Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
mit Worterklärungen
Luther-Deudſch | Deutsch
Der Text in 50 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel II. | ||
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1 - 11 |
I. DIE URGESCHICHTE
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1 | 2,1-4a | |
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2,4b - 3,24 |
I.2 DER ZWEITE SCHÖPFUNGSBERICHT:
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2 | 2,4b-6 | |
3 | 2,7 | |
4 | 2,8-14 | |
5 | 2,15-17 | |
6 | 2,18-25 |
[1b]
ALſo ward volendet Himel vnd Erden mit jrem gantzen Heer. 2Vnd alſo volendet Gott am ſiebenden tage ſeine Werck die er machet / vnd rugete am ſiebenden tage / von allen ſeinen Wercken die er machet. 3Vnd ſegnete den ſiebenden Tag vnd heiliget jn / darumb / das er an dem ſelben geruget hatte von allen ſeinen Wercken / die Gott ſchuff vnd machet.
4aALſo iſt Himel vnd Erden worden / da ſie geſchaffen ſind.
2,4b - 3,24
4bZu der zeit / da Gott der HERR Erden vnd Himel machte / 5vnd allerley Bewme auff dem Felde / die zuuor nie geweſt waren auff Erden / Vnd allerley Kraut auff dem Felde / das zuuor nie gewachſen war. Denn Gott der HERR hatte noch nicht regenen laſſen auff Erden / vnd war kein Menſch der das Land bawete / 6Aber ein Nebel gieng auff von der Erden / vnd feuchtet alles Land.
Adam.
VND Gott der HERR machet den Menſchen aus dem Erdenklos / vnd er blies jm ein den lebendigen Odem in ſeine Naſen / Vnd alſo ward der Menſch eine lebendige Seele.
VND Gott der HERR pflantzet einen Garten in Eden / gegen dem morgen / vnd ſetzet den Menſchen drein / den er gemacht hatte. 9Vnd Gott der HERR lies auffwachſen aus der Erden allerley Bewme / lüſtig an zuſehen / vndgut zu eſſen / Vnd den Bawm des Lebens mitten im Garten / vnd den Bawm des Erkentnis gutes vnd böſes.
10VND es gieng aus von Eden ein Strom zu weſſern den Garten / vnd teilet ſich da ſelbs in vier Heubtwaſſer. 11Das erſt heiſſt a Piſon / das fleuſſet vmb das gantze Land Heuila / Vnd daſelbs findet man gold / 12vnd das gold des Lands iſt köſtlich / vnd da findet man Bedellion vnd den eddelſtein Onix. 13Das ander waſſer heiſſt b Gihon / das fleuſſt vmb das gantze Morenland. 14Das dritte waſſer heiſſt c Hidekel / das fleuſſt fur Aſſyrien. Das vierde waſſer iſt der d Phrath.
a
(Piſon)
Iſt das groſſe waſſer in India / das man Ganges heiſſet / denn Heuila iſt Indienland.
b
(Gihon)
Iſt das waſſer in Egypten / das man Nilus heiſſt.
c
(Hidekel)
Iſt das waſſer in Aſſyria / das man Tygris heiſſt.
d
(Phrath)
Aber iſt das neheſt waſſer in Syria / das man Euphrates heiſſt.
Gebot Got tes Adam gegeben.
VND Gott der HERR nam den Menſchen vnd ſatzt jn in den garten Eden / das er jn bawet vnd bewaret. 16Vnd Gott der HERR gebot dem Menſchen / vnd ſprach / Du ſolt eſſen allerley Bewme im Garten. 17Aber
[1b | 2a]
I․ Bucĥ C․ II. II․
II.
Adám.
von dem Bawm des Erkentnis gutes vnd böſes ſoltu nicht eſſen Denn welches tages du da von iſſeſt / wirſtu des Todes ſterben.
VND Gott der HERR ſprach / Es iſt nicht gut das der Menſch allein ſey / Ich wil jm ein Gehülffen machen / die vmb jn ſey.19Denn als Gott der HERR gemacht hatte von der Erden allerley Thier auff dem Felde / vnd allerley Vogel vnter dem Himel / bracht er ſie zu dem Menſchen / das er ſehe / wie er ſie nennet / Denn wie der Menſch allerley lebendige Thier nennen würde / ſo ſolten ſie heiſſen. 20Vnd der Menſch gab einem jglichen Vieh / vnd Vogel vnter dem Himel / vnd Thier auff dem felde / ſeinen namen / Aber fur den Menſchen ward kein Gehülffe funden / die vmb jn were.
(Vmb jn ſey)
Das iſt / Kein Thier nam ſich des Menſchen an vmb jn zu ſein / das jm hülffe ſich mehren vnd neeren etc.
21DA lies Gott der HERR einen tieffen Schlaff fallen auff den Menſchen / vnd er entſchlieff. Vnd nam ſeiner Rieben eine / vnd ſchlos die ſtet zu mit Fleiſch. 22Vnd Gott der HERR bawet ein Weib aus der Riebe / die er von dem Menſchen nam / vnd bracht ſie zu jm. 23Da ſprach der Menſch / Das iſt doch Bein von meinen Beinen / vnd Fleiſch von meinem fleiſch / Man wird ſie Mennin heiſſen / darumb / das ſie vom Manne genomen iſt. 24Darumb / wird ein Man ſeinen Vater vnd ſeine Mutter verlaſſen / vnd an ſeinem Weibe hangen vnd ſie werden ſein ein Fleiſch.25Vnd ſie waren beide nacket / der Menſch vnd ſein Weib / vnd a ſchemeten ſich nicht.
