Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Der Text in 50 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel XXX. | ||
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12 - 36 |
II. DIE VÄTERGESCHICHTEN
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27 - 36 |
II.2 JAKOB UND ESAU
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1 | 30,1-8 | |
2 | 30,9-13 | |
3 | 30,14-21 | |
4 | 30,22-24 | |
5 | 30,25-43 | |
B9 |
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Im folgenden Text ist der bezeichnete Vers hervorgehoben.
[17b]
DA Rahel ſahe / das ſie dem Jacob nichts gebar / neidet ſie jre ſchweſter / vnd ſprach zu Jacob / Schaffe mir Kinder / Wo nicht / ſo ſterbe ich. 2Jacob aber ward ſeer zornig auff Rahel / vnd ſprach / Bin ich doch nicht Gott / der dir deines Leibes früchte nicht geben wil. 3Sie aber ſprach / ſihe / Da iſt meine magd Bilha / Lege dich zu jr / das ſie auff meinen Schos gebere / vnd ich doch durch ſie erbawet werde. 4Vnd ſie gab jm alſo Bilha jre magd zum Weibe.
VND Jacob leget ſich zu jr / 5Alſo ward Bilha ſchwanger / vnd gebar Jacob einen Son. 6Da ſprach Rahel / Gott hat meine ſache gerichtet / vnd meine ſtim erhöret / vnd mir einen Son gegeben / Darumb hies ſie jn a Dan. 7Abermal ward Bilha Rahels magd ſchwanger / vnd gebar Jacob den andern ſon. 8Da ſprach Rahel / Gott hat es gewand mit mir vnd meiner Schweſter / vnd ich werds jr zuuor thun / Vnd hies jn b Naphthali.
a
(Dan)
Heiſſt gerich.
b
(Naphtali)
Heiſſt verwechſelt vmbgewand / vmbgekeret / wenn man das widerſpiel thut / Pſal. 18. Mit den verkerten verkereſtu dich.
Lea gibt
Silpa jre magd Jacob zum weib.
DA nu Lea ſahe / das ſie auff gehöret hatte zu geberen / nam ſie jre magd Silpa / vnd gab ſie Jacob zum weibe. 10Alſo gebar Silpa Lea magd / Ja-
[17b | 18a]
Moſe. C. XXX.
Jácob.
XVIII․
cob einen Son. 11Da ſprach Lea / Rüſtig / Vnd hies jn Gad. 12Darnach gebar Silpa Lea magd / Jacob den andern Son. 13Da ſprach Lea / Wol mir / Denn mich werden ſelig preiſen die Töchter / Vnd hies jn Aſſer.
(Gad)
Heiſſt rüſtig zum ſtreit.
(Aſſer)
Heiſſt ſelig.
RVben gieng aus zur zeit der Weitzenernd / vnd fand Dudaim auff dem felde / vnd bracht ſie heim ſeiner mutter Lea. Da ſprach Rahel zu Lea / Gib mir der a Dudaim deines Sons ein teil. 15Sie antwortet / Haſtu nicht gnug / das du mir meinen Man genomen haſt / vnd wilt auch die Dudaim meines Sons nemen? Rahel ſprach / Wolan / las jn dieſe nacht bey dir ſchlaffen vmb die Dudaim deines Sons.
a
(Dudaim)
Frage du ſelbs was Dudaim ſind. Es ſollen Lilien / Es ſollen Beer ſein / vnd niemand weis / was es ſein ſollen. Es heiſſens etliche Jüden Kirſchen / die in der Weitzenernd reiff ſind etc.
16DA nu Jacob des abends vom felde kam / gieng jm Lea hinaus entgegen vnd ſprach / Bey mir ſoltu ligen / Denn ich habe dich erkaufft vmb die Dudaim meines Sons. Vnd er ſchlieff die nacht bey jr / 17Vnd Gott erhöret Lea / vnd ſie ward ſchwanger / vnd gebar Jacob den fünfften Son / 18vnd ſprach / Gott hat mir gelohnet / das ich meine magd meinem Manne gegeben habe / Vnd hies jn b Iſaſchar. 19Abermal ward Lea ſchwanger / vnd gebar Jacob den ſechſten Son / 20vnd ſprach / Gott hat mich wol beraten / Nu wird mein Man wider bey mir wonen / Denn ich habe jm ſechs Söne geboren / Vnd hies jn c Sebulon. 21Darnach gebar ſie eine Tochter / die hies ſie d Dina.
b
(Iſaſchar)
Heiſſt Lohn.
c
(Sebulon)
Heiſſt bey wonung.
d
(Dina)
Heiſſt eine ſache oder gericht.
DEr HERR gedacht aber an Rahel / vnd erhöret ſie / vnd macht ſie fruchtbar. 23Da ward ſie ſchwanger / vnd gebar einen Son / vnd ſprach / Gott hat meine ſchmach von mir genomen / 24Vnd hies jn e Joſeph / Vnd ſprach / Der HERR wolte mir noch einen Son dazu geben.
e
(Joſeph)
Heiſſt zunemung.
DA Rahel den Joſeph geborn hatte / ſprach Jacob zu Laban / Las mich ziehen vnd reiſen an meinen Ort vnd in mein Land / 26Gib mir meine Weiber vnd meine Kinder / darumb ich dir gedienet habe / das ich ziehe / Denn du weiſſeſt / wie ich dir gedienet habe. 27Laban ſprach zu jm / Las mich gnade fur deinen augen finden / Ich ſpüre / das mich der HERR ſegenet vmb deinen willen / 28Stimme das Lohn das ich dir geben ſol.
