Das Evangelium nach Matthäus

Kapitel XVII.

Symbol Biblia 1545

Die Lutherbibel von 1545

 

Die Texte der Lutherbibel von 1545 in Frakturschrift

Das Neue Testament

Die Evangelien und die Offenbarung

 

Biblia
 

Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545

Das Evangelium nach
Matthäus

 

C. XVII.

 

Mt 17,1-27

 

Der Text in 28 Kapiteln

 

Gliederung Kapitel XVII.

 

Nr.

Textstelle

Abschnitt | Link zum Text

Kapitel XVII.

 

 

13,53 - 17,27

 

IX. DAS WIRKEN JESU IN GALILÄA

 

1

17,1-13

→Die Verklärung Jesu

2

17,14-21

→Die Heilung des mondsüchtigen Knaben

3

17,22-23

→Die zweite Leidensankündigung

4

17,24-27

→Die Frage nach der Tempelsteuer

 

 

 

 

 

Euangelium
S. Mattheus.

 

 

 

 

[255a]

 

 

XVII.

 

 

Die Verklärung Jesu

|| → Mk 9,2-13   || → Lk 9,28-36

VND nach ſechs ta­gen / nam Jhe­ſus zu ſich Pe­t­rum vnd Ja­co­bum vnd Jo­han­nem ſei­nen Bru­der / vnd fü­ret ſie bei­ſeits auff ei­nen ho­hen Berg / 2vnd ward ver­kle­ret fur jnen. Vnd ſein An­ge­ſich­te leuch­tet wie die Son­ne / vnd ſei­ne Klei­der wur­den weis als ein Liecht. 3Vnd ſi­he / da er­ſchie­nen jnen Mo­ſes vnd El­i­as / die red­ten mit jm. 4Pe­t­rus aber ant­wor­tet / vnd ſprach zu Jhe­ſu / HErr / Hie iſt gut ſein / Wil­tu / ſo wöl­len wir drey Hüt­ten ma­chen / Dir ei­ne / Mo­ſi ei­ne / vnd El­i­as ei­ne. 5Da er noch al­ſo re­de­te / ſi­he / da vber­ſchat­tet ſie eine liech­te Wol­cken. Vnd ſi­he / eine ſtim­me aus der wol­cken ſprach / Dis iſt mein lie­ber Son / an wel­chem ich wol­ge­fal­len habe / Den ſolt jr hö­ren.

 

6DA das die Jünger hö­re­ten / fie­len ſie auff jr An­ge­ſich­te / vnd er­ſchra­cken ſeer. 7Jhe­ſus aber trat zu jnen / rü­ret ſie an / vnd ſprach / Ste­het auff / vnd für­chtet euch nicht. 8Da ſie aber jre au­gen auff­hu­ben / ſa­hen ſie nie­mand / denn Jhe­ſum al­lei­ne. 9Vnd da ſie vom Ber­ge he­r­ab gien­gen / ge­bot jnen Jhe­ſus / vnd ſprach / Ir ſolt dis Ge­ſicht nie­mand ſa­gen / Bis des men­ſchen Son von den Tod­ten auff­er­ſtan­den iſt.

 

VNd ſei­ne Jün­ger frag­ten jn / vnd ſpra­chen / Was ſa­gen denn die Schrifft­ge­ler­ten / El­i­as mü­ſſe zu­uor ko­men? 11Jhe­ſus ant­wor­tet / vnd ſprach zu jnen / El­i­as ſol ja zu­uor ko­men / vnd alles zu recht brin­gen. 12Doch ich ſa­ge euch / Es iſt El­i­as ſchon ko­men / Vnd ſie ha­ben jn nicht er­kand / ſon­dern ha­ben an jm ge­than / was ſie wol­ten. Al­ſo wird auch des men­ſchen Son lei­den mü­ſſen von jnen. 13Da ver­ſtun­den die Jün­ger / das er von Jo­han­ne dem Teuf­fer zu jnen ge­redt hatte.

 

 

Die Heilung des mondsüchtigen Knaben

|| → Mk 9,14-29    || → Lk 9,37-42

VND da ſie zu dem Volck ka­men / trat zu jm ein Menſch / vnd fiel jm zu fü­ſſen / 15vnd ſprach / HErr / er­barm dich vber mei­nen Son / Denn er iſt

 

 

 

 

[255a | 255b]

 

 

Euangelium     C. XVII.

 

 

Mon­ſüch­tig / vnd hat ein ſchwe­re s lei­den / Er fellt offt ins fewr / vnd offt ins waſ­ſer / 16Vnd ich hab jn zu dei­nen Jün­gern bracht / vnd ſie kund­ten jm nicht helf­fen. 17Jhe­ſus aber ant­wor­tet / vnd ſprach / O du vn­gleu­bi­ge vnd ver­ker­te Art / Wie lan­ge ſol ich bey euch ſein? wie lan­ge ſol ich euch dul­den? Brin­get mir jn hie­her. 18Vnd Jhe­ſus be­draw­e­te jn / Vnd der Teu­fel fur aus von jm / vnd der Kna­be ward ge­ſund zu der ſel­bi­gen ſtun­de.

 

 

 

 

 

→ Luc. 17.

