Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
mit Worterklärungen
Luther-Deudſch | Deutsch
Der Text in 66 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel XI. | ||
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1 - 39 |
ERSTER TEIL DES BUCHES JESAJA
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11,1 - 12,6 |
VIII. DIE VERHEISSUNG DES FRIEDENSREICHS
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1 | 11,1-16 |
Im folgenden Text ist der bezeichnete Vers hervorgehoben.
[10a]
11,1 -12,6
VND es wird eine Rute auffgehen von dem ſtam Iſai / vnd ein Zweig aus ſeiner wurtzel Frucht bringen. 2Auff welchem wird rugen der Geiſt des HERRN / der Geiſt der weisheit vnd des verſtands / der Geiſt des rats vnd der ſtercke / der Geiſt des erkentnis vnd der furcht des HERRN. 3Vnd ſein b Riechen wird ſein in der furcht des HERRN. Er wird nicht richten nach dem ſeine augen ſehen / noch ſtraffen / nach dem ſeine Ohren hören / 4Sondern wird mit gerechtigkeit richten die Armen / vnd * mit Gericht ſtraffen die Elenden im Lande. Vnd wird mit dem Stabe ſeines Mundes die Erden ſchlahen / vnd mit dem Odem ſeiner Lippen den Gottloſen tödten. 5Gerechtigkeit wird die gurt ſeiner Lenden ſein / vnd der Glaube die gurt ſeiner Nieren.
6DIe Wolffe werden bey den Lemmern wonen / vnd die Pardel bey den Böcken ligen. Ein kleiner Knabe wird Kelber vnd Jungelewen vnd Maſtvihe mit einander treiben. 7Kühe vnd Beeren werden an der Weide gehen / das jre Jungen bey einander ligen / vnd Lewen werden ſtroh eſſen wie die Ochſen. 8Vnd ein Seugling wird ſeine luſt haben am loch der Ottern / vnd ein Entweneter wird ſeine hand ſtecken in die hüle des Baſilisken. 9Man wird nirgend letzen
b
(Riechen)
Sein Opffer das fur Gott wol reucht / vnd ſein Reuchwerg / wird nicht ſein / wie des alten Prieſterthums des Geſetzes in euſſerlich ein Reuchwerg / Sondern in der furcht Gottes / das iſt / ſein Gebet wird im Geiſt geſchehen Joh. 4. Denn reuchen heiſſt beten / Riechen heiſſt erhören.
*
(Mit gericht)
Er wird ſie durch gnade gerecht machen / vnd doch durchs Creutz laſſen ſtraffen / den vbrigen alten Adam im fleiſch / Vnd das heiſſt / mit gericht ſtraffen / das iſt / Nicht im grim noch zorn ſondern mit vernunfft vnd zu jrem nutz.
[10a | 10b]
Der Prophet C․ XI. XII.
noch verderben auff meinem heiligen Berge / Denn das Land iſt vol Erkentnis des HERRN / wie mit waſſer des Meers bedeckt.
VND wird geſchehen zu der zeit / Das die wurtzel Iſai / die da ſtehet zum Panir den Völckern / Nach der werden die Heiden fragen. Vnd ſeine Ruge wird Ehre ſein. 11Vnd der HErr wird zu der zeit zum andern mal ſeine Hand ausſtrecken / das er das vbrige ſeines Volcks erkriege ſo vberblieben iſt / von den Aſſyrern / Egyptern / Pathros / Morenland / Elamiten / Sinear / Hamath / vnd von den Inſulen des Meers. 12Vnd wird ein Panir vnter die Heiden auffwerffen vnd zuſamen bringen die veriagten Iſrael / vnd die zerſtreweten aus Juda zu hauff füren / von den vier Ortern des Erdreichs. 13Vnd der neid wider Ephraim wird auffhören / vnd die feinde Juda werden ausgerottet werden / das Ephraim nicht neide den Juda / vnd Juda nicht ſey wider Ephraim.
