Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Der Text in zwölf Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel IIII. | ||
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1 - 6 |
I. DANIEL UND SEINE FREUNDE
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3,31 - 4,34 |
I.4 NEBUKADNEZARS BRIEF AN DIE VÖLKER MIT DEM BEKENNTNIS SEINES GLAUBENS AN GOTT
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1 | 3,31-35 | |
2 | 4,1-15 | |
3 | 4,16-24 | |
4 | 4,25-30 | Bericht über die Ereignisse ein Jahr später: Der Traum wird wahr |
5 | 4,31-33 | Bericht über Nebukadnezars Weg zur Gesundung und seine Rückkehr als König |
6 | 4,34 |
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Kapiteleinteilung nach der Ausgabe von 1545,
Angabe der Textstelle nach heutiger Zählweise.
[116b | 117a]
Daniel. C. IIII.
CXVII.
3,31 - 4,34
331
Die heutigen Verse 3,31-33 bilden in dieser Ausgabe den Anfang des Kapitels 4!
KOnig NebucadNezar / Allen Völckern / Leuten vnd Zungen / Gott gebe euch viel Friede.32Ich ſehe es fur gut an / das ich verkündige / die Zeichen vnd Wunder / ſo Gott der Höheſt an mir gethan hat /33Denn ſeine Zeichen ſind gros / vnd ſeine Wunder ſind mechtig / vnd ſein Reich iſt ein ewiges Reich / vnd ſeine Herrſchafft wehret fur vnd fur.
Dis iſt ein brieff des Königes / darin er bekennet / was jm Gott erzeiget hat in folgender Hiſtorien.
4
Beginn des Kapitels 4 nach heutiger Zählweise!
Ich NebucadNezar / da ich gute ruge hatte in meinem Hauſe / vnd es wol ſtund auff meiner Burg / 2ſahe ich einen Traum / vnd erſchrack / vnd die gedancken / die ich auff meinem Bette hatte / vber dem Geſichte / ſo ich geſehen hatte / betrübten mich. 3Vnd ich befalh / Das alle Weiſen zu Babel fur mich her auff bracht würden / Das ſie mir ſagten / was der Traum bedeutet. 4Da bracht man her auff die Sternſeher / Weiſen / Chaldeer vnd Warſager / vnd ich erzelet den Traum fur jnen / Aber ſi kundten mir nicht ſagen / was er bedeutet. 5Bis zu letzt Daniel fur mich kam (welcher Beltſazer heiſſt / nach dem namen meines Gottes) der den Geiſt der heiligen Götter hat / Vnd ich erzelete fur jm den Traum. 6Beltſazer / du Oberſter vnter den Sternſehern / welchen ich weis / das du den Geiſt der heiligen Götter haſt / vnd dir nichts verborgen iſt / Sage das Geſichte meines Traumes / den ich geſehen habe / vnd was er bedeutet.
Geſichte
ſ0 Nebucad Nezar geſehen hat.
DIs iſt aber das Geſicht / das ich geſehen habe auff meinem Bette / Sihe / es ſtund ein Bawm mitten im Lande / der war ſeer hoch / 8gros vnd dicke / ſeine höhe reichet bis in Himel / vnd breitet ſich aus bis ans ende des gantzen Landes. 9Seine Eſte waren ſchön / vnd trugen viel Früchte / dauon alles zu eſſen hatte / Alle Thiere auff dem felde funden ſchatten vnter jm / vnd die Vogel vnter dem Himel ſaſſen auff ſeinen Eſten / vnd alles Fleiſch neeret ſich von jm.
