Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Der Text in 24 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel XVIII. | ||
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9,51 - 19,27 |
V. DER WEG JESU NACH JERUSALEM
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1 | 18,1-8 | |
2 | 18,9-14 | |
3 | 18,15-16 | |
4 | 18,17-23 | |
5 | 18,24-27 | |
6 | 18,28-30 | |
7 | 18,31-34 | |
8 | 18,35-43 |
Im folgenden Text ist der bezeichnete Vers hervorgehoben.
[290b]
ER ſaget jnen aber ein Gleichnis dauon / Das man alle zeit beten vnd nicht laſs werden ſolt / 2Vnd ſprach / Es war ein Richter in einer Stad der furchte ſich nicht fur Gott / vnd ſchewet ſich fur keinem Menſchen. 3Es war aber eine Widwe in der ſelbigen Stad / die kam zu jm / vnd ſprach / Rette mich von meinem Widerſacher / 4Vnd er wolte lange nicht. Darnach aber dachte er bey ſich selbs / Ob ich mich ſchon fur Gott nicht fürchte / noch fur keinem Menſchen ſchewe / 5Dieweil aber mir dieſe Widwe ſo viel mühe machet / wil ich ſie retten / Auff das ſie nicht zu letzt kome / vnd vberteube mich.
6DA ſprach der HErr / Höret hie / was der vngerechte Richter ſaget. 7Solt aber Gott nicht auch retten ſeine Auſſerweleten / die zu jm tag vnd nacht ruffen / vnd ſolt gedult drüber haben? 8Ich ſage euch / Er wird ſie erretten in einer kürtz. Doch wenn des menſchen Son komen wird / Meineſtu das er auch werde Glauben finden auff Erden?
(Uberteube)
Das iſt / Das ſie mich nicht plage vnd martere / wie man ſagt von den Geilern / Wie plaget mich der Menſch ſo wol.
ER ſaget aber zu etlichen / die ſich ſelbs vermaſſen / das ſie frum weren / Vnd verachteten die andern / ein ſolch Gleichnis. 10Es giengen zween Menſchen hinauff in den Tempel zu beten / Einer ein Phariſer *1) / der ander ein Zölner. 11Der Phariſeer ſtund vnd betet bey ſich ſelbs alſo / Ich dancke dir Gott / Das ich nicht bin wie die andern Leute / Reuber / Vngerechte / Ehebrecher / oder auch wie dieſer Zölner / 12Ich faſte zwier in der Wochen / vnd gebe den Zehenden / von allem das ich habe. 13Vnd der Zölner ſtund von ferne / wolte auch ſeine augen nicht auffheben gen Himel / Sondern ſchlug an ſeine Bruſt / vnd ſprach / Gott ſey mir Sünder gnedig. 14Ich ſage euch / Dieſer gieng hinab gerechtfertiget in ſein haus / a fur jenem. Denn wer ſich ſelbs erhöhet / der wird ernidriget werden / Vnd wer ſich ſelbs ernidriget / Der wird erhöhet werden.
a
(Fur jenem)
Das iſt / Jener iſt nicht gerecht / ſondern verdampt heim gangen. Ebraiſmus eſt / et negatiue dicitur. Sicut Pſal. 118. Es iſt gut auff den HERRN vertrawen / fur dem vertrawen auff Fürſten / das iſt / nicht auff Fürſten. Hoc efficit Ebrea litera Mem. Alſo auch Matth. 21. Huren vnd Buben werden fur euch in Himel komen / Fur euch / das iſt / Ir nicht.
SIe brachten auch junge Kindlin zu jm / das er ſie ſolt anrüren. Da es aber die Jünger ſahen / bedraweten ſie die. 16Aber Jheſus rieff ſie zu ſich / vnd ſprach / Laſſet die Kindin zu mir komen / vnd weret jnen nicht / Denn
[290b | 291a]
S. Lucás. C․ XVIII.
CCXCI.
ſolcher iſt das reich Gottes. 17Warlich / Ich ſage euch / Wer nicht das reich Gottes nimpt als ein Kind / der wird nicht hin ein komen.
VND es fraget jn ein Oberſter / vnd ſprach / Guter meiſter / Was mus ich thun / das ich das ewige Leben ererbe? 19Jheſus aber ſprach zu jm / Was heiſſeſtu mich gut? Niemand iſt gut / denn der einige Gott. 20Du weiſſeſt die Gebot wol / Du ſolt nicht ehebrechen. Du ſolt nicht tödten. Du ſolt nicht ſtelen. Du ſolt nicht falſch gezeugnis reden. Du ſolt deinen Vater vnd deine Mutter ehren. 21Er aber ſprach / Das habe ich alles gehalten von meiner Jugent auff. 22Da Jheſus das höret / ſprach er zu jm / Es feilet dir noch eines / Verkeuffe alles was du haſt / vnd gibs den Armen / So wirſtu einen ſchatz im Himel haben / Vnd kom / vnd folge mir nach. 23Da er das höret / ward er trawrig / Denn er war ſeer reich.