14SIe werden aber den Philiſtern auff dem Halſe ſein gegen Abend / vnd berauben alle die ſo gegen Morgen wonen. Edom vnd Moab werden jre Hende gegen ſie falten / Die kinder Ammon werden gehorſam ſein. 15Vnd der HERR wird verbannen den ſtrom des meers in Egypten. Vnd wird ſeine Hand laſſen gehen vber das Waſſer mit ſeinem ſtarcken Winde / vnd die ſieben Ströme ſchlahen / das man mit ſchuhen dadurch gehen mag. 16Vnd wird eine Ban ſein dem vbrigen ſeines Volcks / das vberblieben iſt von den Aſſyrern / wie Iſrael geſchach zur zeit / da ſie aus Egyptenland zogen.
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Jeſa. | Der Prophet Jeſaja.Biblia Vulgata: | Der Prophet Jesaja Das Buch Jesaja | Jes Jes Jes Is |
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2.Theſ. | Die ander Epiſtel S. Pauli: An die Theſſalonicher.Biblia Vulgata: | Der zweite Brief des Paulus an die Thessalonicher 2. Thessalonicherbrief | 2. Thess 2 Thess 2Thess |
Infr. | Latein: [vide] infra Kapitelnummer
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Die folgenden Begriffe aus dem Text Jes 11 werden hier erläutert.
Versnummer: Luthers Wort | |||
8: Baſilisken | |||
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Luther-Deutsch | Deutsch | Erläuterungen | ||||||||
Baſiliſk
Baſiliſke | Basilisk, der Basiliske, die (veraltet) Basilisk, Giftschlange, Natter, Otter, Viper u. a.
mhd: basiliske, m. [Schlange]
hebräisch: צֶפַע (ṣepa, Giftschlange) und צִפְעוֹנִי (ṣipwoniy, Giftschlange) griechisch: βασιλισκος (basilískos, wörtl.: »Kleinkönig«), Basilisk, eine Schlangenart lateinisch: basiliscus, Basilisk
Der hebräische Text benutzt Wörter, die offensichtlich eine besonders giftige Schlangenart benennen. Welches Tier gemeint ist und ob es überhaupt eine Schlange bezeichnet, bleibt unklar. Spekulationen dazu sind zahlreich veröffentlicht worden.
Der Basilisk
Der Basilisk ist ein antikes Fabelwesen, das im Mittelalter wieder neu auflebte, nicht zuletzt durch die Verwendung des Begriffs in den Übersetzungen Luthers.
Der Basilisk soll von einer Schlange (oder Kröte) aus einem dotterlosen Hühnerei ausgebrütet worden sein. Dargestellt wird das Wesen daher meist als Hahn mit dem Schwanz einer Schlange. Manchmal findet sich auf dem Kopf eine Krone, manchmal ist der Körper verformt und schrumplig wie der einer Kröte. In manchen Skulpturen des späten Mittelalters kommt der Basilisk einem Drachen nahe, der herrschend und drohend mit gespreizten Flügeln Eingänge bewacht. Die besondere Fähigkeit dieses Tieres soll in seinem tödlichen Blick verborgen sein, der dem Menschen Lebenskraft entziehen oder zu Versteinerung führen soll. Er könne mit seinem Atem Büsche und Sträucher in Brand setzen und Steine sprengen.
Baſiliſk
* In diesem Artikel sind alle Fundstellen zitiert.
Verwendung
Das Wort kommt ausschließlich bei den Propheten Jesaja und Jeremia vor.
Luther benutzt die maskuline, aber auch die feminine Form.
Ein Blick auf die gegebenen Textstellen verdeutlicht, warum sich Luther für das Wort »Basilisk« für das unbekannte Tier entschieden hat, obwohl ihm die Bedeutung »giftige Schlange« bekannt war: Die Beschreibungen gehen weit über die Eigenschaften einer Schlange hinaus.
Moderne Übersetzungen wählen dennoch meist Schlangennamen. Die Elberfelder Bibel sieht hier eher die Otter oder eine Viper, die Lutherbibel 2017 identifiziert das Tier als Natter. Dies alles sind Giftschlangen, die auch in Palästina bzw. im Vorderen Orient in den Zeiten der Propheten Jesaja und Jeremia bekannt waren.
Doch dies scheint zu einfach gelöst. Die Autoren der Prophetenbücher kannten Schlangen (siehe Jes 14,29 und Jer 8,17 unten). Vermutlich wählten sie Wörter für irreale Wesen, die auf einem regionalen mystischem Glauben ihrer Zeit basierten und dort etwas Böses vertraten. Die simplifizierte (aber nicht ganz passende) Interpretation als »Giftschlange« charakterisiert immerhin ihre Gefährlichkeit (durch ihr starkes Gift) sowie ihre religiös zu verstehende Listigkeit und dämonenhafte Art (angelegt in der Geschichte der Verführung im Paradies durch die Schlange, 1Mos 3,1-6).
