Dr. Martin Luther

Vorrede zum Buch des Propheten Daniel, Abschnitt 10

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Die Lutherbibel von 1545

 

Die Texte der Lutherbibel von 1545 in Frakturschrift

Das Alte Testament

Die Bücher der Propheten

 

Biblia
 

Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545

Der Prophet Daniel

Dr. Martin Luthers Vorrede

 

Teil 10 von 10

 

 

Gliederung in Luthers Vorrede zum Buch des Propheten Daniel, Teil 10

 

Abschnitt

Überschrift | Link zum Text

 

 

TEIL 10

 

 

 

ZUSAMMENFASSUNG

 

1

→Daniels Ansehen vor Gott

2

→Daniel weissagt über den Beginn des Reichs Christi

3

→Daniels Ansehen vor der Welt

4

→Wie das Buch Daniel zu lesen ist und was daraus gelernt wer­den kann

 

 

 

 

 

D. Mart. Luth.

 

Vórrede vber den Própheten
Daniel D. Mart. Luther.

 

 

 

 

[113a]

 

 

TEIL 10 VON 10

 

 

ZUSAMMENFASSUNG

 

 

 

 

 

Daniels Ansehen vor Gott

 

AVS dem ſe­hen wir / welch ein treff­li­cher gro­ſſer Man Daniel / beide fur Gott vnd der Welt ge­we­ſen iſt. Erſtlich fur Gott / Das er ſo eine ſon­der­liche / fur allen andern Propheten / Wei­ſſa­gung gehabt hat / nem­lich / Das er nicht allein von Chri­ſto / wie die andern wei­ſſa­get / ſon­dern auch die zeit vnd jar zelet / ſtim­met vnd gewis ſetzet. Dazu die Königreiche bis auff die­ſel­bi­ge geſetzte zeit Chri­ſti / nach einander in richtiger Ordnung / mit jrem handel vnd wandel / ſo fein vnd eben faſſet / das man der zu­kunfft Chri­ſti / ja nicht feilen kan / Man wolt es denn mutwil­lig­lich / wie die Jü­den / thun. Vnd dazu fort an bis an Jüngſtentag / des Römiſchen Reichs ſtand vnd we­ſen / vnd der Welt laufft / auch ordenlich darſtellet / Das man auch des Jüngſtentags nicht feilen oder vn­uer­ſe­hens drein fallen mus / Man wölle es denn auch mutwil­lig­lich / wie vn­ſer Epicurer jtzt thun.

Daniel ein gro­ſſer treff­li­cher Man fur Gott.

 

 

Daniel hat ein ſon­der­lich Ga­be der wei­ſſa­gung ge­habt / fur an­de­ren Pro­phe­ten.

DArumb dünckt mich / S. Petrus habe ſon­der­lich den Daniel ge­mei­net / da er ſpricht. j. Pet. j. Die Propheten haben geforſcht / auff welche vnd welcherley zeit der geiſt Chri­ſti deutet etc. (Welche) heiſſt / Das er die zeit gewis abrechent / vnd ſtim­met / wie lange vnd wie viel jar da hin ſein ſolten (Welcherley) heiſſt / Das er fein abgemalet / wie es zur ſel­bi­gen zeit in der Welt gehen vnd ſtehen ſolte / Wer das öberſt Regiment haben / oder wo das Keiſerthum ſein ſolt. Das er al­ſo nicht allein die zeit / ſon­dern auch den wandel / geſtalt vnd we­ſen der­ſel­bi­gen zeit / verkündigt. Welches aus der maſſen vn­ſern Chri­ſ­ten glauben ſeer ſterckt / vnd vns im ge­wi­ſſen ſicher vnd feſt macht / weil wir das fur augen krefftig im ſchwang ſe­hen / das er vns in ſei­nem Buch / klerlich vnd richtig / ſo lange zuuor hat beſchrieben vnd furgebildet.

 

 

 

 

 

Welche.

Welcherley.

 

 

 

 

 

 

 

 

Daniels Wei­ſſa­gung ſerck­et vn­ſern Glau­ben etc.

 

 

Daniel weissagt über den Beginn des Reichs Christi

 

DEnn Daniel weiſſagt frey vnd ſtim­met klerlich / das Chri­ſtus zu­kunfft / vnd ſei­nes Reichs anfang (welches iſt ſei­ne Tauffe vnd predigampt) ſol ge­ſche­hen nach dem könige Cores bey Dx. jaren / Dani. ix. Vnd ſolt in der Welt / der Perſen vnd Griechen Reich aus ſein / vnd das Römiſche Reich im ſchwang gehen Dani. vij. ix. Al­ſo / das Chri­ſtus muſte gewislich komen zur zeit des Römiſchen Reichs / da es am beſten ſtund / Das auch Je­ru­ſa­lem vnd den Tempel verſtören ſolt / Weil nach dem ſel­bi­gen Reich / keines mehr komen / ſon­dern der Welt ende darauff folgen ſol / Wie Dani. ij. vnd vij. deutlich verkündigt.

 

 

Anfang des Reichs Chri­ſti.

 

 

Daniels Ansehen vor der Welt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

→Joh. 4.

