Das 1. Buch Mose (Genesis)

Kapitel XLV.

Symbol Biblia 1545

Die Lutherbibel von 1545

 

Die Texte der Lutherbibel von 1545 in Frakturschrift

Das Alte Testament

Die Geschichtsbücher

 

Biblia
 

Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545

Das 1. Buch Mose
Genesis

 

C. XLV.

 

1Mos 45,1-28

 

Der Text in 50 Kapiteln

 

Gliederung Kapitel XLV.

 

Nr.

Textstelle

Abschnitt | Link zum Text

Kapitel XLV.

 

 

37 - 50

 

III. DIE JOSEFSGESCHICHTE

 

1

45,1-15

→Josef gibt sich seinen Brüdern zu erkennen

2

45,16-20

→Der Pharao spricht die Einladung an die Israeliten aus, in Ägypten sesshaft zu wer­den

3

45,21-28

→Die Brüder Josefs reisen zurück zu ihrem Va­ter Jakob

 

 

 

 

 

Das Erſte Bucĥ
Móẛe.

 

 

 

 

[28a]

 

 

XLV.

 

 

Josef gibt sich seinen Brüdern zu erkennen

DA kund ſich Joſeph nicht len­ger enthalten / fur allen die vmb jn her ſtun­den / vnd er rieff / Laſſt je­der­man von mir hin aus ge­hen / Vnd ſtund kein Menſch bey jm / da ſich Jo­ſeph mit ſei­nen Brü­dern bekennete. 2Vnd er weinet laut / das es die Egypter vnd das geſinde Pharao hö­re­ten / 3Vnd ſprach zu ſei­nen Brüdern / Ich bin Joſeph / Lebet mein Va­ter noch? Vnd ſei­ne Brüder kundten jm nicht antworten / ſo erſchracken ſie fur ſei­nem angeſicht.

Joſeph

bekennet ſich mit ſei­nen Brüdern.

 

4ER ſprach aber zu ſei­nen Brüdern / Trett doch her zu mir / Vnd ſie traten erzu / vnd er ſprach / Ich bin Joſeph ewr Bruder / den jr in Egyp­ten verkaufft habt. 5Vnd nu bekümmert euch nicht / vnd denckt nicht / das ich darümb zürne / das jr mich hie her verkaufft habt / Denn vmb ewrs Lebens willen / hat mich Gott für euch her ge­ſand. 6Denn dis ſind zwey jar / das thewr im Lande iſt / vnd ſind noch fünff jar / das kein pflügen noch kein Erndten ſein wird. 7Aber Gott hat mich fur euch her ge­ſand / das er euch vberig behalte auff Erden / vnd ewr Leben errette durch eine gro­ſſe Errettunge. 8Vnd nu / jr habt mich nicht her ge­ſand / ſon­dern Gott / der hat mich Pharao zum Va­ter geſetzt / vnd zum Herrn vber alle ſein Haus / vnd einen Für­ſten in gantz Egyp­ten­land.

 

EIlet nu vnd ziehet hinauff zu meinem Va­ter / vnd ſagt jm / Das leſſt dir Joſeph dein Son ſa­gen / Gott hat mich zum Herrn in gantz Egyp­ten geſetzt / Kom herab zu mir / ſeume dich nicht / 10Du ſolt im lande Goſen wonen / vnd nahe bey mir ſein / du vnd deine Kinder / vnd deine Kinds­kin­der / dein klein vnd gros Vieh / vnd alles was du haſt / 11Ich wil dich da­ſelbs ver­ſor­gen. Denn es ſind noch fünff jar der Thewrung / Auff das du nicht verderbeſt mit deinem Hau­ſe / vnd allem das du haſt. 12Sihe / Ewer augen ſe­hen / vnd die augen meines Bruders BenJamin / das ich mündlich mit euch rede. 13Verkündiget meinem Va­ter alle meine herrligkeit in Egyp­ten / vnd alles was jr geſehen habt / Eilet vnd kompt hernider mit meinem Va­ter hie her.