✽
1) Verweis auf Hebr. 3:
Luther verweist auf den Abschnitt Hebr 3,7 - 4,10. Dort heißt es in Hebr 3,11: »Das ich auch ſchwur in meinem zorn / Sie ſolten zu meiner Ruge nicht komen.« Das Wort Ruge (Ruhe) bezieht sich dort auf den siebenten Schöpfungetag, den Tag der Ruhe Gottes. Der Hebräerbrief greift die Formulierung mehrfach auf und erklärt sie schließlich unmißverständlich in Hebr 4,4 mit dem Ruhetag Gottes aus 1Mos 2,3.
2) Druckfehler: vndgut; Korrektur: vnd gut
3) lat.: id est; dt.: »das ist«, »das bedeutet«.
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Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
Gen. | Das erste Buch Moſe. | Das erste Buch Mose (Genesis) Genesis 1. Buch Mose | 1. Mose Gen 1Mos |
Matth. | Euangelium S. Mattheus.Biblia Vulgata: | Das Evangelium nach Matthäus Matthäusevangelium | Mt Mt Mt |
1.Cor. | Die j. Epiſtel S. Paul an die Corinther.Biblia Vulgata: | Der erste Brief des Paulus an die Korinther 1. Korintherbrief | 1. Kor 1 Kor 1Kor |
Ephe. | Die Epiſtel S. Pauli: An die Epheſer.Biblia Vulgata: | Der Brief des Paulus an die Epheser Epheserbrief | Eph Eph Eph |
1.Tim. | Die erſte Epiſtel S. Pauli: An Timotheum.Biblia Vulgata: | Der erste Brief des Paulus an Timotheus 1. Timotheusbrief | 1. Tim 1 Tim 1Tim |
Erläuterungen siehe Liste der Abkürzungen und Namen biblischer Bücher | |||
Die folgenden Begriffe aus dem Text 1Mos 2 werden hier erläutert.
Versnummer: Luthers Wort | |||
2: rugete | 3: heiliget | 4: HERR | |
5: allerley | 5: Bewme | 5: zuuor | |
5: bawete | 7: odem | 7: Seele | |
8: Eden | 10: Heubtwaſſer | ||
11: Piſon | 11: fleuſſet | 12: Heuila | |
13: Bedellion | 13: Gihon | 13: Morenland | |
14: Hidekel | 14: Phrath | 17: ſoltu | |
17: wirſtu | 18: Gehülffen | 20: jglichen | |
21: entſchlieff | 21: Rieben | 21: ſtet | |
22: Weib | |||
Klick auf ein Wort führt zum Eintrag mit den Erklärungen. Das vollständige Verzeichnis findet sich hier: Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545 |
Luther-Deutsch | Deutsch | Erläuterungen | ||||||||||||||||
rugen
rugete
geruget | ruhen (Verb) ausruhen, von reger Tätigkeit erholsam entspannen
Substantiv: Ruge, die Ruhe er rugete: er ruhte 1Mos 2,2; 2Mos 20,11 er hatte geruget: er hatte geruht 1Mos 2,3 1Mos 4,7: lauern
Biſtu aber nicht from / So ruget die Sünde fur der thür
Luther benutzt rugen in 1Mos 4,7 im Sinne von still und ruhig, aber wachsam und aufmerksam daliegen, wie er in seinem Scholion erklärt.
Die Bedeutung ist somit lauern.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||
heiligen | heiligen (Verb) 1) allgemein: 1a) als göttlich vollkommen verehren 1b) etwas von Sünde reinigen, befreien 1c) etwas außergewöhlich göttliches würdigen oder für einen außergewöhlich göttlichen Zweck erheben
2) weihen 2a) etwas als Opfer für Gott unwideruflich deklarieren 2b) jemanden zum Dienst für Gott berufen (in unterschiedlichen Ausprägungen) 2c) etwas für eine göttliche Bestimmung erwählen
3) Gott heiligt 3a) jemanden oder etwas aus dem Zustand der Sündhaftigkeit befreien
Ableitung aus dem Adjektiv heilig: (In Abgrenzung zum Irdischen:) göttlich vollkommen und verehrungswürdig.
GOTT heiligt den Sabbat: 1Mos 2,3:
Vnd ſegnete den ſiebenden Tag vnd heiliget jn /
Und [GOTT] segnete den siebenten Tag und heiligte ihn.
Anm: Hier ist segnen mit heiligen gekoppelt.
GOTT heiligt Menschen: Hes 20,12:
[Gott spricht:] Jch gab jnen auch meine Sabbath / zum zeichen zwiſſchen mir vnd jnen / Damit ſie lerneten / das ich der HERR ſey / der ſie heiliget.
Ich gab ihnen auch meinen Sabbat zum Zeichen zwischen mir und ihnen, damit sie lernen mögen, dass ich der HERR bin, der sie heiligt.
Menschen heiligen: 3Mos 11,44:
DEnn ich bin der HERR ewr Gott / Darumb ſolt jr euch heiligen / das jr heilig ſeid / denn ich bin Heilig.
