Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Der Text in 30 Kapiteln
(nach der Unterteilung von 1545)
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel XVIII. | ||
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XI. - XXI. 10 - 20
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II. DAVID WIRD KÖNIG
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1 | 17,1-10 | |
2 | 17,11-14 | |
3 | 17,15-27 |
🕮
Kapiteleinteilung nach der Ausgabe von 1545,
Angabe der Textstelle (Kapitel und Vers) nach heutiger Zählweise.
Die Ausgabe von 1545 unterteilt das heutige Kapitel 4 in die Kapitel IIII. und V. Das heutige Kapitel 5 ist in der Ausgabe von 1545 das Kapitel VI. Diese Verschiebung um ein Kapitel bleibt bis zum Ende des 1. Buchs der Chronik gegeben.
Im folgenden Text sind die bezeichneten Verse hervorgehoben.
[230a]
171
Die heutigen Verse 17,1-27 bilden in dieser Ausgabe das Kapitel XVIII. (18).
ES begab ſich / da Dauid in ſeinem hauſe wonet / ſprach er zu dem Propheten Nathan / Sihe / ich wone in eim Cedern hauſe / vnd die lade des Bunds des HERRN iſt vnter den Teppichen. 2Nathan ſprach zu Dauid / Alles was in deinem hertzen iſt / das thue / Denn Gott iſt mit dir.
Nathan.
ABer in der ſelben nacht kam das wort Gottes zu Nathan vnd ſprach / 4Gehe hin / vnd ſage Dauid meinem Knecht / ſo ſpricht der HERR. Du ſolt mir nicht ein Haus bawen zur wonung. 5Denn ich hab in keinem hauſe gewonet / von dem tage an / da ich die kinder Iſrael auſfüret / bis auff dieſen tag / Sondern ich bin geweſen / wo die Hütten geweſen iſt vnd die Wonunge / 6wo ich gewandelt hab in gantzem Iſrael. Hab ich auch zu der Richter einem in Iſrael je geſagt / den ich gebot zu weiden mein Volck / vnd geſprochen / Warumb bawet jr mir nicht ein Cedern haus? 7So ſprich nu alſo zu meinem knecht Dauid / ſo ſpricht der HERR Zebaoth / Ich hab dich genomen von der weide
[230a | 230b]
I․ Bucĥ der C․ XXVII.
Dáuid.
hinder den Schafen / das du ſolteſt ſein ein Fürſt vber mein volck Iſrael / 8vnd bin mit dir geweſen / wo du hin gegangen biſt / vnd habe deine Feinde ausgerottet fur dir / vnd habe dir einen namen gemacht / wie die Groſſen auff erden namen haben.
9ICh wil aber meinem volck Iſrael eine Stete ſetzen / vnd wil es pflantzen das es daſelbs wonen ſol / vnd nicht mehr bewegt werde / Vnd die böſen Leute ſollen es nicht mehr ſchwechen / wie vor hin / vnd zun zeiten da ich den Richtern gebot vber mein volck Iſrael / 10Vnd ich wil alle deine Feinde demütigen / vnd verkündige dir / das der HERR / dir ein Haus bawen wil.
WEnn aber deine tage aus ſind / das du hin geheſt zu deinen Vetern / So wil ich deinen Samen nach dir erwecken / der deiner Söne einer ſein ſol / Dem wil ich ſein Königreich beſtetigen / 12der ſol mir ein Haus bawen / vnd ich wil ſeinen Stuel beſtetigen ewiglich. 13Ich wil ſein Vater ſein / vnd er ſol mein Son ſein. Vnd ich wil meine Barmhertzigkeit nicht von jm wenden / wie ich ſie von dem gewand habe / der vor dir war / 14Sondern ich wil jn ſetzen in mein Haus / vnd in mein Königreich ewiglich / das ſein Stuel beſtendig ſey ewiglich.
Chriſtus
Dauid verheiſſen.
VND da Nathan nach alle dieſen worten vnd Geſicht mit Dauid redet / 16kam der könig Dauid vnd bleib fur dem HERRN / vnd ſprach / Wer bin ich HERR Gott? Vnd was iſt mein Haus / das du mich bis hie her gebracht haſt? 17Vnd das hat dich noch zu wenig gedaucht Gott / Sondern haſt vber das haus deines Knechts noch von fernem zukünfftigen geredt / vnd du haſt angeſehen Mich / als in der geſtalt eines Menſchen / der in der höhe Gott der HERR iſt. 18Was ſol Dauid mehr ſagen zu dir / das du deinen Knecht herrlich macheſt? Du erkenneſt deinen knecht / 19HERR vmb deines Knechts willen / nach deinem hertzen haſtu all ſolch groſſe ding gethan / das du kund thetteſt alle herrligkeit. 20HERR es iſt dein gleiche nicht / vnd iſt kein Gott denn du / von welchen wir mit vnſern ohren gehöret haben. 21Vnd wo iſt ein Volck auff Erden / wie dein Volck Iſrael / da ein Gott hin gegangen ſey / jm ein Volck zu erlöſen / vnd jm ſelb einen Namen zu machen / von groſſen vnd ſchrecklichen dingen / Heiden aus zu ſtoſſen fur deinem Volck her / das du aus Egypten erlöſet haſt? 22Vnd haſt dir dein volck Iſrael zum volck gemacht ewiglich / vnd du HERR biſt jr Gott worden.
