Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Der Text in 50 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel XXXI. | ||
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12 - 36 |
II. DIE VÄTERGESCHICHTEN
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27 - 36 |
II.2 JAKOB UND ESAU
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1 | 31,1-16 | |
2 | 31,17-21 | |
3 | 31,22-42 | |
4 | 31,43 - 32,2 |
Anm: Kapiteleinteilung nach der Ausgabe von 1545, Angabe der Textstelle nach heutiger Zählweise
Im folgenden Text sind die bezeichneten Verse hervorgehoben.
[18b]
VND es kamen fur jn die Reden der kinder Laban / das ſie ſprachen / Jacob hat alle vnſers vaters gut zu ſich gebracht. Vnd von vnſers Vaters gut / hat er ſolche Reichthum zu wegen gebracht. 2Vnd Jacob ſahe an das angeſicht Laban / Vnd ſihe / es war nicht gegen jm / wie geſtern vnd ehegeſtern.
VND der HERR ſprach zu Jacob / Zeuch wider in deiner Veter land / vnd zu deiner Freundſchafft / Ich wil mit dir ſein. 4Da ſandte Jacob hin / vnd lies ruffen Rahel vnd Lea auffs feld bey ſeine Herde / 5vnd ſprach zu jnen / Ich ſehe ewrs Vaters angeſicht / das es nicht gegen mir iſt / wie geſtern vnd ehegeſtern / Aber der Gott meines Vaters iſt mit mir geweſen.
6VND jr wiſſet / das ich aus allen meinen krefften ewrem Vater gedienet habe / 7Vnd er hat mich geteuſcht / vnd nu zehen mal mein lohn verendert / Aber Gott hat jm nicht geſtattet / das er mir ſchaden thet. 8Wenn er ſprach / die bundten ſollen dein Lohn ſein / ſo trug die gantze Herd bundte / Wenn er aber ſprach / Die ſprenckliche ſollen dein Lohn ſein / ſo trug die gantze Herd ſprenckliche. 9Alſo hat Gott die güter ewers Vaters jm entwand / vnd mir gegeben.
10DEnn wenn die zeit des Lauffs kam / hub ich meine Augen auff / vnd ſahe im trawm / vnd ſihe / die Böcke ſprungen auff die ſprenckliche / fleckete / vnd bundte Herde. 11Vnd der Engel Gottes ſprach zu mir im traum / Jacob / Vnd ich antwortet / Hie bin ich. 12Er aber ſprach / heb auff deine augen / vnd ſihe /
[18b | 19a]
Móẛe. C. XXXI.
Jácób․
XIX․
Gen. 28.
Die Böcke ſpringen auff die ſprenckliche / fleckete vnd bundte Herde / Denn ich habe alles geſehen / was dir Laban thut. 13Ich bin der Gott zu BethEl / da du den ſtein geſalbet haſt / vnd mir daſelbs ein Gelübde gethan. Nu mach dich auff / vnd zeuch aus dieſem Lande / vnd zeuch wider in das Land deiner freundſchafft.
14DA antwortet Rahel vnd Lea / vnd ſprachen zu jm / Wir haben doch kein Teil noch Erbe mehr in vnſers Vaters hauſe / 15Hat er vns doch gehalten als die frembden / Denn er hat vns verkaufft / vnd vnſer Lohn verzehret. 16Darumb hat Gott vnſerm Vater entwand ſeinen Reichthum zu vns vnd vnſern Kindern / Alles nu was Gott dir geſagt hat / das thu.
ALſo machet ſich Jacob auff / vnd lud ſeine Kinder vnd Weiber auff Kamelen / 18vnd füret weg alle ſein Vieh / vnd alle ſeine Habe / die er zu Meſopotamia erworben hatte / das er keme zu Iſaac ſeinem Vater ins land Canaan 19(Laban aber war gangen ſeine Herde zu ſcheren) Vnd Rahel ſtal jres Vaters Götzen. 20Alſo ſtal Jacob dem Laban zu Syrien das hertz / da mit / das er jm nicht anſaget / das er flohe. 21Alſo flohe er vnd alles was ſein war / machte ſich auff / vnd fuhr vber das waſſer / vnd richt ſich nach dem berge Gilead.
Jacob
zeucht widerumb in Canaan etc.
(Stal das hertz)
Hertz ſtelen iſt Ebreiſch geredt / ſo viel / als etwas thun hinder eines andern wiſſen.