 

14VND er fiel ſei­nem bruder BenJamin vmb den Hals / vnd weinet / Vnd BenJamin weinet auch an ſei­nem halſe. 15Vnd küſſet alle ſei­ne Brüder / vnd weinet vber ſie. Darnach redten ſei­ne Brüder mit jm.

 

 

Der Pharao spricht die Einladung an die Israeliten aus, in Ägypten sesshaft zu wer­den

VND da das geſchrey kam in Pharao haus / das Joſephs brüder komen we­ren / gefiel es Pharao wol / vnd allen ſei­nen Knechten. 17Vnd Pharao ſprach zu Joſeph / Sage deinen brüdern / Thut jm al­ſo / be­la­det ewr thiere / ziehet hin / 18Vnd wenn jr komet ins land Ca­na­an / ſo ne­met ewrn Va­ter / vnd ewr Geſinde / vnd kompt zu mir / Ich wil euch Güter geben in Egyp­ten-

 

 

 

 

[28a | 28b]

 

 

I. Bucĥ    C. XLVXLV.

Jácób.

ziehet in Egyp­ten.

 

 

land / das jr eſſen ſolt das marck im Lande. 19Vnd ge­beut jnen / Thut jm al­ſo / Nemet zu euch aus Egyp­ten­land / wagen zu ewrn Kindern vnd Wei­bern / vnd füret ewrn Va­ter / vnd kompt. 20Vnd ſe­het ewrn Hausrat nicht an / Denn die güter des gan­tzen landes Egyp­ten ſollen ewr ſein.

 

Laſſt euch ew­ren Haus­rat nicht hin­dern / Was jr nicht ver­keuf­fen künd / in ſol­cher thew­er­zeit / das laſſt hin­der euch.

 

 

Die Brüder Josefs reisen zurück zu ihrem Va­ter Jakob

 

21DIE kin­der Iſ­ra­el the­ten al­ſo. Vnd Joſeph gab jnen Wagen / nach dem befelh Pharao / vnd Zerung auff den weg / 22Vnd gab jnen allen / einem jg­li­chen ein Feierkleid / Aber BenJamin gab er drey hundert Silberling vnd fünff Feierkleider. 23Vnd ſei­nem Va­ter ſand­te er da bey zehen Eſel mit Gut aus Egyp­ten beladen / vnd zehen Eſelin mit Getreide / vnd brot vnd ſpeiſe ſei­nem Va­ter auff den weg. 24Al­ſo lies er ſei­ne Brüder / vnd ſie zogen hin / Vnd ſprach zu jnen / Zancket nicht auff dem wege.

 

Al­ſo zogen ſie hin auff von Egyp­ten / vnd ka­men ins Land Ca­na­an zu jrem vater Jacob / 26vnd ver­kün­di­ge­ten jm / vnd ſpra­chen / Joſeph lebet noch / vnd iſt ein Herr im gan­tzen Egyp­ten­lan­de. Aber ſein a hertz dacht gar viel anders / denn er gleubet jnen nicht. 27Da ſagten ſie jm alle wort Joſeph / die er zu jnen geſagt hatte. Vnd da er ſa­he die Wagen / die jm Joſeph ge­ſand hatte jn zu füren / ward der geiſt Jacob jres Vaters lebendig. 28Vnd Iſ­ra­el ſprach / Ich hab gnug das mein ſon Joſeph noch lebet / Ich wil hin vnd jn ſe­hen / ehe ich ſterbe.

a

לִבּ֕וֹ   וַיָּפָג

Heiſſt eigentlich / anders thun / an­ders wer­den / Thre­no. 2. vnd 3. Ich kan nicht an­ders / Fleio et non des pu­gath tibi / ne­que quies­cat pu­pil­la ocu­li tui. Wei­ne vnd las dei­ne au­gen nichts an­ders thun. Lex Ta­pug / Haba. 1. Es ge­het an­ders denn recht / Recht ge­het an­ders / gilt nichts. Sic Ja­cob lon­ge ali­ud ſen­tit / quam illi nar­rant.