Dauids
Gebet.
(Mich)
Das iſt / Nicht meine Perſon / ſondern meines bluts / Nachkomen / ſcilicet in futurum et longinquum / der ein ſolcher Menſch ſein wird / der in Höhe Gott der HERR iſt.
Wer kan gleich Gotte ſein / vnter den kindern Gottes. Er iſt auch Gottes kind / Aber weit vber andere Gotteskinder / als der ſelbs auch Gott iſt.
23NU HERR das wort das du geredt haſt vber deinen Knecht vnd vber ſein Haus / werde war ewiglich / vnd thu wie du geredt haſt. 24Vnd dein Name werde war vnd gros ewiglich / das man ſage / Der HERR Zebaoth der Gott Iſrael iſt Gott in Iſrael / vnd das haus deines knechts Dauid ſey beſtendig fur dir. 25Denn du HERR haſt das ohr deines knechts geöffnet / das du jm ein Haus bawen wilt / Darumb hat dein Knecht funden / das er fur dir betet. 26Nu HERR du biſt Gott / vnd haſt ſolch Gutes deinem knecht geredt / 27Nu hebe an zu ſegen das Haus deins Knechts / das es ewiglich ſey fur dir / Denn was du HERR ſegeneſt / das iſt geſegenet ewiglich.
✽
1) Falsche Kapitelnummer in der Kopfzeile der Seite: XXVIII. (28).
Korrektur: XVIII. (18).
2) Wir nutzen hier als Abschnittsüberschrift Luthers »Überschrift« aus der Marginalspalte. Sie erscheint uns bedeutsam, weil sie Luthers Verheißungstheologie des Alten Testaments aufzeigt (wie an vielen anderen Stellen auch): Das Alte Testament führt vom alten Bund Gottes (Adam, Noah, Israel) über die Propheten hin zur Ankündigung des neuen Bundes in der Verheißung des Messias, der als Nachkomme Davids (Mt 1) in der Gestalt Jesu erscheint.
Wenn der Text tatsächlich auch Salomo als verheißenen Erben meint (siehe 1Chr 28,6), der den Tempel bauen soll, sieht Luther wohl insbesondere in der Formulierung des Vers 13 (Ich wil ſein Vater ſein / vnd er ſol mein Son ſein) den Bezug zu Jesus.
Womöglich lässt sich aus diesem Vers auch Jesu religiöses Selbstverständnis erklären, wie es oft in den Evangelien formuliert ist, in dem er immer wieder Gott als »Vater« ansieht und sich als dessen »Sohn«, was aber hier in Vers 13 als Methapher für die innige Beziehung, nicht für eine Abstammung durch unmittelbare Zeugung steht.
Luther erklärt dieses »Geheimnis der Gottessohnschaft« in der Anmerkung zu Vers 17 in Davids Dankgebet: »Wer kan gleich Gotte ſein / vnter den kindern Gottes. Er [Jesus] iſt auch Gottes kind / Aber weit vber andere Gotteskinder / als der ſelbs auch Gott iſt.«
Zudem verweist Luther in dieser Anmerkung auf Psalm 89. Dort wird insbesondere in den Versen 27-29 die Beziehung Vater-Sohn für einen Nachkommen Davids beschrieben.
3) lat.: scilicet in futurum et longinquum
dt.: »nämlich künftig und in weiter Ferne« (»in ferner Zukunft«)
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Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
1.Par. | 1. Buch der Chronica. | Das erste Buch der Chronik Das 1. Buch der Chronik | 1. Chr 1 Chr 1Chr |
2. Reg. | II. Buch Samuel. | Das zweite Buch Samuel Das 2. Buch Samuel | 2. Sam 2 Sam 2Sam |
Pſal. | Der Pſalter.Biblia Vulgata: | Der Psalter Die Psalmen Das Buch der Psalmen | Ps Ps Ps |
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Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
Luther erklärt die Bedeutung des Alten Testaments und der Gesetze Mose. Diese Schriften seien für Christen sehr nützlich zu lesen, nicht zuletzt deshalb, weil Jesus, Petrus und Paulus mehrfach daraus zitieren.