AM dritten tage wards Laban angeſagt / das Jacob flöhe / 23Vnd er nam ſeine Brüder zu ſich / vnd jaget jm nach ſieben Tagereiſe / vnd ereilet jn auff dem berge Gilead. 24Aber Gott kam zu Laban dem Syrer im traum des nachts / vnd ſprach zu jm / Hüte dich / das du mit Jacob nicht anders redeſt denn freundlich. 25Vnd Laban nahet zu Jacob / Jacob aber hatte ſeine Hütten auffgeſchlagen auff dem Berge / Vnd Laban mit ſeinen Brüdern ſchlug ſeine hütten auch auff / auff dem berge Gilead.
26DA ſprach Laban zu Jacob / Was haſtu gethan / das du mein hertz geſtolen haſt / vnd haſt meine Töchter entfüret / als die durchs Schwert gefangen weren? 27Warumb haſtu heimlich geflohen / vnd haſt dich weggeſtolen / vnd haſt mirs nicht angeſagt / das ich dich hette geleitet mit freuden / mit ſingen / mit Paucken vnd Harffen? 28vnd haſt mich nicht laſſen meine Kinder vnd Töchter küſſen / Nu du haſt thörlich gethan. 29Vnd ich hette / mit Gottes hülffe / wol ſo viel macht / das ich euch künd vbels thun / Aber ewrs vaters Gott hat geſtern zu mir geſagt / Hüte dich / das du mit Jacob nicht anders denn freundlich redeſt.
VND weil du denn ja wolteſt ziehen / vnd ſehneteſt dich ſo faſt nach deines vaters hauſe / Warumb haſtu mir meine Götter geſtolen? 31Jacob antwortet / vnd ſprach zu Laban / Ich furchte mich vnd dachte / du würdeſt deine Töchter von mir reiſſen. 32Bey welchem aber du deine Götter findeſt / der ſterbe hie fur vnſern Brüdern / Süche das deine bey mir / vnd nims hin (Jacob wuſte aber nicht / das ſie Rahel geſtolen hatte) 33Da gieng Laban in die hütten Jacob / vnd Lea / vnd der beide Megde / vnd fand nichts. Vnd gieng aus der hütten Lea in die hütten Rahel / 34Da nam Rahel die Götzen vnd legt ſie vnter die ſtrew der Kamel / vnd ſatzte ſich darauf. Laban aber betaſtet die gantze Hütte / vnd fand nichts. 35Da ſprach ſie zu jrem Vater / Mein Herr / zürne nicht / Denn ich kan nicht auffſtehen gegen dir / Denn es gehet mir nach der Frawen weiſe. Alſo fand er die Götzen nicht / wie faſt er ſucht.
VND Jacob ward zornig / vnd ſchalt Laban / vnd ſprach zu jm / Was hab ich misgehandelt oder geſundiget / das du ſo auff mich erhitzt biſt? 37Du haſt alle mein Hausrat betaſtet / Was haſtu deines hausrats funden? Lege das dar / fur meinen vnd deinen Brüdern / das ſie zwiſchen vns beiden richten. 38Dieſe zwenzig jar bin ich bey dir geweſen / deine ſchafe vnd ziegen ſind nicht vnfruchtbar geweſen / die wider deiner Herde hab ich nie geſſen. 39Was die Thier zuriſſen / bracht ich dir nicht / ich muſt es bezalen / du fodderſt es von meiner hand / es were mir des tages oder des nachts geſtolen. 40Des tages ver-
[19a | 19b]
I․ Bucĥ C․ XXXI. XXXII.
Jácób․
ſchmacht ich fur hitze / vnd des nachts fur froſt / vnd kam kein Schlaff in meine augen.
41ALſo habe ich dieſe zwenzig jar in deinem Hauſe gedienet / vierzehen vmb deine Töchter / vnd ſechs vmb deine Herde / vnd haſt mir mein Lohn zehen mal verendert. 42Wo nicht der Gott meines Vaters / der Gott Abraham / vnd die Furcht Iſaac / auff meiner ſeiten geweſen were / du hetteſt mich leer laſſen ziehen. Aber Gott hat mein elend vnd mühe angeſehen / vnd hat dich geſtern geſtrafft.
(Furcht)
Jacob nennet hie Gott Iſaacs furcht / darumb / das Iſaac Gottfürchtig war vnd Gottes Diener.