Denn ich bin der HERR, euer GOTT. Darum solt ihr euch heiligen, damit ihr heilig seid, denn ich bin heilig.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||
HERR | HERR, JHWH, Jahwe Aussehen in unseren Frakturschriften: HERR oder HERR
HERR im Alten Testament
hebräisch: יהוה (jhwh, das Tetragrammaton JHWH) lateinisch (Biblia Sacra Vulgata): Dominus, Herr
Luthers Schreibweise HERR in Versalien (Großbuchstaben) folgt einer festen Regel. Sie weist darauf hin, dass im hebräischen Text an dieser Stelle das Tetragrammaton (das Vierfachzeichen) »JHWH« (hebr.: יהוה) steht. Es ist der unaussprechliche Name Gottes.
Satztechnisch bedingte Varianten
Um beim Satz der Lettern Platz in einer Zeile zu sparen, wodurch übermäßiger Sperrdruck oder ungünstige Wortumbrüche vermieden werden, sind in der Lutherbibel von 1545 häufig auch die Varianten HERr oder HERRn oder HERrn zu finden. Dabei sind mindestens die ersten drei Zeichen in Versalien gesetzt, womit sie hinreichend von HErr unterscheidbar sind.
An wenigen Stellen im Text wurde eine für uns unübliche Trennung im Wort vorgenommen, um einen Zeilenumbruch zu realisieren, hier beispielhaft gezeigt:
[ ...] fur den HER- RN bringen [...]
HERR HErr
Der Ausdruck HERR HErr steht dann, wenn im hebräischen Text »JHWH Adonaj« zu lesen ist. (Siehe dazu auch den Artikel HErr.)
Auch die umgekehrte Reihenfolge HErr HERR ist möglich (»Adonaj JHWH«).
4bSo ſpricht der HErr HERR / 5aſie gehorchen oder laſſens /
Die neuen Lutherbibeln übersetzen diesen Ausdruck stets mit »Gott der HERR«.
Die Aussprache des Namens Gottes
Das Wissen um die Aussprache der vier Zeichen, die den Gottesnamen ausmachen, ist schon früh in der Geschichte verloren gegangen. Sie werden heute oft mit »Jahwe« (vokalisiert geschrieben יְהוָה nach der Aussprache des hebräischen Adonaj, Herr) oder »Jehova« (יְהוָֹה ebenfalls nach dem hebräischen Adonaj, Herr, jedoch unter Berücksichtigung aller Vokale) transkribiert, aber auch mit »Jewah« (ebenfalls יְהוָה aber nach dem hebräischen Schema, der Name, zu lesen) oder »Jehowih« (יְהוִה nach dem hebräischen Elohim, Gott / Götter).
Luthers Namensersatz
Luther kannte die vokalisierten Varianten und die transkribierten Formen und war wohl besonders dem Wort »Jehova« zugeneigt. Es bezieht alle drei Vokale aus dem Wort Adonaj, das »Herr« bedeutet. Dennoch hatte er es vermieden, in seiner Übersetzung »Jehova« zu verwenden. Stattdessen nutzte er wie die lateinischen Bibeln einen Wortersatz. Er setzte das deutsche Wort ein, das gemäß der jüdischen Tradition zu lesen sei, wenn im Text das Vierfachzeichen erscheint, machte es aber durch die besondere Satzweise in Großbuchstaben kenntlich: HERR.
Luthers Schreibweise hat sich bis heute in etlichen Bibelausgaben gehalten.
HERR im Neuen Testament
Im neuen Testament verwendet Luther die Schreibweise HERR in Versalien (Großbuchstaben) für Gott, den Vater, an Stellen, wo sich Zitate aus dem Alten Testament auf »JHWH« beziehen.
Wichtig: Davon zu unterscheiden sind die Schreibweisen
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allerley | allerlei (unbestimmtes Zahlwort) Das »ei« am Wortende wird nach den Regeln des Luther-Deutsch zu »ey«.
Man wird zu Zion ſagen / Das allerley Leute drinnen geborn werden
Man wird über Zion sagen, dass allerlei Leute darin geboren werden.
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Bawm
Bewme | Baum, der
Bäume, die Die Umlaute aw und ew
Neben den Umlauten »au« (haus) und »eu« (freude) kennt das Luther-Deutsch die Schreibweisen mit dem Buchstaben »w«.
Der Buchstabe »w« enstand aus einem doppelten »v« (»vv« bzw. »uu«) und signalisiert das verstärkte Klangbild.
Der Umlaut aw in Bawm endet in einem w-artigen Abklang, der fast wie ein kurzgesprochenes »o« klingt, ähnlich Ba(u)-om.
Der Umlaut ew in Bewme endet in einem v-artigen Abklang, der ein »j« mitschwingen lässt, ähnlich Be(u)-jme.
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zuuor
zuvor | zuvor (Adverb) zeitlich vorhergehend, davor
Hinweis: Luther verwendet ohne Unterscheidung:
Allerding taucht die Form zuvor wesentlich seltener auf. Die in Luthers Sprachgebrauch übliche Form ist zuuor.
zuuor
zuvor
Zuuor weis ich aber
a) Zuvor weiß ich aber, b) Ich weiß bereits,
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bawen | bauen (Verb) | ||||||||||||||||
Odem
odem | Odem, der der Atem
Das Wort othem war eine geläufige Nebenform zu athem.