Bei einer Interpretation der Textstellen wird gerade die dämonenhafte Gefährlichkeit dieser Wesen zu berücksichtigen sein, denn dieser Aspekt war den Autoren wichtig. Luther hat bereits implizit durch eine geschickte Wortwahl mit dem Begriff »Basilisk« darauf hingewiesen.
In neueren Übersetzungen geht Luthers Erkenntnis nicht nur verloren, sie zeigen die Autoren der alten hebräischen Texte auch als redaktionelle Stümper: Nattern, die fliegende Schlangen ausbrüten? Die Geschichte wird unglaubwürdig, weil der Versuch unternommen wurde, sie in eine reale Welt zu übertragen, was aber nicht vollständig gelingen kann. Beschrieben sind mystische Wesen in einem Umfeld, wo sie eine Rolle spielten.
Vnd ein Seugling wird ſeine luſt haben am loch der Ottern / vnd ein Entweneter wird ſeine hand ſtecken in die hüle des Baſilisken.
a) Und ein Säugling wird seine Lust haben am Loch der Ottern, und ein Kleinkind wird seine Hand in die Höhle des Basilisken stecken. b) Lutherbibel 2017: Und ein Säugling wird spielen am Loch der Otter, und ein kleines Kind wird seine Hand ausstecken [sic] zur Höhle der Natter.
Denn aus der wurtzel der Schlangen wird eine Baſiliſke komen / vnd jre frucht wird ein fewriger fliegender Drache ſein.
a) Denn aus der Wurzel der Schlange wird eine Basiliske kommen, und ihre Frucht wird ein feuriger, fliegender Drache sein. b) Lutherbibel 2017: Denn aus der Wurzel der Schlange wird eine giftige Natter kommen, und ihre Frucht wird eine fliegende Schlange sein.
Anmerkung: Hier ist von einer weiblichen Basiliske die Rede, weil das Wesen seinerseits ein mystisches Wesen gebiert: den feuerspeienden, fliegenden Drachen.
SIe brüten Baſiliſken eyer / vnd wircken Spinneweb. Iſſet man von jren Eyern / ſo mus man ſterben / Zutrit mans aber / ſo feret ein Otter eraus.
a) Sie brüten Basiliskeneier und wirken Spinngewebe. Isst man von ihren Eiern, so muss man sterben. Aber zertritt man eins, dann fährt eine Otter heraus. b) Lutherbibel 2017: Sie brüten Natterneier und weben Spinnweben. Isst man von ihren Eiern, so muss man sterben. Zertritt man sie aber, so fährt eine Schlange heraus.
Denn ſihe / Ich wil Schlangen vnd Baſiliſken vnter euch ſenden / die nicht beſchworen ſind / die ſollen euch ſtechen / ſpricht der HERR /
a) Denn siehe! Ich will Schlangen und Basilisken zu euch schicken, die nicht beschworen sind. Die sollen euch stechen, spricht der Herr. b) Lutherbibel 2017: Denn siehe, ich will Schlangen und Nattern unter euch senden, die nicht zu beschwören sind; die sollen euch stechen, spricht der Herr.
SK Version 21.11.2024 ● | ||||||||
Erläuterungen siehe Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545 | |||||||||
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Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
LESUNG AUS DEM ALTEN TESTAMENT UND PREDIGTTEXT
DAS HEILIGE CHRISTFEST
2. Weihnachtstag · 26. Dezember
AT
V
LESUNG AUS DEM ALTEN TESTAMENT
Tag des Besuchs Marias bei Elisabeth
Tag der Heimsuchung Mariae
2. Juli
AT
Luther erklärt die Bedeutung des Alten Testaments und der Gesetze Mose. Diese Schriften seien für Christen sehr nützlich zu lesen, nicht zuletzt deshalb, weil Jesus, Petrus und Paulus mehrfach daraus zitieren.
Luther widmet den Prophetenbüchern eine umfangreiche Vorrede. Diese Bücher seien reich an Predigten und Beispielen für christliches Leben, und sie weissagen die Ankunft Christi.