DA traten zu jm ſei­ne Jün­ger be­ſon­ders / vnd ſpra­chen / Wa­r­umb kund­ten wir jn nicht aus­trei­ben? 20Jhe­ſus aber ant­wor­tet / vnd ſprach zu jnen / Vmb ew­ers vn­glau­bens wil­len. Denn ich ſa­ge euch war­lich / So jr glau­ben habt / als ein Senff­korn / ſo mü­get jr ſa­gen zu die­ſem Ber­ge / Heb dich von hin­nen dort hin / So wird er ſich he­ben / Vnd euch wird nichts vn­müg­lich ſein. 21Aber die­ſe Art fe­ret nicht aus / denn durch be­ten vnd fa­ſten.

 

 

Die zweite Leidensankündigung

|| → Mk 9,30-32    || → Lk 9,43-45

DA ſie aber jr we­ſen hat­ten in Ga­li­lea / ſprach Jhe­ſus zu jnen / Es iſt zu­künff­tig / Das des men­ſchen Son vber­ant­wor­tet wer­de in der Men­ſchen hen­de / 23vnd ſie wer­den jn töd­ten / Vnd am drit­ten ta­ge wird er auff­er­ſte­hen. Vnd ſie wur­den ſeer be­trübt.

 

 

Die Frage nach der Tempelsteuer

 

DA ſie nu gen Ca­per­na­um ka­men / gien­gen zu Pe­t­ro die den Zins­gro­ſſchen ei­na­men / vnd ſpra­chen / Pflegt ew­er Mei­ſter nicht den Zins­gro­ſſchen zu ge­ben? 25Er ſprach / Ja. Vnd als er heim kam / kam jm Jhe­ſus zu­uor / vnd ſprach / Was dünckt dich Si­mon? Von wem ne­men die Kö­ni­ge auff er­den den zol oder zin­ſe? von jren Kin­dern / oder von Fremb­den? 26Da ſprach zu jm Pe­t­rus / von den fremb­den. Jhe­ſus ſprach zu jm / So ſind die Kin­der a frey. 27Auff das aber wir ſie nicht er­gern / ſo ge­he hin an das Meer / vnd wirff den an­gel / Vnd den er­ſten Fiſch der auffer fe­ret / den nim / vnd wenn du ſei­nen Mund auff­thuſt / wir­ſtu ei­nen b Sta­ter fin­den / Den ſel­bi­gen nim vnd gib jn fur mich vnd dich.

a

(Frey)

Wiewol Chri­ſtus Frey war / gab er doch den zins ſei­nem Ne­he­ſten zu wil­len. Al­ſo iſt ein Chri­ſten ſei­ner hal­ben al­les dings frey / vnd gibt ſich doch ſei­nem Ne­heſten wil­lig zu dienſt.

 

b

(Stater)

Iſt ein Lot / wenn es ſil­ber iſt / ſo macht es ein hal­ben gül­den.

→*1)

 

 

 

 

1) Stater

Ein »Stater« ist die Bezeichnung für ver­schie­de­ne, an­ti­ke Mün­zen. Der grie­chi­sche Sta­ter ent­sprach 2 Drach­men oder 12 Obo­loi, wo­bei der Obo­lus die kleins­te Mün­ze dar­stel­lte.

Das »Lot« ist eine relative Maß­ein­heit zur Be­stim­mung des Fein­ge­halts von Edel­me­tal­len, spe­zi­ell von Sil­ber in Mün­zen. Da­bei be­zeich­net Lot ein Sech­zehn­tel Edel­me­tall­an­teil. 16lö­ti­ges Sil­ber wä­re rei­nes Sil­ber, das sich aber in die­ser Rein­heit nicht läu­tern ließ. 8lö­ti­ges Sil­ber ent­spricht 50% Sil­ber und 50% sons­ti­ges Me­tall, zu­meist Kup­fer.

Die hier von Luther scheinbare Nen­nung als ab­so­lu­te Ge­wichts­ein­heit von Sil­ber be­zieht sich auf den Säch­si­schen Sil­ber­gul­den, wie er nach der säch­si­schen Münz­ord­nung von 1500 im Um­lauf war. Da­nach ent­sprach ei­ne »fei­ne Mark« (aus Gold ge­prägt) dem Wert von et­wa 8 (genau 8,53) Sil­ber­gul­den.

Luther rechnet ein Lot, also ein Sech­zehn­tel, be­zo­gen auf den Wert der Gold­mark in Sil­ber (»wenn es Sil­ber iſt«), wo­nach er auf et­wa ei­nen hal­ben (Sil­ber-)Gul­den kommt. Um­ge­kehrt ent­spre­chen nach sei­ner Rech­nung etwa 16 Sta­ter ei­ner Gold­mark.

 

 

 
 

 

Biblia 1545

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Erläuterungen siehe →Liste der Abkürzungen und Namen biblischer Bücher

 

 

 

 

Worterklärungen: Übersicht

Die folgenden Begriffe aus dem Text Mt 17 wer­den hier erläutert.

Versnummer: Luthers Wort

2: Liecht

3: Moſe

4: HErr

4: Hie

4: Wiltu

5: liechte

5: wolgefallen

9: Geſicht

10: zuuor

15: fewr

18: bedrawete

18: Teufel

22: Galilea

24: Zinsgroſſchen

27: wirſtu

Klick auf ein Wort führt zum Eintrag mit den Erklärungen.

Das vollständige Verzeichnis findet sich hier: →Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545

 
Weltkugel

Aus dem Wörterbuch

Worterklärungen:
Seltene Namen, Wörter und Begriffe im Text Mt 17

Luther-Deutsch

Deutsch   |   Erläuterungen

Liecht

Licht, das

Substantivierung des Adjektivs →liecht

 

a) Helligkeit (im Gegs. zur Finsternis)

b) Lichtstrahlen (von Himmelskörpern, vom Feuer, von Lampen, usw.)

c) als leuchtender Körper: Licht, Leuchte, Lampe ( besonders im Plural)

 

→Psalm 104,2

 

LJecht iſt dein Kleid / das du an haſt

 

a) Licht ist dein Kleid, das du an hast.

