Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Der Text in 50 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel XXIIII. | ||
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12 - 36 |
II. DIE VÄTERGESCHICHTEN
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12 - 26 |
II.1 ABRAHAM UND ISAAK
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1 | 24,1-11 | |
2 | 24,12-14 | |
3 | 24,15-28 | |
4 | 24,29-54a | |
5 | 24,54b-61 | |
6 | 24,62-67 |
Im folgenden Text ist der bezeichnete Vers hervorgehoben.
[13a]
Abra-
ham ſchickt ſein elteſten Knecht aus ſeinem ſon zu freien.
ABraham war alt vnd wol betaget / vnd der HERR hatte jn geſegnet allenthalben. 2Vnd ſprach zu ſeinem elteſten Knecht ſeines Hauſes / der allen ſeinen gütern furſtund / Lege deine Hand vnter meine Hüffte / 3vnd ſchwere mir bey dem HERRN dem Gott des Himels vnd der Erden / Das du meinem ſon kein Weib nemeſt von den Töchtern der Cananiter / vnter welchen ich wone / 4Sondern das du zieheſt in mein Vaterland / vnd zu meiner Freundſchafft / vnd nemeſt meinem ſon Iſaac ein Weib.
5DEr Knecht ſprach / Wie / wenn das Weib mir nicht wolt folgen in dis Land / Sol ich denn deinen Son widerbringen in jenes Land / daraus du gezogen biſt? 6Abraham ſprach zu jm / Da hüt dich fur / das du meinen ſon nicht wider dahin bringeſt. 7Der HERR der Gott des Himels / der mich von meines Vaters hauſe genomen hat / vnd von meiner heimat / Der mir geredt hat vnd mir auch geſchworen hat / vnd geſagt / Dis Land wil ich deinem Samen geben / Der wird ſeinen Engel fur dir her ſenden / das du meinem ſon daſelbſt ein Weib nemeſt. 8So aber das Weib dir nicht folgen wil / ſo biſtu dieſes Eides quit / Alleine bringe meinen Son nicht wider dorthin. 9Da legt der Knecht ſeine hand vnter die hüffte Abraham ſeines Herrn / vnd ſchwur jm ſolchs.
ALſo nam der Knecht zehen Kamel / von den kamelen ſeines Herrn / vnd zoch hin / vnd hatte mit ſich allerley Güter / ſeines Herrn / vnd macht ſich auff vnd zoch gen Meſopotamian zu der ſtad Nahor. 11Da lies er die Ka-
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I․ Bucĥ C. XXIIII.
Abrahám
mel ſich lagern / auſſen fur der Stad / bey einem Waſſerbrun / des abends vmb die zeit / wenn die Weiber pflegten eraus zu gehen / vnd waſſer zuſchepffen / 12vnd ſprach.
Gebet
des Knechts Abrahe.
HERR du Gott meines herrn Abrahams / begegen mir heute / vnd thu Barmhertzigkeit an meinem herrn Abraham. 13Sihe / Ich ſtehe hie bey dem Waſſerbrun / vnd der Leute töchter in dieſer Stad werden er aus komen waſſer zu ſchepffen. 14Wenn nu eine Dirne kompt / zu der ich ſpreche / Neige deinen Krug / vnd las mich trincken / Vnd ſie ſprechen wird / Trincke / Ich wil deine Kamel auch trencken / Das ſie die ſey / die du deinem diener Iſaac beſcheret habſt / Vnd ich daran erkenne / das du Barmhertzigkeit an meinem Herrn gethan haſt.
