»Nebukadnezars Traum von der Statue«

Das Bild im Buch des Propheten Daniel, Kapitel I.

Symbol Biblia 1545

Die Lutherbibel von 1545

 

Die Bilder der Lutherbibel von 1545

Bildbesprechung

Biblia
 

Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545

Die Bücher der Propheten

 

Nebukadnezars Traum von der Statue

 

»Nebukadnezars Traum von der Statue«

Buch des Propheten Daniel
Kapitel 1

 

Eine Bildbesprechung

 

Nebukadnezars Traum
von der Statue

Das Bild zum
Buch des Propheten Daniel, Kapitel 1

→Dan 1

Eine Betrachtung

 
 

Der Holzschnitt

Dem Buch des Propheten Daniel ist im ersten Kapitel ein Bild vorangestellt, das Szenen aus dem 2. Kapitel zeigt. An dieser Stelle platziert, ist diese Abbildung daher als Titelbild zum Buch Daniel zu verstehen.

Der Druckstock ist als Holzschnitt erstellt wor­den, der die Maße ca. 15 x 11 cm besitzt.

 

Unsere Abbildung

Wir zeigen hier eine aufbereitete Reproduktion des Bildes, das in der Lutherbibel von 1545 unkoloriert abgedruckt wurde.

Klicken Sie auf das Bild, um eine vergrößerte Ansicht zu erhalten

 

Der Holzschnitt in der Ausgabe von 1545

Holzschnitt, Bild zum Buch des Propheten Daniel, Kapitel 1, Nebukadnezars Traum von der Statue

Abbildung: »Nebukadnezars Traum von der Statue«
Bild zum Buch des Propheten Daniel, Kapitel 1, in der Lutherbibel von 1545.

 

Die Bildinhalte

 

Der Palast des Nebukadnezar

In der rechten Bildhälfte ist der Palast des Königs Nebukadnezar zu sehen. Der König liegt im Bett. Vor ihm steht Daniel, der dem König den Traum von den vier Weltreichen erläutert und deutet (→Dan 2,24-45).

Weitere Personen stehen in Gruppen im Palast beieinander. Es sind die Sternendeuter und Weisen der Chaldäer, die beratschlagen und rätseln, was dieser Traum bedeuten mag (→Dan 2,4-11).

Der Palast selbst dürfte aus Zeichnungen der Hagia Sophia mit ihrem Kuppelbau und den großen Torbögen und aus Zeichnungen der Kirchen und Paläste in Rom inspiriert wor­den sein.

 

Die Figur aus der Vision des Nebukadnezar

Die linke Bildhälfte dominiert eine riesige Person, die alles überragt, und deren Kopf bis an den Himmel reicht. Es das Bildnis, von dem Nebukadnezar geträumt hatte (→Dan 2,31-33).

Der Künstler zeichnete sie als Menschen, als König und Heerführer, mit Krone, Zepter und Harnisch.

Den Kopf der Person umgibt ein Ring aus dunklen Wolken, der ähnlich wie ein Siegerkranz oder wie Heiligenschein die Macht und Stärke symbolisiert, jedoch nicht auf das Heilige, das Göttliche hinweist, sondern vielmehr das Böse und die Bedrohung kennzeichnet, die von dieser Person ausgehen.

 

Der Hintergrund: Eine Landschaft in Italien

Der Künstler platziert seine Szenen in einer mittelalterlichen Landschaft. In der Ferne sind Gebäude zu erkennen, die auf eine Stadt hinweisen.

Ein Kirchturm ragt in die Höhe. Er symbolisiert das Christentum und somit zugleich die Entwicklung in der Zeit. Die Botschaft ist eindeutig: Nebukadnezars Traum, lange vor Christi Geburt geschehen, wirkt sich heute (in der Zeit Luthers) aus.

Auffällig ist die Gebirgskette am Horizont. Während die Landschaften in anderen Bildern oft mitteleuropäische Gebirge mit ihren bewaldeten, sanften Hügeln zeigen, war es dem Künstler hier wichtig, hohe, raue und karge Berge anzudeuten. Es ist ein kleines Panorama der Alpen.

Zusammen mit der Architektur des Palastes weist diese Bergkette auf Italien, auf Rom hin. Die Geschehnisse wurden vom Künstler eng verknüpft mit Rom und mit der römisch-katholischen Kirche.

Siehe dazu →Luthers Ausführungen zu Kapitel 2 seiner Vorrede zum Buch Daniel.

 

 

Abschlussbemerkung

Die Bilder zeigen meist mehrere Szenen aus einem Buch gleichzeitig und führen den Leser visuell in Stoff des Buches ein.

Die Künstler, die diese Bilder entworfen hatten, waren Meister der Mediengestaltung. Sie nutzten kleinste Flächen, um ganze Geschichten zu erzählen. Sie schnitten mit einem Stecheisen aus einem kleinen Holzblock derart genau, dass die vielen Details auf dem Zielmedium im Druck trotz dicker Druckerschwärze und faseriger Papiere erkennbar blieben!

Verstand man es, diese Bilder »zu lesen«, konnten daraus wieder die Geschichten entwickelt und nacherzählt wer­den. Dies war vor allem für jene Betrachter wichtig, die des Lesens unkundig waren oder Hilfen benötigten, um die durchaus schwierigen Texte der Bibel zu verstehen. Die Bilder waren ein wichtiger Anreiz dafür, die Texte zu lesen oder Lesen zu lernen, und trugen so erheblich zur Bildung ganzer Bevölkerungsgruppen bei.

 
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Sabrina

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