 

Hier ist Licht im Gegensatz zu Finsternis zu verstehen:

b) Helligkeit umgibt dich.

 

 

SK Version 25.09.2024  

→Register

Moſe

Mose (Name)

hebräisch: ‏ מֹשֶׁה‎ (Mošeh)

lateinisch: Mose

griechisch Μωυσῆς (Mōysēs) oder Μωσῆς (Mōsēs)

 

Die Person Mose

 

Mose gilt als der Gesetzgeber Israels und als Mittler des Sinai-Bundes zwischen Gott und dem Volk Israel.

 

Nach der Tradition ist er der Verfasser der »fünf Bücher Mose«, die daher diesen Namen tragen.

 

In den Psalmen ist Mose der »Mann Gottes«, der Prophet und der Führer des Volkes, der zusammen mit seinem Bruder →Aaron die Hebräer durch die Wüste geführt hatte.

 

In Psalm 99 wird Mose sogar als Priester bezeichnet.

 

→Psalm 99,6

 

MOſe vnd Aaron vn­ter ſei­nen Prie­ſtern

 

In der Geschichte von der Verklärung Jesu (Mt 17,3-4) erscheint Mose zusammen mit Elija, was die Verbindung der Heilsgeschichte des Neuen Tes­ta­ments mit der des Alten Testaments unterstreicht.

 

Der Name Mose

 

Die Bedeutung des Namens ist unklar. Heute wer­den bevorzugt zwei Deutungen vorgeschlagen:

 

a) Der Name wird zurückgeführt auf den hebräischen Wortstamm »mšh«, was »ziehen« bedeutet.

 

b) Der Name wird zurückgeführt auf den ägyptischen Wortstamm »ms«, was »gebären« be­deu­tet.

 

Das ägyptische Wort »ms« ist Bestandteil vieler ägyptischer Namen, so in Ramses (»Ra mesi s«, Sohn des Got­tes Ra) oder in Thutmosis (»Thot mosi s«, Sohn des Got­tes Thot, zu diesem Namen siehe unseren →Artikel Thutmosis III.).

 

Für diese Deutung spricht, dass Mose am königlichen Hof des Pharaos gelebt hatte und dort mit Sicherheit einen ägyptischen Namen trug, der wahrscheinlich auch noch in ägyptischer Tradition mit Zusätzen versehen war (denkbar wäre beispielsweise aus der Geschichte des Mose heraus eine Bezeichnung wie »Sohn des Nil-Gottes« (»Hapi mesi s«) oder ähnlich, was jedenfalls den Begriff »ms« in Relation zu je­man­den stellt). In der Verwendung ohne weitere At­tri­bu­te be­deu­tet »mesi/mosi/mose« dann einfach nur »Sohn«. Dies aller­dings könnte un­ter­strei­chen, dass das Findelkind Mose als legitimer Sohn des Pharaos anerkannt war.

 

Die Adaption des Namens in die hebräische Sprache und Schreibweise erfolgte dann später, frühestens in der Zeit nachdem sich Mose vom Hof des Pharaos gelöst hatte. Derartige Angleichungen an Sprachen und sogar Namenswechsel sind nicht unbekannt.

 

Wir folgen daher der Annahme, dass der hebräische Name Mose auf einen ausführlicheren, mit zu­sätz­li­chen Attributen ausgestatteten ägyptischen Namen zurückzuführen ist. Der Teil, der nach ägyptischer Tradition die Abstammung (von einem Menschen oder von einem ägyptischen Gott) beschreibt, ist gekappt, was unterstreicht, dass sich Mose von seinem ägyptischen Lebensumfeld vollständig gelöst hatte. Die Adaption an die hebräische Sprache und an einen hebräischen Wortstamm ist die folgerichtige Konsequenz daraus.

 

 

 

SK Version 25.09.2024  

→Register

HErr

HErr, Adonaj

 

HErr, Kyrios

Aussehen in unseren Frakturschriften: HErr oder HErr

 

Feststehende, besondere Schreibweise Luthers (zwei Großbuchstaben, gefolgt von zwei Kleinbuchstaben), um anzuzeigen, dass sich dahinter eine Bezeichnung Got­tes (im Alten Testament) oder Jesu (im Neuen Testament) befindet.

 

 

HErr im Alten Testament

 

Luther verwendet im Alten Testament die Schreibweise HErr, wenn im hebräischen Text das Wort Adonaj (hebr. ‏אֲדֹנָי‎, pl. von Adon, Herr) anstelle des Gottesnamens steht.

 

HErr im Neuen Testament

 

Im Neuen Testament steht HErr dort, wo in den griechischen Quellen mit dem Wort kyrios (Herr, Besitzer, Gebieter) Jesus Christus als Sohn Got­tes gemeint ist.

 

 

Wichtig:

 

Davon zu unterschei­den sind die Schreibweisen →»HERR« (in Groß­buch­staben) und →»Herr« (in Kleinbuchstaben bzw. mit Großbuchstaben »H« am Anfang.

 

 

 

SK Version 21.12.2024  

→Register

hie

hier (Adverb)

hie
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
551 371 31 147

Ahd.: hia, hiar; Mhd.: hie, hier

hie ist die verkürzte Form von hier und ist heute veraltet.