Luthers Nebenform Odem hat sich zu einer feierlichen Form des Begriffs Atem (othem) verselbstständigt, der oft mit göttlichem Atem gleichgesetzt wird, also Atem meint, der »Leben« impliziert und nicht nur »Atemluft« bedeutet.
Er blies jm ein den lebendigen Odem in ſeine Naſen.
Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes Atem (athem) ist neben Hauch und Luft im Umfeld der Seele und des Lebensgeistes angesiedelt. Da die Seele dem Menschen eingeblasen und wieder von ihm ausgeblasen wird, sind die Begriffe des Wehens, Hauchens, Blasens und Atmens mit der Vorstellung von einer Seele und dem Lebensgeist verbunden.
Luther verwendet die Nebenform Odem, um gegenüber dem einfachen Atem (Luft, die ein- und ausgeblasen wird) die grundlegende Lebenskraft zu beschreiben, die nötig ist, um den Menschen zu beleben. Sie wurde dem noch leblosen Körper des ersten Menschen von Gott eingeblasen und wird von da an vererbt und bei der Zeugung weitergegeben.
Dabei grenzt sich Odem eindeutig von Seele ab, die ursprünglich wohl auch eine Art Lebenskraft bezeichnet. Während aber Odem die grundlegende Fähigkeit zu leben, das Leben an sich bezeichnet, ist an Seele die Persönlichkeit, das »Ich« des Individuums gekoppelt. Neben Körper (die Materie), Geist (die Fähigkeit, zu denken und zu handeln) und Seele (das Individuum, das "Ich") ist Odem (das Leben) die vierte Komponente, die uns Menschen zu lebenden, handelnden Wesen mit eigener Persönlichkeit macht (1Mos 2,7).
Leben vnd wolthat haſtu an mir gethan / vnd dein auffſehen bewart meinen odem.
Leben und Wohltat hast du mir zukommen lassen, und deine Fürsorge bewart meinen Odem [mein Leben].
Luther erklärt in der Marginalspalte, wie der Begriff Odem hier zu verstehen sei:
(Odem) Das iſt / mein Leben / das der odem anzeigt.
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Seele
ſeele | Seele, die Seele
hebräisch: נֶ֫פֶשׁ (nεfεš), eigtl.: Hauch, Atem 1) was ein Wesen lebendig macht: Seele 2) Sitze der Empfindungen: Gemüt, Herz 3) lebendiges Wesen (worin Leben ist), Lebender, Person griechisch: ψυχή (psyche), eigtl.: das (irdische) Leben 1) die Seele 2) das Leben 3) lebendiges Wesen (worin Leben ist), Lebender, Person, lebender Mensch lateinisch: anima Atem, Hauch, Seele, Gemüt, Leben, Lebenskraft Der Begriff Seele erstreckt sich über ein weites Feld von Bedeutungen, die alle im individuellen Sein eines lebendigen Wesens, speziell eines Menschen angesiedelt sind. Es reicht vom belebenden Atem über den Sitz der Emotionen, über Emotionen selbst, über Gemütszustände bis hin zu Lebenskraft und zu Leben an sich.
Seele grenzt immer lebende und empfindende Wesen von Gegenständen, toten Körpern und Verstorbenen ab, die alle diese Eigenschaften, also die Seele, entweder nicht besitzen oder verloren haben. Das heutige Verständnis
Der Begriff der Seele ist religionsgeschichtlich in allen Kulturen vorhanden, aber mit sehr unterschiedlichen Vorstellungen verbunden. Heute gibt es viele Interpretationsversuche, die oft zur Erklärung und Abgrenzung verschiedene Seelen-Typen beschreiben, wie die Körper-Seele, die Frei-Seele, die Schatten-Seele u.a.
Allen gemein scheint nur zu sein, dass mit Seele eine individuelle »Lebenskraft« gemeint ist, die jedoch nicht näher greifbar ist. Sie belebt den Körper, wenn der Mensch aktiv und bewusst ist (Körper-Seele). Sie existiert vom Bewusstsein aber auch unabhängig, beispielsweise, wenn der Mensch schläft oder bewusstlos ist (Frei-Seele). Sie beinhaltet die Gedanken und Gefühle (Ich-Seele). Die Hauch-Seele ist eine Art ätherisches Fluidum, und eine spezielle Gabe des Höchstens Wesens (ein Beispiel ist der Odem, den Adam eingeblasen bekommt). Die Schatten-Seele ermöglicht es, im Schlaf in den Träumen zu reisen, ohne den schlafenden Körper mitzunehmen, usw.
Im christlichen Abendland ist die Idee einer Seele zwar selbstverständlich, der Gebrauch des Begriffs aber längst nicht einheitlich. Bis heute steht der Begriff Seele im Zentrum theologischer Untersuchungen und Diskussionen. So ist das hebräische Wort נֶ֫פֶשׁ (nεfεš; Seele) eines der am meisten untersuchten Wörter im Alten Testament, nicht zuletzt, um die Grundlagen zu schaffen für ein christlich religiöses Verständnis.
