) oder »Jehowih« (יְהוִה nach dem hebräischen Elohim, Gott / Götter).
Luthers Namensersatz
Luther kannte die vokalisierten Varianten und die transkribierten Formen und war wohl besonders dem Wort »Jehova« zugeneigt. Es bezieht alle drei Vokale aus dem Wort Adonaj, das »Herr« bedeutet. Dennoch hatte er es vermieden, in seiner Übersetzung »Jehova« zu verwenden. Stattdessen nutzte er wie die lateinischen Bibeln einen Wortersatz. Er setzte das deutsche Wort ein, das gemäß der jüdischen Tradition zu lesen sei, wenn im Text das Vierfachzeichen erscheint, machte es aber durch die besondere Satzweise in Großbuchstaben kenntlich: HERR.
Luthers Schreibweise hat sich bis heute in etlichen Bibelausgaben gehalten.
HERR im Neuen Testament
Im neuen Testament verwendet Luther die Schreibweise HERR in Versalien (Großbuchstaben) für Gott, den Vater, an Stellen, wo sich Zitate aus dem Alten Testament auf »JHWH« beziehen.
Wichtig: Davon zu unterscheiden sind die Schreibweisen
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||
Zuuerſicht
zuuerſicht | Zuversicht, die ursprünglich: das Voraussehen auf etwas oder eine Person
1) die Erwartung des Künftigen 2) die Erwartung dessen, was man wünscht, die Hoffnung 3) das Vertrauen auf Gott und das, was er gewährleistet 4) die feste, untrügliche Annahme der Erwartung 5) das Vertrauen, das man auf sich und seine Fähigkeiten hat
Zuuerſicht
Das Wort zuuersicht kommt besonders oft im Psalter vor (sechszehn Fundstellen).
Mein Gott iſt der Hort meiner zuuerſicht.
HERR / zu dir ſchrey ich / vnd ſage / Du biſt meine Zuuerſicht /
Herr, zu dir schreie ich und sage: Du bist meine Zuversicht!
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||
Erläuterungen siehe Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545 | |||||||||
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
Luther erklärt die Bedeutung des Alten Testaments und der Gesetze Mose. Diese Schriften seien für Christen sehr nützlich zu lesen, nicht zuletzt deshalb, weil Jesus, Petrus und Paulus mehrfach daraus zitieren.
Luther widmet den Prophetenbüchern eine umfangreiche Vorrede. Diese Bücher seien reich an Predigten und Beispielen für christliches Leben, und sie weissagen die Ankunft Christi.