 

1) hie, an diesem Ort

2) als Gegenüberstellung (Gegensatz) zu da und dort

3) hie kann bezogen sein auf diese Erde, in der wir jetzt weilen

4) hie kann auf Umstände und Verhältnisse bezogen sein

5) hie kann auf Zeit und Stunde bezogen sein

 

 

 

→Rom 10,12:

 

Es iſt hie kein vn­ter­ſcheid vn­ter Jü­den vnd Griechen

 

Es gibt hier [in dieser Sache] keinen Unterschied zwischen Juden und Griechen.

 

 

 

SK Version 25.09.2024  

→Register

wiltu

willst du (Verb)

2. Person Singular Indikativ Aktiv von wollen (Verb)

 

Präsens:

wiltu: willst du

 

-u:

Die Fle­xi­on mit dem an­ge­häng­ten »u« ist ei­ne ei­gen­tüm­li­che Form, die sonst nur noch aus älte­ren Tex­ten be­kannt ist. Ge­bil­det wur­de sie aus der 2. Per­son, zu­sam­men­ge­zo­gen mit dem Per­so­nal­pro­no­men »du«, aus dem das »u« stammt.

Die­se Form im­pli­ziert ei­ne ge­wis­se Dring­lich­keit und Di­rekt­heit der An­spra­che, die un­mit­tel­ba­re Hin­wen­dung zum Ge­gen­über. So kann es die un­zwei­fel­haf­te Fest­stel­lung des Han­delns, die dring­li­che An­spra­che oder die un­mit­tel­ba­re Auf­for­de­rung zum Han­deln be­deu­ten (In­di­ka­tiv in der Aus­sa­ge), die Er­fül­lung ein­for­dern, mut­maßen bzw. un­ter­stel­len (Kon­junk­tiv), oder zur Ant­wort und Er­klä­rung auf­for­dern (Verb in der Fra­ge).

 

Heute ist statt­des­sen das Verb in sei­ner ge­bräuch­li­chen Fle­xi­on ver­bun­den mit »du« zu ver­wen­den. Die Di­rekt­heit oder ei­ne Auf­for­de­rung kann besten­falls durch ei­ne Sinn tra­gen­de Bei­fü­gung um­schrie­ben wer­den ab­hän­gig vom Kon­text. Sie kann ggf. durch einen Im­pe­ra­tiv he­raus­ge­stellt wer­den.

 

wiltu: willst du (ganz bestimmt, ohne Zweifel)!

 

→Psalm 13,2

 

wie lang wiltu mein ſo gar vergeſſen?

 

Wie lange willst du mich noch so ganz vergessen?!

 

 

SK Version 25.09.2024  

→Register

Liecht

Licht, das

Substantivierung des Adjektivs →liecht

 

a) Helligkeit (im Gegs. zur Finsternis)

b) Lichtstrahlen (von Himmelskörpern, vom Feuer, von Lampen, usw.)

c) als leuchtender Körper: Licht, Leuchte, Lampe ( besonders im Plural)

 

→Psalm 104,2

 

LJecht iſt dein Kleid / das du an haſt

 

a) Licht ist dein Kleid, das du an hast.

 

Hier ist Licht im Gegensatz zu Finsternis zu verstehen:

b) Helligkeit umgibt dich.

 

 

SK Version 25.09.2024  

→Register

Wol­ge­fallen

 

wol­ge­fallen

Wohlgefallen, das

Wolgefallen
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
43 20 4 19

die innere Freude, ver­bun­den mit Zu­frie­den­heit und ei­nem Glücks­ge­fühl in Be­zug auf ei­ne Per­son, ei­ne Sa­che oder ein Er­eig­nis.

 

Luther erklärt das Wort Wolgefallen in seinem

Scholion zu → Lk 2,14:

 

Luther: (Wolgefallen) Das die men­ſchen da­uon luſt vnd lie­be ha­ben wer­den / gegen Gott vnd vn­ter­nan­der. Vnd daſ­ſelb mit danck an­ne­men / vnd da­rü­ber al­les mit freu­den laſ­ſen vnd lei­den.

 

Für Luther ist Wohlgefallen das sehr star­ke Ge­fühl von Lust und Lie­be, so­wohl ge­gen­über Gott wie auch un­ter­ein­an­der.

 

Dieses Gefühl ermöglicht es, alles dank­bar an­zu­neh­men, al­les mit Freu­den über sich er­ge­hen zu las­sen und al­les mit Freu­den zu er­tra­gen, was das Schick­sal ei­nem ent­ge­gen­wirft und auf­bür­det.

 

Für Luther wird die Ge­burt Chris­ti in der Ver­kün­di­gung der En­gel zum tra­gen­den Mo­tiv da­für, das Le­ben aus­zu­hal­ten, selbst in größ­ter Not und Un­ge­wiss­heit.

 

Die bekannteste Bi­bel­stel­le, in der das Wort Wohl­ge­fal­len vor­kommt, ist die Weih­nachts­ge­schich­te:

 

→ Lk 2,13-14:

 

13Vnd als bald ward da bey dem En­gel die men­ge der hi­me­li­ſchen Herr­ſcha­ren / die lob­ten Gott / vnd ſpra­chen / 14Eh­re ſey Gott in der Hö­he / Vnd Frie­de auff Er­den / Vnd den Men­ſchen ein wol­ge­fal­len.

 

 

SK Version 21.11.2024  

→Register

Geſicht

Gesicht, das

Das Wort Gesicht umfasst zahlreiche Bedeutungen im Umfeld des Sehens, die wir hier nicht alle auflisten können.