Die Frei-Seele entspricht in etwa dem christlichen Verständnis: Sie ist von Körper und Geist unabhängig (frei). Die Frei-Seele vertritt den ganzen Menschen mit all seinen persönlichen Eigenschaften, Fähigkeiten, Gedanken und Erinnerungen. Sie kann in Träumen, Trancen oder in Bewusstlosigkeit den Kör0per vorübergehend verlassen und eigenständig existieren (frei). Kehrt sie nicht zurück, stirbt der Mensch, doch die Frei-Seele überlebt, womit die Persönlichkeit des Menschen nach seinem Tod erhalten bleibt.
Damit grenzt sich der Begriff Seele von der Bedeutung Lebenskraft oder von Leben eindeutig ab. Während die Lebenskraft und das Leben mit dem Tod verloren gehen, existiert die Seele weiter. Um eine »lebendige Seele« zu werden (1Mos 2,7), braucht es einen Körper (Materie), einen Geist (Denken und Handeln), eine Seele (das individuelle »Ich«) und das Leben an sich (das Luther Odem nennt).
Die Interpretation des Wortes Seele | ||||||||||||||||
Eden | Eden (Name) Der Garten Eden, das Paradies.
hebräisch: גן עדן (Gan Eden), Garten Eden griechisch: παράδεισος, das Paradies lateinisch: paradisus, das Paradies 1Mos 2 Der Garten Eden
Der Bibeltext in 1Mos 2 zeichnet ein Bild von einem Lebensraum (Garten) für die ersten Menschen, in dem alles vorhanden ist, wächst und gedeiht, was Menschen benötigen. Das Paradies zeichnet sich jedoch nicht dadurch aus, dass der Mensch dafür nichts beitragen muss. Im Gegenteil: Er soll den Garten weiter bebauen, pflegen und seinen Zustand bewahren.
Allerdings scheint dies im Paradies mit ertragreichen Böden und Pflanzen leichter und einfacher zu sein als außerhalb: In 1Mos 3,17 wird dem Menschen als Strafe auferlegt, dass er nun, vertrieben aus dem Paradies, mit Kummer und im Schweiße seines Angesichts Ackerbau betreiben muss auf Böden, die nur wenig Ertrag bringen und auf denen Disteln und Dornen zuhauf wachsen.
Die biblischen Texte zeichnen leider nur ein schwach ausgeprägtes Bild vom Paradies, das im Laufe der Jahrhunderte vielfältig ausgekleidet und mit unterschiedlichsten Vorstellungen ausgemalt wurde. Die Kernstücke der Idee vom Paradies sind jedoch nicht die allgemein verbreiteten Vorstellungen von einem friedlichen, sorgenfreien Leben im Überfluss. Es sind die Ideen der Selbsterkenntnis und der Verantwortung: Der Mensch bekam einerseits den Auftrag, den Garten zu bebauen und zu bewahren, anderseits das Gebot, nicht in seiner Gier nach Macht gottgleich werden zu wollen und sich für klüger als andere zu halten.
Die vielbeschworenen paradiesischen Zustände wird die Menschheit erst dann vorfinden, wenn sie es schafft, mit einem gesunden Selbstbewusstsein – wir alle sind gleichgestellte, gleichberechtigte Menschen, nicht mehr und nicht weniger! – die Welt in der sie lebt, verantwortungsvoll zum Wohle aller und zum Wohle künftiger Generationen zu bebauen und zu bewahren. Alles andere, wie Glück, Sorglosigkeit und Frieden, wird sich dann daraus ergeben. Doch nichts fällt uns in den Schoß: Im Schweiße unseres Angesichts müssen wir daran arbeiten – und dafür eintreten!
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gegen dem morgen | gegen den Morgen (Ausdruck) nach Osten Gegen (Präposition mit Akkusativ) bezeichnet räumlich die Ausrichtung auf etwas hin. Der Dativ, den Luther für die Beschreibung des Ziels benutzt (»dem Morgen«), ist heute nicht mehr gebräuchlich.
Der Morgen steht für die Himmelsrichtung, in der die Sonne aufgeht: Osten.
Die heutigen Übersetzungsvarianten wären: a) gegen den Morgen (veraltet) b) gegen Osten c) nach oder im Osten
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Heubtwaſſer | Hauptwasser, das Hauptwasser oder Hauptgewässer
Fluss, Strom, Hauptarm eines Flusses mit vielen Nebenflüssen
VND es gieng aus von Eden ein Strom zu weſſern den Garten / vnd teilet ſich da ſelbs in vier Heubtwaſſer ...
Das Bild in 1Mos 2,10-14 (Die Paradies-Flüsse), geht davon aus, dass es eine Quelle gibt, die einen ungeheuer großen Strom speist, der sich in vier Hauptarme teilt, um die große Fläche des Garten Eden zu bewässern.
Die Identifikation dieser Quelle, des Stromes, sowie der vier Hauptflüsse, die in diesem Text genannt werden, ist jedoch umstritten, wenn auch Luther in seinem Scholion den Erkenntnisstand der Gelehrten seiner Zeit niederschrieb.
