Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Der Text in 15 Kapiteln
mit Vorrrede
Neue Übersetzung in der Lutherbibel von 2017
Der Text des 2. Buchs der Makkabäer wurde für die Ausgabe 2017 aus dem griechischen Quelltext neu übersetzt. Diese Übersetzung weicht von der bisherigen Textgestalt aller Lutherbibeln bis 2016 (letzte Revision 1984) ab.
Die roten Versnummern gelten für alle Ausgaben bis 2017.
Nr. | Textstelle alte Zählung | Textstelle neue Zählung | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel IIII. | |||
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4 - 6 |
IV. Die Einführung griechischer Sitten in Israel
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1 | 4,1-6 | 4,1-6 | |
2 | 4,7-22 | 4,7-22 | |
3 | 4,23-29 | 4,23-29 | |
4 | 4,30-38 | 4,30-38 | |
5 | 4,39-42 | 4,39-42 | |
6 | 4,43-50 | 4,43-50 |
🕮
Kapiteleinteilung nach der Ausgabe von 1545,
Angabe der Textstelle nach der alten Zählweise (bis 2017).
Vergleichend angegeben die neue Zählweise ab der Ausgabe 2017.
[227a]
Kapitel 4 - 6
41
Sup. 3.
SImon aber der den Schatz vnd ſein Vaterland ſo verraten hatte / redet dem Onia vbel nach / wie er ſolch vnglück geſtifftet hette / das Heliodoro widerfaren war / 2Vnd gab jm ſchuld / das er trachtet Herr im Lande zu werden / So er doch der Stad alles guts thet / vnd ſein Volck mit trewen meinete / vnd feſte hielt vber Gottes gebot. 3Da nu der haſs vnd neid ſo gros war / das des Simons anhang etliche drob erwürgeten / 4vnd Onias ſahe / Das viel vnrats aus ſolcher vneinigkeit komen würde / weil Appollonius der Heubtman in Niderſyria alſo wütet / vnd des Simon mutwillen ſterckete / Macht er ſich auff zum Könige /
Simon.
Apollonius.
[227a | 227b]
Dás Ander Bucĥ C. IIII.
5nicht ſein Volck zu verklagen / ſondern Landen vnd Leuten zu gut / 6Denn er ſahe / wenn der König nicht würde dazu thun / ſo were es nicht müglich / in die lenge friede zu erhalten / noch Simonis mutwillen zu ſtewren.
Seleu-
cus.
Jaſon.
Inf .5.
DA aber Seleucus geſtorben war / vnd das Regiment auff Antiochum den Edlen kam / ſtund Jaſon des Onias bruder nach dem Hohenprieſterampt / 8vnd verhies dem Könige / wenn ers zu wegen brechte / drey hundert vnd ſechzig Centner ſilbers / vnd von anderm einkomen / achzig Centner / 9Vnd vber das verhies er jm auch ſonſt zu verſchreiben hundert vnd funffzig Centner / wenn man jm zulaſſen wolt / das er Spielheuſer da anrichten möchte / vnd die zu Jeruſalem nach der Antiocher weiſe ziehen.
Antiochus
Epiphanes.
DA ſolches der König willigt / vnd Jaſon das Prieſterthum kriegte / gewenete er alſo bald ſeine Leute auff der Heiden ſitten / 11vnd die guten löblichen Sitten / von den alten Königen geordnet / thet er gar abe durch Johannem des Eupolemi vater / welcher gen Rom geſchickt war / mit den Römern einen Bund zu machen / Vnd tilgete die alten ehrlichen Geſetz ab / vnd richtete andere vnehrliche Weiſe an. 12Vnter der Burg bawete er ein Spielhaus / vnd verordnete / das ſich die ſterckſten jungen Geſellen darin vben muſten. 13Vnd das heidniſche Weſen nam alſo vberhand / 14Das die Prieſter des Opffers noch des Tempels nicht mehr achteten / Sondern lieffen in das Spielhaus / vnd ſahen / wie man den Pallen ſchlug / vnd ander ſpiel treib / 15Vnd lieſſen alſo jrer Veter ſitten faren / vnd hielten die Heidniſche fur köſtlich. 16Sie muſtens auch wol bezalen / Denn Gott ſchickte vber ſie eben die / welchen ſie ſolche Spiel wolten nach thun / Das ſie ſie muſten ſtraffen / 17Denn es iſt mit Gottes wort nicht zu ſchertzen es findet ſich doch zu letzt.
