Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Der Text in 15 Kapiteln
mit Vorrrede
Neue Übersetzung in der Lutherbibel von 2017
Der Text des 2. Buchs der Makkabäer wurde für die Ausgabe 2017 aus dem griechischen Quelltext neu übersetzt. Diese Übersetzung weicht von der bisherigen Textgestalt aller Lutherbibeln bis 2016 (letzte Revision 1984) ab.
Die roten Versnummern gelten für alle Ausgaben bis 2017.
Nr. | Textstelle alte Zählung | Textstelle neue Zählung | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel IX. | |||
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8 - 10 |
VI. Der Aufstand des Judas Makkabäus
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1 | 9,1-4 | 9,1-4 | Antiochus sinnt auf Rache und zieht in einem Gewaltmarsch Richtung Judäa |
2 | 9,5-17 | 9,5-17 | |
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Das jämmerliche Leiden des Antiochus IV., König des Seleukidenreichs | |
3 | 9,18-27 | 9,18-27 | Antiochus schickt einen Brief als Bittschrift und als sein Testament an die Juden |
4 | 9,28-29 | 9,28-29 |
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Kapiteleinteilung nach der Ausgabe von 1545,
Angabe der Textstelle nach der alten Zählweise (bis 2017).
Vergleichend angegeben die neue Zählweise ab der Ausgabe 2017.
[231b]
91
Vmb dieſelbe zeit muſte Antiochus mit ſchanden aus Perſen abziehen / 2Denn als er gen Perſepolin gezogen war / vnd hatte ſich da vnterſtanden die Kirche zu plündern / vnd die Stad einzunemen / waren die Bürger auff / vnd wereten ſich / vnd trieben den Antiochum zurück / das er mit ſchanden muſte abziehen. 3Als er nu zu Ecbathana war / kam es fur jn / wie es Nicanori vnd Timotheo gegangen were. 4Da ergrimmet er / vnd gedachte die ſchmach an den Jüden zu rechen / Vnd fuhr tag vnd nacht / das er ja bald hin keme / Denn es treib jn Gottes zorn / das er ſo frech geredt hatte / Als bald er gen Jeruſalem keme / ſo wolt er aus der Stad eine Todtengruben machen.
Antiochus
mus mit ſchanden aus Perſen ziehen.
Ecbathana.
Sup. 5.
DArumb ſtraffet jn der allmechtige HERR / der Gott Iſrael / mit einer heimlichen Plage / die niemand heilen kundte. Denn als bald er ſolchs geredt hatte / kam jn ein ſolchs reiſſen im Leib an / vnd ſo ein groſſes krimmen in den Dermen / das man jm nicht helffen kund. 6Vnd zwar / es geſchach jm eben recht / darumb / das er ander Leute mit mancherley vnd vor vnerhöreter Marter geplaget hatte. 7Noch lies er von ſeinem trotz nicht ab / Sondern ward noch wütiger / vnd brante fur bosheit wider die Jüden / vnd eilete / vnd im rennen fiel er von dem Wagen ſo hart / das jn in allen ſeinen Gliedern reis. 8Da muſte der (ſo zuuor ſich fur groſſer hoffart düncken lies / Er wolte dem Meer gebieten / vnd die Berge auff einander ſetzen) von einem einigen Fall / ſich in einer Senfften tragen laſſen / Das frey jederman an jm ſahe die gewalt Gottes.
Gottes ſtra-
ffe vber Antiochum etc.
9ES wuchſen auch Maden aus dem verfluchten Leibe / vnd verfaulet mit groſſem ſchmertzen / Das gantze ſtück von ſeinem Leibe fielen / Vnd ſtanck ſo vbel / das niemand fur dem ſtanck bleiben kundte. 10Vnd der ſich vor düncken lies / er rürete an den Himel / den kundte niemand tragen / vmb des vnleidlichen ſtancks willen. 11Da muſt er von ſeinem hohmut ablaſſen / vnd ſich erkennen / weil er von Gott ſo angegriffen war / vnd die ſchmertzen jmer gröſſer wurden.