Das Bild, das die Autoren zeichnen, umfasst im Prinzip die damals gesamte bekannte Welt. Es meint womöglich nur, dass der »Garten Eden« das gesamte fruchtbare Land dieser Welt umfasste. Hier finden sich Pflanzen und Tiere im Überfluss. Das Land, das jenseits von Eden lag (1Mos 4,16), war hingegen karge Steppe und Wüste, wo Disteln und Dornen wuchsen, wo es schwer war, zu jagen, Ackerbau zu betreiben und eine Viehherde zu ernähren. Die Vertreibung aus dem Paradies ist also nicht die Vertreibung aus der damals bekannten Welt, sondern vielmehr die Metapher für den Schritt, der Menschen veranlasste, die fruchtbaren Flussauen zu verlassen und die Steppenlandschaften und Wüsten als Lebensräume zu erobern.
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Piſon | Pison (Name eines Flusses) der Fluss Pischon Aus dem Scholion zu 1Mos 2,11
Luther: Jſt das groſſe waſſer in Jndia / das man Ganges heiſſet / denn Heuila iſt Jndienland.
Flavius Josephus, römisch-jüdischer Historiker des 1. Jahrhunderts, setzt den Fluss Pischon mit dem Ganges und das Land Hawila (Hewila) mit Indien gleich. Daher stammt wohl auch Luthers Interpretation. Jedoch sind andere Erklärungen bekannt, bis hin zu der Annahme, es handle sich um die Donau.
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flieſſen
fleuſſet
fleuſſt | fließen (starkes Verb) Infinitiv: flieſſen 3. Person Singular Präsens: fleuſſet, fleuſſt 3. Person Plural Präsens: flieſſen
Das erſt heiſſt Piſon / das fleuſſet vmb das gantze Land Heuila
Der erste heißt Pischon. Er fließt um das ganze Land Hewila
Das ander waſſer heiſſt Gihon / das fleuſſt vmb das gantze Morenland.
Das zweite Strom heißt Gihon. Er fließt um das ganze Land Kusch
Meine augen flieſſen mit waſſer / Das man dein Geſetz nicht helt.
Meine Augen sind voller Tränen, weil man dein Gesetz nicht hält.
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Heuila | Hewila (Name eines Landes) das Land Hewila
Heuila
* In diesem Artikel sind alle Fundstellen zitiert.
Ein Land namens Hewila wird genannt in 1Mos 2,11, in 1Mos 25,18 und in 1Sam 15,7.
Aus dem Scholion zu 1Mos 2,11:
Luther: (Piſon) Jſt das groſſe waſſer in Jndia / das man Ganges heiſſet / denn Heuila iſt Jndienland.
Flavius Josephus, römisch-jüdischer Historiker des 1. Jahrhunderts, setzt den Fluss Pischon mit dem Ganges und das Land Hawila (Hewila) mit Indien gleich. Daher stammt wohl auch Luthers Interpretation.
Jedoch sind andere Erklärungen bekannt. Das Land Hawila könnte Saba im heutigen Jemen meinen (wegen der im Text genannten Goldvorkommen), Arabien (wegen der Harze wie Bedellion), Syrien oder Äthiopien.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||
Bedellion | Bedellion, das Bedolachharz, das auch Bedelliumharz, das (Bedellium). hebräisch: בדלח (bedolach)
Harz des Balsambaumes, das als Duftstoff zum Räuchern verwendet wurde. Importiert wurde es aus Indien, Süd-Arabien und Ost-Afrika.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||
Gihon | Gihon (Name eines Flusses) der Fluss Pischon
Aus dem Scholion zu 1Mos 2,13:
Luther: (Gihon) Jſt das waſſer in Egypten / das man Nilus heiſſt.
Flavius Josephus, römisch-jüdischer Historiker des 1. Jahrhunderts, setzt den Fluss Gihon mit dem Nil gleich. Daher stammt wohl auch Luthers Interpretation. Jedoch sind andere Erklärungen bekannt. Tatsächlich ist nicht klar, welcher heutige Fluss gemeint sein könnte.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||
Morenland | Mohrenland, das (Gebietsname; veraltet)
das Land Kusch
das Land Nubien
das Land Äthiopien eigentlich: Das Land, in dem die Mohren wohnen.
Der Begriff »Mohr« meint ursprünglich den Bewohner Mauretaniens, (lat. Mauri), den Mauren, er wurde aber auch auf alle dunkelfarbigen Bewohner Nordafrikas übertragen und verwendet. So ist er die Bezeichnung für Maure, aber auch beispielsweise für Äthiopier.
Luther übersetzt das Land Kusch, Nubien, das sich südlich von Ägypten befand, und im griechisch-römischen Sprachraum Äthiopien genannt wurde, regelmäßig mit Morenland.
Empfehlung:
Dem Begriff Mohr haftet außerhalb seiner historischen oder literarischen Verwendung oft ein diskriminierender Charakter an. In der praktischen Gemeindearbeit lässt sich die literarische Verwendung kaum herausstellen.
Um jedes Missverständnis auszuschließen, empfehlen wir, Luthers Worte Mor und Morenland in Textlesungen, Predigten, usw. nicht zu verwenden.
Es kann stattdessen, je nach Intention des Vorhabens, als Landes- und Einwohnerbezeichnung beispielsweise verwendet werden:
Das ander waſſer heiſſt Gihon / das fleuſſt vmb das gantze Morenland.
Die Bezeichnung »Morenland« meint auch in 1Mos 2,13 nicht Mauretanien, sondern das Land Kusch (Nubien, Äthiopien), ggf. Arabien.
