Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Der Text in 66 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel XXX. | ||
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1 - 39 |
ERSTER TEIL DES BUCHES JESAJA
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28,1 - 31,9 |
XI. DIE ASSYRISCHE KRISE
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1 | 30,1-7 | |
2 | 30,8-17 | |
3 | 30,18-26 | |
4 | 30,27-33 |
Im folgenden Text ist der bezeichnete Vers hervorgehoben.
[17b]
WEh den abtrünnigen Kindern / ſpricht der HERR / die on mich ratſchlahen / vnd on meinen Geiſt Schutz ſuchen / zuheuffen eine ſunde vber die ander. 2Die hin ab zihen in Egypten / vnd fragen meinem Mund nicht / das ſie ſich ſtercken mit der macht Pharao vnd ſich beſchirmen vnter dem ſchatten Egypti. 3Denn es ſol euch die ſtercke Pharao zur ſchande geraten / vnd der Schutz vnter dem ſchatten Egypti zum hohn. 4Ire Fürſten ſind wol zu Zoan geweſt / vnd jre Botſchafft gen Hanes komen. 5Aber ſie müſſen doch alle zu ſchanden werden vber dem Volck / das jnen nicht nütze ſein kan / weder zur hülffe / noch ſonſt zu nutz / ſondern nur zur ſchande vnd ſpot.
6DIs iſt die Laſt vber die Thiere ſo gegen Mittage zihen / da Lewen vnd Lewin ſind / ja Ottern vnd fewrige fliegende Drachen / im Lande der trübſal vnd anſt. Sie füren jr Gut auff der Füllen rücke / vnd jre Schetze auff der Kamel höcker / zum Volck / das jnen nicht nütze ſein kan / 7Denn Egypten iſt nichts vnd jr helffen iſt vergeblich. Darumb predige ich dauon alſo / Die Rahab wird ſtill dazu ſitzen.
Rahab
Iſt Egypten/vnd heiſſet ſtoltz.
SO gehe nu hin / vnd ſchreibs jnen fur / auff eine Tafel / vnd zeichens in ein Buch / das es bleibe fur vnd fur ewiglich. 9Denn es iſt ein vngehorſam volck vnd verlogene Kinder / die nicht hören wollen des HERRN Geſetz. 10Sondern ſagen zu den Sehern / Ir ſolt nichts ſehen / vnd zu den Schawern / Ir ſolt vns nicht ſchawen die rechte lere. Prediget vns aber ſanffte / ſchawet vns teuſcherey. 11Weichet vom wege / machet euch von der ban / Laſſet den Heiligen Iſrael auffhören bey vns.
12DARumb ſpricht der Heilige Iſrael alſo / Weil jr dis wort verwerffet / vnd verlaſſt euch auff freuel vnd mutwillen / vnd trotzet darauff. 13So ſol euch ſolche vntugent ſein / wie ein Riſs / an einer hohen Mauren / wenn es beginnet zu rieſeln / die plötzlich vnuerſehens einfellet vnd zuſchmettert. 14Als / wenn ein Töpffen zuſchmettert würde / das man zuſtöſſet vnd ſein nicht ſchonet / alſo / das man von ſeinen ſtücken nicht eine Scherbe findet / darin man Fewer hole vom herde / oder waſſer ſchepffe aus einem brun.
15DEnn ſo ſpricht der HErr HERR / der Heilige in Iſrael / Wenn jr ſtille bliebet / ſo würde euch geholffen / Durch ſtille ſein vnd hoffen würdet jr ſtarck ſein. Aber jr wolt mich / 16vnd ſprechet / Nein / ſondern auff Roſſen wollen wir fliehen (Darumb werdet jr flüchtig ſein) vnd auff Leuffern wollen wir reiten (Darumb werden euch ewer Verfolger vbereilen) 17Denn ewer Tauſent werden fliehen / fur eines einigen ſchelten / Ja fur Fünffen werdet jr Alle fliehen / Bis das jr vberbleibet / wie ein Maſtbaum oben auff eim Berge / vnd wie ein Panir oben auff eim Hügel.