Mercke lieber Leſer / wie dieſe Böſewichter / Jaſon / Menelaus etc. das Hoheprieſterampt an ſich bringen / vnd jm furſtehen etc.
DA man nu das groſſe Spiel zu Tyro hielt / vnd der König ſelbs dabey war / 19ſchickte der böswicht Jaſon etliche Antiochener / als weren ſie von Jeruſalem / das ſie das Spiel auch beſehen / Vnd ſchickte bey jnen drey hundert Drachmas / das man dem Herculi dauon opfferte. Die aber / den ſolchs befolhen war / ſahen / das es ſich nicht ſchicken würde / woltens derhalb da zu nicht brauchen / ſondern an etwas anders wenden / 20Darumb ob ers gleich zu des Hercules opffer geſendet hatte / beſtelleten ſie doch Schiffrüſtung dafur.
Jaſon.
NAch dem aber Ptolemeus Philometor der junge könig in Egypten / ſeinen erſten Reichstag ausgeſchrieben hatte / Da ſchicket Antiochus den Appollonium des Mneiſtei ſon / auff den ſelbigen Reichstag in Egypten. Da er aber vernam / das man jn nicht haben wolt zum Furmünden / zog er wider zu rück / vnd gedacht / wie er ſein Reich in frieden erhalten möchte / Vnd kam gen Joppen / vnd von dannen gen Jeruſalem / 22vnd ward von Jaſon vnd der gantzen Stad herrlich empfangen / vnd eingeleitet mit Fackeln vnd groſſem Triumph / Darnach reiſete er wider in Phenicen.
Ptolemeus
Philometor.
Antiochus
komt gen Jeruſalem / vnd wird herrlich empfangen von Jaſon etc.
ABer nach dreien jaren ſchickte Jaſon Menelaum / des obgedachten Simonis bruder / das er dem Könige geld brechte / vnd jn etlicher nötiger Sachen halb erinnerte. 24Vnd da er bey dem Könige in gnaden kam / heuchlete er jm / vnd brachte das Hoheprieſterthum an ſich / vnd gab dem Könige drey hundert Centner ſilbers mehr denn Jaſon. 25Vnd kam alſo mit des Königes befelh wider gen Jeruſalem / Vnd handlete nicht / wie ein Hoherprieſter / ſondern wie ein wütiger Tyran / vnd wie ein grauſam wildes Thier.
Menelaus
Simonis Bruder.
26ALſo ward Jaſon / der ſeinen Bruder von ſeinem Ampt abgeſtoſſen hatte / wider durch einen andern dauon geſtoſſen / vnd muſt in der Amoriterland fliehen / 27vnd Menelaus behielt das Regiment. Da er aber das geld / das er dem Könige verſprochen hatte / nicht kunde ausrichten / da es Soſtratus der Heubtman in der Burg / von jm foddert / 28wie jm der König befolhen hatte / Lies ſie der König beide fur ſich laden / 29vnd ſatzt den Menelaum abe / vnd verordnet desſelben bruder Lyſimachum an ſeine ſtat / vnd Soſtratum ſetzet er zum Amptman in Cypern.
Jaſon.
Sostratus
Lyſimachus
[227b | 228a]
Máccábeórum. C. IIII.
CCXXVIII.
DA es nu alſo beſtellet war / richteten die Tharſer vnd Malloter eine Auffrhur an / darumb / das ſie der König ſeinem Kebsweibe geſchenckt hatte. 31Da machte ſich der König eilends auff / das er den Auffrhur ſtillete / vnd lies hinder jm den Fürſten Andronicum zum Stadhalter. 32Da das Menelaus innen ward / gedachte er / das er gelegenheit hette / das er widerumb zu ſeinem alten Stand komen kündte / Vnd ſtal etliche gülden Kleinot aus dem Tempel / vnd ſchenckets dem Andronico / vnd verkauffet etlichs gen Tyro / vnd in andere vmbliegende Stedte.
Andronicus
Menelaus.