Der Fluss Gihon, der das gesamte »Morenland« umfließt, wird mit dem Nil gleichgesetzt.
Vnd ſihe / ein Man aus Morenland ein Kemerer vnd gewaltiger der Königin Candakes in Morenland / welcher war vber alle jre Schatzkamer / der war komen gen Jeruſalem anzubeten
Und siehe: Ein Mann aus Athiophien, ein Kämmerer aus dem Führungsstaab der Kandake (das ist der Hoheitstitel der Königin Äthiopiens), der Herr über alle Schatzkammern der Königin, der war nach Jerusalem gekommen, um anzubeten
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||
Hidekel | Hidekel (Name eines Flusses)
Tigris, der (Fluss) ein Fluss, nach Luther der Tigris
Hidekel
* In diesem Artikel sind alle Fundstellen zitiert.
Das dritte waſſer heiſſt Hidekel / das fleuſſt fur Aſſyrien.
Das dritte Wasser heißt Hidekel, das fließt vor Assyrien.
Aus dem Scholion zu 1Mos 2,14:
Luther: (Hidekel) Iſt das waſſer in Aſſyria / das man Tygris heiſſt.
Tatsächlich ist nicht klar, welcher heutige Fluss gemeint sein könnte.
AM vier vnd zwenzigſten tage des erſten monden / war ich bey dem groſſen waſſer Hidekel.
Am vierundzwanzigsten Tag des ersten Monats war ich am großen Fluss Hidekel.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||
Phrath | Phrath (Name eines Flusses) | ||||||||||||||||
ſoltu | sollst du (Verb) 2. Person Singular Indikativ Aktiv von sollen (Verb)
Präsens: ſoltu: sollst du -u: Die Flexion mit dem angehängten »u« ist eine eigentümliche Form, die sonst nur noch aus älteren Texten bekannt ist. Gebildet wurde sie aus der 2. Person, zusammengezogen mit dem Personalpronomen »du«, aus dem das »u« stammt. Diese Form impliziert eine gewisse Dringlichkeit und Direktheit der Ansprache, die unmittelbare Hinwendung zum Gegenüber. So kann es die unzweifelhafte Feststellung des Handelns, die dringliche Ansprache oder die unmittelbare Aufforderung zum Handeln bedeuten (Indikativ in der Aussage), die Erfüllung einfordern, mutmaßen bzw. unterstellen (Konjunktiv), oder zur Antwort und Erklärung auffordern (Verb in der Frage).
Heute ist stattdessen das Verb in seiner gebräuchlichen Flexion verbunden mit »du« zu verwenden. Die Direktheit oder eine Aufforderung kann bestenfalls durch eine Sinn tragende Beifügung umschrieben werden abhängig vom Kontext. Sie kann ggf. durch einen Imperativ herausgestellt werden. ſoltu: du sollst (tunlichst, unbedingt)!
Vnd wenn du beteſt / ſoltu nicht ſein wie die Heuchler ...
a) unterstrichen: Und wenn Du betest, sollst Du tunlichst nicht sein wie die Heuchler ... b) umschrieben: Und wenn Du betest, darfst Du Dich keinesfalls wie die Heuchler verhalten ... c) Imperativ: Und wenn Du betest, sei nicht wie die Anmerkungen zum Text in Mt 6,5:
Die lateinische Biblia Vulgata bietet in Mt 6,5 den Text: et cum oratis non eritis sicut hypocritae
Das entscheidende Wort eritis (von: esse, sein) liegt vor in der 2. Person Plural Futur I Indikativ Aktiv. Die wörtliche Übersetzung hieße:
Und wenn ihr betet, werdet ihr nicht sein wie die Heuchler
1. Luther benutzt als Textglättung den Singular (»du« statt »ihr«), weil der vorangehende Abschnitt vom Almosengeben ( Mt 6,1-4) ebenfalls im Singular verfasst ist und den Einzelnen anspricht.
2. Das lateinische Konstrukt non eritis ist in diesem Zusammenhang nur als Aufforderung für künftiges Verhalten zu verstehen, nicht als Beschreibung eines künftig von allein eintretenden Zustands:
Und wenn ihr betet, seid nicht wie die Heuchler
Luther umschreibt Aufforderungen, göttlichen Geboten zu folgen, regelmäßig mit sollen. Aus dem wörtlich übersetzten »werdet ihr nicht sein« bzw. aus der Anpassung »seid nicht« wird bei ihm folgerichtig ſoltu nicht.
Sechs tage ſoltu erbeiten / vnd alle dein ding beſchicken.
a) umschrieben: Sechs Tage hast du zu arbeiten und deine Aufgaben zu erledigen. b) Imperativ: Arbeite sechs Tage und erledige deine Aufgaben! c) umgangssprachlich: Sechs Tage hast du Zeit, dein Ding zu machen.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||
wirſtu | wirst du (Verb) 2. Person Singular Indikativ Aktiv von werden (Verb)
Präsens: wirſtu: wirst du -u: Die Flexion mit dem angehängten »u« ist eine eigentümliche Form, die sonst nur noch aus älteren Texten bekannt ist. Gebildet wurde sie aus der 2. Person, zusammengezogen mit dem Personalpronomen »du«, aus dem das »u« stammt. Diese Form impliziert eine gewisse Dringlichkeit und Direktheit der Ansprache, die unmittelbare Hinwendung zum Gegenüber. So kann es die unzweifelhafte Feststellung des Handelns, die dringliche Ansprache oder die unmittelbare Aufforderung zum Handeln bedeuten (Indikativ in der Aussage), die Erfüllung einfordern, mutmaßen bzw. unterstellen (Konjunktiv), oder zur Antwort und Erklärung auffordern (Verb in der Frage).