VND da er zu letzt den Stanck ſelbs nicht mehr erleiden kundte / da ſprach er / Es iſt ja recht / das man ſich fur Gott demütige / vnd das ein ſterblicher Menſch nicht ſo vermeſſen ſey / das er ſich düncken laſſe / er ſey Gott gleich. 13Vnd der Böſewicht hub an / vnd betet zu dem HERRN / der ſich nu nicht mehr vber jn erbarmen wolt / 14Vnd verhies / Das er die heilige Stad / die er zu vor gedacht zuuertilgen / vnd eine Todtengruben draus zu machen / frey wolte laſſen. 15Vnd die Jüden die er zuuor nicht werd geacht / das ſie ſolten begraben werden / ſondern den Vogeln vnd Thieren zu freſſen geben wolt / die wolte er frey laſſen / wie die Bürger zu Athen. 16Vnd den heiligen Tempel / den er zuuor beraubet hatte / wolt er mit allerley Schmuck wider zieren / vnd viel mehr heiliges Gerets da hin geben / weder zuuor da geweſt were. Vnd was jerlich auff die Opffer gienge / das wolte er von ſeinen eigen Renten reichen. 17Da zu wolte er ſelbs ein Jüde werden / vnd an allen Orten die gewalt Gottes preiſen vnd verkündigen.
Athen.
DA aber die Kranckheit nicht wolt nachlaſſen / Denn es war Gottes gerechter zorn zu hart vber jn komen / verzweiuelt er an ſeinem Leben vnd ſchreib dieſe demütige ſchrifft an die Jüden / wie folget.
Antiochus
ſchrifft an die Jüden etc.
19ANtiochus der König vnd Fürſt / Entbeut den fromen Jüden ſeinen Grus.
[231b | 232a]
Máccábeórum. C․ IX.
CCXXXII.
20SO jr ſampt ewren Kindern friſch vnd geſund ſeid / vnd gehet euch wol / Des danckete ich Gott / 21Ich aber bin ſeer kranck.
DIe weil ich gern wolte einen gemeinen Frieden erhalten / wie es denn die not foddert / nach dem ich auff der reiſe aus Perſen kranck bin worden / dencke ich gnediglich an ewre trew vnd freundſchafft / 22wiewol ich hoffe / das es ſol beſſer mit mir werden. 23Vnd nach dem mein Vater / als er in die öbern Lender zoch / macht er einen König nach jm / 24Damit man wüſte (wo ſich etwa ein vnfal zutrüge / oder ſonſt vnfriede würde) wer Herr ſein ſolte / vnd das Reich nicht zurüttet würde. 25Alſo auch ich / weil ich ſehe / das die vmbliegende Fürſten nach meinem Königreich trachten / wo mirs vbel gienge / Hab ich meinen ſon Antiochum zum Könige gemacht / welchen ich euch offt trewlich befolhen habe / wenn ich in die öbern Lender gezogen bin / Den ſelben befelh ich euch jtzt auch. 26Derhalben vermane vnd bitte ich euch / vmb aller Wolthat willen / ſo ich allen in gemein / vnd in ſonderheit gegen einem jglichen erzeigt habe / Das jr mir vnd meinem Son fort an freundlich vnd trewlich ſein wollet / 27Denn ich verſehe michs zu jm / Er werde ſich gnediglich vnd freundlich gegen euch halten / vnd meiner weiſe folgen.
1.Mac. 6.
Sup. 1.
28ALſo ſtarb der Mörder vnd Gottesleſterer Antiochus in groſſem ſchmertzen / wie er andern Leuten gethan hatte / in einem frembden Lande / vnd in der Wildnis / eines jemerlichen todes. 29Vnd Philippus der mit jm aufferzogen war beſtattet jn zur erden / Vnd weil er ſich fur des Antiochi ſon beſorget / flohe er in Egypten zum könige Ptolemeo Philometor.
Antiochi
jemerlicher tod.
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Antiochus Eupator (»von gutem Vater«, »von edler Abstammung«) ist Antiochus V., König der Seleukiden. Er folgte 164 v. Chr. seinem Vater Antiochus IV. (Antiochus Epiphanes, »der Erscheinende«), um den es hier im 2. Buch der Makkabäer geht, auf dem Thron des Seleukidenreichs.
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Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
Macc. lib. 2. | Das ander Buch der Maccabeer. | Das zweite Buch der Makkabäer Das 2. Buch der Makkabäer | 2. Makk 2 Makk 2Makk |
1. Mach. | Das Erſte Buch Maccabeorum.Biblia Vulgata: | Das erste Buch der Makkabäer Das 1. Buch der Makkabäer | 1. Makk 1 Makk 1Makk |
Sup. | Latein: [vide] supra Kapitelnummer | »[Siehe] [weiter] oben, Kapitelnummer«oder | |
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