FVR der Welt iſt er auch ein trefflicher gro­ſſer Man geweſt / Denn wir ſe­hen hie / Das er die zwey erſte Königreich / als der Oberſt / regieret. Als ſolt Gott ſa­gen / Ich mus die­ſen Königreichen Leu­te geben / vnd ſolte ich gleich mein Je­ru­ſa­lem vnd mein Volck drüber verſtören la­ſſen. Vnd wiewol er nicht ein König geweſt iſt / noch gros gut oder ehre dauon gehabt / So hat er dennoch die königliche werck / ge­ſchefft vnd Empter gehabt vnd ausgericht. Wie es denn der Welt lauff iſt / das die / ſo zu Hofe am meiſten erbeiten / das wenigſte haben / Vnd die nichts thun / faſt das meiſte kriegen. Nach dem Euangeliſchen Sprichwort / Ein ander ſeet / Ein ander erndtet / Johan. iiij. Ja das wol erger iſt / Er muſte noch baſs / neid / fahr vnd verfolgung / da­r­ü­ber zu lohn haben / Wie denn die Welt pfleget allen dienſt vnd wolthat zu bezalen / mit ſolchem lohn.

Daniel ein hoher trefflicher Man fur der Welt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die zu Hofe am meiſten erbeiten / genieſſens am we­nig­ſten etc.

 

ABer es ſchadet Daniel nicht / Er iſt gleichwol Gott deſte lie­ber / der

 

 

 

 

[113a | 113b]

 

 

Vorrede vber den

 

 

belohnet es jm deſte reichlicher / vnd helt zu Babel vnd Perſen Daniel fur einen König / Denn er rechent vnd richtet nach der that vnd frucht / nicht nach der Perſon vnd namen. Da­r­umb iſt Daniel mit der that der rechte König zu Babel vnd Perſen / ob er wol kein königliche Perſon noch namen füret / Dazu nicht viel guts / ſon­dern vnglück vnd alle fahr / dauon hat. Sihe / al­ſo kan Gott ſei­ne gefangene Jü­den tröſten vnd ehren / Das er aus einem Bürgers ſon des ver­ſtö­reten Je­ru­ſa­lem / einen zwifeltigen Keiſer machet zu Babel vnd Perſen.

 

SVmma / Es iſt vn­ter allen Ab­ra­hams kin­dern / keiner ſo hoch in der Welt erhöhet / als Daniel. Es war Joſeph wol gros in Egyp­ten bey König Pharao / So waren Dauid vnd Salomo gros in Iſ­ra­el. Aber es ſind alles geringe Könige vnd Herrn / gegen die Könige zu Babel vnd Perſen / bey welchen Daniel der öberſte Fürſte war. Welcher er auch wunderbarlich zu Gott be­ke­ret / vnd on zweiuel in beiden Keiſerthümen / gro­ſſe frucht bey viel Leu­ten geſchafft hat / die durch jn ſind zum er­kent­nis Got­tes komen / vnd ſe­lig wor­den. Wie denn der ſel­bi­gen Keiſer / brieue vnd gebot / Das man Danielis Gott in allen Landen ehren ſolt / wol anzeigen / Danielis ij. vnd vj.

Daniel vber alle Abra­hams kin­der er­hö­het etc.

 

 

Wie das Buch Daniel zu lesen ist und was daraus gelernt wer­den kann

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

→Luc. 21.

DIEſen Daniel befelhen wir nu zu leſen / allen fromen Chri­ſ­ten / welchen er zu die­ſer elenden letzten zeit / tröſtlich vnd nützlich iſt. Aber den Gott­lo­ſen iſt er kein nütz / Wie er ſelbs am ende ſagt / Die Gott­lo­ſen bleiben Gottlos / vnd achtens nicht. Denn ſolche weiſſagung Danielis vnd der gleichen / ſind nicht allein da­r­umb geſchrieben / Das man die Geſchicht / vnd die künfftigen trübſaln wi­ſſen / vnd den furwitz / als mit newer Zeitung / büſſen ſolle. Son­dern das ſich die Fromen da mit tröſten vnd frö­lich machen / vnd jren glauben vnd Hoffnung / in der gedult ſtercken ſollen. Als die da hie ſe­hen vnd hören / das jr Jamer ein ende haben / vnd ſie von Sünden / Tod / Teufel / vnd allem Vbel (dar­nach ſie ſeuffzen) ledig / in den Hi­mel zu Chri­ſto in ſein ſe­liges / ewiges Reich komen ſollen. Gleich wie Chri­ſtus auch Luc. am xxj. die ſei­nen tröſtet / durch die grewlichen Zeitung / vnd ſpricht / Wenn jr ſolchs ſe­hen wer­det / So ſe­het auff / vnd richtet ewr Heubter auff / Denn ew­er Erlöſung iſt nahe etc.

Wie man Da­niel le­ſen ſol / vnd was draus zu ler­nen ſey.

 

DARumb ſe­hen wir auch hie / Das Daniel alle Ge­ſich­te vnd Treume / wie grewlich ſie ſind / jmerdar mit freuden endet / nem­lich / mit Chri­ſtus Reich vnd zu­kunfft / vmb welchs zu­kunfft willen / als vmb das furnemeſt / endliche Heubtſtück / ſolche Ge­ſich­te vnd Treume gebildet / gedeutet vnd geſchrieben ſind. Wer ſie nu auch wil nützlich leſen / Der ſol an der Hiſtorien oder Geſchichten / nicht hangen oder hafften / vnd da bleiben / Son­dern ſein hertz weiden vnd tröſten / in der ver­hei­ſſen vnd ge­wi­ſſen Zukunfft vn­ſers Heilands Jhe­ſu Chri­ſti / als in der ſe­ligen vnd frö­lichen Erlöſung von die­ſem Jamertal vnd elende.

Dazu helffe vns der ſelbige Vn­ſer lie­ber HERR
vnd Heiland / ſampt dem Va­ter vnd heiligem
eiſt / gelobet in ewigkeit / Amen /
AMEN.

Ge­ſich­te und Treu­me im Da­ni­el wor­auff ſie ge­hen.

 

 

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Joh

Joh

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1. Petr

1 Petr

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