(Eines)
Das iſt / Es feilet dir alles / vt ſupra Matth. 19. Verkeuffen aber iſt / vt ſupra / Luc. 12.
24DA aber Jheſus ſahe / das er trawrig war worden / ſprach er / Wie ſchwerlich werden die Reichen in das reich Gottes komen. 25Es iſt leichter / das ein Kameel gehe durch ein Nadelöre / denn das ein Reicher in das reich Gottes kome. 26Da ſprachen die das höreten / Wer kan denn ſelig werden? 27Er aber ſprach / Was bey den Menſchen vmmüglich iſt / das iſt bei Gott müglich.
DA ſprach Petrus / Sihe / wir haben alles verlaſſen / vnd ſind dir nachgefolget. 29Er ſprach zu jnen / Warlich ich ſage euch / Es iſt niemand / der ein Haus verleſſet / oder Eltern / oder Brüder / oder Weib / oder Kind / vmb des reich Gottes willen / 30der es nicht vielfeltig wider empfahe / in dieſer zeit / vnd in der zukünfftigen Welt / das ewige Leben.
ER nam aber zu ſich die Zwelffe / vnd ſprach zu jnen / Sehet / wir gehen hinauff gen Jeruſalem / vnd es wird alles volendet / das geſchrieben iſt durch die Propheten / von des menſchen Son.32Denn er wird vberantwortet werden den Heiden / vnd er wird verſpottet vnd geſchmehet vnd verſpeiet werden / 33vnd ſie werden jn geiſſeln vnd tödten / Vnd am dritten tage wird er wider aufferſtehen. 34Sie aber vernamen der keines / Vnh die Rede war jnen verborgen / Vnd wuſten nicht / was das geſagt war.
ES geſchach aber / da er nahe zu Jericho kam / ſaſs ein Blinder am wege / vnd bettelt. 36Da er aber höret das Volck / das durch hin gieng / forſchet er was das were? 37Da verkündigeten ſie jm / Jheſus von Nazareth gienge fur vber. 38Vnd er rieff / vnd ſprach / Jheſu du Son Dauid / Erbarme dich mein. 39Die aber forne an giengen / bedraweten jn / er ſolt ſchweigen. Er aber ſchrey viel mehr / Du Son Dauid / erbarme dich mein. 40Jheſus aber ſtund ſtille / vnd hies jn zu ſich füren. Da ſie jn aber nahe bey jn brachten / fraget er jn 41vnd ſprach / Was wiltu / das ich dir thun ſol? Er ſprach / HErr / das ich ſehen müge. 42Vnd Jheſus ſprach zu jm / Sey ſehend / Dein glaube hat dir geholffen / 43Vnd alſo bald ward er ſehend / vnd folget jm nach vnd preiſete Gott. Vnd alles Volck / das ſolchs ſahe / lobet Gott.
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1) Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ein Druckfehler: Phariſer;
Korrektur: Phariſeer
2) a) lat.: Ebraismus est / et negative dicitur. Sicut Psal. 118.
dt.: »Das ist ein Hebraismus [= ein Ausdruck, der dem Hebräischen entlehnt ist] und verneinend gemeint, so wie in Psalm 118.«
b) lat.: Hoc efficit Ebrea litera Mem.
dt.: »Dies geht aus den Anmerkungen zum hebräischen Text hervor.«
3) lat.: ut supra
dt.: »wie oben«
4) Druckfehler: Vnh
Korrektur: Vnd
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Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
Luce. | Euangelium S. Lucas.Biblia Vulgata: | Das Evangelium nach Lukas Lukasevangelium | Lk Lk Lk |
Ex. | Das ander Buch Moſe. | Das zweite Buch Mose (Exodus) Exodus 2. Buch Mose | 2. Mose Ex 2Mos |
Matth. | Euangelium S. Mattheus.Biblia Vulgata: | Das Evangelium nach Matthäus Matthäusevangelium | Mt Mt Mt |
Marc. | Euangelium S. Marcus.Biblia Vulgata: | Das Evangelium nach Markus Markusevangelium | Mk Mk Mk |
Erläuterungen siehe Liste der Abkürzungen und Namen biblischer Bücher | |||
Die folgenden Begriffe aus dem Text Lk 18 werden hier erläutert.