 

Grundbedeutung: das Sehen

 

a) das Sehvermögen, die Sehkraft, der Blick, das Sehorgan, das Auge, die Augen

b) das Anschauen, der Anblick

c) das Antlitz, das Angesicht

d) das innere Sehen, der geistige Blick

e) das Hellsehen, das Sehen von ahnungsvollen Traumbildern im wachen Zustand, die Vision

u. a.

 

 

→Psalm 89,20

 

Da zumal redeſtu im Ge­ſich­te zu deinem Heiligen

 

Damals redetest du in einer Visionen zu deinem Heiligen

 

 

→Psalm 69,4

 

Jch habe mich müde geſchrien / mein Halſs iſt heiſch / Das Geſicht vergehet mir

 

Ich habe mich müde geschrien. Meine Stimme ist heiser. Mein Blick verschwimmt.

 

 

 

SK Version 25.09.2024  

→Register

zuuor

 

zuvor

zuvor (Adverb)

zeitlich vorhergehend, davor

 

 

Hinweis: Luther verwendet ohne Unterscheidung:

 

  • zuuor
  • zuvor

 

Allerding taucht die Form zuvor wesentlich seltener auf. Die in Luthers Sprachgebrauch übliche Form ist zuuor.

 

zuuor
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
239 84 56 99

zuvor
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
4 2 1 1

 

 

→Psalm 119,152

 

Zuuor weis ich aber

 

a) Zuvor weiß ich aber,

b) Ich weiß bereits,

 

 

 

SK Version 25.09.2024  

→Register

Fewr

 

fewr

 

Fewer

 

fewer

Feuer, das

Luther benutzt beide Schreibweisen, sowohl fewr wie auch fewer.

 

 

→Psalm 21,10

 

Der HERR wird ſie verſchlingen in ſei­nem zorn / Fewr wird ſie freſſen.

 

Der HERR wird sie verschlingen in seinem Zorn. Feuer wird sie fressen.

 

 

 

SK Version 25.09.2024  

→Register

drewen

dräuen (Verb, veraltet)

drohen (Verb)

a) drohen, androhen, bedrohen

 

in der Absicht, zu strafen oder Schaden zuzufügen;

 

b) heftig, nachdrücklich ermahnen

 

in guter Absicht, um vor Bösem zu warnen und davon abzuhalten.

 

 

→Psalm 7,12

 

Gott iſt ein rechter Richter / Vnd ein Gott der teg­lich drewet.

 

Gott ist ein gerechter Richter, und ein Gott, der täglich droht.

 

Anmerkung zu Psalm 7,12:

 

Luthers Wort drewet ist eine Entsprechung für das hebräische זָעַם (zͻˁam), das so viel bedeutet wie »heftig auf jemanden zürnen und ihn den Zorn fühlen lassen«.

 

In Psalm 7,12 wird das Konstrukt זֹעֵם  אֵל (ˀel zoˁem; Gott, zürnend) allerdings wie ein Titel, wie ein Name gebraucht: Zorngott.

 

Daraus ergeben sich diese Übersetzungsvarianten:

 

b) Gott ist ein gerechter Richter, ein zürnender Gott, der [seinen Feinden] den Zorn alle Tage spüren lässt

 

c) Gott ist ein gerechter Richter, er ist Zorngott alle Tage.

 

 

 

SK Version 25.09.2024  

→Register

Teufel

 

Teuffel

Teufel, der

Teufel
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
166 41 8 117

Teuffel
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
15 8 0 7

abgeleitet aus dem griechischen διάβολος (diabolos): Verleumder, Widersacher

 

Das Wort Teufel meint u. a. eine böse, boshafte Person, einen bösen Feind, einen Widersacher oder einen bösen Geist.

 

Das Wort Teufel im AT

 

Im Alten Testament (ohne Apokryphen) kommt das Wort Teufel nur einmal vor: in →Psalm 106,37. Alle übrigen Vorkommen (45 mal) finden sich ausschließlich in Luthers Vorreden und im Scholion (Luthers Anmerkungen) zu den biblischen Büchern und Texten.

 

Luthers Wort Teufel in Psalm 106,37:

 

hebräisch (Hebraica): שֵׁר (šed), pl. שֵׁרִים (šediym), Götze

lateinisch (Vulgata): daemon, Dämon, böser Geist

griechisch (Septuaginta): δαιμων (daimon), Dämon, böser Geist

 

Lutherbibel von 1545: Teufel

Lutherbibel von 1964/1984: böse Geister

Lutherbibel von 2017: Dämonen

 

Das Wort Teufel im NT

 

Im Neuen Testament findet sich das Wort Teufel im Text der Bücher und Briefe gleich 99 mal, davon allein in den vier Evangelien 74 mal. In den Vorreden und Anmerkungen kommt das Wort 23 mal vor.

 

Neben »Dämon, böser Geist« (lat: daemon; grc: δαιμων) übersetzt Luther »Verleumder, Widersacher« (lat: diabolus; grc: διάβολος, diabolos) mit Teufel.

 

 

Missbrauch der Teufelsidee

 

In der biblischen und kirchlichen Lehre sowie im Volks- und Aberglauben haben sich sehr konkrete, aber auch sehr unterschiedliche Bilder der Teufelsidee entwickelt.