10VND ich ſahe ein Geſichte auff meinem Bette / vnd ſihe / ein heiliger Wechter fur vom Himel erab / 11der rieff vber laut / vnd ſprach alſo / Hawet den Bawm vmb / vnd behawet jm die Eſte / vnd ſtreifft jm das Laub abe / vnd zerſtrewet ſeine Früchte / das die Thier / ſo vnter jm ligen / weglauffen / vnd die Vogel von ſeinen Zweigen fliehen. 12Doch laſſt den ſtock mit ſeinen Wurtzelen in der erden bleiben. Er aber ſol in eiſern vnd ehern Ketten auff dem felde im graſe gehen / Er ſol vnter dem taw des Himels ligen / vnd nas werden / vnd ſol ſich weiden mit den Thieren von den kreutern der erden. 13Vnd das a menſchlich Hertz ſol von jm genomen / vnd ein viehiſch Hertz jm gegeben werden / Bis das ſieben zeit vber jn vmb ſind. 14Solchs iſt im rat der Wechter beſchloſſen vnd im geſprech der Heiligen beratſchlagt / Auff das die Lebendigen erkennen / das der Höheſt gewalt hat vber der menſchen Königreiche / vnd gibt ſie / wem er wil / Vnd erhöhet die Nidrigen zu den ſelbigen.
15SOlchen Traum hab ich könig NebucadNezar geſehen / Du aber Beltſazer / ſage / was er bedeut / Denn alle Weiſen in meinem Königreiche können mir nicht anzeigen / was er bedeute / Du aber kanſts wol / Denn der Geiſt der heiligen Götter iſt bey dir.
(Wechter)
Heiſſt er die Engel / das ſie wachen vnd hüten on vnterlas / wider die Teufel. Wie Pſal. 91. ſagt / Er hat ſeinen Engeln befolhen vber dir etc. Vnd iſt ein ſeer tröſtlich wort allen Menſchen / ſonderlich den gefangen Jüden zu Babel.
a
Weisheit mus am erſten weggenomen werden / wenn ein Herr fallen ſol / Das man ſehe / wie allein die weisheit vnd nicht gewalt regiert / Prouer. 29. Cum defecerit Prophetia etc.
Daniel ſagts nicht gern / vnd iſt jm leid vmb ſeinen Herrn König.
DA entſetzt ſich Daniel / der ſonſt Beltſazer heiſſt / bey einer ſtunde lang / vnd ſeine gedancken betrübten jn. Aber der König ſprach / Beltſazer / Las dich den Traum / vnd ſeine deutung nicht betrüben. Beltſazer fieng an vnd ſprach / Ah mein Herr / das der Traum deinen Feinden / vnd ſeine deutung deinen Widerwertigen gülte. 17DEr Bawm / den du geſehen haſt / das er gros vnd dicke war / vnd ſeine höhe an den Himel reichet / vnd breitet ſich vber das gantze Land / 18vnd ſeine Eſte ſchön / vnd ſeine Früchte viel / dauon alles zu
[117a | 117b]
Der Prophet C. IIII.
eſſen hatte / vnd die Thiere auff dem felde vnter jm woneten / vnd die Vogel des Himels auff ſeinen eſten ſaſſen / 19Das biſtu König / der du ſo gros vnd mechtig biſt / Denn deine macht iſt gros / vnd reicht an den Himel / vnd deine gewalt langet bis an der Welt ende.
20DAs aber der König einen heiligen Wechter geſehen hat vom Himel erab faren / vnd ſagen / Hawet den Baum vmb / vnd verderbet jn / Doch den Stock mit ſeinen Wurtzeln laſſt in der erden bleiben. Er aber ſol in eiſern vnd ehernen Ketten / auff dem felde im graſe gehen / vnd vnter dem taw des Himels ligen / vnd nas werden / vnd ſich mit den Thieren auff dem felde weiden / bis vber jn ſieben zeit vmb ſind. 21Das iſt die deutung / Herr König / vnd ſolcher Rat des Höheſten gehet vber meinen herrn König. 22Man wird dich von den Leuten verſtoſſen / vnd muſt bey den Thieren auff dem felde bleiben. Vnd man wird dich gras eſſen laſſen / wie die Ochſen / vnd wirſt vnter dem taw des Himels ligen / vnd nas werden / Bis vber dich ſieben zeit vmb ſind. Auff das du erkenneſt / das der Höheſt gewalt hat / vber der menſchen Königreiche / vnd gibt ſie wem er wil.