Versnummer: Luthers Wort | |||
1: Gleichnis | 1: laſs | 2: ſchewet | |
3: Widwe | 8: Meineſtu | ||
8: Glauben | 8: frum | 10: Phariſeer | |
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Luther-Deutsch | Deutsch | Erläuterungen | ||||||||
Gleichnis | Gleichnis, das Das Wort Gleichnis besitzt verschiedene Umfelder, von denen wir heute üblicherweise fast nur noch eines benutzen: Das Gleichnis als rhetorisches Stilmittel.
Luther verwendet es aber auch in anderen Bedeutungen.
Entwickelt hat sich das Wort Gleichnis aus dem Adjektiv »gleich«, verbunden mit dem Suffix »-nis«. Es wurde allgemein dann verwendet, wenn der Vergleich zweier Gegenstände, Ideen, Geschichten usw. ergibt, dass sie gleich sind oder gleich sein sollen.
Dies umfasst beispielsweise:
a) gegenständlich: Bild, Abbild, Ebenbild, daher auch: Götzenbild (Abbild eines Gottes), Nachbildung, Kopie b) für innere Bilder und Vorstellungen, die der Realität gleich kommen (sollen): Traumbilder, Gesichte, usw. c) für Personen und Körper: Gestalt, Erscheinung, Aussehen d) als Sinnbild: Symbol, Beispiel, Metapher, Zeichen (von bestimmter Bedeutung) e) als abstrakter Eigenschaftsbegriff für Übereinstimmung: Ähnlichkeit, Gleichartigkeit, Gleichheit f) als Muster sachlicher Übereinstimmung: Beispiel, konkretisiert: (typischer) Einzelfall, Fallbeispiel g) als rhetorisches Stilmittel: vergleichende bildliche Rede
Du ſolt dir kein Bildnis noch jrgend ein Gleichnis machen ... Bete ſie nicht an / vnd diene jnen nicht
Hier steht Gleichnis nicht für das gegenständliche (handwerklich hergestellte) Abbild, das Götzenbild (denn das wurde schon durch Bildnis unmittelbar davor ausgedrückt), sondern gerade auch für Gestalt und Erscheinung (hebr.: תְּמוּנָה, tĕmûnā, Gestalt, Erscheinung) also auch für abstrakte Bilder, die ein »Gottesbild« zeichnen, beschreiben oder festlegen.
In diesem Zusammenhang denken wir an die Trinitätslehre. Sie ist der künstlich geschaffene, abstrakte Entwurf eines Gottesbildes, der Gott als dreieinige Erscheinung bzw. in dreieiniger Gestalt aus Gott-Vater (den Schöpfer), Gott-Sohn (Jesus Christus) und Gott-Geist (Heiliger Geist) beschreibt. Doch nicht nur das: Sie legt dieses Bild dogmatisch fest und fordert zur Anbetung auf. Luther konnte diesem Dogma der katholischen Kirche nicht folgen.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||
laſs | lass (Adjektiv) Schreibweisen: lass, laß (veraltet), lasz (veraltet)
müde, matt, schlaff, schlapp
laſs
Darumb werden alle Hende laſs / vnd aller Menſchen hertz wird feig ſein.
Darum werden alle Hände schlaff, und aller Menschen Herz wird feige sein.