LAban antwortet / vnd ſprach zu Jacob / Die Töchter ſind meine töchter / vnd die Kinder ſind meine kinder / vnd die Herde ſind meine herde / vnd alles was du ſiheſt / iſt mein / Was kan ich meinen Töchtern heut / oder jren Kindern thun / die ſie geboren haben? 44So kome nu / vnd las vns einen Bund machen / ich vnd du / der ein Zeugnis ſey zwiſchen mir vnd dir. 45Da nam Jacob einen ſtein / vnd richtet jn auff zu einem Mal / 46vnd ſprach zu ſeinen Brüdern / Leſet ſteine auff. Vnd ſie namen ſteine / vnd machten einen hauffen / vnd aſſen auff dem ſelben hauffen / 47Vnd Laban hies jn Jegar Sahadutha / Jacob aber hies jn Gilead.
Bund
zwiſchen Jacob vnd Laban etc.
48DA ſprach Laban / Der hauffe ſey heute Zeuge zwiſchen mir vnd dir (Daher heiſſt man jn Gilead) 49vnd ſey eine Warte / Denn er ſprach / Der HERR ſehe dar ein zwiſchen mir vnd dir / wenn wir von einander komen / 50wo du meine Töchter beleidigeſt / oder andere Weiber dazu nimpſt vber meine Töchter. Es iſt hi kein Menſch mit vns / ſihe aber / Gott iſt der Zeuge / zwiſchen mir vnd dir. 51Vnd Laban ſprach weiter zu Jacob / Sihe / das iſt der Hauff / vnd das iſt das Mal / das ich auffgerichtet hab zwiſchen mir vnd dir. 52Der ſelb hauff ſey zeuge / vnd das mal ſey auch zeuge / wo ich herüber fare zu dir / oder du herüber fereſt zu mir vber dieſen hauffen vnd mal zu beſcheidigen. 53Der Gott Abraham / vnd der Gott Nahor / vnd der Gott jrer veter ſey Richter zwiſchen vns.
(Gilead)
Gilead heiſſt ein Zeugehauffe / Vnd bedeut die Schrifft da viel zeugnis von Gott heuffig innen ſind.
54VND Jacob ſchwur jm bey der Furcht ſeines vaters Iſaac. Vnd Jacob opfferte auff dem Berge / vnd lud ſeine Brüder zum eſſen / Vnd da ſie geſſen hatten / blieben ſie auff dem Berge vber nacht.
32
Beginn des Kapitels 32 nach heutiger Zählweise!
1Des morgens aber ſtund Laban früe auff / küſſet ſeine Kinder vnd Töchter / vnd ſegenete ſie / vnd zoch hin / vnd kam wider an ſeinen ort.
Pſal. 34.
IAcob aber zoch ſeinen weg / Vnd es begegneten jm die Engel Gottes. 3Vnd da er ſie ſahe / ſprach er / Es ſind Gottes Heere / Vnd hies die ſelbige ſtet / Mahanaim.
Mahanaim
Heiſſt Heerlager.
✽
1) lat.:Acceruns Teſtimonij.
Hier liegt offensichtlich ein Übertragungsfehler der Schriftsetzer vor. Der lateinische Text müsste »acervum Testimonii« heißen. Dt.: »Hügelchen des Zeugnisses«, wie Luther in der anderen Marginalspalte anmerkt: Zeugehauffe. So entspricht es dem Text der lateinischen Bibelausgaben.
Dagegen ist »Acceruns« der latinisierte Name eines der Flüsse im griechischen Hades.
Luther merkt hier für seine gelehrten Kollegen an, dass er in Vers 47 nicht wie die lateinischen Bibeln die aufgelöste Bezeichnung angibt (»Hügelchen des Zeugnisses« oder Zeugehauffe), sondern entsprechend Vers 48 den Namen Gilead der hebräischen Texte verwendet.
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Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
Gen. | Das erste Buch Moſe. | Das erste Buch Mose (Genesis) Genesis 1. Buch Mose | 1. Mose Gen 1Mos |
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Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
Luther erklärt die Bedeutung des Alten Testaments und der Gesetze Mose. Diese Schriften seien für Christen sehr nützlich zu lesen, nicht zuletzt deshalb, weil Jesus, Petrus und Paulus mehrfach daraus zitieren.