DA das Onias erfur / begabe er ſich an einen befreieten ort zu Daphne / das fur Antiochia ligt / vnd ſtraffet jn / 34Aber Menelaus kam zu Andronico allein / vnd ermanet jn / Das er Oniam fahen ſolt. Das thet er / vnd gieng zu jm / vnd beredet jn mit liſten / gab jm auch ſeine Hand / vnd den Eid darauff / das er aus der Freiheit zu jm kam / Denn er wuſte / das ſich Onias guts zu jm verſahe / Vnd da er jn alſo vberredet hatte / erſtach er jn wider alles Recht. 35Das thet nicht allein den Jüden wehe / ſondern verdros auch viel Heiden / das er den fromen Man ſo vmbgebracht hatte.
Onias
von Andronico erſtochen.
DA nu der König alle ſachen in Cilicia verrichtet hatte / vnd wider heim reiſete / lieffen jn die Jüden in allen Stedten an / vnd auch etliche Heiden / vnd klagten jm / Das Onias vnſchüldiglich ermordet were. 37Vnd Antiochus bekümert ſich hertzlich darumb / vnd jamerte jn / das der frome erbar Man ſo jemerlich war vmbkomen. 38Vnd ergrimmet vber den Andronicum / vnd lies jm das Purpurkleid / ſampt dem andern Schmuck abziehen / vnd jn alſo in der gantzen Stad vmbher füren / vnd zu letzt richten an dem Ort / da er Oniam erſtochen hatte. Alſo hat jn Gott nach ſeinem verdienſt wider geſtraffet.
Antiochus
leſſt Andro. richten.
ALs aber Lyſimachus / aus rat ſeines bruders Menelai / viel aus dem Tempel geſtolen hatte / vnd das geſchrey vnter die Leute komen war / ſamlete ſich die Gemeine wider Lyſimachum / da der gülden Kleinot ſchon viel hin wegkomen waren. 40Da ſich nu die Gemeine geſamlet / vnd ſeer zornig war / rüſtet Lyſimachus drey tauſent Man / vnd wolt ſich mit gewalt ſchützen / Vnd ſetzet vber ſie einen alten liſtigen Heubtman. 41Da dis die Bürger ſahen / namen etliche ſteine / etliche ſtarcke ſtangen / etliche worffen ſie mit aſſchen vnter die augen / 42Das jr alſo viel wund worden / vnd etliche gar zu bodem geſchlagen / die andern alle dauon lieffen / Vnd den Kirchenreuber fingen ſie bey der Schatzkamer.
Lyſimachus.
DArnach namen ſie jn mit Recht fur / 44Vnd weil der König gen Tyro komen war / lieſſen jr drey / des Rats geſandten / den Handel fur jn gelangen / das er darin ſolt Vrteil ſprechen. 45Als aber Menelaus vberweiſet ward / verhies er dem Ptolemeo viel geldes / wenn er jn beim König möcht ausbitten. 46Da gieng Ptolemeus allein zum Könige in ſeinen Saal / da er ſich inne kület / vnd beredet den König / 47Das er Menelaum / der alles vnglück angericht hatte / los lies / Vnd die armen Leute zum tod verurteilet / Die doch auch bey Tattern vnſchüldig erfunden vnd erkennet weren worden. 48Alſo wurden die / ſo des volcks vnd des Tempels ſachen auff das trewlichſt gehandelt hatten / vnſchüldiglich erwürget. 49Das thet etlichen zu Tyro weh / vnd lieſſen ſie ehrlich zur erden beſtatten. 50Menelaus aber bleib beim Ampt aus hülffe etlicher Gewaltigen am Hofe / die ſein genoſſen / vnd ward je lenger je erger / vnd leget den Bürgern alles vnglück an.
Menelaus.
Ptolemeus.
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Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
Macc. lib. 2. | Das ander Buch der Maccabeer. | Das zweite Buch der Makkabäer Das 2. Buch der Makkabäer | 2. Makk 2 Makk 2Makk |
Infr. | Latein: [vide] infra Kapitelnummer
| »[Siehe] [weiter] unten, Kapitelnummer«, oder
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Sup. | Latein: [vide] supra Kapitelnummer | »[Siehe] [weiter] oben, Kapitelnummer«oder | |
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