ER ſaget jnen aber ein Gleichnis dauon / Das man alle zeit beten vnd nicht laſs werden ſolt /
Er sagte ihnen aber ein Gleichnis davon, dass man allezeit beten und [darin] nicht schlapp werden sollte.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||
ſchewen | scheuen (Verb) (intransitiv) scheuen: zurückfahren, stutzen. (transitiv) Furcht oder Abneigung haben vor etwas. er ſchewet: er scheut
Denn viel ſchelten mich vbel / das jederman ſich fur mir ſchewet
a) Denn viele beschimpfen mich so übel, dass jeder vor mir zurückschreckt. b) Denn viele beschimpfen mich so übel, dass mich alle meiden.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||
Widwe | Witwe, die Verheiratete Frau, deren Ehemann gestorben ist
Jre Prieſter fielen durchs Schwert / Vnd waren keine Widwen / die da weinen ſolten
a) Ihre Priester fielen durch das Schwert. Und es gab keine Witwen, die darüber weinten. b) Ihre Priester fielen durch das Schwert. Und die Witwen weinten nicht.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||
Auſſerwelete | Auserwählte, der Substantivierung des Verbs auserwählen
a) von einzelnen Personen: auserwählt sein für eine Bestimmung b) vom Volk Israel: das auserwählte Volk
Jr kinder Jacob ſeines Auſſerweleten. Deneben gibt es die Form Auſſwelete, der Ausgewählte, von auswählen
Das wir ſehen mügen die Wolfart deiner Auſſweleten
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||
meinſtu
meineſtu | meinst du (Verb) 2. Person Singular Aktiv von meinen (Verb)
Präsens Indikativ: meinſtu, du meinst Präsens Konjunktiv: meineſtu, du meinest -u: Die Flexion mit dem angehängten »u« ist eine eigentümliche Form, die sonst nur noch aus älteren Texten bekannt ist. Gebildet wurde sie aus der 2. Person, zusammengezogen mit dem Personalpronomen »du«, aus dem das »u« stammt. Diese Form impliziert eine gewisse Dringlichkeit und Direktheit der Ansprache, die unmittelbare Hinwendung zum Gegenüber. So kann es die unzweifelhafte Feststellung des Handelns, die dringliche Ansprache oder die unmittelbare Aufforderung zum Handeln bedeuten (Indikativ in der Aussage), die Erfüllung einfordern, mutmaßen bzw. unterstellen (Konjunktiv), oder zur Antwort und Erklärung auffordern (Verb in der Frage).
Heute ist stattdessen das Verb in seiner gebräuchlichen Flexion verbunden mit »du« zu verwenden. Die Direktheit oder eine Aufforderung kann bestenfalls durch eine Sinn tragende Beifügung umschrieben werden abhängig vom Kontext. Sie kann ggf. durch einen Imperativ herausgestellt werden.
Meinſtu das ich Ochſſenfleiſch eſſen wölle / Oder Bockſblut trincken?
(Was denkst Du nur?!) Meinst du etwa, das ich Ochsenfleisch essen wolle oder Bockblut trinken?!
Das thuſtu / vnd ich ſchweige / Da meineſtu / Jch werde ſein gleich wie du /
(Ich weiß,) das tust du! Und ich schweige. Und deswegen meinest du (womöglich), ich bin wie du?!
meineſtu nicht / das ſeine Vorhaut werde fur eine Beſchneitung gerechnet?
meinest du nicht auch, dass seine Vorhaut als Beschnitten gilt?!
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||
Glaube | Glaube, der Glauben, der Glaube(n)
Mhd.: geloube, gloube, f., m. Gegenstück: Unglaube(n).
In der Bibel tritt der Begriff bevorzugt in seiner religiösen Bedeutung auf:
Glaube bezeichnet allgemein sowohl das auf Gott gerichtete hingebende Vertrauen religiöser Menschen, sowie eine innere Bejahung, Aneignung und Bewahrung der offenbarten Gotteserkenntnis, mit der sich Gehorsam, Treue u. s. w. gegenüber den göttlichen Geboten und religiösen Lehren verbinden. Ein zentraler Begriff reformatorischer Lehre
Sowohl die neutestamentlichen Schriften selbst, wie auch die Theologen der christlichen Konfessionen definieren den Begriff Glaube im einzelnen verschieden. Für Luther ist es der zentrale Begriff, der das Verhältnis zwischen Gott und den Menschen begründet. Dabei stützt er sich insbesondere auf die Erläuterungen des Paulus im Römerbrief.
Das Wort Glaube(n) kommt im Neuen Testament sehr häufig vor (430 mal), bevorzugt in den Paulusbriefen. Dabei finde sich das Wort allein im relativ kurzgehaltenen Römerbrief an 130 Stellen.
Luthers Übersetzung von Rom 3,28, alleine durch den Glauben, führte zu heftigen Disputen zwischen Luther und seinen Gegenspielern, weil in den griechischen Quellen das Wort »allein« nicht vorkommt. Man versuchte Luther als stümperhaften Übersetzer zu entlarven, der Bibeltexte verfälscht. Doch Luther pariert, dass dies auch in den Quellen absolut gemeint sei und in solchen Fällen die Verwendung des Wortes allein die Anforderungen eines guten deutschen Sprachgebrauchs erfüllt. Es käme nicht darauf an, einzelne Wörter zu übersetzen und blank aneinanderzureihen, sondern darauf, den Inhalt möglichst wortgetreu in die deutsche Sprache und deren üblichen Gebrauch zu übertragen.
Aus Rom 3,28 hat sich ein wesentlicher Lehrsatz der Reformation und der Kirchen, die aus ihr entstanden sind, entwickelt: Allein aus Glauben! bzw. Allein durch Glauben!, lateinisch: sola fide!