 

Die Teufelsidee war über Jahrhunderte hinweg die ideale Projektionsfläche für alles, was böse, feindlich oder nicht heilig ist. Sie besitzt ein unbeschränkt breites Spektrum, woraus sich viele Gefahren beim Gebrauch ergeben: Menschen, die mit dem Attribut »teuflisch« belegt wer­den, erfahren die Rückprojektion des gesamten Spektrums oder großer Teile daraus, wobei der Fantasie, neue Ausprägungen, Merkmale und Erkennungszeichen zu erfinden, keine Grenzen gesetzt waren (siehe Hexenverfolgungen, Inquisition, Teufelsaustreibungen usw.).

 

Unzählige Menschen wurden und wer­den noch heute Opfer einer Idee, die ausschließlich für Machtmissbrauch unterschiedlichster Art verwendet wurde und nach wie vor verwendet wird.

 

Wir raten daher drin­gend davon ab, den Begriff »Teufel« in irgendeiner Weise, getragen durch unausgegorene, dysphemistische Teufelsideen voreilig zu interpretieren. Es führt immer zu einem Missbrauch des Gegenübers.

 

Wir empfehlen zudem, das Wort Teufel schon im Alltagsgebrauch, speziell aber in der Gemeindearbeit, nicht zu verwenden. Stattdessen kann abhängig vom Kontext auf Wörter wie böse Geister, Verleumder, Widersacher, Gegner, Götze, usw., zurückgegriffen wer­den.

 

→ Mt 7,22

 

Haben wir nicht in deinem Namen Teu­fel ausgetrieben?

 

Luther übersetzt hier den in den griechischen Urtexten stehenden Begriff δαιμόνια (Dämonen, böse Geister) bzw. das lateinische daemonia (Biblia Sacra Vulgata) mit Teufel. Dies ist an sich falsch, weil zwischen διάβολος und δαιμόνια zu unterschei­den ist. Doch es ist Absicht: So verweist es darauf, dass zu Luthers Zeiten Teufels­aus­treibungen häufig stattfanden und weit verbreitet waren. Seine Leser kannten das Wort als feststehenden Begriff.

 

Mit seiner Übersetzung »Haben wir nicht in deinem Namen Teufel ausgetrieben?« greift Luther bewusst die Praxis der Teufelsaustreibungen an. Er zielt dabei auf diejenigen, die sie rechtfertigen und praktizieren. Ihnen gilt Jesu Antwort: »Weichet alle von mir jr Vbeltheter.«

 

Dämonen mei­nen böse Geister jedweder Art, wohingegen der Teufel im Gegensatz zu Gott steht, dessen Gegenspieler er ist, und als Herrscher über ein eigenes Reich regiert.

 

Diese Ideen entspringen einer Zeit der Vielgötterei, in der sich der Gott JHWH gegen zahlreiche andere Götter auch in Israel und Judäa behaupten musste. Seine Heerscharen bildeten die Cherubim oder Engel. Der böse Feind Gottes, sein Widersacher und sein Verleumder, fand seine Personifizierung im διάβολος der Septuaginta (Weish 2,24), dem wiederum die Dämonen zur Seite standen.

 

Bis ins 1. Jahrhundert n. Chr. hinein hatte sich die Idee der Wirksamkeit böser Geister auch im jüdischen Glauben weiterentwickelt und verfestigt. So wird diese Idee zu einem wiederkehrenden Motiv speziell in den Evangelien und in den Wundergeschichten Jesu.

 

Die modernen Bibelübersetzungen, auch der Lutherbibel, verwenden den Begriff Teufel in Mt 7,22 nicht mehr. Sie übersetzen mit »böse Geister« (Lutherbibel 1964), »Dämonen« (Lutherbibel 2017, Elberfelder Bibel, Herder Bibel 1968) o. ä., Dies ist einerseits dichter am Urtext, anderseits beugt es gefährlichen Konzepten und Ideen der »Verteufelung« von Menschen und der »Teu­fels­aus­trei­bung« vor.

 

 

SK Version 21.12.2024  

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Galilea

 

Gali­le­iſches land

Galiläa (Name)

hebräisch: ‏הגליל(haGalil)

griechisch: Γαλιλαία (Galilaia)

lateinisch: Galilaea

 

Nördlicher Teil Palästinas mit einer wechselhaften Geschichte, in der dort verschiedene, nicht-jüdische Be­völ­ke­rungs­grup­pen sesshaft waren. Herodes der Große konnte Galiläa schließlich in sein Reich einverleiben. Nach seinem Tod im Jahr 4 v. Chr. wurde von Kaiser Augustus Herodes Antipas, ein Sohn von Herodes dem Großen, als Gebietsfürst (Vierfürst; Tetrach) eingesetzt, der über Galiläa und Peräa bis zu seiner Absetzung im Jahr 39 n. Chr. herrschte.

 

Das Gebiet, in dem Jesus lebte und wirkte

 

Galiläa ist das Gebiet, in dem sich die meisten Jesus-Ge­schich­ten von Jesu Kindheit bis zu seiner Reise nach Jerusalem abspielten. Dort befinden sich die aus den Geschichten bekannten Orte, wie die Städte Nazaret und Kapernaum sowie der See Genezareth.

 

Herodes Antipas war kein Despot und er war längst nicht so machtgierig wie sein Va­ter oder wie sein Bruder Herodes Archelaos, der über Samaria und Judäa von 4 v. Chr. bis 6 n. Chr. herrschte. Dies gab dem erwachsenen Jesus den nötigen Freiraum für sein öffentliches Auftreten und war wohl einer der Gründe, warum er das Herrschaftsgebiet des Herodes Antipas nicht verließ, bestenfalls noch die westlichen Gebiete des Herodes Phillipos östlich des Jordans bereiste (Caesarea Phillipi, Dekapolis).

