Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
mit Worterklärungen
Luther-Deudſch | Deutsch
Der Text in 50 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel IIII. | ||
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1 - 11 |
I. DIE URGESCHICHTE
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4,1-26 |
I.3 KAINS BRUDERMORD
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1 | 4,1-2 | |
2 | 4,3-7 | |
B3 |
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3 | 4,8 | |
4 | 4,9-10 | |
5 | 4,11-16 | |
6 | 4,17-22 | |
7 | 4,23-24 | |
8 | 4,25-26 |
Im folgenden Text ist der bezeichnete Vers hervorgehoben.
[2b]
4,1-26
VND Adam erkandte ſein Weib Heua / Vnd ſie ward ſchwanger / vnd gebar den Kain / vnd ſprach. Ich habe f den Man des HERRN. 2Vnd ſie fur fort / vnd gebar Habel ſeinen bruder / Vnd Habel ward ein Schefer / Kain aber ward ein Ackerman.
f
Ey Gott ſey gelobt / Da hab ich den HERRN den Man / den Samen / der dem Satan oder Schlangen den Kopff zutretten ſol / Der wirds thun.
ES begab ſich aber nach etlichen tagen / das Kain dem HERRN Opffer bracht von den Früchten deſ feldes / 4Vnd Habel bracht auch von den Erſtlingen ſeiner Herde vnd von jrem fetten. Vnd der HERR ſahe gne
[2b | 3a]
Moẛe. C․ IIII․
III.
Adám.
diglich an Habel vnd ſein Opffer / 5Aber Kain vnd ſein Opffer ſähe er nicht gnediglich an / Da ergrimmet Kain ſeer vnd ſein geberde verſtellet ſich. 6Da ſprach der HERR zu Kain / Warumb ergrimmeſtu? vnd warumb verſtellet ſich dein Geberde? 7Iſts nicht alſo? Wenn du from biſt / ſo biſtu angeneme / Biſtu aber nicht from / So ruget die Sünde fur der g thür / Aber las du jr nicht jren willen / ſondern herrſche vber ſie.
8Da a redet Kain mit ſeinem bruder Habel.
VND es begab ſich / da ſie auff dem Felde waren / erhub ſich Kain wider ſeinen bruder Habel / vnd ſchlug jn tod.
9Da ſprach der HERR zu Kain / Wo iſt dein bruder Habel? Er aber ſprach / Ich weis nicht / Sol ich meines bruders Hüter ſein? 10Er aber ſprach / Was haſtu gethan? Die ſtim deineſ Bruders blut ſchreiet zu mir von der Erden /
g
(Thür)
Ebreiſch lautet Thür / ſo viel als das offenſtehet / oder auffgethan wird / Mar. vij. Hephethah / thu dich auff etc
vnd iſt die meinung / Die ſünde ligt vnd ruget / wie ein Ochſlin ligt vnd ruget. Aber ſie ligt in der Thür / das iſt / Sie wird offen ſtehen / oder offenbar werden / ob der Sünder wol eine zeit lang ſicher da hin gehet als ſchlaffe die ſünde oder ſey tode?
a
(Redet mit Habel)
Das iſt / Scham halben muſt er ſich euſſerlich ſtellen vnd reden mit ſeinem Bruder / weil er geſtrafft ward / Ob er wol im hertzen jn zu tödten gedacht. Alſo iſt Kain aller Heuchler vnd falſcher Heiligen vater.
11Vnd nu verflucht ſeiſtu auff der Erden / die jr maul hat auffgethan / vnd deines Bruders blut von deinen henden empfangen. 12Wenn du den Acker bawen wirſt / ſol er dir fort ſein vermügen nicht geben / Vnſtet vnd flüchtig ſoltu ſein auff Erden.
13KAin aber ſprach zu dem HERRN / Meine Sünde iſt gröſſer / denn das ſie mir vergeben werden müge. 14Sihe / Du treibeſt mich heute aus dem Lande / vnd mus mich fur deinem Angeſicht verbergen / vnd mus vnſtet vnd flüchtig ſein auff Erden / So wird mirs gehen / das mich todſchlage wer mich findet. 15Aber der HERR ſprach zu jm / Nein / Sondern wer Kain todſchlegt / das ſol ſiebenfeltig gerochen werden. Vnd der HERR macht ein Zeichen an Kain / das jn niemand erſchlüge / wer jn fünde. 16Alſo gieng Kain von dem Angeſicht des HERRN / vnd wonet im Lande Nod / jenſeid Eden gegen dem morgen.
KAINS
Geſchlecht.