(Stille)
Das iſt / Leiden / gedult vnd harren etc.
[17b | 18a]
Jeſáiá․ C. XXX.
XVIII.
DARumb harret der HERR / das er euch gnedig ſey / vnd hat ſich auffgemacht / das er ſich ewr erbarme / Denn der HERR iſt ein Gott des gerichts / Wol allen die ſein harren. 19Denn das volck Zion wird zu Jeruſalem wonen / Du wirſt nicht weinen / Er wird dir gnedig ſein wenn du ruffeſt / Er wird dir antworten / ſo bald ers höret. 20Vnd der HErr wird euch in trübſal Brot / vnd in engſten waſſer geben. Denn er wird deinen Lerer nicht mehr laſſen wegfliegen / Sondern deine augen werden deinen Lerer ſehen / 21vnd deine ohren werden hören das wort hinder dir ſagen alſo her / Dis iſt der weg / den ſelbigen gehet / ſonſt weder zur rechten noch zur Lincken.
(Gerichts)
Nicht des wütens oder grimmes / ſondern ſtraffe mit maſſen / vnd thut jm nicht zu viel / wie die Rachgirigen pflegen.
a
Gebeſſert / ſawr getemperirt mit ſüſſem.
22VND jr werdet entweihen ewre vberſilberten Götzen / vnd die güldene Kleider ewer Bilder / vnd werdet ſie wegwerffen / wie ein vnflat / vnd zu jnen ſagen / Hinaus. 23So wird er deinem Samen / den du auff den acker geſeet haſt Regen geben / vnd Brot von des ackers einkomen / vnd desſelbigen volle genüge. Vnd dein Vihe wird ſich zu der zeit weiden in einer weiten Awe / 24die Ochſen vnd Füllen / ſo den acker bawen / werden a gemenget Futter eſſen / welchs geworffelt iſt mit der worffſchauffel vnd wanne. 25Vnd es werden auff allen groſſen Bergen vnd auff allen groſſen Hügeln zurteilete Waſſerſtröme gehen / zur zeit der groſſen Schlacht wenn die Thürme fallen werden. 26Vnd des Mons ſchein wird ſein wie der Sonnen ſchein / vnd der Sonnen ſchein wird ſiebenmal heller ſein denn jtzt / Zu der zeit / wenn der HERR den ſchaden ſeines Volcks verbinden / vnd ſeine Wunden heilen wird.
Thürme ſind die groſſen Tyrannen vnd Gewaltigen.
SIhe des HERRN Name kompt von ferne / ſein Zorn brennet / vnd iſt ſeer ſchweer / Seine Lippen ſind vol grimmes / vnd ſeine Zunge wie ein verzerend fewr / 28vnd ſein Odem wie ein Waſſerflut / die bis an den Hals reichet / zuſtrewen die Heiden bis ſie zunicht werden / vnd die Völcker mit eim zaum in jren backen hin vnd her treibe. 29Da werdet jr ſingen / wie zu nacht eines heiligen Feſtes / vnd euch von hertzen frewen / als wenn man mit der Pfeiffen gehet zum Berge des HERRN zum Hort Iſrael.
30VND der HERR wird ſeine herrliche Stimme ſchallen laſſen / Das man ſehe ſeinen ausgereckten Arm / mit zornigem drewen / vnd mit flammen des verzerenden fewrs / mit ſtralen / mit ſtarckem regen / vnd mit hagel. 31Denn Aſſur wird erſchrecken fur der ſtimme des HERRN / der jn mit der Ruten ſchlegt / 32Denn es wird die Rute gantz durchdringen / vnd wol treffen / wenn ſie der HERR vber jn füren wird / mit paucken vnd harffen / vnd allenthalben wider ſie ſtreiten. 33Denn die Grube iſt von geſtern her zugericht / ja die ſelbige iſt auch dem Könige bereit / tieff vnd weit gnug / So iſt die wonunge drinnen / fewr vnd holtz die menge / Der odem des HERRN wird ſie anzünden / wie ein ſchwefelſtrom.