 

Judäa, mit den Gebieten Samaria, Judäa und Idumäa, war ab 6 n. Chr. direkte römische Provinz und un­ter­stand dem römischen Präfekten. Dort herrschten die Hohepriester (wie Hannas und Kajafas), die für alle jüdischen Angelegenheiten mit der Duldung Roms zuständig waren. Sie waren für Jesus, seine religiösen Ansichten und sein Wirken in der Bevölkerung gefährliche Gegenspieler.

 

Vgl. dazu unsere Karten

a) Palästina zwischen 20 v. Chr. und 4 v. Chr.

b) Palästina zwischen 4 v. Chr. und 6 n. Chr.

 

 

 

SK Version 25.09.2024  

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Zinsgroſſchen

Zinsgroschen, der

Der Zinsgroschen oder Groschen war als Mün­ze, als Geld­stück, zu Lu­thers Zei­ten in Um­lauf.

 

Er wurde aus einer Sil­ber­le­gie­rung ge­prägt mit ei­nem Sil­ber­an­teil von gut 48% bei ei­nem Ge­samt-(Rau-)ge­wicht von etwa 2,66 Gramm, ent­hielt al­so knapp 1,3 Gramm rei­nes Sil­ber.

 

Zur Schreibweise

 

Das doppelte »s« in Luthers Wort Groſſchen ent­stammt der la­tei­ni­schen Schreib­wei­se GROSSVS. Das Wort ist also dem La­tei­ni­schen ent­lehnt.

 

 
Sächsischer Zinsgroschen, geprägt um 1510
Creative Commons Attribution-ShareAlike

Abbildung: Sächsischer Zinsgroschen, geprägt um 1510

Credits/Attribution: Classical Numismatic Group, Inc.
Quelle: www.wikipedia.de | Link (extern): Zinsgroschen | Lizenz CC BY-SA

In der Randprägung ist das Wort »GROSSVS« gut zu erkennen (linke Abbildung).

 

 

Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Luther benutzte das Wort Zinsgroschen aus­schließ­lich in → Mt 17,24. Hier ist al­ler­dings nicht die Mün­ze an sich, son­dern die Steu­er ge­meint, die zu be­glei­chen ist:

 

DA ſie nu gen Ca­per­na­um ka­men / giengen zu Petro die den Zinsgroſſchen einamen / vnd ſpra­chen / Pflegt ew­er Mei­ſter nicht den Zinsgroſſchen zu geben?

 

Im griechischen Quelltext fin­det sich an die­ser Stel­le das Wort δίδραχμον, die Dop­pel-Drach­me. Sie steht für die Zah­lung, die als Tem­pel­steu­er zu ent­rich­ten war. Der Wert die­ser Mün­ze ent­sprach dem grie­chi­schen Sta­ter, der dann wei­ter un­ten im sel­ben Text ge­nannt wird (→ Mt 17,24):

 

Vnd den erſten Fiſch der auffer feret / den nim / vnd wenn du ſei­nen Mund auffthuſt / wir­ſtu einen Stater finden

 

Im grie­chi­schen Quell­text ent­spre­chen sich die Wer­te der ge­nann­ten Mün­zen Di­drach­me und Sta­ter.

 

Anders als bei der Di­drach­me er­setzt Lu­ther den grie­chi­schi­schen Sta­ter nicht durch ei­ne ge­läu­fi­ge Mün­ze sei­ner Zeit. Es gibt kei­ne Ent­spre­chung da­für. Viel­mehr weist er in der Rand­no­tiz da­r­auf hin, dass der Sta­ter dem Wert ei­nes hal­ben Gul­dens ent­spricht. So­mit be­trägt sein Wert nicht ei­nem, son­dern zehn­ein­halb Zins­gro­schen.

 

Luther möchte demnach in Mt 17,24 das Wort »Zins­gro­schen« nicht als Mün­ze ver­stan­den wis­sen, son­dern als nicht nä­her ge­nann­ten Be­trag, der als Tem­pel­steu­er zu ent­rich­ten sei. In Mt 17,27 ist dann zu le­sen, dass die­ser Be­trag für zwei Per­so­nen (Petrus und Jesus) ei­nen Stater, nach Luthers Rech­nung ei­nen hal­ben Gul­den, aus­mach­te.

 

Der Wert der Münzen zur Zeit Luthers

 

Der Wert der Münzen be­maß sich vor­ran­gig am An­teil des Fein­ge­halts der Edel­me­tal­le.

 

Nach der sächsischen Münzordnung von 1500 galt:

 

  • 1 Mark (aus Gold geprägt) = 8,53 Gulden (Sil­ber), was der Um­rech­nung des Gold­ge­wichts der Mark in das Sil­ber­ge­wicht der Gul­den ent­sprach.
  • 1 Gulden (Silber) = 21 Zinsgroschen (Silber)
  • 1 Zinsgroschen = 12 Pfennige
  • 1 Pfennig = 2 Heller

 

oder:

1 Mark = 8,5 Gulden = 180 Zinsgroschen = 2160 Pfennige

 

 

Umrechnung in heutige Werte

 

Zu Luthers Zeiten betrug im Schnitt der Ta­ge­lohn für ei­nen Ar­bei­ter 28 bis 30 Pfen­ni­ge, was et­wa zwei­ein­halb Zins­gro­schen ent­sprach.