VND ehe er aus geredt hatte / Sihe / da kam eraus Rebeca Bethuels tochter / der ein Son der Milka war / welche Nahors Abrahams bruder Weib war / vnd trug einen Krug auff jrer achſeln / 16Vnd ſie war ein ſeer ſchöne Dirne von angeſicht / noch eine Jungfraw / vnd kein Man hatte ſie erkand / Die ſteig hin ab zum Brunnen vnd füllet den Krug / vnd ſteig er auff. 17Da lieff jr der Knecht entgegen / vnd ſprach / Las mich ein wenig waſſers aus deinem Kruge trincken. 18Vnd ſie ſprach / Trinck mein Herr / Vnd eilend lies ſie den Krug ernider auff jre hand / vnd gab jm zu trincken / 19Vnd da ſie jm zu trincken gegeben hatte / ſprach ſie / Ich wil deinen Kamelen auch ſchepffen / bis ſie alle getrincken / 20Vnd eilet vnd goſs den Krug aus in die trencke / vnd lieff aber zum Brun zu ſchepffen / vnd ſchepffete allen ſeinen Kamelen.
Rebeca
Bethuels Tochter
21DEr Man aber wundert ſich jr / vnd ſchweig ſtille / bis er erkennete / Ob der HERR zu ſeiner reiſe gnad gegeben hette / oder nicht. 22Da nu die Kamel alle getruncken hatten / nam er eine gülden Spangen eins halben ſekels ſchweer / vnd zween Armringe an jre Hende / zehen ſekel golds ſchweer / 23vnd ſprach / Meine tochter / Wem gehöreſtu an? das ſage mir doch / Haben wir auch raum in deines Vaters hauſe zu herbergen? 24Sie ſprach zu jm / Ich bin Bethuels tochter / des ſons Milca / den ſie dem Nahor geborn hat / 25Vnd ſagt weiter zu jm / Es iſt auch viel ſtro vnd futter bey vns / vnd raums gnug zu herbergen.
Abra-
hams Knecht dancket Gott etc.
26DA neiget ſich der Man vnd betet den HERRN an / 27vnd ſprach / Gelobet ſey der HERR der Gott meines herrn Abraham / dei ſeine Barmhertzigkeit vnd ſeine Warheit nicht verlaſſen hat an meinem Herrn / Denn der HERR hat mich den weg gefüret zu meines Herrn Bruders haus. 28Vnd die Dirne lieff vnd ſaget ſolchs alles an in jrer Mutter hauſe.
VND Rebeca hatte einen Bruder der hies Laban / vnd Laban lieff zu dem Man drauſſen bey dem Brun. 30Vnd als er ſahe die ſpangen und armringe an ſeiner ſchweſter hende / vnd höret die wort Rebeca ſeiner Schweſter / das ſie ſprach / Alſo hat mir der Man geſagt / kam er zu dem Man / vnd ſihe / Er ſtund bey den Kamelen am Brun. 31Vnd ſprach / Kom er ein du geſegneter des HERRN / Warumb ſteheſtu drauſſen? Ich habe das haus gereumet / vnd für die Kamel auch raum gemacht. 32Alſo füret er den Man ins haus vnd zeumet die Kamel ab / vnd gab jnen ſtro vnd futter / Vnd waſſer zu waſſchen ſeine füſſe vnd der Menner die mit jm waren / 33vnd ſatzte jm eſſen fur.
LABAN
Rebeca Bruder.
ER ſprach aber / Ich wil nicht eſſen / bis das ich zuuor meine Sache geworben habe. Sie antworten / ſage her. 34Er ſprach / Ich bin Abrahams knecht / 35vnd der HERR hat meinen herrn reichlich geſegnet / vnd iſt gros worden / vnd hat jm ſchaf vnd ochſen / ſilber vnd gold / Knecht vnd Megde / kamel vnd eſel gegeben / 36Dazu hat Sara meines Herrn weib einen Son geborn meinem Herrn in ſeinem alter / dem hat er alles gegeben was er hat.
37VND mein Herr hat einen Eid von mir genomen / vnd geſagt / Du ſolt meinem Son kein Weib nemen von den töchtern der Cananiter / in der Land ich wone. 38Sondern zeuch hin zu meines Vaters hauſe vnd zu meinem Ge-
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Moſe. C․ XXIIII.