Dies schmälert die Bedeutung der Gesetze und Gebote nicht. Doch der Glauben ist ihr tragendes Fundament, der ihre Einhaltung und Erfüllung bestimmt und in konkreten Situationen überzeichnet. Nur so ist (christliche) Eigenverantwortung gewährleistet. Nur das Handeln aus dem Glauben heraus macht den Menschen vor Gott gerecht. Diese Gerechtigkeit wird aus Gnade anerkannt, nicht aus Erfüllung der Gesetze. Die Gesetzeswerke sind nicht länger erforderlich, weil der glaubende Mensch sie ihrem Inhalt nach eigenverantwortlich erfüllt. Ähnlich wie das Gebot »Liebe deinen Nächsten wie dich selbst« einerseits die entsprechenden Gebote aus den Zehn Geboten enthält, andererseits darüber weit hinausgeht. So umfasst das Handeln aus Glauben an Gott alle Gebote und Gesetze, geht aber weit darüber hinaus. Umgekehrt: Die Erfüllung der Gebote und Gesetze ohne Glauben an Gott macht zwar vor dem Gesetz gerecht, erfüllt aber nicht Gottes Anspruch auf Eigenverantwortlichkeit des Menschen in der Beziehung der Menschen zu Gott und in der Beziehung der Menschen zueinander.
Damit rückte der Glaubensbegriff und seine Interpretation in den Mittelpunkt reformatorischer Lehren.
So halten wir es nu / Das der Menſch gerecht werde / on des Geſetzes werck / alleine durch den Glauben.
a) So halten wir es nun: Der Mensch wird gerecht ohne die Gesetzeswerke, allein durch den Glauben. b) So halten wir fest: Der Mensch wird allein durch Glauben gerecht. Die Vorgaben der Gesetze und ihre Erfüllung haben dabei keine Bedeutung.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||
from
frum | fromm (Adjektiv) a) brav, tüchtig, tapfer b) nützlich, gut c) ordentlich, ehrlich d) unschuldig, unsträflich e) gewissenhaft, liebevoll, pflichtgetreu (gegenüber Gott) f) fromm, verehrend
Eine anhaltende (tüchtige), die Göttlichkeit pflichtgetreu verehrende Eigenschaft, die von Tapferkeit gegen alle Anfechtungen getragen wird.
from: Psalm 94,15
DEnn Recht mus doch recht bleiben / Vnd dem werden alle frome Hertzen zufallen.
Denn Recht muss doch Recht bleiben. Und dem werden alle frommen Herzen zufallen.
frum: Lk 18,9
ER ſaget aber zu etlichen / die ſich ſelbs vermaſſen / das ſie frum weren /
Er sagte zu etlichen, die von sich selbst überzeugt waren, dass sie fromm wären ...
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||
Phariſeer | Pharisäer ,der griechisch: Φαρισαίος (Pharisaios) lateinisch: Pharisaeus
Angehöriger einer alt-jüdischen Bewegung, die Gesetze und Gebote streng einhält.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||
Erläuterungen siehe Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545 | |||||||||
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
Perikope | Typ | Tag |
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1531 - 1898 | ||
Lk 18,9-14 | Evangelium | |
Lk 18,31-43 | Evangelium | |
1899 - 1978 | ||
Lk 18,9-14 | Evangelium | |
Lk 18,31-43 | Evangelium | |
Lutherische Kirchen 1958-1978 | ||
Lk 18,1-8 | Marginaltext | |
Lk 18,1-8 | Reihe III | |
Lk 18,9-14 | Evangelium + | |
Lk 18,31-43 | Evangelium + | |
1979 - 2018 | ||
Lk 18,1-8 | Reihe V | |
Lk 18,9-14 | Evangelium + | |
Lk 18,28-30 | Reihe III | |
Lk 18,31-43 | Reihe V | |
seit 2019 | ||
Lk 18,1-8 | Reihe IV | |
Lk 18,9-14 | Evangelium + | |
Lk 18,15-17 | Pool | |
Lk 18,18-27 | Pool | |
Lk 18,28-30 | Pool | |
Lk 18,31-43 | Reihe II |
Luthers Vorrede zum Neuen Testament ist in neuen Bibelausgaben nicht mehr enthalten. Lesen Sie, was Luther seinen Lesern 1545 mit auf den Weg gegeben hatte.
Das Video zeigt den Text der Geschichte aus der Lutherbibel von 1545, in der Jesus die Anmaßung der Frömmigkeit und die Überheblichkeit verurteilt, vorgelesen von Reiner Makohl.