Das laut von der helle vnd ewigem Fewr.
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1) (Grube) lat.: Ebraice Topheth / de quo Jere. 7 et. Jere. 19. latius.
dt.:» (Grube[meint:]) das Hebräische תֹפֶת (topət), wie auch in Jer 7 und Jer 19 in Lateinisch [benutzt].«
Luther erklärt, dass das Wort Thofeth, das in den lateinischen Bibelausgaben an dieser Stelle steht wie auch in Jer 7,31.32 und Jer 19,6.11.13.14, auf das hebräische Wort תֹפֶת zurückgeht, was er nun als »Tophet« wiedergibt und mit »Grube« übersetzt.
Tatsächlich ist das Wort schwierig und seine Bedeutung umstritten, weshalb sich wohl bereits die Kirchenväter vor einer Übersetzung scheuten und nur die Transkription Thofeth in ihre Übersetzungen übernahmen, nicht zuletzt, weil es sich offensichtlich um eine Ortsangabe handelt.
In Jes 30,33 findet sich die Schreibweise תָּפְתֶ֔ה (topətεh). Das angehängte »h« (ה) wirft Fragen auf. Es kann Audruck der Namensgebung oder ein Fragepartikel sein.
Vermutlich ist das hebräische Wort ein Lehnwort aus dem Aramäischen, das »Feuerstelle«, »Brandstelle« meint (so auch Steurer, Interlinearübersetzung). Gemäß etlicher Forscher soll es eine Ortsangabe bedeuten, einen Ort im Tal Ge-Hinnom bei Jerusalem benennen, den Sitz des Molochdienstes (Gesenius).
Beides zusammen macht Sinn: Offensichtlich trug diesen Namen die Stätte im Tal Ge-Hinnom, an der die Kanaaniter rituelle Kinderopfer durch Verbrennen ausgeführt hatten (vor 600 v. Chr.), ihren Opferriten folgend, die Menschenopfer forderten (Molochdienst). Zu denken ist also an eine Art heilige Grube in der Bedeutung eines Altars, die so gebaut war, dass ein großes Feuer darin entzündet werden konnte, durch das die Opfer vermutlich versuchen mussten, hindurch zulaufen oder hindurch getrieben wurden: Man ließ sie durch das Feuer gehen (2Kon 23,10).
So ist Luthers Übersetzung 1545 viel zu schwach, erst der Kontext führt in die richtige Richtung. Die Lutherbibel 2017 schreibt »Feuergrube«, noch stärker wäre die folgende Übersetzung des hebräischen Textes:
»Die alte Brandopferstätte des Molochdienstes ist noch immer bereit. Sie ist auch für den König geeignet. Sie ist tief und breit mit Holz ausgelegt. Jede Menge Holzscheite sind [zusätzlich] vorhanden.«
Oder als Frage formuliert:
»Ist nicht die alte Brandopferstätte des Molochdienstes noch immer bereit? Sie ist auch für den König geeignet. Sie ist tief und breit mit Holz ausgelegt. Jede Menge Holzscheite sind [zusätzlich] vorhanden.«
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Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
Jeſa. | Der Prophet Jeſaja.Biblia Vulgata: | Der Prophet Jesaja Das Buch Jesaja | Jes Jes Jes Is |
Jer. | Der Prophet Jeremia.Biblia Vulgata: | Der Prophet Jeremia Das Buch Jeremia | Jer Jer Jer |
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LESUNG AUS DEM ALTEN TESTAMENT UND PREDIGTTEXT
KALENDARISCHER JAHRESWECHSEL
Silvesternacht · 31. Dezember
AT
III
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Luther erklärt die Bedeutung des Alten Testaments und der Gesetze Mose. Diese Schriften seien für Christen sehr nützlich zu lesen, nicht zuletzt deshalb, weil Jesus, Petrus und Paulus mehrfach daraus zitieren.
Luther widmet den Prophetenbüchern eine umfangreiche Vorrede. Diese Bücher seien reich an Predigten und Beispielen für christliches Leben, und sie weissagen die Ankunft Christi.