Abraham.
XIIII.
ſchlecht / daſelbs nim meinem son ein Weib. 39Ich ſprach aber zu meinem herrn / Wie / Wenn mir das weib nicht folgen wil? 40Da ſprach er zu mir / Der HERR fur dem ich wandele / wird ſeinen Engel mit dir ſenden / vnd gnad zu deiner reiſe geben / das du meinem Son ein Weib nemeſt / von meiner Freundſchafft vnd meines Vaters hauſe. 41Als denn ſoltu meines Eides quit ſein / wenn du zu meiner Freundſchafft komſt / Geben ſie dir nicht / ſo biſtu meines Eides quit.
42ALſo kam ich heute zum Brun / vnd ſprach / HERR Gott meines herrn Abraham / Haſtu gnad zu meiner Reiſe gegeben / daher ich gereiſet bin / 43Sihe / ſo ſtehe ich hie bey dem waſſerbrun / Wenn nu ein Jungfraw eraus kompt zu ſchepffen / vnd ich zu jr ſpreche / Gib mir ein wenig waſſer zu trincken aus deinem Krug / 44vnd ſie wird ſagen / Trincke du / Ich wil deinen Kamelen auch ſchepffen / Das die ſey das Weib / das der HERR meines Herrn Son beſcheret hat.
45EHe ich nu ſolche wort ausgeredt hatte in meinem hertzen / Sihe / da kompt Rebeca eraus mit einem Krug auff jrer achſeln / vnd gehet hinab zum Brun vnd ſchepffet. Da ſprach ich zu jr / Gib mir zu trincken. 46Vnd ſie nam eilend den Krug von jrer achſeln / vnd ſprach / Trincke / vnd deine Kamel wil ich auch trencken / Alſo tranck ich / vnd ſie trencket die Kamel auch.
47VND ich fraget ſie / vnd ſprach / Wes tochter biſtu? Sie antwortet / Ich bin Bethuels tochter des ſons Nahor / den jm Milca geborn hat. Da henget ich ein a Spangen an jre ſtirn / vnd Armringe an jre hende. 48Vnd neiget mich vnd betet den HERRN an / vnd lobet den HERRN den Gott meines herrn Abraham / der mich den rechten weg gefüret hat / das ich ſeinem Son / meines Herrn bruder tochter neme.
SEid jr nu die / ſo an meinem Herrn freundſchafft vnd trewe beweiſen wolt / So b ſage mirs. Wo nicht / ſo ſagt mirs aber / Das ich mich wende zur rechten oder zur lincken.
50DA antwortet Laban vnd Bethuel / vnd ſprachen / Das kompt vom HERRN / darumb können wir nichts wider dich reden / weder böſes noch guts. 51Da iſt Rebeca fur dir / nim ſie vnd zeuch hin / das ſie deines Herrn Son weib ſey / wie der HERR geredt hat.
52DA dieſe wort höret Abrahams knecht / bücket er ſich dem HERRN zu der erden / 53Vnd zoch erfur ſilber vnd gülden Kleinod vnd Kleider / vnd gab ſie Rebeca / Aber jrem Bruder vnd der Mutter gab er c Würtze. 54Da aſs vnd tranck er / ſampt den Mennern die mit jm waren / vnd bleib vber nacht alda.
DEs morgens aber ſtund er auff / vnd ſprach / Laſſt mich ziehen zu meinem Herrn. 55Aber jr Bruder vnd Mutter ſprachen / Las doch die Dirne einen tag oder zehen bey vns bleiben / darnach ſoltu ziehen. 56Da ſprach er zu jnen / Haltet mich nicht auff / Denn der HERR hat gnade zu meiner reiſe gegeben / Laſſt mich / das ich zu meinem Herrn ziehe.
a
(Spangen) Dieſe gülden Spange iſt geweſt ein halber Cirkel auff der Stirn / bis zu beiden Ohren / darumb heiſſt ers jtzt Ohrenring / jtzt Stirnſpangen. Vnd ſihet / als habens beide Man vnd Weibsbilde getragen zum ſchmuckt. vt Infra cap. 35. Prouer 11. Circulus aureus in naribus ſuis.