 

Im Jahr 2016 beträgt der durch­schnitt­li­che Ar­beits­lohn al­ler Ar­beit­neh­mer in Deutsch­land im Jahr ca. 41.000 Euro. Bei et­wa 252 Ar­beits­ta­gen er­gibt das ei­nen Brut­to­lohn von gut 162 Eu­ro pro Ar­beits­tag.

 

Bei 300 Arbeitstagen pro Jahr (Be­rück­sich­ti­gung von Sonn- und Fei­er­ta­gen) be­trägt der Brut­to­lohn et­wa 136 Euro pro Ar­beits­tag.

 

Ohne die Kaufkraft zu be­rück­sich­ti­gen, nur ge­stützt auf das Ver­hält­nis der er­mit­tel­ten Ta­ge­löh­ne für die Jah­re um 1540 und für das Jahr 2016, kann der un­ge­fäh­re Wert der Mün­zen er­mit­telt wer­den:

 

  • 1 Heller: etwa 2,30 Euro bis 2,90 Euro
  • 1 Pfennig: etwa 4,50 Euro bis 5,80 Euro
  • 1 Zinsgroschen: etwa 54 Euro bis 70 Euro
  • 1 Gulden: etwa 1.130 Euro bis 1.470 Euro
  • 1 Mark: etwa 9.700 bis 12.600 Euro

 

Als Tempelsteuer sollte Petrus dem­nach ei­nem Be­trag an die Steu­er­ein­trei­ber ab­füh­ren, der heu­te etwa 600 bis 700 Euro aus­macht, pro Kopf etwa 300 bis 350 Euro.

 

 

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wirſtu

wirst du (Verb)

2. Person Singular Indikativ Aktiv von wer­den (Verb)

 

Präsens:

wirſtu: wirst du

 

-u:

Die Fle­xi­on mit dem an­ge­häng­ten »u« ist ei­ne ei­gen­tüm­li­che Form, die sonst nur noch aus älte­ren Tex­ten be­kannt ist. Ge­bil­det wur­de sie aus der 2. Per­son, zu­sam­men­ge­zo­gen mit dem Per­so­nal­pro­no­men »du«, aus dem das »u« stammt.

Die­se Form im­pli­ziert ei­ne ge­wis­se Dring­lich­keit und Di­rekt­heit der An­spra­che, die un­mit­tel­ba­re Hin­wen­dung zum Ge­gen­über. So kann es die un­zwei­fel­haf­te Fest­stel­lung des Han­delns, die dring­li­che An­spra­che oder die un­mit­tel­ba­re Auf­for­de­rung zum Han­deln be­deu­ten (In­di­ka­tiv in der Aus­sa­ge), die Er­fül­lung ein­for­dern, mut­maßen bzw. un­ter­stel­len (Kon­junk­tiv), oder zur Ant­wort und Er­klä­rung auf­for­dern (Verb in der Fra­ge).

 

Heute ist statt­des­sen das Verb in sei­ner ge­bräuch­li­chen Fle­xi­on ver­bun­den mit »du« zu ver­wen­den. Die Di­rekt­heit oder ei­ne Auf­for­de­rung kann besten­falls durch ei­ne Sinn tra­gen­de Bei­fü­gung um­schrie­ben wer­den ab­hän­gig vom Kon­text. Sie kann ggf. durch einen Im­pe­ra­tiv he­raus­ge­stellt wer­den.

 

wirſtu: wirst du (ganz bestimmt, ohne Zweifel) !

 

→Psalm 8,6

 

Du wirſt jn laſ­ſen eine kleine zeit von Gott ver­laſ­ſen ſein / Aber mit ehren vnd ſchmuck wirstu jn krönen.

 

Du wirst ihn kurze Zeit von Gott verlassen sein, doch dann krönst du ihn mit Ehren und Schmuck!

 

 

SK Version 21.11.2024  

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Erläuterungen siehe →Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545

 

 

Biblia 1545

Hinweise zur Stilkunst.de-Ausgabe

Erläuterungen zum Satz und zur Typografie des Bibeltextes

Der Text aus der Luther­bi­bel ist auf un­se­ren Sei­ten in An­leh­nung an das Druck­bild des Ori­gi­nals von 1545 wie­der­ge­ge­ben.

Den Sei­ten­auf­bau, die ver­wen­de­ten Schrif­ten, die Schreib­re­geln der Frak­tur­schrift und Luthers In­ten­tio­nen, mit der Ty­po­gra­fie Le­se­hil­fen be­reit­zu­stel­len, er­läu­tert dem in­ter­es­sier­ten Le­ser un­ser Ar­ti­kel »Satz und Ty­po­gra­fie der Luther­bi­bel von 1545«.

 

 

Liturgiegeschichtliche Verwendung
Perikope Typ Tag
1531 - 1898  

Mt 17,1-9

Evangelium

→ 6. Sonntag nach Epiphanias

1899 - 1978  

Mt 17,1-9

Evangelium

→ 6. Sonntag nach Epiphanias

Lutherische Kirchen
1958-1978
 

Mt 17,1-9

Evangelium +
Reihe I

→ Letzter Sonntag nach Epiphanias

1979 - 2018  

Mt 17,1-9

Evangelium +
Reihe I

→ Letzter Sonntag nach Epiphanias

Mt 17,24-27

Marginaltext

→ 2. Sonntag nach Epiphanias

seit 2019  

Mt 17,1-9

Evangelium +
Reihe V

→ Letzter Sonntag nach Epiphanias

 

 

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Sabrina

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Biblia
1545
Mt
XVII.