23DAS aber geſagt iſt / Man ſolle dennoch den Stock mit ſeinen Wurtzelen des Bawmes bleiben laſſen. Dein Königreich ſol dir bleiben / wenn du erkennet haſt die gewalt im Himel. 24Darumb / herr König / Las dir meinen Rat gefallen / vnd mache dich los von deinen Sünden / durch Gerechtigkeit / vnd ledig von deiner Miſſethat durch Wolthat an den Armen / So wird Er gedult haben mit deinen Sünden.
DIS alles widerfur dem könige NebucadNezar. 26Denn nach zwelff monden / da der König auff der königlichen Burg zu Babel gieng / 27hub er an vnd ſprach / Das iſt die groſſe Babel / die ich erbawet habe / zum königlichen Hauſe / durch meine groſſe macht / zu ehren meiner Herrligkeit. 28Ehe der König dieſe wort ausgeredt hatte / fiel eine ſtim vom Himel / Dir könig NebucadNezar wird geſagt / Dein Königreich ſol dir genomen werden / 29vnd man wird dich von den Leuten verſtoſſen / vnd ſolt bey den Thieren / ſo auff dem felde gehen / bleiben / gras wird man dich eſſen laſſen / wie Ochſen / Bis das vber dir / ſieben zeit vmb ſind / Auff das du erkenneſt / das der Höheſt gewalt hat vber der menſchen Königreiche / vnd gibt ſie wem er wil. 30Von ſtund an ward das wort volnbracht vber NebucadNezar / Vnd er ward von den Leuten verſtoſſen / vnd er aſs gras / wie Ochſen / vnd ſein Leib lag vnter dem taw des Himels / vnd ward nas / bis ſein Har wuchs / ſo gros als Adelers feddern / vnd ſeine Negel / wie Vogels klawen wurden.
Hie vergiſſet der König / von wem er ſolch Königreich hat / Erhebt ſichs / als hette ers durch ſeine gewalt vnd witze erlangt Vnd mus es anders lernen.
Er wird vieleicht vnſinnig / vnd mit böſen Geiſtern beſeſſen worden ſein.
NAh dieſer zeit / hub ich NebucadNezar meine augen auff gen Himel / vnd kam wider zur vernunfft / vnd lobete den Höheſten / Ich preiſet vnd ehret den / ſo ewiglich lebet / des gewalt ewig iſt / vnd ſein Reich fur vnd fur weret / 32Gegen welchem alle ſo auff Erden wonen / als nichts / zu rechen ſind. Er machts wie er wil / beide mit den krefften im Himel / vnd mit denen / ſo auff Erden wonen / vnd niemand kan ſeiner Hand weren / noch zu jm ſagen / Was machſtu? 33Zur ſelbigen zeit / kam ich wider zur vernunfft / auch zu meinen königlichen Ehren / zu meiner Herrligkeit / vnd zu meiner geſtalt / Vnd meine Rete vnd Gewaltigen ſuchten mich / vnd ward wider in mein Königreich geſetzt / vnd ich vberkam noch gröſſer Herrligkeit.
Sihe / welch ein ſchöner Glaube vnd fein bekentnis.
34Darumb lobe ich NebucadNezar / vnd ehre vnd preiſe den König von Himel / Denn alle ſein Thun iſt warheit / vnd ſeine Wege ſind recht / Vnd wer ſtoltz iſt / Den kan er demütigen.
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1) lat.: Cum defecerit Prophetia etc.
dt.: »Wenn die Weissagung abgenommen haben wird usw.«
Luther zitiert hier aus den Sprüchen Salomos 29,18:
lat.: cum prophetia defecerit dissipabitur populus qui custodit legem beatus est.
dt. (Luther 1545):Wenn die Weissagung aus ist / wird das Volck wild vnd wüst / Wol aber dem der das Gesetze handhabet.
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Dan. | Der Prophet Daniel.Biblia Vulgata: | Der Prophet Daniel Das Buch Daniel | Dan Dan Dan |
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Luther widmet den Prophetenbüchern eine umfangreiche Vorrede. Diese Bücher seien reich an Predigten und Beispielen für christliches Leben, und sie weissagen die Ankunft Christi.