VND Kain erkandte ſein Weib / die ward ſchwanger vnd gebar den Hanoch. Vnd er bawete eine Stad / die nennet er nach ſeins Sons namen / Hanoch. 18Hanoch aber zeugete Irad. Irad zeugete Mahuiael. Mahuiael zeugete Methuſael. Methuſael zeugete Lamech.
LAMEch
LAmech aber nam zwey Weiber / eine hies Ada / die ander Zilla. 20Vnd Ada gebar Jabal / Von dem ſind her komen die in Hütten woneten vnd vieh zogen / 21Vnd ſein Bruder hies Jubal / Von dem ſind herkomen die Geiger vnd Pfeiffer. 22Die Zilla aber gebar auch / nemlich / den Thubalkain den Meiſter in al-
[3a | 3b]
I. Bucĥ C․ IIII. V.
Adám.
lerley ertz vnd eiſenwerck / Vnd die Schweſter des Thubalkain / war Naema.
23VND Lamech ſprach zu ſeinen weibern Ada vnd Zilla / Ir weiber Lamech höret meine rede / vnd merckt was ich ſage. Ich hab einen Man erſchlagen mir zur wunden / vnd einen Jüngling mir zur beulen. 24Kain ſol ſieben mal gerochen werden / Aber Lamech ſieben vnd ſiebenzig mal.
Seth.
Enos.
25Adam erkandte aber mal ſein weib / vnd ſie gebar einen Son den hies ſie Seth / Denn Gott hat mir (ſprach ſie) einen andern ſamen geſetzt fur Habel den Kain erwürget hat. 26Vnd Seth zeuget auch einen Son / vnd hies jn Enos / Zu derſelbigen zeit fieng man an zu predigen von des HERRN Namen.
(Fieng man an)
Nicht das zuuor nicht auch Gottes Name were geprediget / Sondern nach dem durch Kains bosheit der Gottesdienſt gefallen war / ward er dazu mal wider auffgericht / vnd jrgend ein Altarlin gebawet / dahin ſie verſamleten / das Gottes wort zuhören vnd zubeten.
✽
*) Hinweis zur Schreibweise Habel:
Das »H« ist ein stimmloser Anlaut: (H)abel, was dann in der deutschen Aussprache »Abel« ergibt.
2) Notiz in der Marginalspalte: Ich habe den Man des Herrn
Zum Text und zur Erläuterung in der Marginalspalte siehe auch das Nachwort G. Rörers (Dem christlichen Leser), Absatz 6.
Danach wollte Luther den Text als »Ich habe den Man / den HERRN« gedruckt haben, doch bei der Herstellung des Druckstocks hat jemand die Formulierung in Angleichung an vorherige Bibelausgaben Luthers abgeändert, was vom Lektor der neuen Ausgabe (G. Rörer) übersehen wurde.
3) Notiz in der Marginalspalte: Mar. vij. Hephethah / thu dich auff etc
Luther verweist auf Mk 7,34 (33-35), wo Jesus das Wort Hephethah benutzt: vnd [Jheſus] ſahe auff gen Himel / ſeufftzet / vnd ſprach zu jm / Hephethath das iſt / thu dich auff.
In den griechischen Quellen zu Markus 7,34 befindet sich der Ausdruck εϕϕαθα (deutsch transkribiert: Ephphata) als die ins Griechische transkribierte Form eines aramäischen Wortes, das Jesus wie eine Formel, wie einen magischen Spruch benutzt habe. Ursprung und Bedeutung des aramäischen Wortes sind unsicher.
Holzschnitt in 1Mos IIII.
»Kain und Abel«
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Die Bildsprechung finden Sie in diesem Artikel:
Gezeigt wird die Tragödie des ersten Mordfalls der (biblischen) Menschheitsgeschichte. Themen sind: Der Umgang mit Emotionen, die Frage nach Gottes Beistand, Recht und Strafe und das Opfer des Lamms.
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Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
Gen. | Das erste Buch Moſe. | Das erste Buch Mose (Genesis) Genesis 1. Buch Mose | 1. Mose Gen 1Mos |
Marc. | Euangelium S. Marcus.Biblia Vulgata: | Das Evangelium nach Markus Markusevangelium | Mk Mk Mk |
Ebre. | Die Epiſtel an die Ebreer.Biblia Vulgata: | Der Brief an die Hebräer Hebräerbrief | Hebr Hebr Hebr |
1.Joh. | Die erste Epiſtel S. Johannis.Biblia Vulgata: | Der erste Brief des Johannes 1. Jonannesbrief | 1. Joh 1 Joh 1Joh |
Erläuterungen siehe Liste der Abkürzungen und Namen biblischer Bücher | |||
Die folgenden Begriffe aus dem Text 1Mos 4 werden hier erläutert.