Das ſagen wir Deudſchen / Die Saw gekrönet. Inde diadema Regum et lamina ſummi Sacerdotis in fronte etc.
b
(Sagt mirs)
Er handelt zuuor mit Mutter vnd Brüdern vmb die Braut. Darans man ſihet / das heimliche verlöbnis on vorwiſſen der Eltern nicht recht iſt.
c
(Würtze)
Köſtliche früchte.
57DA ſprachen ſie / Laſſt vns die d Dirne ruffen / vnd fragen / Was ſie da zu ſagt. 58Vnd rieffen der Rebeca / vnd ſprachen zu jr / Wiltu mit dieſem Man ziehen? Sie antwortet / Ja / ich wil mit jm. 59Alſo lieſſen ſie Rebeca jre Schweſter ziehen mit jrer Ammen ſampt Abrahams knecht / vnd ſeinen Leuten. 60Vnd ſie ſegneten Rebeca / vnd ſprachen zu jr / Du bis vnſer Schweſter / Wachſe in viel tauſent mal tauſent / vnd dein Same beſitze die Thor ſeiner Feinde. 61Alſo macht ſich Rebeca auff mit jren Dirnen / vnd ſetzt ſich auff die Kamel / vnd zogen dem Manne nach. Vnd der Knecht nam Rebeca an vnd zoch hin.
d
(Dirne)
Die Braut ſol vngezwungen zur Ehe gegeben ſein von den Eltern / da zu auch gefragt werden vmb jren willen.
ISaac aber kam vom brunnen des Lebendigen vnd Sehenden / Denn er wonete im Lande / gegen mittag / 63vnd war ausgegangen zu beten auff dem Felde vmb den abend. Vnd hub ſeine augen auff / vnd ſahe das Kamel daher kamen. 64Vnd Rebeca hub jre augen auff / vnd ſahe Iſaac / da fiel ſie vom Kamel. 65Vnd ſprach zu dem Knecht / Wer iſt der Man / der vns ent-
[14a | 14b]
I․ Bucĥ C. XXIIII. XXV.
Abrahám
gegen kompt auff dem felde? Der Knecht ſprach / Das iſt mein Herr / Da nam ſie den Mantel vnd verhüllet ſich. 66Vnd der Knecht erzelet Iſaac alle ſache die er ausgerichtet hatte. 67Da füret ſie Iſaac in die hütten ſeiner mutter Sara / Vnd nam die Rebeca / vnd ſie ward ſein weib / vnd gewan ſie lieb / Alſo ward Iſaac getröſtet vber ſeiner Mutter.
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1) lat.: vt Infra cap. 35. Prouer 11. Circulus aureus in naribus suis.
dt.: »Wie weiter oben, Kapitel 35, und Sprüche Salomos (Proverbia), Kapitel 24: Der goldene Reif über ihren Nasen.«
2) lat.: Inde diadema Regum et lamina summi Sacerdotis in fronte etc.
dt.: »Daher die Königskrone [das Diadem der Könige] und das [goldene] Blatt der Hohepriester auf der Vorderseite [ihrer Turbane].«
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Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
Gen. | Das erste Buch Moſe. | Das erste Buch Mose (Genesis) Genesis 1. Buch Mose | 1. Mose Gen 1Mos |
Tob. | Das Buch Tobie. | Das Buch Tobias Das Buch Tobit
| Tob Tob Tob |
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Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
Luther erklärt die Bedeutung des Alten Testaments und der Gesetze Mose. Diese Schriften seien für Christen sehr nützlich zu lesen, nicht zuletzt deshalb, weil Jesus, Petrus und Paulus mehrfach daraus zitieren.