»Die Sintflut«

Das Bild im 1. Buch Mose, Kapitel VII.

Symbol Biblia 1545

Die Lutherbibel von 1545

 

Die Bilder der Lutherbibel von 1545

Bildbesprechung

Biblia
 

Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545

Die Geschichtsbücher des Alten Testaments

 

Bild zum 1. Buch Mose, Kapitel 7

 

»Die Sintflut«

1. Buch Mose, Kapitel 7

 

Eine Bildbesprechung

 

Die Sintflut

Das Bild zum
1. Buch Mose, Kapitel 7

→1Mos 7

Eine Betrachtung

 
 

Der Holzschnitt

Dem 1. Buch Mose ist im siebten Kapitel ein Bild beigefügt, das die Geschichte der großen Wasserflut, der Sintflut, zeigt. Der Druckstock ist als Holzschnitt erstellt wor­den, der die Maße ca. 15 x 11 cm besitzt.

 

Unsere Abbildung

Wir zeigen hier eine aufbereitete Reproduktion des Bildes, das in der Lutherbibel von 1545 unkoloriert abgedruckt wurde.

 

Der Holzschnitt in der Ausgabe von 1545

Holzschnitt, Bild zum 1. Buch Mose, Kapitel 7

Abbildung: »Die Sintflut«
Bild zum 1. Buch Mose, Kapitel 7, in der Lutherbibel von 1545.

  • Klicken Sie auf das Bild, um eine größere Abbildung zu erhalten.

 

Die Bildinhalte

 

Die große Wasserflut (→1Mos 7,17-24)

Noah befindet sich mit seiner Frau, mit seinen drei Söhnen und deren Frauen, sowie mit den zahlreichen ausgewählten Tieren in der Arche. Nachdem Gott die Arche verschlossen hatte, setzte der Regen ein.

Das düstere Bild zeigt die katastrophalen Auswirkungen des heftigen Dauerregens, wie wir sie heute von Bildern nach großen Überschwemmungen ken­nen: Der Himmel hat sich verdunkelt. Sturm zieht auf, dicke Wolken bringen mehr und mehr Regengüsse, kleine Bäche schwellen zu reißenden Strömen an, Senken und Täler füllen sich rasant mit Wassermassen, Flüsse treten über die Ufer, ihre Pegel steigen unaufhörlich und das Wasser dringt in die Häuser und Wohnungen ein und reißt alles mit sich, was nicht der ungeheuren Kraft der Strömungen widerstehen kann.

Die Menschen retten sich auf höher gelegene Gebiete. Sie fliehen auf Dächer, auf kleine Erhebungen, auf Hügel oder retten sich auf Bäume, deren Kronen noch aus dem Wasser ragen.

Im Bild zu sehen sind Tiere, Kühe und Ziegen, die vergeblich versuchen, ihre Köpfe über Wasser zu hal­ten. Zu sehen sind furchtbare Szenen des Leides, der Hoffnungslosigkeit und des Kampfes um das Überleben.

Links unten am Rand versucht ein Mann, der im Wasser schwimmt, sich krampfhaft am Schweif eines Pferdes festzuhalten. Der Reiter schlägt mit dem Stock nach ihm, denn auch ohne das Gewicht des ertrinkenden Mannes hat das Pferd Mühe, aus den Fluten heraus auf höheres Terrain zu kommen.

Weiter oben kämpfen Menschen um den knappen Platz auf einem Hügel. Rechts verteidigt ein Mann seinen Platz, den er auf einem Baum gefunden hat.

Im Vordergrund sind verzweifelte Menschen zu sehen, die nicht mehr die Kraft haben, den Kampf zu führen: Alte, Frauen und Kinder. Sie warten hilflos auf das, was nun kommen wird.

Das Tal hat sich mit Wasser gefüllt, ein riesiger See ist entstanden. Mitten auf dem Wasser treibt ein Kasten, die Arche.

Ein Mann steht am linken Ufer und schaut bittend und flehend zum Kasten. Doch Gott hat die Arche verschlossen, und sie treibt weit draußen auf der stürmischen See. Niemanden gelingt es, noch an Bord zu gehen oder sich auf das Dach des Kastens zu retten.

Angst, Hilflosigkeit, Verzweiflung, Kampf ums Überleben, Jammer, Bitte, Entsetzen, Todeskampf und Sterben – dies alles ist in diesem düsteren Bild der Katastrophe »Sintflut« gezeichnet.

Doch dies ist nicht das Ende! Es ist nicht das Ende der Menschheit, und es ist nicht das Ende der Geschichte. Der Künstler hat eine weitere Szene in dieses Bild gezeichnet, die auf den glücklichen Ausgang der dramatischen Ereignisse hinweist.

 

Die Taube mit dem Ölzweig (→1Mos 8,10-11)

Das Bild versichert uns: Der Regen wird aufhören, das Wasser wird nach und nach ablaufen und nicht länger die Berge bedecken. Widerstandsfähige Bäume, die überspült waren, wer­den wieder ihre Kronen der Sonne entgegenstrecken, wie der Ölbaum, die Olive.

Die Taube, die Noah fliegen ließ, kam beim ersten Versuch schnell zurück. Sie fand keinen Platz zum Landen und keinerlei Futter. Doch beim zweiten Versuch trug sie einen Ölzweig, den Zweig eines Olivenbaums im Schnabel.

Die Taube mit dem Ölzweig ist das Symbol für die neu erblühende, friedliche Welt. Sie ist das Symbol für den Neubeginn, für den neuen Bund, den Gott mit Noah und mit der Menschheit geschlossen hat (→1Mos 8,20-22).

Der Künstler hat die Taube links oben platziert und diesen Bereich des Himmels ohne fallenden Regen gezeichnet.

So endet das schreckliche Bild nicht nur mit einem Hoffnungsschimmer, sondern mit einer Verheißung. Und es zeigt – aus biblischer Sicht! – die Keimzelle der Menschheit: der Kasten, in dem Noah mit seiner Familie vor dem sicheren Tod und die Menschheit vor dem Untergang bewahrt wurden.

 

Abschlussbemerkung

Die Bilder zeigen meist mehrere Szenen aus einem Buch oder Kapitel gleichzeitig und führen den Leser visuell in Stoff ein.

Die Künstler, die diese Bilder entworfen hatten, waren Meister der Mediengestaltung. Sie nutzten kleinste Flächen, um ganze Geschichten zu erzählen. Sie schnitten mit einem Stecheisen aus einem kleinen Holzblock derart genau, dass die vielen Details auf dem Zielmedium im Druck trotz dicker Druckerschwärze und faseriger Papiere erkennbar blieben!

Verstand man es, diese Bilder »zu lesen«, konnten daraus wieder die Geschichten entwickelt und nacherzählt wer­den. Dies war vor allem für jene Betrachter wichtig, die des Lesens unkundig waren oder Hilfen benötigten, um die durchaus schwierigen Texte der Bibel zu verstehen. Die Bilder waren ein wichtiger Anreiz dafür, die Texte zu lesen oder Lesen zu lernen, und trugen so erheblich zur Bildung ganzer Bevölkerungsgruppen bei.

 
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Sabrina

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