Versnummer: Luthers Wort | |||
1: Adam | 1: Heua | 1: Kain | |
1: HERR | 2: Habel | 3: Opffer | |
7: rugen | |||
Klick auf ein Wort führt zum Eintrag mit den Erklärungen. Das vollständige Verzeichnis findet sich hier: Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545 |
Luther-Deutsch | Deutsch | Erläuterungen | ||||||||
Adam | Adam (Name) Mensch, der hebräisch: אָדָם, ādām (der Mensch) griechisch: Αδαμ lateinisch: Adam
Der Name leitet sich ab vom hebräischen Wort אֲדָמָה (ădāmāh, »Ackerboden«, »Erde«).
Luther erklärt den Namen in seinem Scholion
Adam heiſſt auf Ebreiſch Menſch / darumb mag man menſch ſagen / wo Adam ſtehet / vnd widerumb.
Adam ist Hebräisch und bedeutet »Mensch«. Deshalb kann man überall da, wo »Adam« im Text steht, auch »Mensch« sagen, und umgekehrt.
In der Schöpfungsgeschichte wurde der Mensch von Gott aus Lehm (Erdboden) geformt. Der fertigen Figur, dem Leib, wurde danach der »Lebenshauch« eingeblasen und der Mensch wurde ein lebendiges Wesen.
Das gleiche Motiv findet sich so auch in anderen Schöpfungsgeschichten, beispielsweise in denen der Sumerer und der Ägypter, die jeweils älter sind, als die biblische Schöpfungsgeschichte.
In der ägyptischen Mythologie formte der Gott Chnum auf einer Töpferscheibe aus Lehm eine Figur. In diese Figur füllte er schließlich das »Ka«, die »Lebenskraft«, und der erste Mensch war geschaffen.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||
Heua | Hewa (Name)
Eva (Name) hebräisch: חַוָּה (ḥawwāh oder cḥawwah, die Belebte) griechisch: Εὕα lateinisch: Hewa
Heua ist ist Luthers folgerichtige Transkription der hebräischen, griechischen und lateinischen Schreibweisen. Dabei ist das »u« das zu jener Zeit übliche Zeichen für das Klangbild unseres heutigen »v«.
Auszusprechen ist das Wort als He-wá (Betonung auf dem Buchstaben a) bzw. [H]E-va, nicht als Heu-a!
Heutige Schreib- und Sprechweise:
Eva (Name)
Der Name und seine Bedeutung
Der Name taucht in der Lutherbibel erstmals in 1Mos 3,20 auf:
Luther erklärt den Namen in seinem Scholion zu diesem Vers:
Hai / heiſſt Leben / Da her kompt Heua oder Haua / leben oder lebendige.
Hai (Ha-i) heißt »Leben«. Daher kommt Heva (He-va) oder Hava (Ha-va), »Leben« oder »Lebendige«.
Eva ist Zoë
Der Text in der griechischen Septuaginta schreibt, dass Adam sein Weib Ζωή (Zoë, »Leben«) nannte, denn sie sei die Mutter aller Lebendigen (ὅτι αὕτη μήτηρ πάντων των ζὡντων). In 1Mos 4,1 heißt sie dann auch in der Septuaginta Εὕα (Heva, Eva).
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||
Kain | Kain (Name) hebräisch:: קין lateinisch: Kain griechisch: Καιν (Kain)
Der erste Sohn von Adam und Eva.
Kain war der erste Mensch, der durch Geburt zur Welt kam und auf diese Weise den Lebenshauch, das Leben, von Gott an Adam und Eva unmittelbar gespendet, durch Vererbung erlangte.
Über seine Geburt ist in 1Mos 4,1 dies vermerkt:
Eva gebar den Kain / vnd ſprach. Jch habe den Man des HERRN.
Luther erklärt dazu im Scholion, dass sich Eva über die Geburt Kains einerseits erstaunt und anderseits gefreut hatte.
Luther: Ey Gott ſey gelobt / Da hab ich den HERRN den Man / den Samen / der dem Satan oder Schlangen den Kopff zutretten ſol / Der wirds thun.
Dabei bezieht sich Luther nicht auf Kain als Person, sondern auf den Samen, auf die Nachkommen von Adam und Eva, auf die Kinder Gottes. Er deutet damit an, dass in dieser Nachkommenschaft Jesus steht, der der Schlange den Kopf zertreten wird (siehe dazu 1Mos 3,14f.).