→*1)

 

 

 

 

1) hebr.: לִבּ֕וֹ   וַיָּפָג  (wayyəpə libbow )

dt.: »Aber kalt blieb sein Herz«

Luther erläutert den hebräischen Text dieser Stelle. Die Übersetzung »ſein hertz dacht gar viel anders«, bzw. »aber kalt blieb sein Herz« (neuere Bibelausgaben) meine: »Ich kann nicht anders.«

Dafür verweist er auf Stellen im Buch der Klagelieder des Jeremia, Kapitel 2 und 2 (Threno. 2 und Threno 3).

lat.: Fleio et non des pugath tibi / neque quiescat pupilla oculi tui.

dt.: »Weine, Höre auch nicht auff / vnd dein Augapffel laſſe nicht abe

Für diesen Versteil aus →Klgl 2,18 hat Luther die Übersetzung des lateinischen Satzes im Anschluss selbst geliefert: »Weine und lass (gestatte) dir nichts anderes zu tun, noch ruhe dein Augapfel.« Kurz: Weine vnd las deine augen nichts anders thun. (ähnlich →Klgl 3,48)

lat.: Lex Tapug / Haba. 1.

dt.: »Das erkaltete Gesetz« (oder »das starre Gesetz«) (Hab 1,4)

Lex Tapug scheint ein fester Begriff zu sein (der seinen gelehrten Lesern geläufig ist), Er ist aus den ersten hebräischen Wörten von Hab 1,4 gebildet: תּוֹרָה   תָּפ֣וּג (təpuwg   towrəh; »es erkaltet das Gesetz«), wobei das hebräische Wort »Torah« (Weisung) das lateinische Wort Lex ergibt und das hebräische Wort »tapug« einfach transkribiert und ins Lateinische übertragen, aber nicht übersetzt ist.

Luther verweist auf den Propheten →Habakuk, Kapitel 1, Verse 3c und 4: Es ge­het gewalt vber Recht. 4Dar­umb ge­hets gar anders denn recht / vnd kan kein rechte ſach gewinnen /

Luther hat den Ausdruck »So erkaltet das Gesetz« mit »Darum geht es gar anders als recht zu« übersetzt. Ihm kommt es darauf an, hier zu zeigen, dass das deutsche Wort »anders« nötig sei, um manch eine Wendung der Quellen zu übersetzen, die mit »erkalten« im Sinne unabwendbarer und unveränderlicher Sinneshaltung formuliert ist.

lat.: Sic Jacob longe aliud ſentit / quam illi narrant.

dt.: »So fühlt es Jacob bei weitem anders, als es jene berichten.«

Luther erläutert die Emotionen, die Jakob ergriffen, als er davon hörte, dass Josef noch leben soll. Jakob fühlte die Trauer und den Schmerz über den (vermeintlichen) Tod seines Sohnes. Er konnte nicht glauben, was ihm seine anderen Söhne berichteten: Er fühlte es (imHerzen) »anders«, denn sein Gefühl war diesbezüglich »erkaltet« (im Sinne von unveränderlich ge­wor­den).

 

 

 
 

 

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Ge.
Gene.
Geneſi.
Das erste Buch Moſe.
Geneſis.

Biblia Vulgata:
Genesis

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Das erste Buch Mose (Genesis)

Genesis

1. Buch Mose

1. Mose

Gen

1Mos

Threno.
Thre.
Die Klagelieder Jeremia.

Biblia Vulgata:
Threni seu lamentationes

 

Anm: In der Lutherbibel 1545 direkt hinter dem Buch Jeremia eingeordnet und im Inhaltsverzeichnis nicht gesondert aufgeführt.

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Klgl

Klgl

Klgl

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Der Text aus der Luther­bi­bel ist auf un­se­ren Sei­ten in An­leh­nung an das Druck­bild des Ori­gi­nals von 1545 wie­der­ge­ge­ben.

Den Sei­ten­auf­bau, die ver­wen­de­ten Schrif­ten, die Schreib­re­geln der Frak­tur­schrift und Luthers In­ten­tio­nen, mit der Ty­po­gra­fie Le­se­hil­fen be­reit­zu­stel­len, er­läu­tert dem in­ter­es­sier­ten Le­ser un­ser Ar­ti­kel »Satz und Ty­po­gra­fie der Luther­bi­bel von 1545«.

 
 
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