29ER aber ſprach zu jm / Du weiſſeſt / wie ich dir gedienet habe / vnd was du fur Vieh haſt vnter mir. 30Du hatteſt wenig ehe ich her kam / Nu aber iſts ausgebreitet in die menge / vnd der HERR hat dich geſegenet durch f meinen fus / Vnd nu / Wenn ſol ich auch mein Haus verſorgen? 31Er aber ſprach / Was ſol ich dir denn geben? Jacob ſprach / Du ſolt mir nichts vberal geben / Sondern ſo du mir thun wilt / das ich ſage / So wil ich widerumb weiden vnd hüten deiner Schafe.
f
(Meinen fus)
Das iſt / Ich hab müſſen lauffen vnd rennen durch dünne vnd dicke / das du ſo Reich würdeſt / Mein Fus hats müſſen thun. Inde pedes Euangeliſantium pacem / et curſus verbi ſeu miniſterij.
ICH wil heute durch alle deine Herde gehen / vnd ausſondern alle fleckete vnd bundte ſchafe / vnd alle ſchwartze ſchafe vnter den lemmern / vnd die bundten vnd g flecketen ziegen / Was nu bund vnd flecket fallen wird / das ſol mein Lohn ſein. 33So wird mir mein gerechtigkeit zeugen heute oder morgen / wenn es kompt / das ich meinen Lohn von dir nemen ſol / Alſo / das / was nicht flecket oder bund / oder nicht ſchwartz ſein wird vnter den lemmern / vnd ziegen / das ſey ein Diebſtal bey mir.
34DA ſprach Laban / Sihe da / es ſey wie du geſagt haſt. 35Vnd ſonderte des tages die ſprenckliche vnd bundte böcke / vnd alle fleckete vnd bundte ziegen / Wo nur was weiſſes daran war / vnd alles was ſchwartz war vnter den lemmern / vnd thats vnter die hand ſeiner Kinder / 36vnd macht raum dreier Tagereiſe weit zwiſſchen jm vnd Jacob / Alſo weidet Jacob die vbrigen herde Laban.
37JAcob aber nam ſtebe von grünen Papelnbawm / Haſeln / vnd Caſtaneen / vnd ſchelet weiſſe ſtreiffe daran / das an den ſteben das weiſſe blos ward 38vnd legt die ſtebe / die er geſchelet hatte / in die Trenckrinnen / fur die Herde / die da komen muſten zu trincken / das ſie empfangen ſolten / wenn ſie zu trinck-
g
Du muſt hie dich nicht jrren / das Moſes / das kleine vieh / jtzt ziegen / jtzt lemmer / jtzt böcke heiſſet / wie dieſer ſprache art iſt / Denn er wil ſo viel ſagen / Das Jacob habe alles weis vieh behalten / vnd alles bundte vnd ſchwartze Laban gethan. Was nu bund von dem einferbigen vieh keme / das ſolte ſein lohn ſein. Des ward Laban fro / vnd hatte die natur fur ſich / das von einferbigen nicht viel bundte natürlich komen. Aber Jacob halff der natur mit kunſt / das die einferbigen viel bundte trugen.
[18a | 18b]
I․ Bucĥ C. XXX. XXXI.
Jácob․
en kemen. 39Alſo empfiengen die Herde vber den ſteben / vnd brachten ſprenckliche / fleckete vnd bundte. 40Da ſcheidet Jacob die lemmer / vnd thet die abgeſonderte Herde zu den flecketen vnd ſchwartzen in der Herde Labans / vnd macht jm ein eigen Herde / die thet er nicht zu der herde Labans. 41Wenn aber der Laufft der früelinge Herde war / legte er dieſe ſtebe in die Rinnen fur die augen der Herde / das ſie vber den ſteben empfiengen / 42Aber in der Spetlinger laufft / leget er ſie nicht hinein. Alſo wurden die Spetlinge des Labans / aber die Früelinge des Jacobs / 43Da her ward der Man vber die mas reich / das er viel ſchafe / megde vnd knechte / kamel vnd eſel hatte.
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1) lat.:Inde pedes Euangelisantium pacem / et cursus verbi seu ministerij.
dt.: »Davon [kommt her]: Die Füße derer, die Frieden verkünden, und: die Geschichte der Heiligen Schrift oder[die] des Gottesdienstes.«
Luther verweistmit dem Zitat »Die Füße derer, die Frieden verkünden« auf Jes 52,7 und Rom 10,15. Er sieht in der Antwort Jakobs (»geſegenet durch meinen fus«, d. i. »durch mein Tun«) die Grundlage aller Entwicklung in der Kirchengeschichte, beginnend bei der Entstehung der Heiligen Schrift, weitergeführt im Dienst an und für Gott.
Holzschnitt in 1Mos XXX.
»Jakobs Reichtum«
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Erläuterungen zur Abbildung in 1Mos XXX.
Die Kapitel 30 und 31 des 1. Buchs Mose erzählen die Geschichte, die erläutert, wie Jakob zu seinem Reichtum kam: Jakob hatte sich zu seinem Onkel Laban begeben. Dort arbeitete er als Schaf- und Ziegenhirte. Laban, der alle Menschen für sich ausnutzte, versuchte immer wieder, Jakob durch listige Verträge zu hintergehen. Doch Jakob war clever und sorgte dafür, dass er seinen Lohn bekam.
Zu sehen sind drei Szenen aus dieser Geschichte:
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Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
Gen. | Das erste Buch Moſe. | Das erste Buch Mose (Genesis) Genesis 1. Buch Mose | 1. Mose Gen 1Mos |
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AT
V
Luther erklärt die Bedeutung des Alten Testaments und der Gesetze Mose. Diese Schriften seien für Christen sehr nützlich zu lesen, nicht zuletzt deshalb, weil Jesus, Petrus und Paulus mehrfach daraus zitieren.