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||
HERR | HERR, JHWH, Jahwe Aussehen in unseren Frakturschriften: HERR oder HERR
HERR im Alten Testament
hebräisch: יהוה (jhwh, das Tetragrammaton JHWH) lateinisch (Biblia Sacra Vulgata): Dominus, Herr
Luthers Schreibweise HERR in Versalien (Großbuchstaben) folgt einer festen Regel. Sie weist darauf hin, dass im hebräischen Text an dieser Stelle das Tetragrammaton (das Vierfachzeichen) »JHWH« (hebr.: יהוה) steht. Es ist der unaussprechliche Name Gottes.
Satztechnisch bedingte Varianten
Um beim Satz der Lettern Platz in einer Zeile zu sparen, wodurch übermäßiger Sperrdruck oder ungünstige Wortumbrüche vermieden werden, sind in der Lutherbibel von 1545 häufig auch die Varianten HERr oder HERRn oder HERrn zu finden. Dabei sind mindestens die ersten drei Zeichen in Versalien gesetzt, womit sie hinreichend von HErr unterscheidbar sind.
An wenigen Stellen im Text wurde eine für uns unübliche Trennung im Wort vorgenommen, um einen Zeilenumbruch zu realisieren, hier beispielhaft gezeigt:
[ ...] fur den HER- RN bringen [...]
HERR HErr
Der Ausdruck HERR HErr steht dann, wenn im hebräischen Text »JHWH Adonaj« zu lesen ist. (Siehe dazu auch den Artikel HErr.)
Auch die umgekehrte Reihenfolge HErr HERR ist möglich (»Adonaj JHWH«).
4bSo ſpricht der HErr HERR / 5aſie gehorchen oder laſſens /
Die neuen Lutherbibeln übersetzen diesen Ausdruck stets mit »Gott der HERR«.
Die Aussprache des Namens Gottes
Das Wissen um die Aussprache der vier Zeichen, die den Gottesnamen ausmachen, ist schon früh in der Geschichte verloren gegangen. Sie werden heute oft mit »Jahwe« (vokalisiert geschrieben יְהוָה nach der Aussprache des hebräischen Adonaj, Herr) oder »Jehova« (יְהוָֹה ebenfalls nach dem hebräischen Adonaj, Herr, jedoch unter Berücksichtigung aller Vokale) transkribiert, aber auch mit »Jewah« (ebenfalls יְהוָה aber nach dem hebräischen Schema, der Name, zu lesen) oder »Jehowih« (יְהוִה nach dem hebräischen Elohim, Gott / Götter).
Luthers Namensersatz
Luther kannte die vokalisierten Varianten und die transkribierten Formen und war wohl besonders dem Wort »Jehova« zugeneigt. Es bezieht alle drei Vokale aus dem Wort Adonaj, das »Herr« bedeutet. Dennoch hatte er es vermieden, in seiner Übersetzung »Jehova« zu verwenden. Stattdessen nutzte er wie die lateinischen Bibeln einen Wortersatz. Er setzte das deutsche Wort ein, das gemäß der jüdischen Tradition zu lesen sei, wenn im Text das Vierfachzeichen erscheint, machte es aber durch die besondere Satzweise in Großbuchstaben kenntlich: HERR.
Luthers Schreibweise hat sich bis heute in etlichen Bibelausgaben gehalten.
HERR im Neuen Testament
Im neuen Testament verwendet Luther die Schreibweise HERR in Versalien (Großbuchstaben) für Gott, den Vater, an Stellen, wo sich Zitate aus dem Alten Testament auf »JHWH« beziehen.
Wichtig: Davon zu unterscheiden sind die Schreibweisen
SK Version 21.11.2024 ● | ||||||||
Habel | Abel (Name) Zweiter Sohn von Adam und Eva.
Heute ist in deutschen Bibeln der Name Abel geläufig.
Habel
Anders als bei anderen hebräischen Namen ist der Bruder Kains der alleinige Namensträger. Keine weitere Person in der Bibel heißt Abel.
Somit kommt der Name im Alten Testament nur in 1Mos 4 vor (8 mal). Ein weiteres Mal referenziert ihn Luther in seiner Vorrede auf die Propheten.
Im Neuen Testament findet sich der Name nur einmal, in Hebr 12,24 (s. u.).
hebräisch:הבל (Hevel, Atem, Hauch) lateinisch: Abel griechisch: Αβελ (Abel)
Anmerkung zur Schreibweise Habel: Luther stützte sich auf die hebräische Schreibweise (jedoch mit andersartiger Punktation: »a« statt »e«). Dort erscheint der erste Buchstabe »H« als nahezu stimmloser Anlaut für das »A«. Dafür gab es weder in der lateinischen noch in der deutschen Sprache eine phonetische Entsprechung. Das »H« wurde daher auch in späteren Lutherbibeln weggelassen.