Heute ist stattdessen das Verb in seiner gebräuchlichen Flexion verbunden mit »du« zu verwenden. Die Direktheit oder eine Aufforderung kann bestenfalls durch eine Sinn tragende Beifügung umschrieben werden abhängig vom Kontext. Sie kann ggf. durch einen Imperativ herausgestellt werden. wirſtu: wirst du (ganz bestimmt, ohne Zweifel) !
Du wirſt jn laſſen eine kleine zeit von Gott verlaſſen ſein / Aber mit ehren vnd ſchmuck wirstu jn krönen.
Du wirst ihn kurze Zeit von Gott verlassen sein, doch dann krönst du ihn mit Ehren und Schmuck!
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||
Gehülffe | Gehülfe, der (veraltet) Gehilfe, der Das Wort, eigentlich maskulin (der), wird auch für den weiblichen Gehilfen in gleicher Weise (maskulin dekliniert; der) gebraucht. Die Unterscheidung ergibt sich erst durch die Konkretisierung der Person, so in 1Mos 2,18.20.
Es iſt nicht gut das der Menſch allein ſey / Jch wil jm ein Gehülffen machen / die vmb jn ſey.
a) Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei. Ich will ihm einen Gehilfen machen, die um ihn sei. b) Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei. Ich will ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei.
Aber fur den Menſchen ward kein Gehülffe funden / die vmb jn were.
a) Aber für den Menschen wurde kein Gehilfe gefunden, die um ihn wäre. b) Aber für den Menschen wurde keine Gehilfin gefunden, die um ihn wäre.
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jglicher
jgliche
jglichs | jeglicher, jegliche, jegliches (Pronomen) | ||||||||||||||||
entſchlafen
entſchlieff | entschlafen (Verb) im eigentlichen Sinn, den auch Luther meint: einschlafen.
Die heute gebräuchlichere Verwendung, eines sanften Todes sterben, ist nicht gemeint.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||
Riebe | Rippe, die Knochen im Brustkorb.
Vnd nam ſeiner Rieben eine / vnd ſchlos die ſtet zu mit Fleiſch. 22Vnd Gott der HERR bawet ein Weib aus der Riebe
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||
Stet
ſtet
Stete
ſtete | Stätte, die Stet, ſtet
Stete, ſtete
Stelle, Platz, Ort Die heilige Stätte Gottes
WER wird auff des HERRN Berg gehen? Vnd wer wird ſtehen an ſeiner heiligen Stete?
Wer wird auf den Berg des HERRN gehen? Und wer wird an seiner heiligen Stätte stehen?
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||
Weib | Weib, das die (Ehe-) Frau Hinweis:
Es ist zu beachten, dass Luther den zu seiner Zeit gängigen Begriff Weib nicht abschätzig oder abwertend benutzt. Im Gegenteil: Wenn auch die etymologische Herkunft des Begriffs umstritten und unklar ist, so bezeichnete er doch die erwachsene, verantwortlich handelnde Frau in gesellschaftlich angesehener Stellung, z. B. als Ehefrau.
In der deutschen Sprache hat der Begriff »Weib« im Laufe der Zeit eine geringschätzende Bedeutung erfahren und besitzt heute die Qualität einer Beleidigung, die u. U. strafrechtlich verfolgt werden kann. Der Begriff wird daher in modernen Übersetzungen nicht verwendet. Stattdessen wird i. d. R. das Wort »Frau« benutzt.
Die englische Sprache kennt noch heute geläufig das Wort »wife« (meist für »Ehefrau«), das etymologisch auf die selbe Wurzel zurückzuführen ist, neben dem Begriff »woman«, der allgemein für »Frau« steht. Empfehlung:
Wir empfehlen wegen der geringschätzenden Qualitäten, die an diesem Begriff kleben, bei Interpretationen, bei Textauslegungen, in Predigten und auch bei Textlesungen aus alten Lutherbibeln den Begriff Weib nicht zu verwenden und durch Frau zu ersetzen.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||
Erläuterungen siehe Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545 | |||||||||||||||||
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
MARGINALTEXT
DAS HEILIGE CHRISTFEST
Heiligabend · 24. Dezember
1Mos 2,15 - 3,24 (in Auswahl)
REIHE
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Heiligabend · 24. Dezember
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LESUNG AUS DEM ALTEN TESTAMENT UND PREDIGTTEXT
Dritter Sonntag nach Ostern
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LESUNG AUS DEM ALTEN TESTAMENT UND PREDIGTTEXT
3. Sonntag nach Ostern | Jubilate
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Luther erklärt die Bedeutung des Alten Testaments und der Gesetze Mose. Diese Schriften seien für Christen sehr nützlich zu lesen, nicht zuletzt deshalb, weil Jesus, Petrus und Paulus mehrfach daraus zitieren.