Vnd Habel ward ein Schefer / Kain aber ward ein Ackerman.
Und Abel war ein Schäfer, Kain aber war Landwirt.
SOndern jr ſeid komen [...] zu dem Blut vnd der Beſprengunge / das da beſſer redet / denn Habels.
Sondern ihr seid gekommen [...] zu dem Blut und der Opferung des Blutes, das da besser [d. i. lauter, heftiger, wirkungsvoller] redet als Abels [Blut].
Hebr 12,24 nimmt Bezug auf den Vers 1Mos 4,10, in der Abels Blut schreit, also »redet«:
Er aber ſprach / Was haſtu gethan? Die ſtim deineſ Bruders blut ſchreiet zu mir von der Erden /
Er aber sprach: »Was hast Du nur getan! Die Stimme des Blutes deines Bruders schreit zu mir von der Erde!«
SK Version 21.11.2024 ● | ||||||||
Opffer | Opfer, das Opfergabe, die rituelle Opfergabe
Es begab ſich aber nach etlichen tagen / das Kain dem HERRN Opffer bracht von den Früchten deſ feldes / Vnd Habel bracht auch von den Erſtlingen ſeiner Herde vnd von jrem fetten.
Die beiden Brüder Kain und Abel sind die ersten Menschen, die Gott Opfergaben darbringen. Abel, der Schäfer war, opferte aus seiner Herde Erstlinge, erstgeborene Lämmer.
Erstlinge und Lämmer spielen von nun an eine besondere Rolle in der religiösen Praxis.
Das Motiv kehrt insbesondere wieder in der zehnten Plage Gottes für Ägypten, verbunden mit dem Pascha-Mahl: Alle Erstlinge in Ägypten waren dem Tode geweiht. Nur die Familien jener Hebräer blieben verschont, die als Ersatz ein erstgeborenes Lamm opferten und mit seinem Blut die Türschwellen und -einfassungen bestrichen.
Das Pascha-Fest wiederholt alljährlich in Erinnerung an den Auszug aus Ägypten dieses Opfermahl.
Die christliche Religion kennt Jesus als Erstling und Lamm Gottes (Agnus Dei), den Gott selbst als Ersatz für alle Opfer anbot, die die jüdische Religion vorschrieb, nun aber nicht mehr nötig sind. Insofern ist Jesus die christliche Entsprechung der Opfergabe Abels.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||
rugen
rugete
geruget | ruhen (Verb) ausruhen, von reger Tätigkeit erholsam entspannen
Substantiv: Ruge, die Ruhe er rugete: er ruhte 1Mos 2,2; 2Mos 20,11 er hatte geruget: er hatte geruht 1Mos 2,3 1Mos 4,7: lauern
Biſtu aber nicht from / So ruget die Sünde fur der thür
Luther benutzt rugen in 1Mos 4,7 im Sinne von still und ruhig, aber wachsam und aufmerksam daliegen, wie er in seinem Scholion erklärt.
Die Bedeutung ist somit lauern.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||
Erläuterungen siehe Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545 | |||||||||
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
Gleich am Anfang der Bibel geht es um Neid, Verführung, Betrug und Mord. Und es geht um die bittere Erkenntnis, dass Menschen andere Menschen absichtlich töten können.
Doch wo bleibt Gott? Wo ist sein Schutz? Warum beschützt er nicht einmal die Frommen, die Gläubigen, jene, die an ihn glauben, auf ihn hoffen und ihm vertrauen?
Oder verstehen wir da etwas falsch? Kann Gott gar nicht helfen? Will er nicht? Oder sieht seine Hilfe ganz anders aus? – Das muss wohl sein, denn sonst wären Jesus, Petrus, Paulus und viele andere bekannte Märtyrer wohl kaum einem gewaltsamen Tod gestorben.
Was aber ist denn Gottes Plan? Was erwartet er? Wie hilft er?
Der folgende Artikel behandelt »Gedanken über Gewalt und Gottes Schutz«:
Die Gewalt ist so alt wie die Menschheit. Bereits im ersten Mordfall der (biblischen) Geschichte stellt sich die Frage: Wo bleibt Gottes Schutz?
Gedanken über Gottes Schutz in diesem Artikel.
AT
IV
Luther erklärt die Bedeutung des Alten Testaments und der Gesetze Mose. Diese Schriften seien für Christen sehr nützlich zu lesen, nicht zuletzt deshalb, weil Jesus, Petrus und Paulus mehrfach daraus zitieren.